25. Kapitel: „Ich hab dir doch gesagt er steht auf dich..."
25. Kapitel: „Ich hab dir doch gesagt er steht auf dich…“
Sam wusste gar nicht, was hier in diesem Moment geschah. Eben noch, hatte sie sich gefreut und sich in Kyles Arme geschmissen um diese Freude mit ihm zu teilen und im nächsten Moment sah er sie so an. Dieser gewisse Blick, den sie noch nie bei einem Mann gesehen hatte, wenn er Sam selbst betrachtet hatte. Irgendwas hatte sich verändert und zwar in den letzten zwei Minuten. Etwas, dass sie selbst nicht verstand. Als Kyle seinen Kopf langsam senkte, spürte Sam wie ihr Herz wie wild zu schlagen begann. Wollte sie das was Kyle vorhatte überhaupt? Nein bestimmt nicht. Aber warum nicht? Weil Kyle ihr Freund war, nicht mehr und nicht weniger! Aber wieso spürte sie plötzlich diese Schmetterlinge in ihrem Bauch, wieso konnte sie sich vor Überraschung nicht rühren? Und wieso, hielt sie Kyle nicht davon ab das zu tun, was er gerade tun wollte? Es war ein seltsamer Moment, irgendwie fremd, doch kein Wunder. Sam war geküsst worden, doch sie selber hatte es damals nicht gewollt.
Obwohl ihr Verstand ihr doch eigentlich sagte, dass das nicht geschehen durfte und obwohl dieser Verstand ansonsten eigentlich immer ganz gut funktionierte, schaffte er es dennoch nicht sie dazu zu bringen ihren Kopf wegzudrehen oder einen Schritt zurück zu machen. Nein. Stattdessen hielt sie ihr erstarrter Körper an Ort und Stelle und schmolz dafür umso schneller dahin, als Kyles Lippen auf die ihren trafen.
Sie hatte die Augen geschlossen, dachte kurzzeitig, es wäre nur ein Traum. Doch dann fühlte sich dieser Traum verdammt gut an. Es schien so, als würden Milliarden Schmetterlinge durch ihren gesamten Körper schwirren und ein Prickeln auf ihrer Haut verursachen. Oft hatte sie sich die Frage gestellt, wie sich ein solcher Kuss anfühlen würde, so jedoch, hatte sie ihn sich niemals vorgestellt. So einnehmen und so wundervoll.
Sie widerstand dem Drang, ihre Arme um Kyles Nacken zu legen, ließ den Kuss einige Sekunden zu, bevor ihr schlagartig bewusst wurde, was sie da gerade taten! Kyle war ihr Freund! So etwas würde eine Freundschaft nur zerstören!
Mit einem Mal erlangte sie die Kontrolle über ihren Körper zurück und tat das einzig Richtige, obwohl sie zugeben musste, dass der Kuss ihr gefallen hatte. Sehr sogar.
„Was tust du da??“ fragte sei den ebenfalls überrascht erscheinenden Kyle der die Augen aufgerissen hatte und sie geschockt ansah.
„Keine Ahnung!“ sagte er nach einigen Sekunden und schüttelte dann den Kopf.
„Keine Ahnung???“ schrie sie jetzt beinahe und fasste sich dann kurzzeitig an die Lippen bevor sie die Hand schnell zurückzog, so als hätte sie sich verbrannt.
„Wie kannst du keine Ahnung haben, Kyle?? Du hast mich geküsst!!“ fügte Sam schockiert hinzu. Sie wusste nicht was sie sagen und auch nicht was sie tun sollte, doch ihr Verstand sagte ihr, sie solle die Flucht ergreifen und genau das tat sie. Sie brauste an Kyle vorbei, holte ihre Tasche und Jacke, und lief schnell davon.
Verdammt was war das nur gewesen? Wieso hatte Kyle das getan?
„Fuck!!“ rief Kyle und wanderte kurzzeitig unentschlossen im Raum umher. Wieso zum Teufel hatte er das nur getan? Es war der Augenblick gewesen! Klar.
