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Special Meeting

Ihr Lieben,
ich freue mich sehr nun endlich das zweite Kapitel von Safe Harbour mit euch teilen zu können. Ich wünsche euch viel Spaß beim Lesen und bin sehr gespannt, was ihr zu Henry als Charakter sagt.. ich freue mich auf eure Rückmeldungen und genießt die Sonne!
Alles Liebe 💕✨
Katie

Henry POV

Um mich herum war alles pechschwarz. In der Hoffnung irgendetwas erkennen zu können, starrte ich mit zusammengekniffenen Augen in die Dunkelheit und versuchte etwas zu ertasten. Doch meine Hände fassten in eine schwarze stumme Leere. Plötzlich hörte ich die sanfte Stimme meiner Mutter, die leise nach mir rief. „Henry, sie sind hier! Lauf weg mein Schatz, lauf weg.. vergiss nie, ich liebe dich!' Ich begann auf ihre Stimme zu zu rennen und stolperte blindlings immer wieder über meine eigenen Füße. Sie wiederholte ohne Unterbrechung die gleichen Worte, sodass daraus fast ein Singsang wurde. Ich öffnete meinen Mund, um ihr zu antworten, doch ich bekam keinen noch so leisen Ton heraus. Ihre Stimme wurde immer leiser und irgendwann hatte ich vollends die Orientierung verloren. Trotzdem lief ich so lange weiter, bis meine Beine unter mir zusammenbrachen und ich auf dem kühlen Boden liegen blieb. In meinem Ohr hörte ich immer noch ihre melodische Stimme und die Worte „Lauf weg, mein Schatz! Lauf weg.."

Schwer atmend wachte ich wenige Augenblicke später in meinem Bett auf. Ich fuhr mir mit der Hand über das Gesicht und versuchte wieder im Hier und Jetzt anzukommen. In letzter Zeit waren meine Albträume noch realer geworden und suchten mich immer häufiger heim. Diese Tatsache versuchte ich nach wie vor zu verdrängen, auch wenn es mir immer weniger gelang. Obwohl mir eiskalt war, schwitzte ich und hatte das Gefühl, dass meine Kehle staubtrocken war. Ich stemmte mich hoch, um mir in der Küche ein Glas Wasser zu holen. Die Uhr an meinem Herd zeigte 5:13. Draußen dämmerte es schon und da an Schlaf nicht mehr zu denken war, beschloss ich das zu tun, was ich immer tat- vor meiner Vergangenheit davonzulaufen.

Wenige Minuten später trugen meine Füße mich von ganz allein in den Hampstead Heath Park. Über den Wiesen schwebte ein leichter Nebel und die Luft war frisch und klar. So früh morgens war außer mir kaum jemand unterwegs und ich genoss die Stille, die nur vom eifrigen Vogelgezwitscher und dem Knirschen meiner Füße auf dem Kiesweg durchbrochen wurde. Für ein paar Minuten gelang es mir, mich ausschließlich auf den Weg vor mir und mein stetiges Tempo zu konzentrieren, aber irgendwann holte mich meine Realität wieder ein. Ich konnte mich kaum mehr an eine Zeit ohne meine Albträume erinnern. Sie waren seit dem Verlust meiner Eltern meine ständigen Begleiter und ließen mich das Geschehene nie vergessen. Sogar bis nach Afghanistan hatten mich die Schatten meiner Vergangenheit verfolgt. Doch meine Kameraden hatten mein Verhalten weder kommentiert noch Fragen gestellt. Wer in Afghanistan stationiert war und Teil dieses abscheulichen Krieges war, hatte seinen ganz eigenen Dämonen, die ihn nachts wachhielten. Außerdem waren wir eine Einheit und jeder stand für jeden ein. Mein Bruder William hatte meinen Entschluss zum Militär zu gehen, nie ganz nachvollziehen können. Er liebte das Leben mit all seinen Vorzügen und verstand nicht, warum ich mein eigenes immer wieder für Andere aufs Spiel setzte. Dass es für mich der einzige Weg war, wie ich meine Schuld wiedergutmachen konnte, versuchte ich ihm gar nicht erst zu erklären. Will und ich waren grundverschieden, aber trotzdem war zwischen uns ein unsichtbares Band gespannt, was niemals durchtrennt werden konnte. Auch wenn Will nicht mein leiblicher Bruder war, war er für mich Familie. Er war schließlich alles, was mir geblieben war und ich liebte ihn. Wills Familie hatte so viel für mich getan und nun war es an mir, ihnen etwas zurückzugeben.

