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~Kapitel 13~

Dort angekommen gingen wir kurz getrennte Wege, um uns in unsere Sportklamotten zu werfen, trafen und jedoch wenig später im Trainingsraum wieder.

Ich war bereits auf dem Laufband und stellte es im minutentakt schneller, weil es mir nicht genügte, einfach nur zu gehen oder zu joggen. Ich wollte rennen, als hinge mein Leben davon ab, ich wollte dass meine Lunge brannte und mir jede Faser meines Körpers schmerzte. Nur so konnte ich die Wut verdrängen.

Bereits nach wenigen Minuten pochte mein Kopf so stark, dass gar kein Platz mehr für andere Gedanken blieb, als weiter zu atmen. Doch der Schmerz in meinem Herzen hörte nicht auf, egal wie sehr ich rannte.

"Ich glaube du hast dich genug aufgewärmt, oder nicht?", wollte Shawn skeptisch wissen, weshalb ich kurz abgelenkt war, nicht auf meine Beine achtete und beinahe auf dem Laufband stolperte.

Zum Glück konnte ich mich rechtzeitig an den seitlichen Stangen festhalten und vom Band springen. Wobei wenn ich es mir recht überlegte, hätte dieser Unfall vermutlich sehr weh getan, körperlich weh getan.
Was einen Moment ohne seelische Schmerzen bedeutete.

"Gut, können wir Schlagabfolgen üben?", harkte ich außer Atem nach und lief auf Shawn zu, der bisher nur Muskeltraining gemacht hatte und mich dabei nicht aus den Augen ließ.

Er legte zwei der Hanteln weg und kam mir entgegen. Auf dem Weg griff er nach einer Wasserflasche, die er mir kurz darauf entgegen hielt, doch ich lehnte mit einem Kopfschütteln ab, wich seinem Blick aus.

"Okay, dann greif mich an", sagte er entspannt und nahm eine Kampfhaltung ein, was ich ihm nachmachte.
Danach versuchte ich ihn mit einer einfachen Schlagabfolge zu treffen, schlug allerdings dauerhaft ins Leere, weil er mir auswich.
Kurz darauf kam er mit seiner Faust direkt vor meinem Gesicht stehen.

Er hätte gewonnen aber natürlich schlugen wir uns nicht wirklich gegenseitig, sondern deuteten es nur an.

"Nochmal", forderte ich und nahm wieder Abstand, um ihn danach mit einer anderen Abfolge anzugreifen, doch diesmal wich er mir so geschickt aus, dass ich letztlich am Boden landete und leise vor mich hin fluchte.

Er hielt mir eine Hand entgegen, um mir aufzuhelfen, doch ich hievte mich ohne seine Hilfe wieder auf die Beine, wischte mir durchs Gesicht und atmete tief durch.

"Lass es mich nochmal versuchen", bat ich, klang jedoch aggressiver als es beabsichtig war.
Aber wie sollte ich mich gegen irgendeinen Mann da draußen wehren, wenn ich nichtmal bei einem Mann schaffte, der darauf achtete, mir nicht wirklich weh zu tun.

"Du bist nicht bei der Sache, Angel. Konzentrier dich", forderte Shawn und ich nickte beschämt.
Er hatte ja recht, zugeben wollte ich das trotzdem nicht unbedingt.

Er nickte mir zu und nahm wieder seine Ausgangsposition ein.
Dieses Mal versuchte ich es mit mehr Elan, mehr Schwung und einem Highkick. Doch Shawn fing mein Bein locker ab und drehte uns schließlich so, dass sein Arm um mein Hals gewickelt war und er mir leicht die Luft abdrücken könnte, würde er es wollen.

"Versuch es nochmal", sagte er und lies mich los, nahm Abstand und beobachtete mich dann skeptisch.

"Du brauchst mehr Abwechslung, ich sehe als Gegner sofort, was dein nächster Schritt ist. Du musst mich überraschen. Täusche mit Links an, schlag dann mit der Rechten zu. Ausweichen, nochmal die rechte Faust, ein Roundkick mit dem linken Bein, wieder ausweichen und dann versuch mich mit dem Ellbogen am Hals zu treffen, okay?", erklärte er und ich schloss kurz die Augen, um mir seine Angaben bildlich vorzustellen, damit ich sie nicht so schnell wieder vergaß.

Nachdem ich die Augen wieder geöffnet hatte, griff ich Shawn erneut an, folgte seinen Anweisungen und endete damit, mein Ellbogen an seinen Hals zu halten.
Schwer atmend breitete sich ein triumphierendes Grinsen in meinem Gesicht aus.

