~Kapitel 8~
"W-woher.. wie.. Ihr habt das die ganze Zeit gewusst?", platzte es empört aus mir heraus, woraufhin ich mir direkt den Mund zuhielt. Verfluchte Scheiße, hatte ich das gerade wirklich gesagt? Meinen Mitschülern klappten allesamt die Münder auf, jedoch sahen sie nicht erschrocken aus, sondern vielmehr belustigt.
"Oh. mein. Gott", lachte die Blondine und in meinem Herzen zog sich etwas auf eine unangenehme Art und Weise zusammen. Nicht dass ich mir Mitgefühl von diesen Menschen erhofft hatte, das wollte ich nicht einmal. Doch zu hören, dass sie sich darüber lustig machten, wenn Jemandem rausrutschte, dass man körperliche Gewalt erlebt hatte, war einfach unglaublich respektlos.
"Was?", zischte ich plötzlich, woher auch immer ich diesen Mut nahm. Doch ihr beschissenes Grinsen machte mich unglaublich aggressiv.
"Findest du das lustig?", harkte ich weiter nach, traute mich endlich einmal, meine Stimme Jemandem gegenüber zu erheben. Wütend ging ich einen Schritt auf sie zu, weshalb sie zurück schreckte und einer ihrer Typen sich in den Vordergrund drängte. Ich biss wütend die Zähne zusammen, woraufhin die Blondine wieder zu lachen begann.
"Du bist echt vollkommen psycho, Oktober", lachte sie nun weiter, nachdem sie ihren Beschützer vorgeschickt hatte. Doch bei mir brannte endgültig eine Sicherung durch. Ich schubste den Typen zur Seite, doch er bewegte sich kaum, traute sich allen Ernstes auch noch, mich an den Armen festzuhalten, dass ich ja nicht an seine beschissene Queen rankam. Wütend riss ich mich los und sah ihnen abwechselnd ins Gesicht.
"Mein Name ist Nova, du verfluchtes Miststück. Und lass mich gefälligst endlich in Ruhe, sonst lernst du meinen tattoowierten Gangsterfreund auf eine ganz andere Art und Weise kennen. Hast du mich verstanden?", knurrte ich und musterte die Tussi vor mir wütend. Sie zog eine Augenbraue hoch und verkniff sich ein Lachen, doch das konnte mich nicht mehr provozieren. Sie war es nicht wert. Also drehte ich mich stumm um und verließ das Schulgebäude, um mich zu Fuß auf den Weg nach Hause zu machen.
"Hey Nova, warte mal!", ertönte eine fremde Stimme hinter mir und ich wirbelte erschrocken herum. Unschlüssig musterte ich das blonde Mädchen vor mir. Auch sie war mir gerade noch lachend gegenüber gestanden. Dementsprechend wollte ich mich auch nur umdrehen und davon gehen, doch sie hielt mich am Arm zurück. Sofort entzog ich ihr mein Handgelenk und sah sie finster an.
"Fass mich gefälligst nicht an!", murrte ich und wollte mich wieder zum gehen aufmachen, doch sie lief mir hinterher, überholte mich und blieb direkt vor mir stehen.
"Ich will doch nur mit dir reden", sagte sie leicht lächelnd, doch darauf würde ich nicht reinfallen.
"Ich aber nicht mit dir", murmelte ich und wollte wieder an ihr vorbei gehen, doch sie hielt mich davon ab, indem sie sich mir immer wieder in den Weg stellte.
"Das was Caroline gesagt hat, tut mir leid. Das war wirklich heftig und das hätte sie Alles nicht sagen dürfen", sagte sie schließlich und ich zog eine Augenbraue nach oben. Caroline hieß diese verzogene Tussi also. Ich musterte das Mädchen vor mir weiterhin und versuchte rauszufinden, was ihr Plan war.
"Ich bin Scarlett", erzählte sie mir plötzlich und ich nickte desinteressiert. Wie passend. Prinzessin Scarlett die Erste. Ich wollte einfach nur nach Hause, um mich wieder im Bett verkriechen zu können. Das wurde mir schon wieder viel zu viel.
"Stimmt es denn wirklich, was sie behauptet hat?", harkte Scarlett weiter nach und sah mich nun mit einem mitleidigen Blick an. Wie ich das verabscheute, ich wollte nicht, dass mich irgendjemand so ansah. Und schon gar nicht eine fremde Mitschülerin, die mich vor wenigen Momenten noch ausgelacht hatte.
