49 -Magneten
Unsicher griff ich danach und zog die Mappe aus dem Regal.
Zuerst starrte ich die geschlossene Mappe einen Moment an und las immer wieder das Datum, das auf die rote Akte gedruckt war.
Nachdem ich noch einmal tief durch geatmet hatte, öffnete ich die Mappe und fand zuerst ein Datenblatt, dass relativ uninteressant aussah.
Darauf stand nur, wann ich gefunden wurde, wann der Fall als abgeschlossen galt und so weiter.
Die nächsten Seiten zeigten den Bericht der Polizisten und Sanitäter, die am Unfallort dabei waren.
Außerdem waren einige Bilder dabei, die den Wald zeigten, in dem ich aufgewacht war. Zumindest wusste ich nun, dass die Bilder in meinem Kopf echt waren.
Es folgten die Arztberichte, die ich schon im Krankenhaus gesehen hatte. Nichts als Lügen.
Dahinter kamen erneut Bilder, bei denen mir die Luft wegblieb.
"Sieh das nicht an.. " murmelte ich und drehte mich von Shawn weg.
Es waren die Bilder von mir, kurz nachdem ich ins Krankenhaus eingeliefert wurde.
Jede Verletzung, jede Schramme, jeder Bluterguss wurde fotografiert.
Ich biss die Zähne zusammen und versuchte mich nicht auf der Stelle zu übergeben. Es war grausam diese Bilder zu sehen.
Wie kann man sowas überleben? Wofür?
"Lass es mich sehen." sagte Shawn sanft, doch ich entfernte mich einen Schritt von ihm und schüttelte den Kopf.
"Vi.." murmelte er und lief auf mich zu, doch ich schüttelte entschlossen den Kopf. Er blieb stehen, atmete tief durch und nickte dann schließlich, um mir zu zeigen, dass er es verstanden hatte.
Ich blätterte erneut weiter und versuchte nicht darauf zu achten, dass ich augenblicklich losheulen konnte.
Am Meisten traf mich nach wie vor der Gedanke an mein gebrochenes.. zerschmettertes Schlüsselbein. Ist auch tatsächlich das unangenehmste Bild.
Ich erinnere mich an das Gefühl, wie es zersplitterte. Ebenso an das Gefühl wie es heilte. Ich schüttelte den Kopf und blätterte erneut weiter.
Plötzlich fiel Etwas aus der Mappe, doch ich ignorierte es, denn was mir in die Augen stach war wesentlich interessanter.
Es stand groß und fett "ZEUGENAUSSAGE" auf dem Kopf des Blattes und ich begann zu schmunzeln. Jackpot.
Plötzlich hörte ich ein Klirren und ich schreckte aus der Akte hoch. Erschrocken sah ich Shawn an, der sich ebenso unsicher umsah. Wir hörten Stimmen und ich hörte für einen Moment auf zu atmen.
"Los, wir müssen hier raus!" sagte er leise, jedoch hektisch und ich nickte verstehend. Trotzdem begann ich den Text zu überfliegen.
"Violet!" ermahnte mich Shawn. Weiterhin war mein Blick auf den Text gerichtet. Dann fiel es mir plötzlich in die Augen.
Familie Tanner. Pike Lane 23a, Greensborough, Kanada.
"Komm endlich!" zischte Shawn nun wütend, nahm mir die Akte aus der Hand und stellte sie zurück ins Regal und zog mich an meinem Arm aus dem Archiv.
Mit zittriger Hand versuchte ich das Schloss wieder zu befestigen und als ich es endlich geschafft hatte rannten wir so schnell es ging die Treppen nach oben, durch die große Halle mit den hohen Bücherregalen, als Shawn mich plötzlich zur Seite zog.
Ich spürte eine Wand an meinem Rücken und vor uns war ein Bücherregal. Shawn stand direkt vor mir und sah zu mir runter. Wir atmeten ziemlich schnell, doch Shawn hielt mir plötzlich einfach eine Hand auf den Mund.
Ich sah die Lichter mehrerer Taschenlampen durch die Halle streifen und spürte, wie mein Herz zu rasen begann. Shawn durfte nicht bestraft werden, das ist meine Schuld. Sie dürfen uns nicht erwischen.