"Niemals zu früh freuen", knurrte Shawn in mein Ohr und verfrachtete mich mit einem einfachen Griff erneut auf die blaue Trainingsmatte unter uns.
Fluchend schlug ich die flache Hand auf den Boden und rappelte mich wieder auf.

Zu schnell, wie mir auffiel als mir schwarz vor Augen wurde und ich mich ratlos an Shawn festkrallte.
Er griff sofort nach meiner Hüfte und hielt mich auf den Beinen.

Als ich mich wieder gefangen hatte, blinzelte ich einige Male und stütze mich einen Moment auf den Knien ab, um wieder zu Atmen zu kommen. Immer wieder verschwamm der Boden vor meinen Augen und ich konnte nicht richtig einordnen, ob meine Beine zitterten oder die Arme, die ich darauf abgestützt hatte.
Ich schüttelte den Kopf und richtete mich wieder auf.

"Gut, nochmal von vorn", gab ich atemlos von mir und nahm meine Kampfhaltung ein, Shawn blieb jedoch nur regungslos stehen und musterte mich streng.
Er hatte die Augenbrauen zusammengezogen und verschränkte die Arme vor der Brust.
Wütend stemmte ich die Hände in die Hüften und sah zu ihm auf.

"Was?", wollte ich gereizt wissen. Er lachte humorlos auf und musterte mich weiter, was mich unglaublich rasend machte.

"Ich weiß, was du vorhast und ich mache da nicht mit. Du bist fertig für heute, wir trainieren nicht weiter. Wann hast du zuletzt gegessen, huh? Gestern? Vorgestern? Ich lass dich hier nicht zusammenbrechen", sagte er streng und versuchte dabei noch irgendwie beruhigend zu klingen und unter anderen Umständen würde mir das schmeicheln.
Heute machte es mich einfach nur wütend.

"Ich brauch dich dazu nicht", murmelte ich sauer, drehte ihm den Rücken zu und ging auf ein Regal zu, um mich Handschuhe rauszunehmen, die ich im Laufen anzog.

Ich ging auf den großen Boxsack zu und begann auf ihn einzuschlagen. Stellte mir vor Benton zu sehen oder meinen Vater, scheiß egal hauptsache ich konnte diese verfluchte Wut aus mir heraus prügeln.
Es war mir egal, dass mir der Schweis regelrecht die Stirn hinab lief und mein Kopf pochte.
Es intereressierte mich nicht, dass meine Muskeln sich schmerzhaft zusammenzogen, dass die Verletzungen wieder zu brennen begannen.
Es machte mir nichts aus, dass ich kaum noch Luft in meine Lungen gepresst bekam.

Doch plötzlich wurde ich gepackt und von dem Boxsack weggezogen und es gab im Moment nichts, das mich wütender hätte machen können. Shawn nahm meine Arme fest in seinen Griff und riss mir die Handschuhe grob von den Händen. Ich strampelte und schlug um mich, bis er mich losließ.

"Was soll die Scheiße verdammt?", schrie ich schon während ich mich zu ihm umdrehte. Er warf die Handschuhe aggressiv durch den Raum, sodass sie mit einem lauten Poltern am Boden landeten.

"Genau das wollte ich dich auch gerade fragen!", entgegnete er ebenso laut und breitete die Arme ratlos aus. Ich schüttelte den Kopf und biss fest die Zähne zusammen, bevor ich mich wegdrehte und begann mit noch größerer Wut auf den Boxsack einzuschlagen.

Nur trug ich dieses Mal keine Handschuhe, die meine Knöchel vor dem Aufprall schützen konnten. Und auch dies war mir egal, zu spüren, wie meine Haut aufriss, zu sehen wie sich mein Blut auf dem Stoff des Boxsackes verteilte.

Alles was ich sehen konnte war Benton. Sein beschissenes Gesicht geziert mit einem Grinsen, als er mich von meiner Kleidung befreit, sein triumphierender Blick als er mich dort berührt hatte.

"Fick dich verflucht nochmal! Du hattest nicht das Recht! Es war nicht dein Recht!", schrie ich den Boxsack vor mir hysterisch an, als würde ich Benton gegenüber stehen.

Ich stellte mir vor, mein Blut wäre in Wahrheit seines und ich würde das erste Mal in meinem Leben gewinnen. Ich konnte nichts Anderes mehr wahrnehmen, bis sich Arme um meinen Bauch schlossen und mich soweit wegzogen, dass ich Benton nicht mehr erreichen konnte. 