Die letzten Monate waren alles andere als einfach gewesen. Ich war gerade aus Afghanistan zurückgekehrt und stand vor der Entscheidung, ob ich mich als Captain weiter verpflichten wollte oder meinen Dienst beim Militär quittierte. Die Armee war meine zweite Familie geworden und ich hatte das Gefühl dort etwas Gutes bewirken zu können. Ich war bereit mehr Verantwortung zu übernehmen und wenn es sein musste, auch mein Leben zu opfern, wenn ich damit andere retten konnte. Die Entscheidung wurde mir jedoch abgenommen als Theodore Ward, Gründer des Ward- Imperiums und der Mann, der mir immer ein guter Vater gewesen war, an Krebs erkrankte. Es war eine aggressive Form, die seine Lunge befallen hatte und ihm die Luft zum Atmen nahm. Also tat ich das einzig richtige und entschied mich für meine Familie, wie sich Rose und Theodore vor vielen Jahren für mich entschieden hatten. Theo wusste, dass ich mit dem Gedanken spielte, mein Leben der Armee zu widmen und als er mich bat, für William da zu sein, wusste ich, dass ich keine Wahl hatte. Will sollte das Familienunternehmen Ward Enterprises als Geschäftsführer unternehmen. Er arbeitete seit seinem Abschluss nun schon einige Jahre im Unternehmen und war dafür eigentlich der richtige Mann. Doch unser Vater sorgte sich um Will und darüber, ob die Aufgabe ihn überfordern konnte. Er kannte seinen Sohn und wusste, dass Will sich gerne schönen Frauen, dem Glücksspiel und Alkohol hingab. Ich selbst hatte einen Abschluss in BWL gemacht und vor meiner Zeit beim Militär bei Ward gearbeitet. Mir war jedoch schnell klar geworden, dass dies nicht meine Berufung war. Die ganze Bürokratie lag mir fern und ich war nicht so wortgewandt wie mein Bruder, der jeden unserer Kunden direkt um den kleinen Finger wickeln konnte- egal ob er die Nacht vorher durchgefeiert hatte. Ich war ein Mensch der zupacken und etwas bewegen wollte. Die Arbeit mit Zahlen und das Geschwafel über irgendwelche Bauprojekte ließ mich absolut kalt. Mein Vater war stolz auf meinen Dienst für unser Land gewesen und hatte gar nicht erst versucht mich länger im Unternehmen zu halten. Dass er mich nun bat zurückzukommen, war ihm sicher nicht leichtgefallen. Ich wusste wie viel Energie, Zeit, Schweiß und Tränen er in den Aufbau des Unternehmens gesteckt hatte und ich wollte sein Erbe in Ehren halten. Als großer Bruder war es meine Aufgabe Will zu unterstützen. Auch wenn uns eigentlich nur drei Jahre voneinander trennten, war ich schon immer der Erwachsenere von uns beiden gewesen, was wohl auch meiner Vergangenheit geschuldet war. Daher willigte ich gezwungenermaßen ein, gemeinsam mit William die Geschäftsführung zu übernehmen, als die Krankheit unseren Vater ans Bett fesselte. Will und ich ergänzten uns gut und wir versuchten unser Schicksal anzunehmen. Mein Bruder entschied die Dinge gerne aus einer Laune heraus und war ein absoluter Gefühlsmensch, während ich mich auf meinen Instinkt und eine rationale Logik verließ. Wir beide hatten gehofft unser Leben noch eine Weile so führen zu können, wie wir es wollten, aber nun war es anders gekommen. Bei der Beerdigung unseres Vaters versprachen wir uns, dass wir alles dafür tun würden, um dem Namen Ward keine Schande zu machen. Will und ich hatten nie darüber gesprochen, dass es eigentlich nicht mein Wunsch gewesen war, zu Ward zurückzukehren. Er nahm an, dass ich meine Pflicht tat und ihn unterstütze und so war es schließlich auch.

