XXXIV; [komoru]
Ryoyu war seit Naoki bei ihm gewesen war, nicht mehr draußen.
Er schämte sich dafür, sich die Haare mit dem Messer abgeschnitten zu haben.
Doch hatte er endlich eine Lösung auf seinen nervenden Kopf gefunden.
In seinem Koffer hat auch ein kleines Notizbuch Platz gefunden. Er wollte sich eigentlich das Zeichnen über den Sommer beibringen, hat aber damit noch nicht begonnen.
So saß er beinahe den ganzen Vormittag und den halben Nachmittag daran, einen Brief an Mona zu schreiben.
Über alles, was ihm in den Sinn kam.
Doch nur heute, gut zwei Wochen nachdem er in die Wohnung gezogen war, scheint seine Methode nicht mehr zu funktionieren.
Er starrte nachdenklich auf seine Nintendo Switch und streichte Evolee das hundertste Mal, da er sich nichts anderes anzufangen wusste.
Das Notizbuch lag vor ihm und die Seite des heutigen Tages war leer.
Sein Smartphone leuchtete auf. Ryoyu verdrehte die Augen.
Was will Taku von mir?
Wie auf ein Stichwort klopfte es an der Tür und Ryoyu fiel fast vor Schreck die Switch aus der Hand.
Mit weit aufgerissenen Augen starrte er an die Tür und krallte die Finger an die Spielkonsole.
Bitte geht derjenige gleich wieder.
Ryoyu hielt die Luft an und senkte seinen Blick auf sein Smartphone, als die zweite Nachricht von Takeuchi eingetroffen war.
Also steht Taku vor der Tür.
Ich will aber niemanden sehen.
Als sich Schritte von der Tür entfernten, atmete Kobayashi erleichtert auf. Er erhob sich vorsichtig, die Konsole links liegen gelassen, um sich nicht selbst zu verraten und öffnete zum ersten Mal seit vier Tagen die Vorhänge und das Fenster, um sich aus diesem lehnen zu können.
Ein sanfter Wind streifte um seine Nase und er beobachtete die langsam hinter dem Berg verschwindende Sonne.
Soll ich nicht wieder einmal nach draußen?
Seine Ohren lauschten dem Vogelgezwitscher, ein leichtes Lächeln stand auf seinen Lippen.
Warum lächle ich eigentlich?
Doch bevor er sich diese Frage selbst beantworten konnte, drangen Stimme zu ihm vor, die ihm allzu vertraut waren.
Solltest du dich nicht einmal bei ihm entschuldigen?", verstand Ryoyu jedes Wort deutlich, welche von Takeuchi gekommen waren.
Die Worte von Junshiro waren für ihn unverständlich.
Ich Vollidiot hab' nicht alles bedacht.
Er fuhr sich wild durch die Haare. Mehr zerzaust, wie sie bereits waren, konnten sie nicht mehr sein.
Wie konnte ich vergessen, das Junshiros Freundin hier wohnt.
Grob schlug er sich auf die Stirn, bis er einen ziehenden Kopfschmerz spürte.
Mit einem Seufzer sank er auf dem Fensterbrett zusammen wie ein Häufchen Elend.
Seine Augenlider schwer und sein Körper am Ende der Kräfte von schlaflosen Nächten, fragte er sich immer wieder, wie er die kommende Saison überstehen soll.
Ich schaff' doch nicht 'mal den Sommer Grand Prix.
Er seufzte erneut. Dieses Gespräch zwischen Taku und Junshiro lief hörbar aus dem Ruder, doch Ryoyu hatte genug gehört, um das Fenster zu schließen.
Das machst sie also, spielt Babysitter bei den Ammanns. Sie lebt also ihr Leben einfach ohne mich weiter.
Sein Lächeln verstärkte sich, als wäre er glücklich darüber, doch zeigte dieses Lächeln nur, dass er innerlich gestorben war.
Er schnappte die Kamera und warf sich eine Jacke über. Die Tür fiel ins Schloss, ohne Rücksicht auf andere zu nehmen.
Ryoyu rannte über die Treppen nach draußen, zielsicher durch die Gasse, an welchem Ende der Wohnblock stand und musterte das Gras durch die Ritzen der Steinplatten wachsen.
Doch es war still. Um ihm und in ihm.
Sein Kopf hatte keine Einwände und in Ryoyu kam Erleichterung auf; Erleichterung darüber, dass er einverstanden mit ihm war, was er tun wollte.
Er bog in das kleine Geschäft und ging zielsicher auf ein Regal zu.
Seine Augen flogen darüber und er hing an einem Gegenstand fest, der ihn kaum loslassen wollte.