Er registrierte erst mit einen Sekunden Verzögerung, dass Sam gar nicht mehr vor ihm stand und so machte er sich schnell auf den Weg ihr hinterher. Weit konnte sie ja nicht gekommen sein, schließlich waren sie gemeinsam hierher gefahren. Wie konnte ein so schöner Abend nur so katastrophal enden?
Kyle brauchte dringend weibliche Ablenkung, ansonsten würde er noch durchdrehen, wie der eben geschehene Vorfall doch eindeutig bewies.
„Sam warte!“ rief er ihr nach, als er sah, wie die Tür gerade zufiel. Er sprintete los und versetzte der Tür einen solchen Schubs, dass sie wild aufschwang nur um ihm gleich wieder entgegenzukommen, doch er schaffte es problemlos noch nach draußen zu treten.
„Sam, bitte. Jetzt warte doch!“ sagte Kyle und kam einige Meter hinter ihr zum stehen.
„Ich will nicht warten verdammt. Kyle, was geht in deinem Kopf vor? Hast du mich deswegen hierhergebracht? Weil du mich flachlegen wolltest?“
Hä, was?
„Spinnst du jetzt? Natürlich nicht. Ich wollte dir eine Freude machen!“ antwortete Kyle durcheinander. Wie kam sie denn jetzt auf diesen Müll?
„Und der Kuss, war der auch von Anfang an geplant? Wolltest du mir damit auch eine Freude machen?“ fragte sie ihn ein wenig giftig.
Ok, natürlich wollte man jemandem eine Freude machen mit einem Kuss, dachte sich Kyle, doch er würde sich hüten davor das zu sagen weil er sich ziemlich sicher war, dass Sam das (absichtlich oder auch unabsichtlich, da war er sich bei den Frauen immer nicht so sicher) missverstehen würde.
„Nein, der war natürlich nicht geplant. Keine Ahnung, es war wohl ein Versehen…“ sagte er schulterzuckend, jedoch etwas schwerer atmend als üblich.
„Ein VERSEHEN??“ fragte Sam ihn und kam jetzt einige Schritte auf ihn zu. Jetzt da sie es wiederholte, hörte es sich gar nicht mehr so plausibel an, wie gerade eben noch in seinem Kopf.
„Äh, ja?“ er wusste nicht, was er noch sagen konnte und was nicht, denn er war sich ziemlich sicher, dass er sich, wenn er nicht bald die Kurve kriegte, eine fangen würde.
„Kyle, wie zum Teufel kann man jemanden aus Versehen küssen?“ fragte sie und stemmte dabei ihre Arme in die Hüften. Seltsamerweise gab Kyle diese, früher durchaus bedrohlich wirkende, Geste Sicherheit. So kannte er Sam.
„Ähm, also.“ Begann Kyle seine Argumentation, doch fiel ihm einfach nichts ein. ‚Es wird Zeit Kumpel, dass du was Vernünftiges sagst!’ sprach er zu sich selber.
„Ja?“ fragte Sam und beinahe erschien es so, dass sie ungeduldig mit dem rechten Bein wackelte.
„Also, es war einfach dieser Moment.“ Sagte er schließlich und fragte sich, ob sie sich damit zufrieden geben würde, doch bezweifelte er das stark.
„Was jetzt? Ein Versehen oder der Moment?“
„Man, ich weiß es nicht, ok? Keine Ahnung! Es ist einfach so passiert! Können wir das nicht einfach irgendwie vergessen und von vorne anfangen?“ fragte er und warf dabei hilflos die Arme nach oben. Wieso nur, hatte er diesem Verlangen nachgegeben? Er wusste doch, dass so etwas einen generell nur in Schwierigkeiten brachte, vor allem dann, wenn es einem nicht egal war was aus der Person werden würde.
„Das wäre dann der wievielte Neustart zwischen uns beiden?“ fragte Sam und zog dabei eine Augenbraue nach oben.
„Keine Ahnung, aber die anderen haben doch auch alle wundervoll funktioniert!“ entgegnete Kyle und lächelte dabei.
„Oh nein, du lässt dein Hundert Watt Lächeln jetzt mal schön weg. Damit kannst du vielleicht andere beeindrucken, aber nicht mich!“ sagte Sam und kam ihm dabei mit ihrem ausgestreckten Finger gefährlich nah. Schnell erlosch das Lächeln auf seinen Lippen wieder, doch jetzt kam er sich ein wenig blöd vor, weil er nicht wusste was er machen durfte und was nicht. Schließlich entschied er sich für die Wahrheit.