Ich begann wortlos zu schreien und strampelte wie wild, wurde jedoch nicht losgelassen.
Ich sank schreiend auf die Knie und versuchte mich mit aller Macht zu befreien, doch wie sooft zuvor, wie mein ganzes Leben lang war ich gefangen und nicht stark genug, um mich zu befreien.

"Lass mich los. Lass los! Ich bin nicht fertig. Er verdient das! Er hatte nicht das Recht! Lass mich los, bitte! Hör auf! Nein!", schrie ich und schlug weiter um mich, bis ich mich endlich losreißen konnte.
Ich wollte wieder auf Benton zulaufen, doch ich wurde am Arm herum gerissen und starrte plötzlich in Shawn's Gesicht.

"Wenn du Jemanden schlagen willst, dann schlag mich!", zischte er wütend und breitete erneut die Arme aus, um mir genug Angriffsfläche zu geben.

Schwer atmend musterte ich ihn überrumpelt und nahm meine Umgebung wieder wahr.
So langsam begriff ich, dass ich auf einen leblosen Boxsack eingeschlagen hatte, nicht auf Christopher Benton.
Ich begriff, dass das Blut das über meine Hände lief, mein eigenes war. Ich spürte den Schmerz in meinen Lungen, das Pochen meines Kopfes und den Sauerstoffmangel, der die Welt vor mir verschwimmen ließ.
Ich spürte das Brennen meiner Verletzungen an meinem Bauch und Hals, realisierte meine schmerzenden Muskeln.

Überfordert sah ich wieder zu Shawn auf, konnte beobachten wie er den Mund bewegte, doch es kamen keine Töne bei mir an. Zu hören war einzig und allein mein angestrengtes Atmen und ein lautes, schrilles Fiepen, das sich durch meinen Kopf zog.

Kraftlos ließ ich mich auf meine Knie fallen, starrte ratlos die Wand an und realisierte, dass ich erneut verloren hatte. Nur dieses Mal, gegen mich selbst.

Mit einem Mal kamen all die unterdrückten Emotionen zurück, sie überfielen mich unvorbereitet und kamen mit einer derartigen Wucht, dass ich keine Kraft mehr hatte sie zurück zu halten.
Keuchend lehnte ich mich nach vorne und stemmte mich auf einer Hand ab, die andere hielt ich mir vor den Mund als ich begriff, dass ich schon wieder schmerzverzerrt schrie. Es war der innere Schmerz, der mich zum Schreien brachte.

Laute Schluchzer ließen meinen Körper beben und Tränen rannen mich unaufhörlich über die Wangen. Ich hielt das nicht mehr aus, es schmerzte zu sehr, ich würde daran zerreißen.

"Es tut so weh!", jammerte ich halb schreiend, halb schluchzend.
Es war das Ende, es war die absolute Entblößung. Wenn es bisher nicht gereicht hatte ihn zu vertreiben, würde er sich spätestens jetzt von mir abwenden.

Er würde gehen, mich hier zurücklassen und vergessen, wie es das Beste für ihn wäre. Ich könnte es verstehen, ich wäre nicht sauer oder enttäuscht. Ich würde daran sterben, ja. Aber er musste gehen um sich selbst zu retten.

+++

Hey Leute, heute gibt es keine Kapitelfrage, sondern etwas Persönliches das ich sehr gerne loswerden möchte.
Deshalb bitte ich auch ausnahmsweise die weiterzulesen, die normalerweise nach dem Kapitel gleich "das Buch" schließen.
Und darum bitte ich euch nicht, um möglichst viel Mitleid zu bekommen oder Aufmerksamkeit, das ist nämlich absolut nicht mein Ziel hier, sondern um möglichst viele Menschen zu erreichen und damit hoffentlich dem Ein oder Anderen helfen zu können.
Ich weiß der World Mental Health Day ist schon vergangen aber das Ganze hier fällt mir echt verdammt schwer und es hat einfach noch gedauert, bis ich es veröffentlichen konnte.

Und vielleicht habe ich, um ganz ehrlich zu sein, auch genau diese Stelle in Shawn und Novas Geschichte gebraucht, um es euch zu erzählen, um euch und mir vor Augen zu führen, was passieren kann, wenn man Alles für sich behält.
Noch dazu verarbeite ich mit dem Schreiben Einiges und wenn Nova sich öffnen kann, sollte ich das auch können.

