15 · boys and poison
ICH wünschte, ich hätte eine Kamera zur Hand.
Das war der erste Gedanke, als ich sah, was meine Frage für eine Reaktion bei Shane auslöste.
Ich meine, sein Anblick war einfach göttlich. So hatte ich ihn noch nie im Leben gesehen.
Er riss die Augen auf und schluckte hart. Dann sah er von mir zu Vincent und wieder zurück. Man merkte ihm an, wie er fieberhaft nachdachte. Seine Augen wanderten unruhig hin und her, bevor er zu sprechen begann.
»Also, es ist mir echt peinlich, aber ..« Er fuhr sich mit einer Hand über den Nacken, die andere verkrampfte über dem Handtuch, welches um seine Hüfte umwickelt war. Shane atmete schließlich tief aus.
Kurz bevor er dabei war, uns zu berichten, was nun vorgefallen war, rief mich jemand an. Genervt ließ ich Luft aus meinem Mund entweichen und hielt meine Hand in die Luft, um Shane zu stoppen.
Dieser atmete erleichtert auf und ließ sich auf einem der Stühle nieder. Wenn er dachte, dass er damit aus dem Schneider war, dann hatte er sich geschnitten.
Mit einer Schneiderschere. Haha.
Nicht lustig? Nein? Okay. Vergessen wir's.
Augenrollend widmete ich mich meinem Handy und nahm den Anruf an.
»Ja, Mom?«, murrte ich in den Hörer, während ich bemerkte, wie mich Vincent mit einem schelmischen Grinsen beobachtete. Als unsere Blicke sich trafen, zwinkerte er mir kurz zu und lachte.
Mit einem Schmunzeln wendete ich mich von ihm ab und starrte konzentriert auf den Boden.
»Wo bist du, Daya? Ich have mir Sorgen gemacht. Wolltest du nicht nach Mitternacht nach Hause kommen?«, fragte meine Mutter aufgelöst.
»Ja, äh - mir ist da was dazwischen gekommen.«, nuschelte ich und verschränkte einen Arm vor der Brust.
»Und wer war hat vorhin gelacht. Das war doch eine männliche Stimme. Wo hast du geschlafen?«, fragte meine Mutter, ohne eine einzige Atempause zu machen.
Als ich gerade dabei war, meinen Mund aufzuklappen, sprach sie auch schon weiter.
»War das etwa mein Schwiegersohn Vincent? Oder doch dieser dunkelhaarige Schönling - wie hieß er noch mal?«
»Shane.«, brummte ich, mit einem genervten Aufstöhnen.
Sein Blick schoss direkt zu mir, dabei runzelte er mit der Stirn. Ich winkte kopfschüttelnd ab.
»Also, ist es Shane?«, plapperte meine Mom weiter, während ich aufgebracht durch mein wirres Haar fuhr.
»Mom, es sind beide hier. Sowohl Vincent, als auch Shane. Also, gibt es noch etwas wichtiges zu sagen?« Mit diesen Worten hoffte ich, dass sie sich endlich verabschieden würde.
Aber nein. Sie wäre nicht meine Mom, wenn sie einfach locker lassen würde. Das Nerven hatte ich, nun zugegeben, von ihr.
»Was? Du hast doch nicht etwa - sag mir nicht, dass du - Daya, bist du nackt aufgewacht?«
Ich riss augenblicklich meine Augen auf und biss mir in die Innenwange. Wie kam sie denn jetzt bitte auf sowas? In dem Moment war ich einfach dermaßen glücklich, dass niemand Mom's Stimme hören konnte.
»Nein, ich zwar nicht, aber jemand anderes.«, prustete ich, mit einem dicken, fetten Grinsen im Gesicht, los und linste zu Shane rüber, der mich mit runzelnder Stirn musterte.
Ich würde den Moment, als ich ihn so aufgefunden hatte niemals vergessen. Ich wusste nur noch nicht so genau, ob es gut oder schlecht war.
»Wie bitte? Was ist mit Glenda? Wo ist sie?«
Kurz stockte ich. Wie konnte ich meine beste Freundin bloß vergessen? Nachdenklich biss ich mir auf die Unterlippe. »Das weiß ich nicht so genau, aber ich rufe sie gleich an. Ich kann mir schon denken wo sie ist.«, murmelte ich.