Nach einer knappen Stunde kam ich vollkommen ausgepowert wieder zu Hause an und stellte mich unter die eiskalte Dusche. Der Lauf hatte zwar meinen Körper erschöpft, aber mein Kopf arbeitete immer noch auf Hochtouren und ließ mich keine Ruhe finden. Mein Frühstück bestand wie jeden Morgen aus einem schwarzen Kaffee und einem Powershake. Auch wenn ich meinen ersten Termin am heutigen Tag erst um 9 Uhr hatte, beschloss ich direkt ins Büro zu fahren. George, einer unserer längsten Mitarbeiter, hatte mich gebeten einige Unterlagen durchzusehen und bisher war ich noch nicht dazu gekommen. Ich griff nach meinem Motorradhelm, schlüpfte in meine Jacke und Boots und machte mich auf den Weg in die Tiefgarage, wo meine Ducati auf mich wartete. Auch wenn ich einen Sportwagen besaß, liebte ich das Gefühl von Freiheit beim Motorradfahren sehr und nutzte jede Gelegenheit, die sich mir dazu bot. Im Büro hatte ich daher einige Anzüge deponiert, um mich vor Ort umziehen zu können.

Eine halbe Stunde später ließ ich mich an meinem Arbeitsplatz nieder und versuchte mich auf das Portfolio von George zu konzentrieren. Er wollte meine Meinung zu einem möglichen Kunden hören und erneut fragte ich mich, ob ich wirklich der Richtige für diesen Job war. Der Bau eines weiteren Luxushotels konnte mich nicht im Geringsten begeistern. Ich war es jetzt schon leid, auf die vielen Zahlen und Rechnungen zu starren und genau zu wissen, dass wir mit dem was wir taten, die Superreichen nur noch reicher machten. Natürlich unterstützten wir auch einige wohltätige Projekte, aber in meinen Augen machte das unsere Arbeit nicht ehrenwerter. Aufgrund meiner Geschichte wusste ich sehr wohl, wie wichtig es war, sich für Menschen in Not einzusetzen. Im Militär hatte ich das Gefühl geliebt, etwas für die Menschen verändern zu können und hatte mir geschworen daran festzuhalten. Nicht jeder hatte so viel Glück gehabt wie ich und diesem Privileg wollte ich unbedingt gerecht werden. Doch nun war ich hier bei Ward und fühlte mich manchmal in meinem neuen Leben gefangen. Mein Handy vibrierte und eine Nachricht meines Bruders unterbrach meinen Gedankengang. Mit gerunzelter Stirn las ich seine Worte und schüttelte den Kopf.
Sorry, Bruder. Ich werde es wohl nicht ganz pünktlich zu unserem ersten Termin schaffen. Ich musste noch kurz einer Lady in Nöten behilflich sein...;) Was das genau bedeutete, konnte ich mir nur allzu gut denken. Im Gegensatz zu mir ging Will mit Verlusten ganz anders um als ich. Schon nach dem Tod unserer Mutter Rose hatte sich gezeigt, dass wir beide grundschieden trauerten. Rose hatte mir ein neues zu Hause geschenkt und ihre bedingungslose Liebe hatten mir zunächst geholfen, meine Vergangenheit zu überwinden. Doch nach ihrem Tod war alles anders. Während mich meine Schuldgefühle fast auffraßen, fand Will schnell ins Leben zurück, in dem er sich schon als Teenager mit schnellen Autos, schönen Frauen und Alkohol ablenkte. Später war dann noch das Glücksspiel hinzugekommen. Ich hingegen war ein Einzelgänger, quälte mich mit alten Erinnerungen oder versuchte mich beim Sport an meine Grenzen zu bringen. Daran hatte sich auch nach 15 Jahren nichts geändert. Will lebte sein Bachelor-Leben und genoß seine Freiheiten weiterhin in vollen Zügen. Häufig erfuhr ich durch skandalöse Schlagzeilen davon, was er so trieb. Die sozialen Medien liebten ihn und sein Sunny-Playboy Image. Will liebte es zu feiern und sich mit schönen Frauen zu schmücken. Jedoch blieb keine lange an seiner Seite und mit fast 30 hatte er noch lange nicht vor sesshaft zu werden, was ihn zu einem der begehrtesten Junggesellen der Stadt machte.