Wie Einige von euch wissen, hatte ich im letzten halben Jahr ziemliche Probleme an meinem Arbeitsplatz. Ich habe zwar erzählt, dass es dort Ärger gab, auch dass ich gekündigt habe und nun einen neuen Job habe, allerdings hatte ich bisher verschwiegen, was "das Problem" war.
Denn um ehrlich zu sein hatte und habe ich damit ziemlich zu kämpfen und war nicht bereit darüber zu sprechen.

Auch wenn ich euch hier während meiner gesamten Zeit auf Wattpad immer wieder viele Details aus meinem Leben erzählt habe, bin ich eher schlecht darin, über meine Probleme zu sprechen und manchmal ist es auch einfach schwer einen Anfang zu finden.
Deshalb musste ich auch warten, bis diese ganze Prozedur zuende ist, bevor ich anfangen konnte, davon zu erzählen.
Keine Sorge, es gab 2-3 Menschen denen ich es anvertraut habe und die mir auch gut durch die Zeit geholfen haben.

Und genau darum soll es hier auch gehen. Ich möchte euch animieren zu sprechen, wenn es auch manchmal weh tut die Wahrheit auszusprechen.

Alles hat Anfang des Jahres angefangen. Schon seit letztem Jahr August arbeitete ich in einem Bistro und habe mich dort auch eigentlich immer wohl gefühlt.

Es gibt tatsächlich ein Ereignis bei dem ich lange Zeit dachte, es wäre der Auslöser gewesen und ich komme noch immer nicht so wirklich damit klar zu behaupten, es wäre nicht schlimm und kein Grund.
Ich habe meinen Geburtstag in dem Restaurant gefeiert, in dem ich gearbeitet habe, das war im Januar. Und weil es mein Geburtstag war und ich hübsch aussehen wollte, habe ich einen schwarzen Rock getragen, einen Pulli mit geschnürtem Ausschnitt und dazu noch Overknee Stiefel mit Absatz. Ja, ich hab mich tatsächlich sexy gefühlt.

Mittlerweile kann ich nichts davon mehr anziehen. Vor allem nicht die Schuhe.
Es war ein schöner Abend, alles war gut. Dann bin ich zur Theke gegangen, um zu zahlen, weil ich meine Familie eingeladen habe und einer meiner männlichen Kollegen kam angelaufen und hat mich regelrecht angestarrt. Ich habe bezahlt, bin gegangen und fertig.

Als ich kurz daraufhin arbeiten musste, ist mir nicht aufgefallen, dass etwas anders war. Ich habe mich gut verstanden mit Allen, auch mit besagtem Kollegen.
Mir ist nicht einmal aufgefallen, dass er mir mehr Komplimente gemacht hat als üblich. Mir ist nicht aufgefallen, dass er mir immer wieder in den Ausschnitt geguckt hat. Mir ist nicht aufgefallen, dass er manchmal beim Vorbeigehen meinen Po berührt hat.
Ich hielt es nie für möglich aber es ist mir verdammt nochmal nicht aufgefallen.

Corona kam und unser Lokal musste, wie alle Anderen eben auch schließen. Ich kann es nichtmehr ganz genau sagen aber ich schätze gegen Mitte Mai durften wir wieder aufmachen und das war der Moment, wo mit jeder Woche Alles schlimmer wurde.

Dazu würde ich gerne ein Ausschnitt aus "Begin Again" von Mona Kasten zitieren. Denn das Buch habe ich zu dieser Zeit gelesen und es hat mir einfach unglaublich aus der Seele gesprochen.

"Zunächst fiel mir gar nicht auf, was er tat. Dass er mich oft beim Vorbeigehen berührte, mir näher kam, als es vielleicht angebracht war. Dann dachte ich, ich würde mir seine Annäherungsversuche nur einbilden, und dass das Zufälle sein mussten. Anfangs war es ja auch recht harmlos. Doch dann wurde er immer ... hartnäckiger, seine Berührungen immer verbotener.

Es war eine schleichende Art von... Missbrauch."

Diese Stelle hat ziemlich gut beschrieben, was ich zu dieser Zeit durchgemacht hatte.
Nie hatte ich mich selbst für so "blöd" gehalten, sowas mit mir machen zu lassen. Ich dachte immer "sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz? Wie bescheuert, sowas würde mir nie passieren".

Und dann war ich plötzlich mitten drin. Ich konnte keinen Schritt vor, keinen zurück ohne Angst vor den Konsequenzen zu haben.

