Chap 27: I am here
Taehyung
Ich lehne mich gegen einen der Küchenschränke und trinke aus meinem Glas Wasser. Irgendwie kann ich jetzt noch nicht schlafen. Mein Kopf ist voll mit Gedanken, die alle nur um Kookie kreisen. Das vorhin in der Gasse... Wie er da verprügelt wurde und sich nicht mal ansatzweise gewehrt hat...
Ich konnte diesen Anblick echt nicht ertragen, genauso wenig wie ich ihn weinen sehen kann. Das geht einfach nicht...
Ich hätte die Typen am liebsten einen Kopf kürzer gemacht. Wie können sie ihm nur sowas antun. Er hat es schwer genug, aber deswegen muss man ihn ja nicht noch weiter runterziehen. Ich hasse solche Menschen abgrundtief, die andere Menschen mobben und sich dabei groß fühlen. Dabei ist das einfach nur feige. Kookie ist verdammt stark und er kämpft, aber er glaubt nicht an sich selbst. Sein Selbstwertgefühl ist nicht mehr vorhanden und das unter anderem auch durch diese Spasten. Denken die ernsthaft, wenn sie ihn verprügeln bringt das was?
Was ist ihre Mission? Wollen sie Menschen, die schon ganz unten sind, noch mehr zerstören? Wie kann man nur so tief sinken...
Ich seufze tief auf und lehne meinen Kopf an den Schrank hinter mir. Ich schließe leicht meine Augen und nehme noch einen Schluck von dem kühlen Wasser. Der Strom ist zwar immer noch weg, aber das stört mich nicht wirklich.
Ich werde die Szenen von heute nie vergessen. Sein mit Blutergüssen übersähter Bauch, die unzähligen Tränen und wie er sich an mir festgeklammert hat... Das erinnert mich alles viel zu sehr an mich. Ich habe meinen Schmerz anders versucht zu ertragen bzw. zu verdrängen, aber im Endeffekt sind wir uns so ähnlich...
Auf einmal ertönt ein lauter Schrei, weshalb ich stark zusammenzucke und mein Wasserglas fast fallen gelassen hätte. Darauf nehme ich allerdings keine Rücksicht. Ich stelle es schnell auf der Küchentheke ab und verlasse die Küche. Das war doch Kookie...
„NEIN!", schreit er nochmal und ich verschnellere meine Schritte. Ich jogge die Treppe nach oben und betrete schnell mein Zimmer.
„Nein... Jihoon... Was hast du getan...", gibt er von sich. Er ist komplett verschwitzt und aus seinen geschlossenen Augen laufen schon wieder Tränen. Er wälzt sich unruhig hin und her und krampft seine Hände um die Bettdecke. Ich lasse mich schnell neben ihn sinken und ziehe ihn in meine Arme, während ich versuche ihn aufzuwecken.
„Kookie... Hey, wach auf! Es ist nur ein Traum. Es ist alles in Ordnung", versuche ich es, aber dadurch wacht er nicht auf. Ich schlucke schwer bei seinem Anblick und klopfe ihm leicht gegen die Wange. Er wirft sich immer noch unruhig hin und her, bis er auf einmal seine Augen aufreißt und mich direkt anschaut.
„Hey, Kookie. Alles ist gut. Du hattest einen Albtraum. Ich bin da...", sage ich zu ihm, woraufhin er seine zu Fäusten geballten Hände in meinen Hoodie krallt und mich mit riesigen flehenden Augen anschaut.
„T-Tae... Bitte bleib da... Geh bitte nicht weg...", seine Stimme ist kaum verständlich und bricht immer wieder ab.
„Ich gehe nicht weg. Es ist alles gut, Kookie", flüstere ich beruhigend, woraufhin er seine Arme um mich schlingt und seinen zitternden Körper an mich drückt. Ich kann es echt nicht verstehen, wie man diesem Jungen in den letzten Jahren, als er im Waisenheim war, keine Liebe geschenkt hat, als er sie am meisten brauchte. Dabei rede ich nicht von den Leuten im Waisenheim, sondern von denen in seiner Schule. Wenn die alle so waren wie die zwei vorhin, kann er ja nur so abrutschen. Und dieser Junge braucht Liebe und er braucht jemanden, der für ihn da ist...
Ich lege meine Arme beruhigend um seinen Rücken und so sitzen wir eine Weile da, bis er aufhört, zu zittern. Die Umarmung löst er nicht, aber ich zwinge ihn auch nicht dazu, wenn er das grade braucht, dann gebe ich ihm das.
Ich frage auch nicht nach, wovon er geträumt hat. Ich habe das Gefühl, er ist dazu gerade nicht bereit, es mir zu erzählen und das soll er von alleine machen, wenn er dazu bereit ist. Ich zwinge ihn zu nichts...
Er löst sich schließlich leicht von mir und schaut mich dankbar an, weshalb ich ihn leicht aufmunternd anlächele.
„Geht es wieder?", frage ich ihn leise, woraufhin er nickt. Seine Hände löst er aber trotzdem nicht von meinem Hoodie, sondern lässt sie genau da, wo sie sind.
„Du solltest wieder schlafen gehen, Kookie. Du siehst echt fertig aus", flüstere ich, woraufhin er sich merklich verspannt.