Dieses Leben war nichts für mich. Bevor ich zum Militär gegangen war, hatte ich eine ernsthafte Beziehung gehabt, doch zwischen uns hatte es dauerhaft nicht funktioniert. Ich war ihr emotional zu verschlossen gewesen und sie hatte mich mit den Worten „Du kannst mir nicht geben, was ich brauche" verlassen. Ich war froh, dass sie gegangen war, denn sie hatte definitiv etwas Besseres als mich verdient. Danach hatte ich beschlossen mir von Beziehungen eine Pause zu nehmen- und diese Pause dauerte nun schon mehrere Jahre an. Es war nicht so, dass ich allein sein wollte, aber in vielerlei Hinsicht, war es einfacher für mich. Es gab niemanden, den ich mit meinen Problemen belasten konnte und ich war nur für mich selbst verantwortlich. Bisher war es mir nicht gelungen, die Frauen, die ich liebte zu beschützen und dieses Risiko wollte ich nicht nochmals eingehen.

Ich war froh, als es an der Tür klopfte und ich somit nicht weiter an die Menschen denken musste, die ich verloren hatte. George streckte seinen Kopf in mein Büro und erinnerte mich an unseren 9 Uhr Termin. Gemeinsam machten wir uns auf den Weg zum Konferenzraum. Ein Blick auf meinen Terminkalender hatte mir verraten, was heute auf mich wartete. Es war ein Termin mit einer gewissen Charlotte Mitchell vom Safe Harbour. Der Name sagte mir nichts, aber Ward betreute so viele Unternehmen und Businesspeople, dass es nahezu unmöglich war alle zu überblicken. Der Termin war sehr kurzfristig gelegt worden und so hatte ich keine Zeit gehabt, mich genauer darüber zu informieren, doch George war sofort dabei mir auf dem Flur ein kurzes Briefing zu geben.
„Das Safe Harbour ist ein Waisenhaus für Jungen, welches von Ward seit längerem unterstützt wird. Wir stecken jedes Jahr einiges an Geld in das Projekt und ich denke, dass wir uns genau überlegen sollten, was wir davon haben.. das Safe Harbour steht nicht in den Medien und veranstaltet auch keine Wohltätigkeitsveranstaltungen, die gut für unser Image sind.. daher sollten wir in Erwägung ziehen, andere Projekte in den Blick zu nehmen. Vor dem Tod ihres geschätzten Vaters waren unsere Zahlen rückläufig und ich hatte mit ihrem Bruder besprochen, dass wir einen neuen Kurs einschlagen wollen, damit das Unternehmen wieder sein volles Potential ausschöpfen kann.. Daher denke ich auch, dass es wichtig ist, dass wir uns auf unsere Außendarstellung konzentrieren. Es gibt viele weitaus medienwirksamere Möglichkeiten, etwas Gutes zu tun.. ich habe ihrem Bruder schon eine Liste von möglichen Alternativen vorgelegt und er schien recht angetan.. daher dachte ich, dass es höflich wäre, wenn wir unsere Entscheidung Ms. Mitchell vom Waisenhaus persönlich mitteilen, was allerdings nicht lange dauern sollte. Ich habe für das Meeting 20 Minuten eingeplant. Nur damit sie im Bilde sind..'
George sprach wie immer ohne Pause und ich musste mich zusammenreißen, um mich weiterhin auf seine Worte zu konzentrieren. Das Wort Waisenhaus durfte mich nach so vielen Jahren eigentlich nicht mehr aus dem Konzept bringen, aber ich konnte die lästigen Erinnerungen, die sich den Weg an die Oberfläche bahnten, nicht ausschalten. Es ging hier nur um ein Projekt, welches wir unterstützen, dies hatte nichts mit mir und meiner Vergangenheit zu tun, versuchte ich mich zu beruhigen.
Georges Worte drangen langsam zu mir durch und ich runzelte die Stirn. Warum sollten wir dem Waisenhaus plötzlich unsere Unterstützung versagen? Nur weil es nicht lukrativ genug war? Das war ja schließlich nicht der Sinn von Wohltätigkeit. Es ging darum ohne Gegenleistung denen etwas Gutes zu tun, die es im Leben nicht so einfach hatten- ich wusste da wovon ich sprach. George, der aus einer wohlhabenden Familie stammte, schien wieder nur eines im Sinne zu haben: den Profit. Für einen Moment fragte ich mich, ob er meine Herkunft vergessen hatte, oder es ihm schlicht weg egal war. Denn eigentlich sollte es mehr als klar sein, wie ich zu diesem Thema stand und dies würde ich ihm ohne Umschweife klar machen.
Ich wollte George gerade darauf hinweisen, dass ich der Meinung war, dass wir das Safe Harbour genauso unterstützen sollten, wie es mein Vater getan hatte, als ich bemerkte, dass unser Gast schon im Konferenzraum auf uns wartete und so blieb ich stumm.
