7 · forgetting is upsetting
ÄH - naja, eigentlich hätte ich mir meinen freien Schultag anders vorgestellt - aber okay.
Überrumpelt stand ich noch vor der Haustür und starrte Löcher in die Luft - oder um genau zu sein - in Shane's Hinterkopf. Dieser lief gedankenverloren durch unseren Vorgarten.
Okay?
Was zur Hölle war hier schon wieder los? Ich ließ Luft aus meinem Mund entweichen und machte mich mit schleppenden Schritten auf den Weg in mein Zimmer, gefolgt von Glenda.
»Wenn ich bloß wüsste, dass ein Stoß von Vincent mein Leben auch so verändern würde, hätte ich mich freiwillig -« Ich legte Glen meinen Zeigefinger auf die Lippen und deutete mit den Augen in Shane's Richtung.
»Versuch leiser zu sprechen.«, flüsterte ich und seufzte dann schließlich doch laut auf, als Glen mit den Augen rollte.
»Was denkst du was mit Vincent ist?«, fragte sie in meinem Zimmer, während ich dabei war mein Oberteil zu wechseln.
Ich zuckte mit den Schultern. »Das einzige woran ich denke ist, woher Shane weiß wo ich lebe.« Ich schaute durch den Spiegel zu Glenda. »Ach ja - Vincent wusste es ja von dir.« Ich hob abwartend eine Augenbraue.
Meine beste Freundin warf ergeben die Hände in die Luft. »Zu meiner Verteidigung: er meinte, dass es um das Essay ginge - und ich wusste auch nicht, dass du wütend auf ihn warst!«
Ich nickte genervt und zog das Band um mein Pferdeschwanz enger.
Irgendwie machte ich mir Sorgen um Vincent - ja, er war ein hoffnungsloser Arsch, aber seit letzter Zeit - und ich kannte ihn eigentlich auch nur „seit letzter Zeit" - schien ihn etwas zu bedrücken. Ich musste auch zugeben, dass ich die Sache mit dem Kuss mir verschulden musste. Ich hatte den Kuss erwidert, ohne einmal mit den Wimpern zu zucken. Außerdem wussten alle wie Vincent war: er hatte es bis jetzt niemals mit einem Mädchen ernst gemeint. Zur Hölle - er konnte sich nicht mal meinen Namen merken.
Glenda riss mich aus meinen Gedanken, als sie mich antippte. Ich ließ einen verzweifelten Seufzer raus. »Ich glaube wir sollten langsam runter, Shane sieht nicht wirklich glücklich aus.«, grummelte sie, während sie aus dem Fenster schaute.
Wann sah Shane Walker denn auch bitte ansatzweise zufrieden aus? Nie.
Oh, doch - wenn er die Kekse von Mrs. Sullivan mampfte.
Jähzornig nickte ich Glen an und trottete ihr die Treppen hinterher.
»War auch mal Zeit, dass du runter kommst.«, äußerte sich Shane abfällig und betrachtete mich. »Dafür, dass du solange gebraucht hast, siehst du wie vorhin aus.«
Ach,
scher dich doch zur Hölle, Walker.
Ich blickte finster drein. »An deiner Stelle würde ich die Klappe halten - schließlich hast du mich um Hilfe gebeten.«, murrte ich.
Er blieb still, hob jedoch seine Augenbrauen und machte sich auch schon auf den Weg zu seinem schwarzen Audi. »Also wird's bald? Wir müssen los.«, rief er gereizt.
Gott, irgendwann würde ich ihm seine - zugegeben recht hübsche - Visage polieren.
»Na los, Glen.«, nuschelte ich und hielt gähnend die Hand vor den Mund.
Shane saß schon im Auto und ließ das Fenster der Fahrerseite runter. Er runzelte mit der Stirn. »Woah - Woah - Woah, stop mal. Ginger kommt aber nicht mit.«
Ich stützte die Hände in meine Hüfte. »Erstens ist ihr Name Glenda und zweitens -«
»Und zweitens habe ich keine Zeit zu diskutieren, also steig ein.«, schnitt mir Shane das Wort ab. »Nimm's mir nicht übel, Ginger. Du kannst nächstes Mal mitkommen.«, erklärte er ihr gleichgültig und öffnete mir mit Schwung die Tür des Beifahrers.
