3 · hating the waiting
WAS sagte Shakespeare nochmal?
Frauen und Suppen sollte man nie warten lassen, sonst werden sie kalt. Genau.
Also wo zur Hölle blieb Vincent?
Gähnend lehnte ich mich an der kühlen Mauer nahe des Skateparks und hielt meine Laptoptasche unter dem Arm.
Dann erhaschte ich einen kurzen Blick auf die Skater. Die meisten Gesichter erkannte ich unmittelbar wieder. Viele der Jungs gingen auf meine High School. Die Meisten waren durch das Skaten ins Schwitzen gekommen, weshalb sie ihre T-Shirts auszogen. Sie wischten sich mit den Armen den Schweiß von der Stirn weg. Mit angestrengten Gesichtern fuhren sie hin und her und gaben sich selten eine Pause.
Fasziniert drehte ich mich nun gänzlich zu den Jungs um und setzte mich auf eine Bank. Nach einer Weile fand ich auch Shane unter den Skatern. Sein Haar war verschwitzt und seine hellblaue Jeans dreckverschmiert. In dem Augenblick, als ich beobachtete, wie er seine Moves machte, hob er seinen Kopf und schaute zurück. Unsere Blicke trafen sich - und er schaute nicht weg - nein - er fixierte mich. Seine Augen verengten sich, während er immer breiter grinste.
Verwundert schaute ich mich um. Galt sein Lächeln ganz allein mir? Etwas verunsichert lächelte ich zurück. Dann zwinkerte er mir zu und skatete weiter.
Irgendwie konnte ich Vincent schon für sein Zuspätkommen verzeihen. Ich meine, Shane hatte mich bemerkt, dafür konnte ich ein wenig Zeit aufopfern - es war schon in Ord -
»Oh - mein - Gott, Grace. Shane hat uns zugezwinkert!«, hörte ich jemanden hinter mir kreischen. Daraufhin gab eine zweite quietschende Stimme zurück: »Er ist zwar nur der Spielmacher des Basketballteams, aber als seine Freundin kann man schnell zum beliebtesten Mädchen der West Coast High werden!«
Als ich mich umdrehte, verschwand mein Lächeln so schnell wieder, wie es gekommen war. Ich kannte die beiden Mädchen. Sie waren in der selben Klassenstufe wie Shane - und Vincent.
Während Grace kristallblaue Augen und schöne, blasse Haut hatte, die von Sommersprossen gekennzeichnet wurden, hatte scheinbar ihre Freundin einen dunklen Teint und dunkle Ringellocken.
Als ich auch ihre Blicke auf mir bemerkte, drehte ich mich hastig um. Natürlich hatte Shane die beiden gemeint. Sie waren ja auch unfassbar wunderschön.
Grimmig ging ich weg - dabei hatte ich auch noch zurückgelächelt! Wahrscheinlich hielt er mich für einen Freak.
Grace und ihre Freundin flüsterten sich irgendetwas zu, als ich an ihnen vorbeilief. Genervt holte ich mein Handy raus und wählte ohne zu zögern Vincent's Nummer. Bereits nach dem zweiten Klingeln ging er ran.
»Hallo?«, sagte der Blödmann überrascht in den Hörer.
»Kaum zu fassen, Vincent. Erst bestellt du mich hierher, um die Strafarbeit zu schreiben - und dann erscheinst du selbst nicht mal. Also, wo bist du? Bist du bald da?«, schimpfte ich und atmete laut aus.
Ungeduldig trommelte ich mit einem Fuß auf den Boden. »Stupsnase?«
»Was denn?«, gab ich zischend zurück.
»Wir wollten uns doch im Skatepark treffen, nicht wahr?«, fragte er nach einer Weile murmelnd.
»Ist das dein Ernst? Hast du das etwa vergessen?« Ich wurde immer lauter, das Maß meiner Geduld drohte zu erschöpfen.
»Weißt du was? Ich geh nach Hause, es reicht mir lang -«, als ich mich umdrehte, um mich auf dem Weg zu machen, sah ich Vincent.
»Na, Stupsnase.«, grüßte er mich und grinste mich schief an. In der einen Hand hielt er sein Skateboard, die andere steckte in der Tasche seiner grauen Jogginghose. Sein schwarzes Shirt war nass vom Schweiß.
Ich öffnete den Mund, um etwas zu sagen, klappte ihn dann aber wieder wortlos zu, als er weiterhin sprach. »Sorry. Ich hab' voll die Zeit vergessen!«, nuschelte er und schmollte gespielt.