„Wissen Sie, wo ihr Bruder ist?" fragte mich George zischend, aber ich antwortete nicht sofort. Ich beobachtete wie die junge Frau scheinbar in Gedanken versunken am Fenster stand und über die Skyline von London blickte. Ein leichtes Lächeln lag auf ihren Lippen und ich beobachtete, wie sie scheinbar unbewusst, ihr geblümtes Kleid glattstrich und sich dann mit einer fahrigen Bewegung eine verirrte Locke hinters Ohr steckte. George räusperte sich neben mir und schnell wandte ich den Blick ab. „William hatte noch eine private Angelegenheit zu klären und wird gleich bei uns sein" deckte ich meinen Bruder, wie ich es schon so häufig getan hatte als wir beide noch Jungen gewesen waren. Beim Klang unserer Stimmen drehte sich die blonde Frau um und sah mir direkt in die Augen. Der Blick aus ihren strahlendblauen Augen ging mir durch und durch. Mit ihrer Zunge befeuchtete sie ihre Lippen und ich verfolgte jede ihrer Bewegungen. Wieder strich sie sich eine widerspenstige Locke hinters Ohr und kam dann mit langen Schritten auf uns zu. Ich blinzelte und versuchte schnell meine Fassung wiederzuerlangen- es sah mir gar nicht ähnlich mich so leicht aus dem Konzept bringen zu lassen. George trat vor und begrüßte sie als erster, in dem er ihre Hand ergriff.
„Ms. Mitchell, ich bin George Smith und es ist uns eine Freude Sie hier bei Ward begrüßen zu dürfen. Darf ich Ihnen Henry Ward einen unserer beiden Geschäftsführer vorstellen?" fragte George und seine Stimme triefte vor Höflichkeit. Niemals würde man ahnen, dass er Ms. Mitchell direkt vor die Tür setzten wollte, um sich gewinnbringenderen Projekten zu zuwenden. Diese Einstellung widerte mich an. Ms. Mitchell zeigte ein strahlendes Lächeln und bedankte sich bei George. Danach wandte sie sich mir zu und streckte mir ihre Hand entgegen. Ich war immer noch viel zu sehr von ihrem Erscheinen überrascht, dass ich für einen Moment stumm auf ihre Hand starrte. Ich bemerkte, wie der Blick aus ihren blauen Augen unsicher wurde und fing mich endlich. Schnell ergriff ich ihre Hand und schüttelte sie. „Ich freue mich Sie kennenzulernen, Ms. Mitchell" meine Stimme war ganz rau.
„Die Freude ist ganz meinerseits. Das Team von Safe Harbour dankt Ihnen, dass sie uns die Möglichkeit geben, ihnen persönlich aufzuzeigen, wie wertvoll Ihre Unterstützung für unser Projekt ist und was Sie damit alles bewegen können" antwortete sie mit einer melodischen Stimme. Sie schien sich nicht so leicht von George abspeisen lassen zu wollen- das gefiel mir.
„Über Ihre Arbeit im Waisenhaus würde ich gerne mehr hören" erklärte ich und wir nahmen unsere Plätze im Konferenzraum ein. Ich bemerkte, dass sich George neben mir versteifte, das Meeting lief wahrscheinlich ganz anders ab, als er es gerne gehabt hätte. Ich würde ihn und meinen Bruder sicher noch zur Vernunft bringen. Schließlich war es jetzt auch mein Geld um das es hier ging, also hatte ich ein Mitspracherecht.
Ms. Mitchell schien meine Antwort zu freuen, denn sie schenkte mir ihr strahlendes Lächeln und begann etwas in ihren Laptop zu tippen.
„Wie schön! Ich habe Ihnen eine kleine Präsentation zusammengestellt, damit Sie uns und unsere Arbeit kennenlernen können. Ich bin mir sicher, dass sie viel größere Projekte zu betreuen haben, aber Sie sollen wissen, dass wir Ihnen sehr dankbar für die langjährige Unterstützung sind und es für uns viel bedeutet, uns dieser Stütze auch weiterhin sicher sein zu können."
Ihre Stimme war fest und zeugte von ihrer Überzeugung, dass sie das Richtige tat. Ich schenkte ihr ein aufmunterndes Lächeln und sie begann mit ihrer Präsentation. George tippte neben mir auf seinem Smartphone herum und schien sich nicht im mindesten dafür zu interessieren, dass die Zukunft unschuldiger Kinder in unseren Händen lag.
Ms. Mitchell ließ sich davon allerdings nicht beirren und erzählte frei und mit großem Enthusiasmus vom Safe Harbour Waisenhaus und seinen großen und kleinen Bewohnern. Ihre Wangen waren leicht gerötet und sie sprach voller Emotionen davon, dass die Kinder das Recht auf ein zu Hause und eine zweite Chance verdient hatten.
„Es ist unsere Aufgaben alles dafür zu tun, dass sie ein gutes Leben haben werden, in dem sie frei entscheiden können, wer sie sein wollen und was sie tun wollen. Daher versuchen wir ihnen zunächst Sicherheit und Geborgenheit zu vermitteln und sie die Schrecken ihrer Vergangenheit vergessen zu lassen.."
Ihre Präsentation war gefüllt von Bildern, die das Leben im Waisenhaus einfingen und zeigten, was den Kindern dort ermöglicht wurde. Sie war gerade dabei die verschiedenen Unterstützungs- und Therapieangebote vorzustellen als sich die Tür des Konferenzraums öffnete.

