
19 - Eskalation
Vor der Tür stand schließlich Ryan, von dem meine Pflegemutter scheinbar dachte, er wäre mein Freund.
Okay, er hat schon oft hier geschlafen und ich hänge oft mit ihm rum, aber allgemein.. ich und ein Freund?
Ich und Liebe? Wahrscheinlich nicht.
"Was?" fragte ich patzig, denn immerhin war die letzte Unterhaltung die wir geführt haben alles Andere als nett und freundlich.
"Es tut mir leid, was ich zu dir gesagt habe." leierte er runter, als hätte ihn Jack oder sonst wer dazu gezwungen, sich bei mir zu entschuldigen.
Was eigentlich ziemlich möglich wäre, denn Ryan entschuldigte sich nicht.
Nie.
"Passt schon. Was willst du?" fragte ich, denn auf seine Entschuldigung wollte ich nicht eingehen.
Eigentlich konnte er umgehen mit mir, wie er will, denn ich habe nicht genug Freunde, um irgendwelche Anforderungen zu stellen.
Und alleine schaffe ich meinen Alltag nicht, das weiß ich.
"Nichts, nur das sagen." er zuckte mit den Schultern und ging an mir vorbei, um in mein Zimmer zu laufen.
Das war bei uns total normal.
Ich weiß, diese Freundschaft klingt komisch, ist sie auch, aber es ist Alles was ich habe.
Ryan kann mich beleidigen wie er will, er ist einer der wenigen Menschen, die mich akzeptieren und einfach sein lassen, wie ich bin.
Das muss man nicht verstehen.
Er ging in mein Zimmer, schmiss sich auf mein Bett und tippte auf seinem Handy rum.
Um ehrlich zu sein, wäre ich gerade lieber allein, denn ich war auf 180 wegen dieser Zeitungsartikel.
Und vor Allem der Letzte hatte mich getroffen.
Es ist die eine Sache ob Journalisten ihre Spekulationen aufschreiben und veröffentlichen oder ob sie behaupten die Fakten zu haben und damit Lügen verbreiten.
Denn die Fakten sollten anscheinend von mir kommen, doch das ist nicht wahr.
"Hörst du mir überhaupt zu?" fragte er nun und riss mich aus meinen Tagträumereien.
Wie lange war ich schon wieder in Gedanken versunken?
Er hing doch gerade noch am Handy?
"Was?" entgegnete ich und setzte mich neben ihm auf mein Bett.
"Wir treffen uns später Alle um was zu trinken.
Ich soll nur von Malibu fragen, ob du etwas Spezielles möchtest oder das übliche trinkst." er klang schon wieder genervt, wahrscheinlich weil ich ihm nicht sofort zugehört hatte.
Ich schüttelte lediglich den Kopf und sah auf mein Handy, doch da hatte sich nichts getan.
Wer sollte mir auch schreiben?
Hatte zwar unzählige Benachrichtigungen auf Instagram, aber die werden wohl zu 90% negativ sein und auf das Bild anspielen, dass Nate hochgeladen hatte.
Welches mittlerweile glücklicherweise gelöscht wurde.
"Lass solang noch nen Film schauen." schlug er vor und ich nickte nur stumm.
Normalweise bin ich ziemlich provokant und aufmüpfig, das weiß ich.
Aber bei Ryan kann ich das irgendwie nicht.
Es ist nicht, als hätte ich Angst vor ihm, auf keinen Fall.
Seine Worte tun nur immer ziemlich weh und davor habe ich Angst.
Ich bin emotional nicht sonderlich belastbar, wie man vielleicht gemerkt hat.
"Was ist das denn?" fragte er plötzlich vorwurfsvoll und knallte mir mein Laptop rüber.
Danke auch, das Ding war teuer.
"Was?" fragte ich.
"Na das. Wieso liest du die Scheiße? Denkst du nicht, du bist verstört genug?
Ich dachte, du willst nicht wissen, was damals passiert ist?" meckerte er mich an und erst jetzt verstand ich, dass ich meinen Computer einfach zu geklappt hatte und Ryan nun die Seite mit den Zeitungsartikeln gesehen hat.
