19 · the moment you realize the real lies
hello peeps,
bevor das neue kapitel beginnt,
möchte ich etwas loswerden.
Es geht um Daya.
Wer ist sie? Was macht sie aus?
Was für ein Gedanke schießt dir dabei direkt in den Kopf?
Lass' mich raten, es sind nicht so viele Vorstellungen wie bei Vincent, oder gar Shane. Daya ist der Erzähler, für viele ist das wohl ihre einzige Funktion. Sie wiedergibt und beschreibt ganz einfach Vince's Geschichte, oder? Falsch.
Daya hat eine viel größere Funktion, eine viel wichtigere Aufgabe und eine bedeutsame Entwicklung vor sich. Sie ist viel mehr als ein Erzähler. Viele fragen sich wohl wieso ich das jetzt hier schreibe, aber der Grund ist einfach, dass ich schon bei etlichen Werken gesehen habe, dass die Protagonistin (ja, mit Absicht die weibliche Form) für viele Leser einfach unsichtbar ist und man sich viel lieber auf die männlichen Charaktere konzentriert.
Dabei hat doch viel zu oft die Protagonistin die größte »character development« bzw. Entwicklung, eben durch die Probleme, die sie im Laufe des Buches bewältigen muss (dabei entsteht oft die Problematik durch den männlichen Nebencharakter *hust*).
okay, das war's.
ich hoffe ich konnte euch damit etwas vermitteln.
ᴅɪᴇsᴇs ᴋᴀᴘɪᴛᴇʟ ᴡɪᴅᴍᴇ ɪᴄʜ ᴅᴀʏᴀ.
MIR war kalt. Ich fror, während ich langsam schlurfend nach Hause lief. Die Energie, die ich durch meine Wut noch hatte, ließ nach zehn Minuten nahezu schnelles Laufen nach und ließ mich erschöpft die Haare raufen. Als wäre es nicht schlimm genug, dass ich bei diesem windigen Wetter einige Kilometer zu Fuß gehen musste, um zu Hause anzukommen, hatte ich auch noch meine Jacke und mein Rucksack in Shane's Wagen vergessen.
Ein lautes Seufzen konnte ich mir gerade einfach nicht verkneifen. Erst hatte ich Juliana geschlagen, dann hatte ich die Schule geschwänzt und schließlich hatte mich Vincent verarscht. Ich glaube, ich musste jetzt nicht erwähnen was für ein mieser Tag heute war – und er ging auch noch weiter. Denn morgen musste ich in der Schule noch mit Konsequenzen rechnen. Großen Konsequenzen.
»Ich hasse mein Leben.«, murrte ich zitternd und schlang meine Arme um meinen Körper, um mich warm zu halten.
Ich wollte Vincent retten, so absurd es auch klang. Aber ich konnte es nicht. Ich würde es auch nie schaffen, weil er sich sein eigenes Grab selber schaufelte. Das einzige was ich konnte war ihn zu lieben, ihm zu vermitteln, dass es Menschen gab, die ihn brauchten und ihn nicht aufgaben – so wie er es tat. Doch manchmal war Liebe einfach nicht genug.
Vollkommen in Gedanken versunken lief ich weiter, die Sicht vor mir war verschwommen, doch es machte mir nichts aus. So konnte ich die Kilometer, die ich noch laufen musste, verdrängen und die Zeit vergessen.
Ich wollte nicht verleugnen, dass die Gedanken über Vincent über mir kreisten, so wie Geier in der Wüste über einen Menschen kreisten, der am verdursten war.
Es hätte alles so unproblematisch verlaufen können. Er hätte jetzt wissen können was ihm fehlte, vielleicht schon etwas gegen seine Vergesslichkeit und all' seine anderen Probleme etwas unternehmen können. Doch stattdessen machte es sich noch mehr Probleme, sie häuften sich und drohten sehr bald um zufallen und somit ein Erdbeben, ein größerer Chaos, auszulösen.
Ich wurde von meinen Gedanken gerissen, als ich wahrnahm wie ich vor Kälte so sehr zitterte, dass ich schon mit den Zähnen klapperte. Der Wind schnitt mir in's Gesicht und ich sehnte mich jetzt nur noch nach einer warmen Decke und heißem Tee.
Meine Augen wurden wässrig und ich war einfach verdammt müde. In einen Bus konnte ich ohne Geld nicht einsteigen und mein Handy hatte ich in dem Rucksack, welches sich in Shane's Audi befand. Ich hatte wohl wirklich keine andere Wahl. Ich musste es durchhalten.
»Du schaffst das.«, stotterte ich in mich hinein. »Du bist Daya Michaels. Bis jetzt gab es kein Problem, das du nicht bewältigen konntest.«
Ja, bis auf Vincent.
Aber seit wann war ich so von ihm anhängig? Daya Michaels musste nicht immer in Verbindung zu Vincent Sullivan gesetzt werden, um eine Bedeutung zu bekommen.
Ich legte meine Hände, die gerade noch in den Taschen meines Kleides vergraben waren, auf meine Wangen und wärmte sie so gut es ging auf. Doch ich fühlte mich schon taub und kraftlos, die Kälte spürte ich langsam nicht mehr.