"Lass uns gehen, hier ist Niemand. Ich will endlich Feierabend machen." hörten wir eine männliche Stimme und beobachteten weiter die Lichter, die sich zum Glück entfernten.
Shawn nahm seine Hand von meinem Mund und ich atmete erleichtert aus. Das hätte verdammt schief gehen können.
Wir standen uns schweigend gegenüber und sahen uns mal wieder in die Augen.
Ich mag ihn. Ich glaub ich.. keine Ahnung.. mag ihn sehr.
Ich dachte immer, es würde irgendwann unangenehm werden, Jemandem nur in die Augen zu sehen. Doch bei Shawn, könnte ich stundenlang nichts Anderes tun.
Ich fühle dieses Kribbeln, wenn ich ihn ansehe.
Diese Anziehung, als hätten wir Beide Magneten verschluckt, die uns zusammen bringen wollen. Und doch ist da mein Kopf, der mir sagt ich würde ihn in den Abgrund reißen. Ihn zerstören.
Das kann ich ihm nicht antun.
"Woran denkst du?" fragte er leise.
"An dich." gab ich zu und spürte mein Herz bis zum Hals schlagen.
Ich hatte Angst vor seiner Reaktion. Ich wollte keine Ablehnung mehr erleben. Ich will Shawn. Nur für mich allein.
Ich kenne dieses Gefühl nicht, aber es ist stark.
"Spürst du das auch?" fragte er und ich nickte sofort.
Obwohl ich nicht wissen konnte, wovon er da sprach war ich mir sicher, es auch zu spüren. Diese Spannung, die Elektrizität zwischen uns. Die Anziehung.
Ich kann nicht mehr ohne ihn. Es fühl sich an, als würde ich ihn ewig kennen, dabei sind es gerade ein paar Wochen.
Es blieb still zwischen uns. Niemand sagte Etwas, Keiner bewegte sich.
Doch ich hielt es nicht mehr aus. Ich stieß mich von der Wand los, doch keine Sekunde später, schob Shawn mich wieder zurück, sodass ich die Wand erneut in meinem Rücken spürte.
Stürmisch legte er seine Lippen auf meine und begann mich unhaltsam zu küssen. Seine rechte Hand stützte an der Wand, während die Linke an meiner Taille ruhte.
Meine Hände wanderten automatisch an seinen Nacken und zogen ihn noch näher zu mir.
Er löste sich kurz von mir und legte seine Hand auf meine Wange.
Mein Körper bebte, sowas hatte ich noch nie erlebt. Es fühlt sich gut an. Es nicht mehr so kalt. Ich hab das Gefühl, ich taue auf. Endlich, nach all den Jahren.
"Du machst mich wahnsinnig Violet Cooper." hauchte er nah an meinen Lippen, bevor er mich erneut küsste. Diesmal jedoch langsam und sanft. Der Kuss war kurz und gefühlvoll.
Ich kannte es nicht.
"Und du.." ich biss mir auf die Lippe, da ich nicht wusste, wie es in Worte fassen sollte, was ich für ihn empfand.
Er sah mir tief in die Augen. Diese wunderschönen Augen. Sie faszinieren mich. Das schmelzende Karamell mit dem sanften Grünton.
"Du veränderst meine Welt, Shawn.." flüsterte ich und spürte kurze Zeit später wieder seine Lippen auf meinen.
Ich könnte den lieben langen Tag nichts Anderes tun, als ihn zu küssen. Seine Lippen sind so weich und er so liebevoll. Doch gleichzeitig spürte ich seine besitzergreifende Seite, seine Stärke.
Und trotzdem fühle ich mich nicht unterlegen. Ich fühle mich beschützt.
++++
Denkt ihr, sie wird zu dieser Familie fahren? Was haltet ihr allgemein von dem Kapitel? <3 Und bevor jetzt hier irgendjemand mit After ankommt. Ich schwöre, ich habe das weder gelesen noch gesehen. Hab nur aus Zufall mitbekommen, dass da wohl ne ähnliche Szene vorkommt. But don't hate me - auf die Idee kam ich schon vorher xD
Entweder heute Abend noch, oder morgen kommt ein Cover von mir auf insta. Und drei mal dürft ihr raten, welches Lied :3
Und bevor ich es erneut vergesse. Geht und lest die Shawn Mendes Fanfiction Coincidence von Eda_333
okay? Dann ist gut xD <3
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