„Ok Sam, hör zu. Es tut mir Leid, in Ordnung? Es war wirklich nur irgendwie dieser Moment, keine Ahnung was in mich gefahren ist, aber ich verspreche dir es wird nicht wieder passieren, ok?“ fragte er und setzt dieses Mal seinen Dackelblick auf. Da Sam gerade jedoch nachdenklich auf den Boden starrte, musste er ein wenig in die Knie gehen, um ihr in die Augen sehen zu können.
„Ok?“ fügte er noch mal ein wenig kleinlaut hinzu und in dem Moment erhob Sam ihren Blick. Er sah etwas darin, was er bisher noch nicht gesehen hatte, doch würde er sich davor hüten jetzt irgendwelche Vermutungen anzustellen. ‚Einfach cool bleiben Junge’, sprach erneut sein Verstand zu ihm.
„Wieso bemühst du dich überhaupt so? Ich verstehe es nicht…“ sagte Sam jetzt ebenfalls kleinlaut und es hatte sie offenbar einiges an Überwindung gekostet diese Frage zu stellen.
„Warum?“ fragte Kyle, weil er nicht wusste auf was sie hinaus wollte.
„Ja warum!“ fragte Sam, dieses Mal ein wenig standhafter.
„Na weil wir Freunde sind. Du bist mir wichtig…“ Wichtiger als du denkst fügte er in Gedanken hinzu.
Sam dachte kurz darüber nach, sah in Kyles Augen, dann wieder auf den Boden. So unentschlossen kannte er sie gar nicht.
Doch endlich sprach sie die erlösenden Worte aus, auf die er gehofft hatte.
„Ok, vergessen wirs einfach.“ Sie klang zwar nicht zu hundert Prozent überzeugt, aber dennoch sah Kyle seine Chance.
Er streckte ihr die Hand entgegen und sagte „Freunde?“
Nur widerwillig nahm sie sie in die ihre und antwortete „Freunde!“
Wieso nur war es Sam so wichtig, dass sie weiterhin befreundet blieben? Klar Kyle hatte ihr gestern geholfen, war für sie dagewesen. Nicht nur gestern, die letzten Wochen im Allgemeinen. Dennoch spürte sie ganz genau, dass sie selber sich bereits verändert hatte. Früher hätte sie Kyle eine runtergeschlagen oder mehr, wenn er es gewagt hätte ihr zu Nahe zu kommen. Hatte sie ihm nicht noch bei ihrem ersten Treffen damit gedroht?
Heute genoss sie seinen Kuss und nahm dann bereitwillig seine Entschuldigung an, tat so als wäre nichts gewesen, nur damit sie ihn nicht verlor.
„Freunde!“ antwortete sie schließlich und erkannte dabei sofort, wie sich Kyle entspannte. Als sie zu ihm hinauf blickte, entdeckte sie das altbekannte Lächeln und spürte wie ihr Herz leicht zu flattern begann doch ließ sie sich nichts anmerken.
„Ok, willst du noch spielen, oder möchtest lieber nach Hause?“ fragte Kyle sie während er sich mit der rechten Hand durch die sowieso schon zerwühlten Haare fuhr.
„Nach Hause bitte.“ Antwortete Sam ein wenig kleinlaut. Sie spürte wie ihre Beine ein wenig zitterten, in ihrem Kopf schien nur Nebel zu herrschen und sie wollte diesen Abend hinter sich bringen.
„In Ordnung. Du kannst schon mal zum Auto zurück, ich mach schnell die Lichter aus und sperr wieder ab.“ Zur Bestätigung nickte Sam und drehte sich um.
Keine Minute später stand sie, ans Autor gelehnt, da und genoss die frische Luft, die den Nebel ein wenig lichtete und ihre verkrampften Muskeln ein wenig lockerte.
Ihr erster Kuss. Heute Abend hatte sie ihren ersten wahren Kuss bekommen, von einer Person mit der sie niemals gerechnet hatte. Von einem Player.
