BONUS - In my blood
"Oh hier, dieses Bild liebe ich besonders. Es war mega anstrengend da hin zu laufen, aber letztendlich war die Aussicht der Hammer. Fernab von der Zivilisation und keine Menschen waren zu sehen, nur die Natur." schwärmte ich, während ich meiner Mutter die Bilder von Shawn und meinem Urlaub zeigte.
Wir waren 3 Wochen in Thailand und oh man, ist das ein schönes Land.
Gewöhnungsbedürftig in vielerlei Hinsicht, aber wunderschön.
Ich saß auf der Sofalehne und gab Mum die ausgedruckten Bilder der Reihe nach, während Shawn auf dem anderen Teil des Sofas saß.
"Ja, sie fand die Natur super. Ich hatte Sonnenbrand und war am Verhungern." nörgelte mein Freund und ich musste kichern, als ich sah wie sich noch immer leicht die Haut auf seiner Nase und Wangen ablöste von dem Sonnenbrand.
"Ich bin nur froh, dass ihr heil zurück seid. Und dass ihr Spaß hattet."
"Oh den hatten wir." sagte Shawn beiläufig mit diesem.. speziellen Unterton.
Ich sah ihn warnend an.
Immerhin wollte ich nicht, dass meine Mutter etwas über den "Spaß" erfuhr, den mein Freund hier meinte.
Ich bin mittlerweile 21.
Ziemlich alt, ich weiß schon.
Hab das Gefühl ich wache jeden Morgen mit einem neuen grauen Haar auf. Aber ganz so schlimm ist es dann in Wirklichkeit nicht.
Ich habe auch endlich eine Arbeit gefunden, die mir gefällt und ob man es glauben möchte oder nicht, es wurde eine ganz andere Richtung.
Ich bin nun Immobilienmaklerin. Mehr oder weniger.. also eigentlich bin ich nur die Assistentin einer Immobilienmaklerin, trage ihre Unterlagen, kaufe ihr Kaffe to go und halte sie bei Laune, aber eines Tages.. ja da werde ich ihren Platz einnehmen.
"Und dir geht es wieder besser?" fragte Mum an Shawn gerichtet, welcher mich nun anlächelte und schließlich nickte.
Oh ja, da war ja etwas.
Bei den ganzen guten Gefühlen, während unseres Urlaubs, hatte ich fast vergessen, wieso wir überhaupt so schnell verreisen mussten.
Ich wachte auf und verspürte sofort, dass ich unglaublich durst habe.
Ich setzte mich aufrecht hin, griff nach der Wasserflasche neben meinem Bett und nahm einen großen Schluck.
Doch irgendwas ist anders.
Ich greife neben mich und spüre, dass das Bett leer ist.
Wo ist Shawn?
Ich stehe auf und sehe mich in der Wohnung um.
Suche ihn in der Küche, im Wohnzimmer und schließlich im Bad.
Da ich noch etwas von Anstand weiß, klopfe ich an die Tür und sehe, da ich keine Antwort bekomme, ob die Tür verschlossen ist.
Sie lässt sich öffnen und ich trete langsam ein, versuche mich an das helle Licht zu gewöhnen und sehe meinen Freund schließlich auf dem Rand der Badewanne sitzen.
"Schatz, ist alles okay? Geht's dir nicht gut?" fragte ich sanft.
Er starrte nur die geflieste Wand an und antwortete mir nicht.
"Hallo?" fragte ich nochmal und ging näher zu ihm.
"Ich kann nicht mehr." murmelte er. Was zur Hölle ist passiert?
Ich ging neben ihm in die Hocke und hob sein Gesicht mit meinen Händen etwas, damit er mir ins Gesicht sah.
"Was kannst du nicht?" Langsam aber sicher machte mir das Alles angst.
Ich meine.. so würde doch jeder reagieren, oder?
"Es ist so scheiße viel, Kylie. Bitte hilf mir, es ist, als würden die Wände immer näher kommen und mich erdrücken wollen." hauchte er und sah mir in die Augen.
Der Geruch von Alkohol stieg mir in die Nase.
"Bist du betrunken?" fragte ich verwirrt nach.
"Ich dachte, es würde schon besser werden, wenn ich was trinke und mich entspanne. Aber wird es nicht. Denkst du es wird jemals besser?"
"Was ist denn überhaupt los?" fragte ich nun mit mehr Nachdruck.
Ich bin nicht sauer, ich mache mir einfach nur Sorgen.
"Weißt du manchmal will ich aufgeben." antwortete er nur.