Bevor meine Mutter noch die Chance hatte etwas zu sagen, verabschiedete ich mich mit einem hektischen: »Okay, Mom. Ich muss los, hab dich lieb. Bin bald zu Hause. Bye.«
Schnell legte ich auf und atmete erleichtert aus.
»Hast du deiner Mom von unserer prickelnden Nacht erzählt?«, raunte mir Vincent in's Ohr.
Eine Gänsehaut prickelte bei den Worten über meinen Rücken. Ich blieb starr stehen und schloss meine Augen, um mich zu beruhigen.
»Vincent?«, hauchte ich noch immer mit zugekniffenen Augen.
»Ja?«, hörte ich ihn amüsiert reden. Einzelne Haarsträhnen streiften über mein Gesicht.
»Ich weiß nicht, wie ich es sagen soll, aber - aber kannst du bitte ein paar Schritte von mir wegtreten?«
Er lachte auf. »Okay.« Dann klatschte er sich in die Hände. »Immer wieder schön zu sehen, was für eine Wirkung ich auf dich habe.«
Ich öffnete meine Augen und blickte ihn genervt an. »Ich mag es nur nicht, wenn mir Leute plötzlich zu nah sind.«, meinte ich und stemmte meine Hände an die Hüfte. »Mehr nicht.«
Shane meldete sich, nach einer Weile, mit einem Lachen wieder. Doch dieses Lachen verblasste so schnell wie es auftauchte.
Mit hinterlistigem Lächeln ging ich auf ihn zu. »Ich glaube, du hast hier am wenigsten zu lachen, Shane.«
Auch Vincent trat näher und stellte sich neben mich. »Jetzt erzähl uns endlich was -« Mehr konnte er nicht mehr sagen, da eine aufdringliche Barbiestimme ihn unterbrach.
Juliana. Ein flauschigweicher Morgenmantel um ihren Körper geschlungen, und ein Gesicht, das mir verriet, dass sie mich jeden Augenblick die Augen auskratzen würde - hätte sie die Chance dazu.
»Shane!«, rief sie empört. »Weshalb bist du gestern Nacht abgehauen? Ich war so einsam im Bett.«, schmollte Juliana mit ihrer gekünstelten Kinderstimme.
Ich riss meinen Mund auf und starrte wechselnd von ihr zu Shane.
»Ich wusste nicht, dass du mit deiner Ex noch abhängst.«, meinte Vince zu ihm und hob seine Augenbrauen an.
Shane lief rot an und ging mit energischen Schritten zu Juliana. Seine Halsschlagader pochte bedrohlich, als er mit dem Zeigefinger geladen auf sie zeigte.
»Ich hänge hier mit niemanden ab. Das Mädchen ist durchgeknallt. Sie hat eines ihrer Freundin beauftragt mich in's Bett zu bekommen.«
Er fuhr sich über das Gesicht, während Juliana beleidigt die Arme an die Hüfte stemmte.
»Als ihre dumme Freundin meinte, sie sei gleich wieder da und ich mich ausziehen solle, kam jemand anderes durch die Tür.« Shane kniff wütend die Augen zusammen und knurrte sie an. »Nämlich diese Psychotusse.«
»Aber-Aber Shane. Ich ..«, stotterte Juliana mit aufgerissenen Augen und blickte ihn ängstlich an.
»Deswegen bin ich nackt geflüchtet, weil sie nicht weg wollte.«, erklärte er uns weiter.
Er atmete schließlich tief aus. »Verzieh dich.«, sagte er kontrolliert und wendete sich von ihr ab.
Vincent und ich beobachteten die beiden gebannt und ich könnte schwören, dass er genauso wie ich einen kurzen Moment vergessen hatte zu atmen.
»Ist es wegen dieser blöden Kuh? Sie ist es doch nicht wert.«, rief Juliana unter Tränen und starrte mich giftig an.
Shane lachte laut auf. »Sie ist es tausend - nein, millionen Mal mehr wert als du. Es ist aus, Juliana. Hast du es immer noch nicht verstanden?«
Mit einem Schluchzen rannte sie in das Haus zurück und ließ uns alleine stehen.
Das war das erste Mal, dass ich irgendwas nettes von Shane zu hören bekam.
Und wenn ich Vincent's Gesicht so sah, war er nicht weniger als ich erstaunt darüber. Mit einem undefinierbaren Blick schaute er seinen besten Freund an.
Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro