~Kapitel 17~
Am nächsten Morgen hatte ich beschlossen, nicht in die Schule zu gehen.
Aber nicht, um mich vor der Realität zu verstecken, sondern weil ich mir diese bewusste Auszeit noch nehmen wollte, um Kraft zu tanken.
Noch dazu, würde ich mich heute nochmal hinsetzen und für meine Prüfung morgen lernen.
Doch vorher, schlich ich mich früh am Morgen aus dem Bett. Shawn schlief noch und das war auch gut so.
Ich tapste in die Küche, setzte Kaffee auf, deckte den Tisch, machte uns Waffeln und backte Brötchen im Ofen auf. Als ich fertig war, rief ich durch das Haus, dass Alle runter kommen sollten.
Ich wusste, dass ich es ihnen nicht auf diese Weise schuldig war, vor allem würde ein Frühstück ganz sicher nicht als Wiedergutmachung ausreichen, für Alles, was diese Jungs für mich getan hatten.
Aber ich wollte ihnen zumindest eine kleine Freude machen, wollte ihnen danken, dass ich sie als meine Familie ansehen konnte und ihnen zeigen, dass ich das wieder hinbekommen würde.
Sie sollten sehen, dass ich auf dem Weg der Besserung war, mich nicht mehr verstecken wollte und dass ich es Wert war, an mich zu glauben.
Nach und nach trudelte meine müde Familie in unserer Essküche ein und musterten den Tisch, sowie mich neugierig. Ich versuchte zu lächeln und mir nicht anmerken zu lassen, dass ich, wieso auch immer, nervös war.
"Guten Morgen, wie geht's dir?", begrüßte mich Connor und drückte mir einen kurzen Kuss auf den Kopf, bevor er mich umarmte.
Er nahm mir etwas die Nervosität und zeigte mir, dass sie mich vermutlich normal behandeln würden.
"Ganz gut, ich hab gut geschlafen", antwortete ich ehrlich und Cameron, der bereits am Tisch saß, begann kurz zu klatschen, woraufhin ich die Augen verdrehte.
Und wie normal sie mich behandelten. Aber ich wollte mich nicht beschweren.
Genau das hatte ich mir schließlich gewünscht.
Auch Jack wünschte mir einen guten Morgen und bedankte sich für das Frühstück, bevor er sich hinsetzte und eine Tasse Kaffee reinschüttete.
"Ist das etwa ein Knutschfleck?", rief Cameron durch den Raum und ich griff mir wie von selbst an den Hals, fuhr über die Stelle, an der ich sofort wieder Shawn's Lippen spüren konnte.
Und schließlich betrat Shawn den Raum. Connor entfernte sich stumm von mir, setzte sich an den Tisch und kramte sein Handy aus der Hosentasche. Shawn hingegen lief auf mich zu und küsste mich liebevoll. Und zwar vor Allen.
Es ist nicht so, als würde ich nicht wissen, dass mittlerweile Alle in diesem Haus wussten, dass Etwas zwischen Shawn und mir lief.
Das war spätestens dann klar, als wir uns Samstag am Telefon gesagt hatten, dass wir uns liebten, während die Anderen mithören konnten.
Trotzdem war es etwas Anderes, dass wir uns nun vor ihnen küssten und ihnen offen zeigten, dass wir verliebt waren.
"Wofür ist das Alles? Und wieso bist du nicht in der Schule, kleiner Streber?", neckte Shawn mich und ich verdrehte die Augen.
"Ich verspreche, ab morgen ist dein Streber zurück und ich geh wieder zur Schule aber heute.. wollte ich einfach noch Zuhause bleiben", erklärte ich und zuckte mit den Schultern.
"Und das Frühstück.. ich weiß nicht, es ist einfach ein Stück Normalität. Ich wollte euch eine kleine Freude machen. Gewöhnt euch nicht dran", erzählte ich und setzte mich schließlich neben Connor an den Tisch, um mir etwas zu essen zu nehmen.
Es war schön, wieder Appetit zu verspüren, ich spürte so langsam das Leben zurückkehren und das genoss ich.
Der Freitag verlief ganz gut, ich konnte mich zum Glück endlich wieder besser auf die Schule konzentrieren, hatte dieses Mal auch bei der Prüfung ein besseres Gefühl und haute nicht wieder sofort ab, nachdem ich die Prüfung geschrieben hatte, sondern blieb in der Schule und kehrte in meinen Alltag zurück.
Als das Wochenende endlich da war, war ich trotzdem froh. Ich würde am Wochenende viel nachholen müssen, was ich in der Schule verpasst hatte, doch das war okay.
Und nachdem ich mal wieder Scarlett abschütteln musste, die mich gelöchert hatte, wieso ich gestern nicht in der Schule war, hatte mich Shawn abgeholt und wir sind zusammen Mittagessen gegangen.
Ich erzählte ihm von der Prüfung, dem Unterricht und sogar von Scarlatt. Er schlug mir vor, mich mehr mit ihr zu unterhalten, weil mir eine Freundin gut tun würde und da widersprach ich ihm nichtmal unbedingt, doch Scarlett konnte ich nicht trauen.
Und schließlich gab Shawn zu, dass er sie selbst unheimlich fand.
Wir lachten viel, verbrachten einen ganz normalen Tag miteinander, wie ein stinknormales Pärchen. Und wer weiß, vielleicht konnten wir das tatsächlich werden.
Meine Wunden heilten, es dauerte und es fühlte sich an, wie eine minimale Besserung, doch es tat sich etwas und das machte mich glücklich.
Das Wochenende hatte ich hauptsächlich mit Lernen verbracht. Ich musste meine schlechten Leistungen definitiv ausgleichen können, schließlich war es noch immer mein größter Wunsch, an einer renomierten Universität angenommen zu werden.
Es war das Einzige in dem ich gut war und dementsprechend musste ich diesem Traum auch nachgehen.
Natürlich war Shawn anfangs beleidigt gewesen, dass ich mich kaum mit ihm beschäftigt hatte, doch so hatte er wieder mal ein bisschen mehr Zeit, sich auf sein eigenes Training zu konzentrieren und sich mit seinen Freunden zu beschäftigen. Außerdem war ich nun wieder auf dem neuesten Stand, was die Schule betraf.
Der Alltag kehrte zurück und mit ihm immer mehr Normalität. Noch immer gab es Nächte, in denen ich schweißgebadet wach wurde, mich an Shawn krallte und mir wünschte, diese Bilder nie wieder sehen zu müssen.
Doch es wurde leichter, Shawn hatte recht. Der Schmerz wurde nicht weniger, man gewöhnte sich einfach daran, lernte damit umzugehen und wurde stärker.
Und so lernte ich erneut zu leben und glücklich zu sein.
Dieser Rückschlag war alles andere als erwünscht, doch er hatte mir gezeigt, dass nach wie vor genug Kraft in mir steckte, um mich erneut aus diesem Loch zu ziehen.
Außerdem hatte ich doch die besten Bedingungen, denn allein war ich nun ganz sicher nicht mehr.
Und das zeigten mir selbst die kleinsten Dinge im Leben, wenn Jack von seinem morgendlichen Joggen zurück kam und mir auf dem Weg einen Donut gekauft hatte, den ich mit zur Schule nehmen konnte.
Oder wenn sich Connor mein Vokabelheft schnappte und mich abfragte, während ich nebenbei versuchte ein Abendessen zu kochen.
Ich genoss die kleinen Streitereien mit Shawn, wenn ich ihn eigentlich aus meinem Zimmer verbannte, um in Ruhe Hausaufgaben zu machen und er trotzdem rein kam, mir den Nacken massierte und mich schließlich doch mit Küssen ablenkte.
Und Cameron war nach wie vor Cameron. Er riss blöde Witze, über die Keiner lachte, er verhielt sich wie ein Arschloch, doch tief in seiner Brust konnte ich sein Herz schlagen hören und er hatte es mir nun auch mehr als einmal gezeigt.
Wir waren eine kleine Familie, eine ziemlich abgedrehte, außergewöhnliche Familie, doch wir hielten zusammen und das war Alles was zählte.
Ich liebte diesen Haufen und die Art, wie sie mir zeigten, was es bedeutete eine Familie zu sein.
Dementsprechend ruhig vergingen die Wochen. Es war warm geworden und die Sommerferien standen beinahe vor der Tür.
Die Prüfungsphase war zum Glück vorbei und auch sonstige Aufgaben wurden weniger.
Natürlich lernte ich trotzdem noch jeden Tag mehr, als es nötig war, doch das gehörte einfach zu mir und ich konnte doch mit Recht behaupten, dass ich mich etwas mehr ausruhte, als die Schuljahre zuvor.
Vermutlich weil ich endlich andere Dinge im Leben hatte, die mich erfüllten und glücklich machten.
Shawn hatte vorgeschlagen, mit den Jungs zusammen eine Woche wegzufahren, doch wir waren uns noch immer nicht einig, wo uns die Reise hinführen würde.
Außerdem hatten wir bis dahin definitiv noch genug Zeit, schließlich musste ich noch zwei Wochen lang zur Schule gehen, bevor ich die Ferien begrüßen konnte.
"Angel! Komm endlich hoch!", rief mir Shawn aus seinem Zimmer entgegen und ich konnte nicht anders, als grinsend den Kopf zu schütteln.
Schließlich gab ich nach und schlug das Buch zu, das vor mir auf dem Schreibtisch lag, um den armen Jungen nicht noch länger warten zu lassen.
Ein Blick auf mein Handy lies mich wissen, dass es tatsächlich schon später war, als gedacht. Es war mittlerweile wieder länger hell und ich hatte nicht einmal mitbekommen, dass die Sonne schon dabei war unter zu gehen.
"Nova!", rief er erneut und ich schnaubte genervt.
Er musste wirklich an seinem Sinn für Geduld arbeiten und das konnte ich reinen Gewissens sagen, obwohl ich selbst nicht der geduldigste Mensch war.
"Du nervst!", rief ich zurück, konnte jedoch nicht anders als schließlich zu lachen.
"Klärt eure Pärchen Streitereien unter vier Augen. Es gibt hier Leute, die ihr Single-Dasein genießen wollen!", ertönte plötzlich Cameron's genervte Stimme durchs Haus und man hörte Shawn laut lachen, woraufhin eine Zimmertür zugeknallt wurde.
Oh man, diese Jungs waren schlimmer als Brüder.
+++
Hey Leute, again etwas mehr Zeit vergangen seit dem letzten Kapitel. Eigentlich würde ich gerade in einer Ferienwohnung an der Nordsee sitzen, um dort endlich mal etwas runter zu kommen aber Überraschung, wegen Corona konnte ich nicht. Die Uni läuft seit gestern wieder und wenn ich so sehe, was dieses Semester so ansteht will ich einfach nur den Kopf in den Sand stecken. Aber gut, zumindest der Zeitraum ist überschaubar, schließlich hab ich Anfang Februar schon die Prüfungen und zwischendrin ist ja auch Weihnachten, also sind es quasi nur 11 Wochen Uni bis ich wieder Ferien habe. Das wird schon irgendwie gehen. Ich hoffe euch geht's gut. Hab euch lieb ❤️
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