8. Bad Reputation Part 1
Ein Klopfen an meiner Zimmertür riss mich aus dem Schlaf. Mein Kopf pochte und ich rieb mir meine lila Haare aus dem Gesicht.
Ich rüttelte an dem Kerl neben mir, der nun endlich aufwachte und mich verwirrt ansah.
"Schau nicht so, ich bin nüchtern auch nicht mehr so begeistert. Und jetzt verpiss dich." zischte ich genervt und stand aus meinem Bett auf, um mich anzuziehen.
Der Typ, dessen Namen ich ehrlich gesagt nicht kannte, oder schon wieder vergessen hatte, verschwand aus der Wohnung und ließ mich allein zurück.
Ich zog mir warme Klamotten an, denn draußen lag Schnee.
Ich glaube früher mochte ich Schnee, mittlerweile zieht er mich noch mehr runter, als ohnehin schon. Mein ganzes Leben ist den Bach runter gegangen und ich kann mich nicht einmal daran erinnern.
Ich sah in den Spiegel und beobachtete das Mädchen auf der anderen Seite. Sie sah ziemlich fertig aus und hatte keine Ahnung wie das Alles weitergehen sollte.
Eigentlich hätte ich vor 2 Stunden in der Schule auftauchen sollen, doch da meine Zukunft sowieso zum Scheitern verurteilt ist und sich in dieser Familie keiner viel aus Bildung machte, erschien ich wenn's hoch kommt 2 Mal in der Woche im Unterricht.
Und das auch nur, damit ich nicht rausgeworfen werde.
Denn solang gelte ich als Schülerin und meine "Mutter" bekommt Geld dafür mich hier wohnen zu lassen und mich zu.. erziehen.
Ich ging auf die Badezimmertür zu und wollte sie öffnen, doch wie erwartet war sie zugesperrt und ich hörte den Föhn meiner "Schwester".
Wieso muss sie unbedingt immer dann im Bad sein, wenn ich gerade rein möchte?
"Mach die scheiß Tür auf Bacardi!" rief ich und hämmerte gegen die Tür. Der Föhn wurde ausgeschalten und sie öffnete mir die Tür.
"Was ist dein Problem?" fragte sie nun, nachdem sie die Tür einen Spalt weit geöffnet hatte. Ich verdrehte die Augen. War es nicht offensichtlich, was mein Problem ist?
"Du bist mein Problem. Ich muss aufs Klo." grummelte ich und schob sie aus dem Badezimmer, um auf die Toilette gehen zu können.
"Das kann nicht dein scheiß Ernst sein, Tequila!" rief meine Schwester, die nun auf der anderen Seite der Tür war.
Bacardi und Tequila. Keine sonderlich tollen Namen.
Auch nicht, was in unseren Ausweisen steht. Nur benannt nach den zwei Lieblingsdingen unserer Mutter.
Wobei wenn es danach geht, hätte sie wohl noch mehr Kinder Namens Vodka, Gin, Campari.. und viele mehr.
Zum Glück hat sie nicht mehr Kinder, denn hier zu leben ist alles Andere als das Paradies. Jedoch ist es ein Dach über dem Kopf und nach Allem was vorgefallen ist, ist es mehr als ich mir erhoffen konnte.
Als ich im Bad fertig war, saß meine Schwester bereits am Esstisch und stopfte sich ein Stück kalte Pizza in den Magen, die von gestern übrig war. Auch ich nahm mir ein Stück.
Um ehrlich zu sein, irgendwas mehr "Frühstück-artiges" wäre mir auch lieber gewesen, aber man kann nicht Alles haben.
"Wieso seid ihr nicht in der Schule?" fragte Judy, unsere Mutter.
Andauernd stellt sie diese Frage und so langsam geht es mir gewaltig auf die Nerven. Ich weiß, wie ich eines Tages enden werde, da muss ich mich jetzt nicht noch durch die Schule quälen.
Vorallem die letzten Wochen waren der absolute Horror, weil irgendjemand in der Schule Bilder von mir verbreitet hat, auf denen ich nicht sonderlich viel anhabe.
Ich meine, ich bin selbst schuld.. trotzdem ist das Gefühl von Allen so angesehen zu werden nicht sonderlich schön.