Mein Bruder William kam in Sicht, in der einen Hand einen Kaffeebecher und in der anderen sein Handy, mit dem er gerade telefonierte.
„Ich werde versuchen mich am Wochenende freizumachen Dean.. du weißt, dass ich das nicht verpassen will.." grinste er in sein Telefon, ohne auf Ms. Mitchell zu achten. Als sie sich lautstark räusperte, sah er überrascht nach vorne.
„Wenn sie weiter telefonieren wollen, tun sie sich keinen Zwang an!" sagte sie mit fester Stimme und deutete auf die Tür, durch die Will gerade gekommen war. Ich konnte mir ein Schmunzeln nicht verkneifen, diese Frau hatte definitiv Feuer. Dies schien auch William nicht zu entgehen, denn er musterte sie langsam von Kopf bis Fuß und ihm schien zu gefallen, was er sah. Ich beobachtete wie sich ein schelmisches Grinsen auf seinem Gesicht ausbreitete. Mein Bruder war in Spiel-Laune. „Entschuldigen Sie bitte! Ich bin William Ward und stehe nun ganz zu Ihren Diensten." Er verstaute sein Handy in seiner Jackettasche und ließ sich dann neben mir nieder- ohne Ms. Mitchell aus den Augen zu lassen. Ihr war seine Anspielung nicht entgangen und ich bemerkte, wie ihre Wangen eine Nuance dunkler wurden. Doch sie ging nicht weiter darauf ein, nickte ihm nur kurz zu und fuhr dann mit ihrer Präsentation fort.

