
33 - Etwas Besseres(✔️)
Die Stunde zog sich mal wieder in die Ewigkeit. Was zum Einen dem Fakt geschuldet war, dass es sich um Mathe handelte und obwohl ich ziemlich gut in Mathe war, konnte ich es nicht leiden.
Noch dazu schweiften meine Gedanken andauernd zu Shawn und seinem beschissenen Verhalten vorhin.
Wenn er ein Problem mit mir hatte, sollte er das auch mit mir klären und seine Wut nicht an unseren Freunden auslassen. Das hatten sie nicht verdient. Und um ehrlich zu sein, obwohl ich viel falsch gemacht hatte, hatte auch ich es nicht verdient einfach ignoriert zu werden.
Er könnte zumindest mit mir reden.
Dieser Blick, den er aufgesetzt hatte, als er an uns vorbeigelaufen war, passte einfach überhaupt nicht zu ihm. Er sah aus, als würde er sich plötzlich für etwas Besseres halten, als würden wir ihm nicht mehr gerecht werden. Und der Shawn, den ich kannte, würde nie etwas über seine Familie und Freunde stellen, da konnte sein Erfolg noch so groß werden.
Plötzlich traf mich ein Ellbogen am Arm und ich schreckte aus meinen Träumereien hoch, um in Nash's vorwurfsvolles Gesicht zu sehen. Er nickte unauffällig zur Tafel, woraufhin ich seiner Geste folgte und feststellen musste, dass unser Lehrer mich auffordernd ansah.
"Was?", fragte ich verwirrt und löste damit leises Gelächter in der Klasse aus, woraufhin Mr.Finnegan die Augen verdrehte.
"Es ist mir nicht neu, dass Mathe nicht ihr Lieblingsfach ist, Dallas. Trotzem würde es ihnen nicht schaden, etwas mehr im Unterricht aufzupassen", hielt er mir nun vor und ich biss fest die Zähne zusammen, um ihm nicht irgendwas Freches an den Kopf zu werfen und schließlich nachsitzen zu müssen.
"Ich habe gefragt, wie man in diesem Fall mit der Integralrechnung weitermacht", wiederholte er genervt und ich sah mich schon beinahe beim Nachsitzen. Überfordert begann ich Etwas vor mich hin zu stammeln.
"Naja also.. nun.. um ein.. äh.. Interval zu berechnen..", begann ich, wurde jedoch sofort wütend unterbrochen.
"Integral, Ms.Dallas!", ermahnte er und wieder begannen Alle zu lachen, was wirklich nicht sonderlich angenehm war.
Ich schloss kurz die Augen und versuchte mich irgendwie zu sammeln, um mich konzentrieren zu können. Ich konnte Mathe, das war keine so schwere Frage, jetzt reiß dich zusammen!
"Gut, also man bildet die Stammfunktion, setzt die Intervallgrenzen in diese ein und zieht dann die Werte der unteren Intervallgrenze von denen der oberen ab", antwortete ich und sah, wie sich der Gesichtsausdruck meines Lehrers wandelte. Ich wusste, ich hatte gewonnen, also lehnte ich mich in meinem Stuhl zurück und verschränkte grinsend die Arme vor der Brust.
"Nochmal Glück gehabt. Grier, was ist hier die Stammfunktion?", wendete er sich nun an Nash, der erschrocken die Augen aufriss und begann in seinen Notizen zu blättern. Mr.Finnegan begann gewollt laut mit dem rechten Fuß auf dem Boden zu tippen, um Nash noch nervöser zu machen.
"Ach sie wissen doch, dass Intervallrechnung nicht so meins ist", jammerte Nash und legte den Kopf angestrengt in den Nacken.
"IN-TE-GRAL! Was ist denn daran so schwer zu verstehen? EIn Intervall ist ein eingegrenzter Bereich! Das ist doch was komplett anderes! Was haben sie eigentlich die letzten Jahre in diesem Kurs gelernt?!", schrie Finnegan nun und obwohl das die wohl dümmste Reaktion war, blieb Nash und mir nichts anderes übrig, als uns angestrengt das Lachen zu verkneifen.
Zum Glück klingelte es endlich und unser Lehrer ließ sich genervt in seinen Stuhl fallen. Und natürlich drückte er uns noch ordentlich Hausaufgaben aufs Auge, um sicherzustellen, dass wir den Unterschied zwischen Integralen und Intervallen verinnerlichten. In Wahrheit wollte er uns wohl einfach nur quälen.
Nachdem wir das Klassenzimmer verlassen hatten, schien Nash gedanklich noch immer in der Mathestunde festzuhängen.
"Integral, Intervall, Stammfunktionen.. wer kann sich sowas merken? Was will der Typ denn von mir? Denkt er es gib nichts Wichtigeres im Leben, als Mathe? Ich bestehe das Jahr doch sowieso nicht!", zischte Nash wütend und fuhr sich angestrengt durch die Haare.
"Ich kann dir mit Mathe helfen, wenn du willst", schlug ich ihm vor und er nahm das Angebot dankend an, riet mir starke Nerven bereit zu halten, was mich zum Lachen brachte. Vielleicht würde mich das auch ein bisschen von dem Rest meines Lebens ablenken.