Wie war mein Leben bevor ich ihn kennengelernt hatte? Anders, und dennoch lebenswert. Ein lautes Autohupen ließ mich erschrocken blinzeln.
Als ich mich zu dem Wagen drehte, welches mich aus meinen Gedanken gerissen hatte, blinzelte ich erneut überrascht.
»Dad?«, krächzte ich gegen den Wind, der meine Haare flattern ließ.
Sein Geländewagen blieb mitten auf der Straße stehen und ein Glücksgefühl breitete sich in meinem ganzen Körper aus. Ich war gerettet.
»Dad.«, wiederholte ich erneut mit heiserer Stimme und räusperte mich, während ich um den Wagen lief, um mich reinsetzen zu können.
Als ich die Tür zuknallte, schaute ich ihm dankbar in die haselnussbraunen Augen und erwartete, dass er mich gleich mit Fragen durchlöcherte, doch genau das tat er nicht. Er lächelte mich nur ermutigend an und zündete den Motor an.
»Danke, Dad.«, war das einzige, was ich rausbrachte. Ich atmete tief durch, und zog meine Knie an die Brust, nachdem ich meine Schuhe ausgezogen hatte. Dann schlang ich meine Arme um die Beine und drückte mein Kinn dazwischen.
Mein Dad machte das Radio an, es war leise Indiemusik zu hören, welches mich durch die sanften Gitarrentöne beruhigte. Ich blickte durch das Seitenfenster, während mir die Tränen kamen. Irgendwie lief doch alles gerade in meinem Leben schief.
Und schon strömten mir die Tränen über das Gesicht und meine Nase lief und lief. Ein Schluchzen schüttelte meinen ganzen Körper durch.
»Schatz, willst du reden?«, fragte mein Dad zögernd und blickte kurz zu mir rüber, ehe er seinen Blick auf die Straße richtete. Eine Hand huschte auf mein Knie und streichelte sie sanft.
»Mir war so kalt, Dad.«, antwortete ich wie ein wimmerndes Kind. Vor lauter Schluchzen krümmte sich mein Körper noch mehr. »Es war so schrecklich kalt.«
»Jetzt bist du hier, mein Spatz. Es ist alles gut, beruhig' dich, soll ich die Heizung wärmer stellen?«, wollte er wissen betätigte den Knopf schon.
»Nein. Es ist schon okay. Ich musste nur alles rauslassen.«, murmelte ich, während ich schniefte. »Es ist alles okay.« Dann fuhr ich mir mit den Händen durch das Gesicht und lächelte ihn schwach an. »Es ist nur, es ist so vieles passiert, Dad.«
»Willst du es mir erzählen?«
»Ich habe Juliana wahrscheinlich die Nase gebrochen.«
»Ich weiß.«
»Dann habe ich die Schule geschwänzt.«
»Das weiß ich auch.«
Das war nicht alles, Dad. Es gab so viel mehr zu erzählen.
»Man hat dich angerufen, nicht wahr?«, fragte ich ihn und schaute sein Seitenprofil an. Dad hatte die selbe Nase wie ich, doch die Lippen waren schmaler. Seine Haare waren viel dunkler als meine, es war ein dunkles Braun.
Er nickte. »Rektor Welsh.« Sein Gesicht war gleichgültig auf die Straße gerichtet.
»Bist du sauer?«
»Ich bin höchstens enttäuscht. Wenn du schon jemanden schlägst, dann lauf nicht weg.« Ein Grinsen umspielte seine Lippen. »Wir Michaels haben keine Angst.«
Ich verdrehte die Augen und suchte aus dem Handschuhfach ein Taschentuch raus. »Weiß Mom Bescheid?«, wollte ich wissen und schniefte in das Taschentuch.
»Nein. Es sei denn, sowas passiert wieder, dann wird sie es erfahren.«, mahnte er mich und zwinkerte mich an.
»Ich hab dich lieb, Dad.«
»Ich dich auch, Schatz.«
Nach dem wir vor unserem Haus standen, schlug ich mir mit der flachen Hand gegen die Stirn. »Ich habe meine Sachen bei Shane vergessen. Kannst du mich kurz noch wohin fahren?«
»Das ist nicht nötig. Als die Rektor Welsh bei mir angerufen hat, habe ich natürlich versucht dich zu erreichen.«, meinte Dad, während er seine Jacke auszog und sie mir über die Schultern legte.
»Ein junger Mann ist rangegangen. Ich denke er hieß Vincent. Er würde deine Sachen vorbeibringen wollen.«
Mein Herz setzte für eine Moment aus, als ich seinen Namen hörte. »Okay.«
»Ist er dein Freund?«
»Ein Freund, Dad. Nicht mein Freund. Zumindest war er mal ein Freund.«, murrte ich.
Als wir das Haus betraten, gab ich ihm seine Jacke zurück und umarmte ihn kräftig.
»Ich weiß nicht was ich machen soll.«, murmelte ich gegen seine Brust und atmete sein Dad-Geruch ein.
»Ich weiß nicht was los ist, Daya. Ich kann die ganze Situation nicht einschätzen. Aber eins kann ich dir sagen, Spatz: Hör' auf dein Herz, es spricht zu dir, wann immer du nicht weiter weißt. «
»Aber was ist, wenn mein Herz in einer ganz anderen Sprache spricht und ich nichts verstehe?«
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