23 - Vorwürfe
Ich spürte einen starken Stoß, kniff erschrocken die Augen zu und fiel zu Boden.
Was zum Teufel ist bitte passiert?
Langsam öffnete ich die Augen und sah in Shawn's besorgtes Gesicht.
Ich sah mich um und realisierte, dass ich auf dem Gehweg lag, Shawn direkt neben mir.
Sein Blick wandelte sich von besorgt zu wütend.
"Bist du komplett durchgeknallt? Weißt du wie egoistisch es von dir ist, dich in meiner Gegenwart einfach vor ein Auto werfen zu wollen? Du tickst doch nicht mehr ganz richtig." zischte er wütend und setzte sich auf.
Ich setzte mich ebenfalls auf und musterte ihn verwirrt.
Was soll das denn jetzt?
"Dass was nicht mit dir stimmt, das habe ich ja mittlerweile gemerkt, aber dass du so gestört bist und dich vor den Augen eines Anderen umbringen willst, hätte ich selbst von dir nicht erwartet!"
Ich kniff verwirrt die Augen zusammen, bis sie immer größer wurden.
Er dachte ich wollte mich umbringen? Aber.. ich hab doch nur auf mein Handy geschaut.
Das war vielleicht nicht sonderlich schlau aber diese Nachricht von Mason, dass er mich besuchen möchte, das hat mich komplett aus der Bahn geworfen.
Ich starrte Shawn aus großen Augen an.
"Du tickst nicht ganz richtig." murmelte er.
Ich schüttelte den Kopf.
Wie sollte ich ihm bitte erklären, dass es überhaupt nicht das war, wonach es aussah?
"Denkst du auch mal eine Minute nach, was du den Menschen in deinem Umfeld damit antust?" warf er mir nun vor und ich verdrehte die Augen.
Ich wollte mich nicht vor dieses bescheuerte Auto werfen.
"Verdreh nicht die Augen man, denkst du wirklich du bist Jedem egal?
Keine Ahnung was dir passiert ist, aber es gibt mit Sicherheit Menschen die dich vermissen würden, selbst wenn es nur die Anderen und ich sind."
Halt moment, er würde mich vermissen?
Ein leichtes Lächeln schlich sich in mein Gesicht.
"Gefällt dir das etwa? Willst du einfach Aufmerksamkeit oder was?"
Ich schlug mir mit der flachen Hand auf die Stirn und schüttelte dann den Kopf.
"Man, mach das nie wieder. Verstanden?" zischte er und bevor ich reagieren konnte, hatte er mich zu sich und damit in eine Umarmung gezogen.
Sein Körper strahlte eine unglaubliche Wärme aus und ich genoss seine Nähe.
Keine Spur von Panik oder Misstrauen. Ich fühlte mich einfach wohl bei ihm.
Und das obwohl Mendes ein Vollidiot ist.
Langsam lies er mich wieder los und ich nahm mein Handy, um ihm zu schreiben, was wirklich passiert war.
"Eine Nachricht hat mich abgelenkt und ich habe nicht aufgepasst. Ich wollte mich nicht umbringen, glaub mir." schrieb ich und er zog eine Augenbraue hoch, als er es las.
"Glaubwürdig. Wirklich." er stand auf und hielt mir seine Hand entgegen.
Ich ergriff sie und ließ mir beim Aufstehen helfen.
"Los, ich bring dich nach Hause. Und keine Dummheiten, verstanden Mute?" fragte er und ich verdrehte die Augen.
Schon wieder Mute.
Wobei eigentlich.. ach egal.
Wir liefen stumm nebeneinander her und beobachteten die dunklen Straßen.
Hin und wieder begegneten wir Menschen, doch es war allgemein sehr ruhig.
Mit jedem Schritt stieg jedoch die Anspannung da Shawn mein Zuhause, zumindest von außen sehen würde.
Ich weiß, es ist eigentlich keine große Sache, wenn man nur in einer Wohnung wohnt.
Aber der Teil der Stadt in dem wir lebten, war schon bekannt für arme Menschen und so wie ich Shawn einschätzte, machte er sich ziemlich viel aus Geld, Beliebtheit und Ansehen.