Als Kyle in der Bowlinghalle ankam atmete er erleichtert auf. Das war ja gerade noch mal gut gegangen. Beinahe hätte er, so wie er es sich prophezeit hatte, alles ruiniert nur weil er sich nicht am Riemen reißen konnte. Doch er musste sich eingestehen, und das tat er nicht gerne, dass er diesen Kuss genossen hatte. Er war so anders gewesen als alles anderen die er vorher erlebt hatte. Er hatte so unschuldig gewirkt und dennoch hatte er sofort seine Reaktion darauf wahrgenommen. Dieses Feuerwerk in seinem Inneren. So etwas hatte er noch nicht erlebt. Wer hätte auch gedacht, dass Sam darin so gut war? Er auf jeden Fall nicht.
Schnell räumte er die Sachen die sie benutzt hatten auf, schaltete schließlich die Lichter und alles aus und machte sich dann auf den Weg zur Tür. Davor blieb er noch einmal im Schutz des Dunkels stehen und sah zu Sam, die am Auto angelehnt dastand, auf dem beleuchteten jedoch verlassenen Parkplatz und Steine mit dem Fuß wegkickte. Sie schien nachdenklich, kein Wunder. Er dachte selber zu viel nach in letzter Zeit und genau das, hatte ihn in diese Situation gebracht. Warum genau Sam? Weshalb weckte sie seine Lust auf ein Abenteuer, jedoch nicht die ganzen Mädchen die tagtäglich um ihn herumschwirrten?
Er schüttelte den Kopf um seine Gedanken zu verscheuchen und ging, so lässig wie nur möglich, auf das Auto zu. Als Sam ihn hörte blickte sie auf. Eine leichte Nervosität machte sich in ihm breit, doch er versuchte dennoch so ruhig wie möglich zu wirken. Solange er Sam weis machen konnte, dass er es tatsächlich vergessen konnte, würde sie sich nicht von ihm zurück ziehen. Da war er sich sicher.
Wenn sie jedoch mitbekommen würde, an was er heute des Öfteren gedacht hatte, wenn er an Sam gedacht hatte, dann wäre sie so schnell weg, wie er Amen sagen konnte. Er kannte Sam und mit so etwas konnte sie nichts anfangen. Er zugegebenermaßen auch nicht, denn normalerweise dachte er, wenn er an eine Frau dachte an eine schnelle Nummer. Doch bei Sam konnte er sich das nicht vorstellen. Klar, er wäre nicht abgeneigt Sex mit ihr zu haben, ganz und gar nicht, doch wollte er seine Freundschaft mit ihr nicht aufgeben und das wäre ja dann zwangläufig die Folge, oder?
Er sperrte die Tür auf und ohne auch nur ein Wort miteinander zu sprechen, fuhren sie dunklen und leeren Straßen von Hilton entlang. Beide hingen ihren Gedanken, Vorstellungen und Wünschen hinterher die sich doch so ähnlich waren. Zugeben, würde es jedoch keiner der beiden.
„Danke für diesen, aufregenden, Abend!“ sagte Sam, weil ihr nichts Besseres einfiel, womit sie ihn ansonsten beschreiben könnte. Sie wandte sich von Kyle ab und ließ ihn alleine zurück, was ihm auch ganz Recht war, denn er brauchte seine Ruhe und vor allem Zeit, das was geschehen war in seinem Kopf zu sortieren. Während der gesamten Autofahrt hatte er an den Kuss gedacht und war schließlich an einem entscheidenden Punkt angelangt: Sam hatte es zugelassen.
Sie hatte es zugelassen, dass er sie küsste, hatte sich nicht abgewandt und hatte sogar einige Sekunden genossen (zumindest hoffte er das) bis sie sich abgewandt hatte. Außerdem hatte sie zunächst gar nicht wütend geklungen, sondern eher überrascht oder entsetzt. Aber auf eine verwirrte Art und Weise. Er konnte es sich noch nicht mal selber erklären, wie also sollte er es jemand anderem erklären können?
Gar nicht, denn niemand würde von diesem Kuss erfahren. Nicht nur, weil er ihn selber nicht verstand, sondern weil ihm niemand glauben würde, dass es nur bei diesem Kuss geblieben war. Und wenn alle einmal fest davon überzeugt waren, dass zwischen ihm und Sam etwas lief, dann wäre er seinen Platz im Team los, denn dann würde zwangsläufig auch der Coach etwas erfahren und würde ihn für die restliche Saison einfach von den Spielen ausschließen. Vorher war es einfach gewesen selbst so ein Gerücht in die Welt zu setzen, denn vorher war auch nichts geschehen. Doch er würde jetzt niemals mehr so gut Lügen können und diesen Kuss abstreiten können, dafür war er ihm auf eine besondere Art und Weise einfach zu wichtig.
„Ach verdammt…“ murmelte er, als er seine Wohnungstür aufschloss, denn Schlüssel auf die Kommode schmiss und feststellte, dass er nie und nimmer Ordnung in seinen Kopf bringen könnte. So etwas war er nicht gewohnt. Normalerweise war alles ganz einfach, fressen oder gefressen werden. Er hatte sich bisher für die erste Variante entschieden, denn das hatte sein Leben wesentlich einfacher gemacht. Bis jetzt. Denn in diesem Moment saß er in seinem dunklen Wohnzimmer und ertappte sich dabei, wie er die Augen schloss und diesen kurzen jedoch einzigartigen Kuss noch einmal im Kopf durchging. So einen Scheiß machten nur Weiber! Er musste dringend mal wieder raus.
Als Sam alleine in ihrer Wohnung ankam fühlte sie sich leer an. Nicht nur ihre Wohnung sondern auch sie selbst. Sie hasste dieses Gefühl, welches sich gerade in ihr breit machte. Sie vermisste es, Kyle neben sich sitzen zu haben. Ein Bier zu trinken. Pizza zu essen, einen Film zu sehen und zu…oh nein den Part vermisste sie auf gar keinen Fall!
Sie ging in die Küche, holte sich ein Bier aus dem Kühlschrank und setzte sich anschließend ins Wohnzimmer.
Weder zum Bier trinken, noch zum Film schauen brauchte sie Kyles Unterstützung, basta! Sie war bisher ganz gut alleine zurecht gekommen, das würde sie auch wieder schaffen. Als ihr Telefon klingelte stand sie auf und ertappte sich dabei, dass ein leichter Hoffnungsschimmer in ihr aufkeimte. Als sie jedoch auf ihr Display sah, entdeckte sie Janines Nummer und ging ran.
„Hey Du!“ sagte sie so fröhlich wie möglich ins Telefon. Sie wollte Janine nichts von diesem Kuss erzählen. Von dem Versehen.
„Hey na du? Alles klar?“ sie hatten heute bereits miteinander telefoniert und Sam hatte ihr erzählt, was am gestrigen Abend passiert war. Janine war schockiert gewesen und hatte gesagt, wenn Kyle gerade in diesem Moment vor ihr gestanden wäre, sie hätte ihm einen dicken fetten Kuss aufgedrückt. Kuss. Schnell schüttelte Sam ihre Gedanken fort und antwortete auf Janines Frage.
„Ja alles klar. Wir waren beim Bowlingspielen…“ erzählte sie so beiläufig wie möglich. Offenbar zu beiläufig.
„Bowlingspielen, ha? Ist das das Codewort für irgendwas anderes?“ fragte Janine und Sam hörte genau den neckischen Ton in ihrer Stimme.
„Bowlingspielen ist das Codewort für Bowlingspielen. Es ist gar nicht geschehen!“ fühlte sich Sam verpflichtet hinzuzufügen.
„Wieso sagst du das?“
„Was?“
„Na das nichts geschehen ist…“ fragte ihre Freundin jetzt misstrauisch. „Ich hab nur einen Scherz gemacht Sam, so wie immer. Aber ich werde das Gefühl nicht los, dass du versuchst etwas zu verheimlichen!“ sagte Janine und Sam konnte sie genau vor ihr sehen, den Telefonhörer zwischen Ohr und Schulter festgeklemmt, in einer Bewegung inne haltend, misstrauisch schauend.
„Nein, absolut nicht.“ Sagte Sam und versuchte dabei lässig zu klingen.