"Aber wir geben nicht auf. Verstanden?"
Ich setzte mich neben ihn auf den Rand der Badewanne.
"Ich hab das Gefühl ich kann dem Druck nicht mehr Stand halten. Tour, Konzerte, Interviews, Singles.. ich weiß nicht mehr wo mir der Kopf steht. Ich will einfach nur zurück zu dem Punkt, wo ich mich mit meiner Gitarre auf die Bühne gestellt habe und singen konnte was ich fühle. Jetzt denke ich nur noch daran, welche Melodien am Besten ankommen, welche Texte die Leute hören wollen und was sich gut verkauft. Ich bin nicht mehr ich. Ich will mich selbst wieder finden." erklärte er mir nun und es schien mir plötzlich alles so logisch.
"Aber dann lass uns genau das machen. Wir gehen und finden dich wieder. Es ist doch kein Fehler, mal schwach zu sein. Du musst nur wissen, dass du da wieder raus kommst. Wir schaffen das zusammen Shawn. Aufgeben ist nicht in deinem Blut." ermutigte ich ihn und zog ihn an seinem Arm nach oben, sodass wir uns gegenüber standen.
"Komm mit." Ich hielt seine Hand und führte ihn zurück in unser Schlafzimmer.
"Wir fahren weg." beschloss ich kurzerhand und Shawn setzte sich auf das große Bett, das in der Raummitte stand.
"Was?" fragte er verwirrt.
"Wir, das bedeutet du und ich, machen Urlaub. Irgendwo, wo wir Ruhe haben, vor allem du. Und dann machst du einfach mal, was du willst. Du wirst von ganz allein zu dir zurück finden, wenn du es auf dich zukommen lässt." erklärte ich aufgeregt. Immerhin hatte ich gerade einen spontanen Urlaub beschlossen.
"Und die Arbeit?" warf mein Freund ein.
"Ich regel das. Morgen früh rufe ich Andrew an und mit meiner Chefin bekomme ich das schon geklärt."
Gut, die Arbeit war wirklich ein guter Punkt, doch ich wollte ihn nicht verunsichern. Irgendwie würde ich das schon hinbekommen.
"Kylie?" hauchte er.
"Ja?"
"Ich liebe dich."
Ich setzte mich auf seinen Schoß, küsste seine Schulter und legte fest meine Arme um ihn.
Niemals würde ich zulassen, dass Shawn sich selbst verliert. Niemals.
"Ich liebe dich auch."
"Mir geht es sogar sehr gut, Gina." strahlte Shawn, stand auf und küsste mich ganz plötzlich.
Nicht, dass ich Einwände hätte, komisch war es trotzdem.
"Ich würde euch gerne zum Essen ausführen, die Damen." sprach er nun förmlich an meine Mutter und mich gerichtet.
"Du bist so komisch." trällerte ich, woraufhin ich direkt von ihm gekitzelt wurde.
Irgendwo sind und werden wir immer Kinder sein, die sich gegenseitig auf die Nerven gehen.
Wir hörten wie die Tür zufiel und Cameron ins Wohnzimmer gelaufen kam.
"Cammy!" rief ich und warf mich meinem Bruder um den Hals.
Er war viel unterwegs und jetzt war ich drei Wochen lang weg, wir haben uns also wirklich lang nicht mehr gesehen.
"Na Kleine, alles gut bei dir?" fragte er und küsste meinen Kopf.
Ich nickte nur.
Er begrüßte Shawn ebenfalls mit einer brüderlichen Umarmung und setzte sich zu Mum auf das Sofa.
"Wie geht's Sarah und Avery?" wollte meine Mutter wissen.
"Gut, Avery macht nur ziemlich Theater, weil sie den Kindergarten nicht mag." erklärte er nun und fuhr sich durch die Haare.
Nein, nein. Mein Bruder ist nicht Vater geworden, doch seine neue Freundin Sarah hat bereits eine Tochter.
Ich finde es noch immer schade, dass er sich von Macey getrennt hat, doch da sie ihr Mode Studium in Frankreich zu Ende bringen wollte und danach auch dort arbeiten wollte, wäre es ziemlich schwer geworden.
Zum Glück verstehen sie sich noch immer gut.
"Ich hab so hunger." jammerte Shawn.
Ich sah ihn grinsend an, das wird sich wahrscheinlich nie ändern.
Er wird immer nörgelig, wenn er Hunger hat.
"Na dann lasst uns endlich essen gehen." schlug ich vor und mein Freund freute sich wie ein verrückter 4 Jähriger.
Und genau deswegen liebe ich ihn.
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