"Das geht dich nichts an", knurrte ich, konnte die Verteidigungshaltung noch immer nicht abstellen und das war vermutlich auch gut so. Wahrscheinlich war sie nur zu mir gekommen, um mich noch mehr in den Dreck zu ziehen, doch darauf fiel ich nicht rein.
"Okay, tut mir leid. Wir sehen uns dann", gab sie ruhig von sich und verschwand endlich aus meinem Sichtfeld. Zum Glück hatte sie schnell genug gemerkt, dass ich auf ihre Intrigen nicht reinfallen würde, weshalb ich mich endlich auf den Heimweg machen konnte.
Dort angekommen blieb mir nichts anderes übrig als zu klingeln. Shawn würde nicht begeistert sein, wenn er sah, dass ich alleine nach Hause gelaufen bin, schließlich hatte mich bisher immer Jemand gefahren, doch das war mir egal. Die Zeit alleine draußen an der frischen Luft hatte mir gut getan.
Hingegen meiner Erwartung öffnete Connor mir die Haustür, den ich seit Samstagabend, bevor wir mit der Durchführung des Plans begonnen hatten, nicht mehr gesehen hatte. Er starrte mich einen Moment stumm an, bevor ich den Blick senkte und mich an ihm vorbei zwängte.
"Wieso bist du zu Fuß unterwegs und das auch noch allein?", fragte er direkt vorwurfsvoll, versuchte jedoch offensichtlich ruhig zu bleiben.
"Ich.. äh..musste da weg", antwortete ich unsicher und von der starken Fassade, die ich in der Schule noch aufrecht gehalten hatte, war nichts mehr übrig. Ich biss mir fest auf die Lippe, als ich auch in Connors Gesicht einen starken Ausdruck von Mitleid erkennen konnte.
"Wie geht's dir?", wollte er plötzlich wissen und ich taumelte einen Schritt zurück als hätte er mich mit der Frage nach hinten gestoßen. Was sollte ich darauf schon antworten? Das Wochenende war die Hölle, ich hatte die Prüfung versaut und noch dazu war ich an Allem selbst Schuld. Ich hatte nicht einmal die Berechtigung mich zu beschweren.
"Gut. M-mir gehts.. gut", log ich daher und ignorierte den skeptischen Blick, den mir mein bester Freund entgegen warf. Er wusste, dass es nicht die Wahrheit war, doch so wie ich Connor kannte, würde er nicht weiter darauf eingehen und mich in Ruhe lassen. Und das schätzte ich sehr an ihm und seiner Freundschaft.
Wie erwartet sagte er nichts mehr, woraufhin ich in Ruhe nach oben gehen konnte, um mich umzuziehen. Ich warf mich in eines meiner Sportoutfits und joggte die Treppen hinunter bis ich im Keller ankam. Ich wusste, was ich jetzt brauchte.
Ich powerte mich ordentlich aus, rannte wie eine Irre über das Laufband, schlug unaufhörlich auf den Boxsack ein und wiederholte immer wieder die Übungen, die Shawn mir beigebracht hatte. Und so groß die körperlichen Schmerzen auch waren, weil mein Körper Verletzungen trug, desto wohltuender war die Prozedur, um die ganze Wut abzubauen, die sich in mir aufgestaut hatte. Doch womit ich nicht gerechnet hatte war, dass weniger Platz für Wut, mehr Platz für Traurigkeit bedeutete und gegen die half es nicht, Sport zu treiben.
Letztlich ging ich lange duschen, stand jedoch mehr teilnahmslos unter dem heißen Wasser, als dass es mir irgendwie gut getan hatte. Danach legte ich mich wieder ins Bett und blätterte in meinem Physikbuch, in der Hoffnung die Prüfung morgen nicht auchnoch komplett zu vergeigen. Doch wie schon in der Schule verschwammen die Buchstaben lediglich immer wieder vor meinen Augen.
Nachdem ich mich knapp zwei Stunden durch mein Buch gekämpft hatte, betrat Shawn frisch geduscht sein Schlafzimmer und lächelte mich warm an, wobei mein Herz tatsächlich einen kleinen Sprung machte. Ich versuchte ihn ebenfalls anzulächeln, doch die Schwere in meiner Brust hielt mich davon ab. Ich wollte doch nur dieses verflucht ekelhafte, beschmutzte Gefühl loswerden, das mich so traurig stimmte.
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Was sagt ihr zu der Reaktion ihrer Mitschüler? Und denkt ihr, Scarlett wollte vielleicht wirklich nett sein? Wie geht's im nächsten Kapitel weiter?
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