Glenda nickte und wandte sich an mich. »Kein Problem. Kümmert euch lieber Mal um Vincent.« Sie umarmte mich grinsend und wackelte mit den Augenbrauen.
Kopfschüttelnd ließ ich mich in den Beifahrersitz fallen.
»Du bist wirklich ein nerviges Mädchen.«, murmelte Shane, während er konzentriert auf die Straße schaute.
Ich drehte mich in seine Richtung und betrachtete sein Profil. Er hatte eine gerade, hervorstechende Nase, ein kantiges Kinn und eine kleine Narbe über seiner rechten Augenbraue. Dann ließ ich mein Blick weiter zu seiner kräftigen Hand schweifen, welche den Gang umschaltete.
»Und eine große Klappe habe ich auch, nicht wahr?«, wisperte ich und dachte an die Worte, die er vor paar Tagen noch Vincent gesagt hatte.
»Das auch.«, grinste er mich kurz an. Irgendwann stellte er in einer Gasse den Motor seines Autos ab.
»Hör zu.« Shane fixierte meine Augen eindringlich. »Ich will mit dir über Vince sprechen, weil ich weiß, dass da etwas zwischen euch läuft.« Er holte aus seiner schwarzen Jeans ein Hand raus und hob es hoch. »Das ist sein Handy. Ich habe deine Nachricht gelesen.«, erklärte er mir.
Schockiert schluckte ich und starrte auf das Gerät, das er wieder in seiner Hose verstaute. »Und ich weiß auch was er auf deine Nachricht geantwortet hat.«
Ich kniff die Augen zusammen. »Und wieso machst du dich jetzt darüber lustig?«, zischte ich.
Shane zog verwirrt seine Augenbrauen zusammen und schüttelte kurz seinen Kopf. »Du verstehst mich falsch, Kleine.«
Kleine? War das jetzt sein Ernst? War es so schwer sich meinen Namen zu merken?
Wütend öffnete ich meinen Mund, um ihn etwas zu erwidern, doch er sprach weiter. »Was ich dir damit sagen will, ist, dass er sich nicht nur gegenüber dir so komisch verhält.« Nachdenklich starrte Shane vor sich hin.
»Ist er nicht zu jedem Mädchen so?«, fragte ich, obwohl es viel eher nach einer Aussage klang.
»Ja schon.« Er fuhr sich aufgebracht durch seine dunklen Haare. »Aber hör mir erstmal zu.«
Ich nickte nur und schaute ihn mit gekreuzten Armen vor der Brust an.
»Ich will es nicht verleugnen, oder so. Ich - sowohl auch Vince - wir haben mit vielen Mädels was am laufen. Wir sind Kerle. Was? Schau mich nicht so an - das wusstest du doch schon.«
Angewidert verzog ich mein Gesicht und hob eine Augenbraue.
»Auf jeden Fall ist mir noch nie vorgekommen, dass ich mich nicht mehr erinnert habe wo ich gestern war, was ich getrieben habe und mit wem ich es getrieben habe - okay, naja doch schon - als ich das eine Mal voll war.« Scheinbar genervt darüber, dass er selbst nicht zum Punkt kommen konnte, fuhr er sich durch das Gesicht.
Was erzählte er mir eigentlich da? Ich legte vorsichtig eine Hand auf seine Schulter. Keine Ahnung was ich damit bezwecken wollte - ihn beruhigen? War er denn eigentlich aufgeregt? No Idea.
Uh - schien so, dass meine Hand doch magische Kräfte hatte. Denn er schaute mir erneut in die Augen, atmete ein und aus und sagte etwas was ich nicht verstand.
»Ich glaube Vince kann sich nicht mehr an dich erinnern.«
»Was?«
»Er weiß nicht wer du bist.«
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