"War die Woche schon zwei Mal." antwortete ich und aß weiter meine Pizza.
"Ich war schon drei Mal." meinte Bacardi und ich verdrehte die Augen.
"Ach halt die Fresse." murmelte ich.
Meine Schwester hatte oft die Vorstellung Judy würde sie besser behandeln, wenn sie in Allem besser wäre als ich. Aber um ehrlich zu sein, wir sind Judy gleichbedeutend egal.
Ich frage mich sowieso, wie es sein kann, dass eine Frau wie sie, alleinstehend, mit einem Alkoholproblem und in dieser Bruchbude die Erlaubnis bekommen hat, Waisenkinder aufzunehmen.
Naja, verkorkste Kinder wie wir wurden vielleicht genauso verkorksten Eltern zugewiesen, um den super Vorzeigefamilien Problemkinder zu ersparen.
Auch wenn Bacardi und ich uns die ganze Zeit streiten, können wir uns immer aufeinander verlassen. Wir würden uns nie verraten oder allein lassen. Seit Jahren haben wir nur uns Beide.
Und nicht zu vergessen unsere Freundin Malibu, die sich seit wir uns kennen freiwillig, nach Alkohol benannt hatte, um uns damit ein besseres Gefühl zu geben.
Zusammen sind wir eine tödliche Mischung, doch auch alleine können wir ziemlichen Schaden anrichten. Vor allem uns selbst schaden, das können wir gut.
Der Tag verging ohne große Überraschungen oder Geschehnisse. Judy hatte uns mehr oder weniger gezwungen, ihr beim Aufräumen der Wohnung zu helfen. Wobei hier eigentlich jede Hilfe zu spät kommt.
Als es draußen endlich wieder dunkel war, wurde es Zeit für mich nach draußen zu gehen. Ich hasse den Tag.
Wenn es hell ist und all die Menschen unterwegs sind, fühle ich mich noch mehr wie ein Freak, als sonst.
Aber wenn es dunkel ist und sich in diesem Stadtviertel nur noch der Abschaum der Stadt rumtrieb, hatte ich keine Angst mehr schief angeguckt oder verurteilt zu werden.
Also zog ich meine Stiefel an, schnappte mir eine Jacke und verließ das Haus ohne ein Wort zu sagen.
Judy ist es sowieso egal, wo ich bin.
Ich lief durch die dunklen Straßen, sah allerlei Menschen, vor denen "Normalos" wahrscheinlich Angst hätten.
Ich habe keine Angst, denn ehrlich gesagt könnte mir nichts besseres passieren, als von irgendeinem Verrückten abgestochen zu werden, denn sind wir ehrlich, das wird eines Tages sowieso passieren.
Außerdem habe ich vorgesorgt und war schon die ganze Zeit dabei irgendeine Flasche Alkohol, die ich finden konnte in mich zu schütten.
Es wärmte mich von innen, bei diesen Temperaturen und ließ mich locker werden. Ich liebte das Gefühl, wenn die Welt vor mir verschwimmt und ich nicht mehr richtig denken konnte.
Das macht so vieles einfacher.
Ich war nicht immer so.
Das versuche ich mir zumindest einzureden. Dass mein Leben vorher schön war, dass ich normal war, mit einer funktionierenden Familie.
Aber das weiß ich nicht mehr. Die erste Erinnerung die ich habe, ist wie mich ein Polizist aus einem Waldstück trägt und die Arme eines Sanitäters legte.
Das ist meine erste scheiß Erinnerung. Keine Familienfeiern, oder mein erster Schultag. Nein.
Und das traurige ist, diese Erinnerung ist erst 2 Jahre alt. In 2 Jahren ist mein komplettes Leben den Bach runter gegangen, genau wie ich ..
+++
Ja richtig gelesen, es wird hiervon einen zweiten Part geben, weil ich einfach drauf los geschrieben habe und dann gemerkt habe, es würde für zwei Kapitel reichen und da ich faul bin und momentan nicht zum schreiben komme, wird Bad Reputation in zwei Tage aufgeteilt :3
Was meint ihr, wenn das eine Geschichte wäre, was war davor, wie geht es weiter? :)
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