Stillschweigend setzte ich mich auf den grünen Rasen und rollte mit den Augen.
»Irgendwann wirst du dich für meine Aktionen rächen.«, lachte Vincent und setzte sich neben mich.
»Rache? Dafür bin ich zu faul, ich werde hier sitzen und darauf warten, dass das Karma zuschlägt.« Ich packte mein Laptop aus und schaltete ihn ein.
Er lachte ein weiteres Mal und nahm meine Hand. Er lachte viel. Sein Lachen war nicht rau und kratzig wie die von anderen Jungen seines Alters - sondern tief und melodisch.
»Es ist schon okay, wenn du mich nicht magst, Stupsnase.«, sagte er scherzhaft und ließ meine Hand los, als er merkte, dass ich unsere Hände schockiert anstarrte. »Nicht jeder hat einen guten Geschmack.« Mein Blick wanderte zu seinen grüngrauen Augen.
Ich stieß ein kurzes Lachen aus und boxte ihn sanft auf die Schulter. »Lass uns arbeiten. Je schneller wir fertig sind, desto besser.«
Als ich das Dokument öffnete, fragte ich ihn: »Möchtest du anfangen?« Vincent zuckte kurz mit den Schultern, nahm sich dann mein Laptop, schaute einige Sekunden auf das Display und rief dann plötzlich: »Oh. Ein Eiswagen. Möchtest du Eis?« Verwirrt schüttelte ich langsam mit dem Kopf. Hastig legte er den Laptop auf meinem Schoß lief in Richtung Eiswagen.
Einen komischeren Typen war ich im Leben noch nie begegnet - aber für alles gab es ein erstes Mal, oder? Wahrscheinlich hatte er einfach keine Lust zuarbeiten - was ich ihm auch nicht wirklich übelnehmen konnte. Seufzend schrieb ich unsere Namen und das Thema auf.
Als ich gerade dabei war, zu schreiben, wieso es gefährlich sei, auf dem Schulflur eine Wasserpfütze nicht wegzuwischen, klingelte mein Handy.
Auf dem Bildschirm stand, dass Glen mich anrief. »Glen?«, sagte ich überrascht. »Was ist los?« Ich schob einige Haarsträhnen hinter mein Ohr. »Daya Papaya. Ich bin hier. Schau mal zu dem Baum gegenüber dir.«, flüsterte Glenda. »Wie bitte?«, gab ich geschockt zurück und blickte hoch. Sie winkte mir zu. Eine Sonnenbrille und ein Buch dienten wohl dazu Undercover zubleiben.
»Was zur Hölle machst du hier?« Ich zeigte ihr den Vogel. »Denkst du ich lasse mir die Gelegenheit eines der heißesten Persönlichkeiten der West Coast High mit meiner besten Freundin zu sehen, entgehen?« Nun zeigte sie mir den Vogel.
Ich verdrehte die Augen. »Glen? Ich muss auflegen. Vincent kommt gerade zurück.« Sie nickte zu mir rüber. »Ach ja, noch was - du hältst dein Buch verkehrt rum.«
Ich legte auf und schaute Vincent an. »Einmal Erdbeereis für Stupsnase und einmal Schokolade für mich.«, sagte er fröhlich und gab mir das Eis.
Verunsichert lächelte ich ihn an und nahm mir das Eis. »Also, wenn du Schokolade doch eher magst, dann können wir tauschen, nur - ich hab' schon einmal dran geleckt.«, flüsterte er, als er sich neben mich setzt und mir zuzwinkerte.
»Um Himmels Willen, niemals will ich dein Sabber.«, sagte ich kopfschüttelnd.
Er blickte auf mein Laptop. »Halt mal, ich hab' ein super Grund gefunden!«, rief er, als ich weiterschreiben wollte und gab mir sein Eis. Perplex schaute ich auf das Display.
»Weil Vincent scharf ist?«, las ich vor und kniff lachend meine Augenbrauen zusammen.
Er zuckte nur mit den Schultern. »Ja, es ist auch keine Lüge oder so.«, gab er grinsend zurück und legte mein Laptop auf den Boden.
Dann nahm er sein Eis aus meiner Hand und schleckte dran. »Jetzt weiß ich auch wie du heißt, Stupsnase.« Vincent nickte zu meinem Laptop.
»Daya.«
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