„Ok, wenn du nicht gleich mit der Sprache rausrückst, dann komm ich rüber. Wenn ich schon am Telefon höre, dass etwas nicht stimmt, dann bekomm ich es erst recht aus dir heraus wenn ich vor dir stehe, also?“
Verdammt. Sam konnte nicht gut Lügen, zumindest nicht wenn es Janine betraf. Verdammt.
„Janine ehrlich, es war nichts…“ plötzlich hörte sie den Ton eines aufgelegten Hörers und starrte auf das Display. Janine hatte einfach aufgelegt. Sie würde doch nicht etwa, oder doch?
Die Frage beantwortete sich von selbst als es zwanzig Minuten später klingelte. Sam stöhnte entnervt auf und erhob sich erneut vom Sofa, wankte auf die Wohnungstür zu und öffnete diese schließlich nur um eine Freundin vorzufinden, die vollkommen aus der Puste war.
„Was zum Teufel tust du hier?“ dann sah sie ihre Freundin genauer an „Und warum schwitzt du so?“ fügte sie hinzu, als sie die Schweißperlen auf Janines Stirn entdeckte.
„Ich bin bei der letzten Ampel ausgestiegen weil mir das zu langsam ging!“ antwortete ihre Freundin schwer atmend und Sam blinzelte einige Male bevor sie es wagte darauf etwas zu entgegnen.
„Und was ist mit dem Auto?“ fragte sie schließlich.
„Henry natürlich du Schussel!“ sagte Janine und wartete ein „Komm doch herein!“ gar nicht erst ab. Sie stürmte in die Wohnung, schob Sam beiseite ging in die Küche und holte sich ein Bier. Dann setzte sie sich auf das Sofa, öffnete die Flasche, legte die Beine übereinander und sagte dann nach einer gefühlten Ewigkeit „So jetzt bin ich bereit, also raus mit der Sprache!“ Sam war mittlerweile ins Wohnzimmer getreten und sah ihre Freundin irritiert an.
„Und wo ist Henry jetzt?“ fragte Sam als Ablenkung.
„Der kommt auch gleich rauf.“ Entgegnete ihre Freundin. Henry würde auch kommen? Verdammt.
„Also entweder du sagst es mir jetzt sofort, oder dann wenn Henry auch da ist. Deine Entscheidung, aber fang ja nicht wieder mit dem Schwachsinn an von wegen es war nichts. Ich seh es ja in deinem Gesicht. Deine Wangen sind rot, du scheinst nervös, fast so als…“ Sie riss die Augen auf und stand auf, wobei sie beinahe ihre Bierflasche umstieß die sie zwischenzeitlich auf dem Sofatisch abgestellt hatte.
„Ihr habt euch geküsst!!“ schlussfolgerte sie und Sam wich erschrocken einen Schritt zurück.
„Nein, haben wir nicht. Wie kommst du darauf?“
„Erzähl mir doch keinen Scheiß Süße, ich weiß wie man aussieht, wenn man seinen ersten Kuss bekommen hat. Und wie war er? Habt ihr noch mehr…“ An dieser Stelle unterbrach Sam ihre Freundin und ließ sich dann resigniert auf den Sessel fallen. Leugnen hatte ja doch keinen Zweck.
„Ok, ich gebs zu. Ja er hat mich geküsst, nicht wir uns! Und nein, es ist natürlich nicht mehr passiert.“ Sie schloss die Augen und legte sie die Finger an die Schläfen, da sie das Gefühl hatte Kopfschmerzen zu bekommen.
„Ja und wie war er? Also der erste Kuss…“ fragte Janine weiter.
Sam sah zu ihr hinüber und konnte es sich plötzlich nicht verkneifen zu lächeln worauf hin Janine ein wenig aufkreischte und sich dann im Raum umsah.
„Boah, zum Glück ist grad niemand hier das wäre peinlich gewesen. Aber jetzt komm, erzähl halt!“ und so erzählte Sam ihrer Freundin, was Kyle sich für sie einfallen lassen hatte, wie glücklich sie gewesen war, wie Kyle sie geküsst hatte und wie sehr ihr dieser Kuss doch gefallen hatte, obwohl er so falsch gewesen war. Ihre Freundin saß nur da, die Beine wieder verschränkt und lächelte.
„Ich hab dir doch gesagt er steht auf dich…“
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