Die vermutlich heikelste Information dazu ist, dass seine feste Freundin, die Frau mit der er zusammenwohnt, ebenfalls eine Kollegin von uns war. Wie also hätte ich irgendjemandem davon erzählen sollen?
"Hey, dein Freund belästigt mich"?

Der Moment in dem ich verstanden habe was vor sich ging war vermutlich der erste Tag, den ich nach Corona wieder gearbeitet habe.
Ich hatte mir am Tag davor ziemlich starken Sonnenbrand am Dekollete zugezogen und darauf wurde ich natürlich an dem Abend häufiger angesprochen.
Er hingegen kam zu mir, zieht mein Shirt am Dekollete zu sich und schaut mir mitten in den Ausschnitt.

Natürlich hab ich ihn weg gestoßen, doch für ihn schien das ein Spaß zu sein. Je mehr ich mich geweigert habe, desto schlimmer wurde die Situation. Er hat nicht aufgehört, egal was ich gemacht habe, es wurde von Woche zu Woche immer schlimmer.

Ich möchte nicht genau erklären, was Alles passiert ist das wäre mir einfach zu viel aber ich kann soviel sagen, mir beim Vorbeigehen an den Po zu fassen oder mich in irgendeiner Ecke einzueengen, sodass ich nicht mehr flüchten konnte gehörten noch zu den eher harmlosen Dingen.

Oft hab ich mich auf der Toilette versteckt um zu heulen, damit ich den Abend irgendwie überstehen konnte.
Ich habe jede Woche schon Mittwochs Bauchschmerzen und Panikattacken bekommen, wenn ich an die Arbeit am Freitag dachte.

Meine Bezugspersonen, die bescheid wussten, waren irgendwann mit ihrem Latein am Ende, weil sie natürlich jede Woche mein Leid mit ertragen mussten und ich einfach nicht auf den Ratschlag hören wollte, zu meiner Chefin zu gehen.
Manchmal habe ich besorgte Nachrichten bekommen, wenn ich mich Freitag Nacht nicht bis spätestens 1 Uhr gemeldet habe und im Nachhinein betrachtet waren diese Sorgen berechtigt.

Aber ich hatte Angst davor, zu meiner Chefin zu gehen. Ich hatte Angst, man würde mir nicht glauben, man würde mir die Schuld geben oder sie würde ihn darauf ansprechen. Das war meine verflucht größte Angst, dass sie auf ihn zugeht. Was wäre dann gewesen? Wie hätte er mich weiterhin behandelt? Wozu ist er fähig? Er ist ein 27-jähriger Mann, welche Chancen hätte ich? Ich hab doch schon begriffen, dass ich keine Chance habe.

Also habe ich alles weiterhin schön in mich rein gefressen, hab es über mich ergehen lassen ud somit ein paar echt schlimme Monate durchgemacht.

Irgendwann hat es glücklicherweise ein anderer Kollege von mir von selbst mitbekommen, der sich dann immer versucht hat ein bisschen zwischen uns zu stellen, was die Situation im Großen nur schlimmer gemacht hat.
Er hat dadurch nämlich nicht nur den Spaß gehabt, dass ich mich wehre, sondern noch dazu den Konkurrenzkampf.

Wie hat sich die Situation also letztlich geklärt?
Es gab einen Vorfall in die komplett andere Richtung. Es war extrem viel Stress und es gab einen riesen Streit zwischen ihm und mir, wobei ich ihn vor einem Kunden angeschrien habe, der sich hinterher bei unserer Chefin beschwert hat.
Diese kam daraufhin auf mich zu und erwartete von mir, dass ich mich bei meinem Kollegen entschuldige.
Ich sollte mich bei ihm entschuldigen.

Und das war der Moment, in dem einfach Alles aus mir rausgebrochen ist. Ich stand dort und habe geheult, habe ihr gesagt, dass ich mich nicht bei Jemandem entschuldigen kann, der mich seit Monaten schikaniert und belästigt.

Sie war natürlich vor den Kopf gestoßen, hat dann meinem "lieben" Kollegen, der Bescheid wusste aufgetragen, mich nach draußen zu begleiten und etwas zu beruhigen und ist dann in ihr Büro verschwunden.
Später an dem Abend hat sie dann gesagt, dass sie da nochmal drüber reden will und ich meinte, dass mir nur wichtig ist, dass er nicht erfährt dass ich es erzählt habe.