„I-Ich... kann nach solchen Träumen nicht wieder einschlafen", nuschelt er, woraufhin ich ihn mitleidig ansehe, auch wenn ich mir sicher bin, dass er diesen Blick nicht möchte.
„Wie oft hast du diese Träume denn?", frage ich vorsichtig. Ich will ihm nicht zu nahe treten, aber es würde mich ehrlich interessieren, ob er oft damit zukämpfen hat. Fast dunkelgraue Augenringe zieren seine Augen fast jeden Tag. Auch wenn er versucht diese zu kaschieren, habe ich sie trotzdem bemerkt. Ich frage mich manchmal wirklich, wie er überhaupt noch wach bleiben kann...
„Fast jede Nacht...", murmelt er kaum verständlich, aber ich höre es trotzdem und reiße meine Augen auf. Dass es so schlimm ist, hätte ich nicht gedacht...
Ich streiche ihm leicht über den Rücken, woraufhin er mich unsicher anschaut und sich über seine Augen reibt. Er ist unfassbar müde, aber er hat Angst, dass der Traum wiederkommt, was ich absolut nachvollziehen kann.
„Oh Kookie... Aber du musst doch auch irgendwann mal schlafen. Versuch wenigstens, nochmal schlafen zu gehen", gebe ich zurück, woraufhin er mich ängstlich und unsicher anschaut. Mit meinem Blick versuche ich ihm Zuversicht zu vermitteln, was hoffentlich auch klappt.
„O-Okay... A-Aber... Kannst du bitte hier bleiben?", fragt er und senkt peinlich berührt den Kopf, woraufhin ich nicke. Ich habe ihm doch versprochen, nicht wegzugehen und vielleicht hilft ihm das ja auch...
„Ja, natürlich bleibe ich hier", ich lächele leicht und drücke ihn zurück in das Kissen, während ich weiterhin auf der Bettkante sitze. Ich streiche ihm leicht über den Arm. Das hat Mama bei mir früher auch immer gemacht, wenn ich schlafen sollte, aber es nicht wollte oder konnte. Dann hat sie mich immer gestreichelt, bis ich irgendwann eingeschlafen bin.
Vielleicht hilft es ihm ja auch. Er seufzt leise auf und schaut dann zu mir hoch.
„Kommst du mit her..?", fragt er leise und verunsichert, woraufhin ich ihn überrascht anblinzele. Wie meint er das? Soll ich mit zu ihm ins Bett kommen?
„I-Ich...", setzt er an, aber ich unterbreche ihn, indem ich nicke und kurz aufstehe, woraufhin er fragend den Kopf etwas schief legt.
„Ich ziehe mir nur eine bequeme Hose an", meine ich, woraufhin er die Umklammerung seiner Hände löst. Er zieht die Decke ganz hoch bis zu seiner Nase, was mich leicht lachen lässt.
Ich wende mich aber schließlich kurz von ihm ab und tausche meinen Hoodie gegen ein Shirt und meine Jeans gegen eine Jogginghose. Das ist einfach viel bequemer.
Ich drehe mich wieder zu Kookie, der mich abwartend und immer noch ganz verängstigt ansieht. Ich laufe lächelnd zu ihm und lege mich auf die andere Seite meines Bettes. Sofort dreht er sich zu mir um, zögert aber dann doch etwas. Er schaut unsicher zu mir und kaut sich leicht auf seiner Lippe rum.
Ich lächele leicht und schaue ihn fragend an: „Was ist denn?"
„D-Darf ich dich umarmen", stottert er, woraufhin ich lachen muss und ihm dann aber zustimme. Auch wenn ich es in der Dunkelheit nicht genau sehen kann, könnte ich schwören, dass er gerade rot geworden ist.
Er schlingt etwas unsicher einen Arm um meinen Rücken und kuschelt sich nah an meine Brust. Er ist so unglaublich niedlich gerade...
Ich lege ebenfalls einen Arm um ihn und streiche leicht seinen Nacken. Er seufzt wohlig auf und gähnt einmal herzhaft. Er ist nicht nur mit seinen Nerven komplett am Ende...
Ich hoffe einfach, dass er noch bisschen schlafen kann...
„Schlaf gut", flüstere ich ihm zu, woraufhin er es erwidert und seinen Kopf dann wieder an meiner Brust versteckt. Er atmet regelmäßig und entspannt sich merklich in meinen Armen. Ich höre auch nicht damit auf, ihm im Nacken zu kraulen, da ihm das ebenfalls zu helfen scheint.
Meine Gedanken driften allerdings wieder ab und ich mustere den Jungen vor mir genau. Seine verschwitzten Strähnen kleben leicht an seiner Stirn. Viel mehr ist von seinem Gesicht nicht zu sehen, da er dieses wirklich fast größtenteils an meiner Brust versteckt hat.
Aber nach einer relativ kurzen Zeit merke ich, dass er tatsächlich eingeschlafen ist, was mich echt freut. Ich löse mich nicht von ihm, aber schließe jetzt auch langsam die Augen.
Ich bin auch echt verdammt müde. Es ist zwar noch nicht wirklich so extrem spät, aber trotzdem wird mir der Schlaf auch gut tun.
Ich versuche alle unwichtigen Gedanken beiseite zu schieben, was mir auch gelingt und ich drifte immer weiter ab, bis ich schließlich ebenfalls eingeschlafen bin.
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