Die Frau stand am Bahnhof.
Sie gehörte zum Typ "Jung & Aufstrebend", er zum Typ "Alterslos-Trist & Unveränderlich".
Einer dieser typischen, provinziellen Bahnhofstreifen, an denen am Morgen immer einige Pendler warteten, um sich aus der Peripherie in die große Stadt fahren zu lassen.

Die Frau rückte ihre Tasche zurecht: groß genug für ein Netbook und einen Din A4 Block, aber ohne, wie eine Aktentasche auszusehen.

Neben ihren beigen Büro-Pumps saß eine dicke braune Fliege in einem der ersten Sonnenstrahlen des Morgens.

Das Idyll wurde noch von gelegentlichen, sich mehrmals wiederholenden Lautsprecherduchsagen ergänzt: "Achtung, ein Zug fährt durch. Achtung, ein Zug fährt durch."

Schließlich aber wechselte die Ansage und kündigte den von der Frau erwarteten Zug an. Er fuhr ein und es dauerte nur einen kurzen Augenblick, bis die Frau entschieden hatte, durch welche der Türen sie heute einsteigen wollte.

Sie tat einen winzigen Schritt und dann noch einen und noch einen.

Das Knirschen unter ihren Schuhen hatte sie bereits vergessen, bevor sie noch die Tür erreicht hatte.

Die dicke, braune Fliege jedoch, würde nie wieder etwas vergessen können.