"Da steht sowieso nicht die Wahrheit." antwortete ich schlicht, immerhin hatte ich keine gute Ausrede, ich weiß selbst, dass ich es hinter mir lassen sollte und nach vorne schauen sollte.
So leicht ist das nur nicht.
"Oh man, du bist so blind Tequi.." murmelte er und schüttelte stur den Kopf.
"Ich will meine Eltern finden Ryan." sagte ich ehrlich und sah ihm einen Moment in seine grünen Augen.
Er musterte mich stumm, bevor er schließlich die Augen zusammen kniff.
"Du willst mich komplett verarschen, oder?" fragte er und ein ironisches Schmunzeln entstand in seinem Gesicht.
"Nein, ich will wissen, was passiert ist."
"Du bist absolut krank, ist dir das bewusst?
Diese Menschen sind Monster, nach Allem was sie dir angetan haben und du willst sie auch noch finden und darauf warten, dass sie da weiter machen, wo sie aufgehört haben?" nun wurde er laut und ich zuckte leicht zusammen.
Eigentlich müsste ich mich nicht vor ihm rechtfertigen, aber etwas Unterstützung wäre wirklich nicht schlecht gewesen.
"Wie kannst du das sagen? Das sind meine Eltern Ryan.." murmelte ich und spürte, wie mir die Tränen in die Augen stiegen.
Ich kann mir echt nicht erklären, wann ich zu dieser Heulboje geworden bin.
"Deine Eltern? Das sind keine Menschen." knurrte er und ich biss fest die Zähne aufeinander.
"Pass auf was du sagst." zischte ich bedrohlich und stand von meinem Bett auf.
Seine Anwesenheit ekelt mich gerade so an.
"Du bist unglaublich." er lachte wieder ironisch, bevor er ebenfalls aufstand.
Ich verstehe ihn einfach nicht.
Kann er mich denn nicht einfach als Freund unterstützen?
"Sie waren das nicht.." murmelte ich und begann zu zittern.
Was ist, wenn sie recht haben?
Was ist, wenn ich es mir nicht eingestehen will?
Wenn mir wirklich meine eignen Eltern..
"Du bist so naiv!" brummte er.
Die Tür ging auf und Bacardi stand im Türrahmen.
Ich wischte mir mit dem Ärmel meines Pullis schnell die wenigen Tränen weg und sah dann zu Boden.
"Was ist hier los? Ich wollte gerade los." sagte sie ruhig und ich nickte nur schweigend, nahm mir meine Jacke, die auf meinem Schrank lag und ging an ihr vorbei.
Ich hörte, wie Ryan sich im Hintergrund über mich aufregte, doch das war mir egal.
Ich will einfach nichts mehr hören.
Ich will mir einfach nur den Schädel weg trinken und all diese Sachen wieder vergessen.
Vielleicht hat er ja recht und ich sollte die Vergangenheit ruhen lassen.
Auch wenn ich mich dann damit abfinden muss, nie zu wissen wo ich herkomme.
Aber was ist, wenn sie irgendwo da draußen sind und nach mir suchen?
Was ist ,wenn sie unschuldig in einem Gefängnis sitzen?
Schweigend trotteten wir durch die mittlerweile dunklen Straßen unserer kleinen Stadt.
Bacardi versuchte sich so normal wie möglich mit Ryan zu unterhalten, doch wenn er einmal von Etwas genervt ist, dann merkt man es ihm den ganzen Abend an.
Und ich wollte einfach gar Nichts sagen, denn wenn ich meine Meinung äußere, bekomme ich ja nur Vorwürfe von Ryan.
+++
Was denkt ihr über Violet's Gedanken? Und war die Reaktion von Ryan okay? Wie wird es weiter gehen?Was passiert im nächsten Kapitel?
Danke für eure liebe Kritik zu meinem neuen Cover, habs oben auch nochmal verlinkt <3
Und lasst mal noch ordentlich Glückwünsche an meine liebe Freundin Eda hier, die gestern 16 Jahre alt geworden ist <3<3 Love you <3
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