Also wollte sie die Geschichte hören und ich habe sie ihr erzählt, wie ich sie euch gerade erzähle.
Und was kam von ihr? "Wie kann sowas denn passieren? Wie kam es denn dazu? Was hast du gemacht? Ich dachte ihr versteht euch einfach gut"

Soll ich euch sagen, was ich wirklich "gemacht"habe?
Ich habe angefangen XL- Shirts ohne Ausschnitt zu tragen, keine kurzen Hosen bei über 30 Grad. Ich habe aufgehört mich zu schminken, habe keine Frisuren mehr gemacht, sondern nurnoch ein normalen Zopf. Ich habe kein gutes Parfüm mehr aufgetragen. Keinen Nagellack.
Ich habe mich kaputt gearbeitet um so wenig wie möglich allein mit ihm drinnen sein zu müssen.

Ich hab mich kaputt gemacht und verändert, damit er aufhört.

Und trotzdem bekomme ich die Frage, was ich gemacht habe, dass es soweit kommt. Sie als Frau hat angefangen die Schuld bei mir zu suchen.

Und wisst ihr, das habe ich dann auch. Das habe ich ja schon die ganze Zeit, sonst hätte ich mich nicht so verändert.
Bis heute denke ich, dass ich an meinem Geburtstag nicht diese verfluchten Schuhe hätte tragen dürfen.
Bis heute suche ich die Schuld an mir. Weil es sich einfach schon zu stark in mein Gehirn gebrannt hat.

Und deshalb möchte ich, dass ihr anders denkt. Ich möchte nicht, dass ihr denkt ihr müsstet irgendwas an euch verstecken oder etwas bestimmtes tragen, um ja keine Männer (oder Frauen, was jedoch schätze ich seltener ist) auf euch aufmerksam zu machen.
Ein tiefer Ausschnitt ist keine Einladung und ein kurzer Rock ist verdammt nochmal kein Ja. Ihr könntet nackt durch die Straßen rennen und das gibt Keinem das Recht euch anzufassen. Niemandem!

Und sucht verflucht nochmal niemals die Schuld bei euch. Lasst das gar nicht erst in euren Kopf, denn das nistet sich da ein und geht so schnell nicht mehr.
Egal wer das sagt. Ob es ein Lehrer ist, ein Vorgesetzter, ein Elternteil, ein Freund. Die Schuld liegt niemals bei dem Opfer einer Belästigung.

Ich sage das so einfach und ich weiß selbst, dass es schwer ist das zu glauben. Ich kann es ja selbst noch nicht immer.
Es gibt Tage da frage ich mich, was ich falsch gemacht habe oder anders hätte tun können.
Aber am Ende des Tages weiß ich, dass es nicht meine Schuld war. Dass es gut war, mich Jemandem anzuvertrauen. Dass ich deshalb nicht abstoßend bin, sondern er.

Und nein, meine Chefin hat schließlich nichts unternommen, ich habe gekündigt.
Er weiß bis heute nicht, dass ich es Jemandem erzählt habe.
Ich bin auch nicht zur Polizei gegangen und das wirklich aus Angst. Und weil ich die Erfahrung gemacht habe, dass man mir nicht glaubt.

Und trotzdem glaube ich ganz fest daran, dass er irgendwann genau das bekommt, was er verdient. Manchmal muss man auf sowas vertrauen. Das wird es für mich nicht wieder gutmachen oder ungeschehen aber er wird seine Lektion sicher lernen müssen.

Wieso habe ich euch das jetzt alles erzählt? Weil Schweigen Gift ist.
Etwas Derartiges macht dich von innen heraus kaputt. Es verändert, macht traurig, umhüllt das Leben mit einer schwarzen Blase und das möchte ich euch ersparen.
Sprecht darüber, mit Euch ist nichts falsch.

Erzählt es euren Eltern, einem Freund, erzählt es mir, wenn ihr Angst habt, dass euch Niemand glaubt, ich bin gerne für euch da.
Und ich würde auch niemals sagen, dass ich euch nicht glaube. In meinem kurzen Leben hat sich schon so viel Scheiße aneinander gereiht, dass mir vermutlich Niemand glauben würde, würde ich alles aufzählen, deshalb würde mir niemals einfallen, die Wahrheit eurer Worte in Frage zu stellen.
Bitte habt den Mut und sprecht darüber, egal was es ist!

Ich hoffe so sehr, dass ich euch hiermit Mut machen konnte und ihr das Alles nicht falsch auffasst. Das letzte was ich hiermit bewirken möchte, ist Mitleid zu erzeugen.
Wir bekommen das Alles wieder hin, ich verspreche es!



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