Heraus kam er mit zwei Flaschen Shochu; sein erfreutes Lächeln stand immer noch auf seinen Lippen.
Sein Weg führte ihn an die Brücke, an der er vor knappen zwei Wochen gestanden war. Dort stellte er die Flaschen auf der Bank ab.
Er ging einen kleinen Teil nachdenklich auf und ab, entschloss sich aber dennoch, weiterzumachen, da er sonst keinen Mut mehr besaß.
Mutterseelenallein auf der Parkbank, öffnete er die erste Flasche und nahm zwei kräftige Schlucke daraus. Es brannte in seinem Hals, doch die Wärme die darauf entstand, war das einzige, das das Eis um sein Herz etwas schmelzen konnte.
Er fühlte sich geborgen, obwohl er es nicht war.
Und es war diese Geborgenheit, die er vermisste und sich die letzten Tage mit reichlich Sake zurückerobert hat; in Kauf dafür genommen, drei Tage außer Gefecht zu sein.
Doch für sein Vorhaben, brauchte es mehr Mut und deswegen Shochus höheren Volumesprozente.
Ich habe Angst.
Was tue ich mir schon wieder an?
Ryoyu sah auf seine zitternde Hand hinab, als wäre sie dem Gewicht der Flasche nicht mächtig.
Du hast es gerade gehört. Sie lebt ihr Leben weiter. Ohne dich.
Er kippte einen weiteren Schluck in sich hinein, während die Flasche fast zur Hälfte leer war. Es wurde ihm zum Verhängnis.
Grund genug das zu tun, oder?
Als würde er dem zustimmen, war mit einem Zug die erste Flasche leer und in seinem Atem hatte sich der Geruch von Alkohol festgefahren, der bei jedem Atemzug in seine Nase stieg.
Es brannte in seinem Hals und er brach in einem kurzen Husten los.
Sein Lächeln war beängstigend, als er sich wieder aufrichtete und nach der zweiten Flasche tastete.
Schon leicht benebelt, hatte er Probleme mit der Hand den Stöpsel zu erreichen.
Lachen entkam ihm, so kalt wie seine Seele, während er am Drehverschluss zerrte, als wäre dort sein Lebenselixier eingefüllt.
Schlussendlich doch geschafft, sprang er auf und wanderte auf die Brücke zu.
Es wird Zeit.
Seine Augen sahen nach unten zum tief stehenden Bach. Die Brücke stand somit noch drei Meter höher.
Schon fast stockbesoffen, kletterte er wie ein Kleinkind auf das Geländer und balancierte darüber.
Sein Kopf sprach zu ihm, als würde er Gründe dafür geben müssen, dass Ryoyu seinen Plan in die Tat umsetzen würde, während er sich immer mehr betrank, um vielleicht es für ihn selbst zu erledigen und von der Brücke zu fallen.
Doch sein Gleichgewichtssinn führte ihn über die verschweißten Eisenstangen, als wäre es ein Spaziergang.
Du weinst ihr nach, als wäre sie tot, doch du bist ihr einfach nicht wichtig.
Auch wenn seinem Bauchgefühl diese Worte nicht bekamen, waren sie die Wahrheit, der er nicht mehr lange ins Auge sehen musste.
Es gibt für mich keinen anderen Weg, als an Mona vorbei.
Entweder mit ihr, was unmöglich ist oder ohne sie...und ohne mich.
Er drehte sich seinem Ende entgegen, die Flasche in der rechten Hand, wanderte der letzte Schluck in seinen Körper.
Es ist Zeit.
Ryoyu sprach sich selbst gut zu, doch wie sehr er sich selbst überreden versuchte, stand er da, als würde ihn eine unsichtbare Kraft am Geländer festkleben.
Er konnte nicht einmal einen Fuß heben.
Langsam begann Tränen über seine Wangen zu fließen.
Was willst du denn? Du könntest deine Ruhe haben, wenn du dich fallen lässt. Von ihr, von Junshiro, von der Welt.
Was braucht es denn noch, um dich zu überreden.
Was willst du von ihr, wenn du ihr...
"Aishiteru wa!"
Das Klirren der mit Wut auf den Boden geworfene Flasche hallte durch die Luft, wie seine geschrienen Worte.
"Ich liebe sie doch so sehr", sank er in die Hocke und presste die Hände auf seine Augen, während er in Schluchzen losbrach.
Ryoyu kniete da und weinte mit sich selbst. Doch zum ersten Mal war er nicht begleitet von Sticheleien.
Es war so leise, dass es bereits erschreckend war, doch Ryoyu kümmerte es nicht.
Er war zu beschäftigt mit sich selbst und der Tatsache, dass er Mona doch mehr liebte, als ihm bewusst gewesen war.
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