„Wow! Die Kleine ist verdammt heiß.. Hätte ich gewusst, dass unser erstes Meeting mit ihr ist, wäre ich sicher nicht zu spät gekommen.." Ich verdrehte die Augen und flüsterte meinem Bruder zu, dass es hier um unsere Unterstützung für das Safe Harbour Waisenhaus ging und er besser den Mund halten sollte, wenn er sie nicht noch mehr verärgern wollte. Es war typisch mein Bruder, dass er mal wieder nur an das eine dachte. Charlotte Mitchell war unbestritten sehr attraktiv mit ihren langen Beinen, der schlanken Figur und den strahlend blauen Augen. Doch darum sollte es nicht gehen. Sie kämpfte hier um eine Sache, die ihr am Herzen lag und das respektierte ich vollkommen- ich hoffte, dass mein Bruder das auch tun würde. Ich war froh, dass die Kinder im Safe Harbour jemanden wie sie hatten, der mutig und bedingungslos für sie kämpfte. Schließlich hatte ich am eigenen Leib erfahren, was für einen Unterschied das machte. Sie berichtete uns gerade davon, welche baulichen Maßnahmen mit dem Geld von Ward schon durchgeführt werden konnten, als mich ein Foto stutzen ließ. Vor meinem inneren Auge tauchten längst vergangene Erinnerungen an eine dunkle Zeit wieder auf und bescherten mir eine Gänsehaut. Für einen Moment war ich wieder 5 Jahre alt, allein in diesem großen fremden Haus, mit den vielen verschlossenen Türen und traurigen verlassenen Kindern. Die Leute dort waren zwar freundlich zu mir, aber ich fürchtete mich vor meiner Erzieherin mit den freudlosen Augen. Die anderen Kinder sprachen nicht mit mir und ich fühlte mich so einsam. Wills verwunderte Stimme brachte mich wieder ins Hier und Jetzt.
„Alter, alles klar bei dir? Du siehst aus, als hättest du ein Gespenst gesehen!?" fragte er mich leise und mit hochgezogener Augenbraue. Ich schenkte mir einen Schluck Wasser ein und nickte nur, um Ms. Mitchell nicht erneut zu unterbrechen. Meine Reaktion war absolut lächerlich. Das alles war schon so lange her und ich war seit dem ein anderer geworden. Außerdem konnte es doch unmöglich derselbe Ort sein vom dem mich die Wards vor so vielen Jahren gerettet hatten. Es ging hier nicht um meine Vergangenheit, sondern die Zukunft der Kinder des Waisenhauses. Ich würde sicher einen Weg finden, meinen Bruder und George davon zu überzeugen, dass wir die Unterstützung nicht einstellen durften und darauf musste ich mich fokussieren. Auch wenn dieses Aufeinandertreffen schmerzhafte Erinnerungen in mir geweckt hatte, wollte ich das Richtige tun und Charlotte Mitchell und ihr Schützlinge nicht im Stich lassen. Ich hatte eine zweite Chance bekommen und nun war es an mir etwas zurück zu geben.

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