Danach gingen wir getrennte Wege und ich machte mich auf den Weg zu meinem Englischunterricht. Doch kurz bevor ich an meinem Klassenzimmer ankam, sah ich Shawn an seinem Spind sehen und etwas suchen.
Ohne groß darüber nachzudenken, ging ich direkt auf ihn zu. Ich konnte nicht noch eine Doppelstunde damit verschwenden, mir über unsere seltsame Situation den Kopf zu zerbrechen. Er sollte mir sagen, was sein Problem war.
"Hey", begann ich unsicher, noch immer nicht gut darin, Gespräche zu beginnen.
"Hallo", antwortete er desinteressiert und kramte weiter in seinem Spind, anstatt mich anzusehen, wenn er mit mir sprach.
"Ist alles in Ordnung mit dir? Du wirkst ziemlich abweisend seit gestern", fiel ich direkt mit der Tür ins Haus. Für Smalltalk hatten wir gerade Beide keine Zeit. Und was hätte ich großartig darum herum reden sollen?
"Alles bestens", knurrte er beinahe und ich wich einen Schritt zurück, erschrocken über den Ton in seiner Stimme.
"Bist du sicher? Ich meine, du bist vorhin einf...", sprach ich weiter, wurde jedoch von ihm unterbrochen.
"Kylie, ich hab jetzt keine Zeit für sowas!", zischte er und schlug seine Spindtür laut zu und machte die Anstalten von mir davon zu laufen.
"Für sowas? Für deine beste Freundin? Was ist dein Problem, Shawn?", rief ich und lief ihm hinterher, ob es ihm nun passte oder nicht.
"Ich hab kein Problem. Und selbst wenn, kümmere dich erstmal um deine eigenen!", riet er mir genervt und ich überholte ihn, um vor ihm zum Stehen zu kommen. Er wollte wieder an mir vorbei, doch ich griff nach seinem Arm und hielt ihn fest, um ihm in die Augen zu sehen.
"Ich mach mir Sorgen", gab ich zu und versuchte irgendeine Reaktion zu erkennen. Doch er lachte nur ironisch auf und wich meinem Blick aus.
"Glaub mir, ich komm schon klar. Gerade du solltest dir keine Sorgen um mich machen", sagte er und riss sich von mir los. Halt stop, gerade ich? Was hatte das nun wieder zu bedeuten?
"Was meinst du damit? Gerade ich? Wieso sollte ich mir keine Sorgen machen?", harkte ich nach, obwohl er schon wieder von mir davon lief. Ich schluckte und versuchte die aufkommenden Tränen wegzublinzeln, schließlich hatte ich mir gestern geschworen, nicht mehr zu heulen.
"Hey, bleib stehen! Was meinst du damit? Bin ich nicht mehr gut genug um mir Sorgen um dich zu machen? Denkst du bist besser als wir?", rief ich durch den Schulflur, der zum Glück gerade leer war.
Vermutlich würden wir auch zu spät zum Unterricht kommen, doch das war mir gerade vollkommen egal. Er blieb augenblicklich stehen, sah kurz zu mir und ich erkannte, wie wütend ihn meine Worte machten, doch auch das interessierte mich nicht.
Vielleicht wollte ich auch nur irgendeine Reaktion von ihm herauskitzeln.
"Du bist gerade echt nicht du selbst, Shawn! Und ich hoffe echt dass du das nicht so gemeint hast. Wann ist aus dir ein arroganter Idiot geworden?", fragte ihn nun leiser, obwohl ich mir eigentlich nicht anmerken lassen wollte, dass mich dieses Gespräch verletzt hatte.
Aber was sollte ich tun? Es tat weh.
Ohne ein weiteres Wort lief er weiter und ließ mich alleine zurück. Wer zur Hölle war das? Und was ist mit Shawn passiert? War dafür wirklich ich verantwortlich? Wieso sprach er denn dann nicht mir? Wenn er mich anschrie war das noch immer angenehmer als dieses eiskalte Schweigen.
So schwer es mir fiel, blieb mir trotzdem nichts Anderes übrig, als mein Klassenzimmer aufzusuchen, mich bei meiner Lehrerin für die Verspätung zu entschuldigen und dem Unterricht erneut halbherzig zu folgen.
Ich setzte mich auf meinen Platz und versuchte angestrengt nicht loszuheulen, wenn ich an Shawn dachte und daran, wie er sich mir gegenüber verhielt.
"Wo ist Shawn?", wollte Aaron hinter mir wissen, ich drehte mich jedoch nur kurz um, zuckte mit den Schultern und stützte danach mein Kopf auf meinen Händen ab. Unsere Freunde sollten nichts von dem Gespräch erfahren, es reichte wohl, dass er mir damit ganzschön weh getan hatte, dem Rest wollte ich das gerne ersparen.
Und wer weiß, vielleicht hatte ich es ja wirklich verdient.
Ihr glaubt nicht, wie schwer es mir gefallen ist, Shawn in diesem Kapitel so einen Charakterzug zu verpassen :D Ich weiß es ist nicht sonderlich lang aber ich habe morgen wieder eine Prüfung und sollte echt noch was tun :D
Leider kommen morgen und Samstag wahrscheinlich keine Kapitel, aber ich hab mir überlegt vielleicht eine Lesenacht zu veranstalten demnächst. Was haltet ihr davon? <3
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