Also wird er es erbärmlich finden.
Wir liefen immer weiter bis wir vor unserem Wohnblock ankamen.
Ich zeigte beiläufig auf das Haus und winkte Shawn, bevor ich mich umdrehte und auf die Haustür zuging.
"Warte, ich bring dich rein." ertönte es plötzlich hinter mir und mir wich die Farbe aus dem Gesicht.
Wenn Shawn sieht, wie ich lebe.. dann wird er nichts mehr mit mir zutun haben wollen - die Anderen wahrscheinlich auch nicht.
Doch was sollte ich schon tun?
Also schloss ich die Tür auf und ging die Stufen ins dritte Stockwerk hinauf, dicht gefolgt von Shawn.
Anschließend öffnete ich die Wohnungstür und betätigte den Lichtschalter.
Eine kleine Birne, die von der Decke hing und noch keine Verkleidung hatte, schenkte dem Flur etwas Licht.
Zu sehen waren einige Umzugskartons.
Neben der Tür hatte Dad eine Kiste für leere Flaschen hin gestellt.
Die meisten waren Bierflaschen.
Shawn sagte Nichts, er sah sich nur ruhig um.
Ich lief voraus in mein Zimmer, öffnete die Tür und machte das Licht an, das bisher ebenfalls nur aus einer Glühbirne bestand.
Die Wände waren kahl und an der Wand stand mein Bett, das einzige Möbelstück, das wir aufgebaut hatten.
Darauf lag meine Decke, 4 Kissen und mein kleines Hasenstofftier, das ich damals von Mum bekommen hatte.
Ich meine.. konnte ich ja nicht wissen, dass ich Besuch von einem Jungen bekomme.
Auch hier standen noch einige Umzugskartons und unaufgebaute Möbel.
Meine zwei Koffer und ein paar Klamotten lagen auf dem Boden.
Wo hätte ich sie auch hin räumen sollen?
In meinen nicht vorhandenen Kleiderschrank?
In meine überfüllten Koffer?
Unbeholfen stand ich in meinem Zimmer und sah nach einer Weile zu Shawn, der auf das einzig Dekorative in meinem Zimmer zuging.
Auf einem der unzähligen Kisten hatte ich ein eingerahmtes Bild von meiner Familie abgestellt, sodass ich es von meinem Bett aus immer ansehen konnte.
Er nahm es in die Hand und strich vorsichtig darüber.
Meine Arme wurden von einer Gänsehaut überzogen. Es war echt komisch.
"Du hast einen Bruder?" fragte er leise.
Ich schüttelte den Kopf und senkte meinen Blick zu Boden, sodass er die aufkommenden Tränen nicht sehen konnte.
"Oh.. ich verstehe.. tut mir leid. Deine Mutter war wunderschön." hauchte er nun und ich sah wieder zu ihm auf.
Seine Worte zauberten mir ein Lächeln ins Gesicht.
Das stimmt.
Mum war eine wunderschöne Frau.
Ich nickte eifrig.
"Das musst du von ihr haben."
Ich sah ihn erschrocken an und auch er räusperte sich kurz und stellte das Bild wieder an seinen Platz.
"Ich habe eine Idee. Wie ich dich kenne, hast du Morgen sowieso Nichts vor, hab ich recht?" fragte er in seiner typischen Tonlage und ich war beruhigt.
Shawn war wieder normal. Beruhigend.
Ich sah ihn vorwurfsvoll an, nickte jedoch schließlich.
"Also gut, ich bin morgen um 10 hier, okay?"
Ich zog eine Augenbraue hoch und musterte ihn. Er lachte kurz auf.
"Keine Sorge, ist kein Date, du musst dich nicht extra hübsch machen."
Er zuckte mit den Schultern und ging auf die Tür zu.
Doch bevor er durch sie hindurch ging sagte er :"Das holen wir vielleicht wann anders nach. Bis morgen Mute!" er setzte sein Grinsen auf und verschwand kurz darauf.
Ich ließ mich auf mein Bett fallen.
Was zur Hölle passiert hier nur? Dieser Junge macht mich fertig.
+++
Ja, was passiert da nur? Was haltet ihr von der Situation zwischen Mute und Shawn?
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