1
Schuss.
Treffer.
Schuss.
Treffer.
Schuss. Treffer.
Keine Pause. Lass deinem Gegner keine Zeit zum Atmen, keine Zeit zum Denken. Keine Zeit zum Schießen. Schneller.
Schneller als in Paris, schneller als in London. Keine unschuldigen Opfer. Den Fall erledigen. Schneller, schneller.
Schuss. Treffer. Schuss. Treffer. Schuss. Treffer.
Schneller!
»Jennifer, da bist du ja.«
Schuss. Daneben.
»Verdammte-« Ich fahre herum. »Maik, ich bin beschäftigt!«
Maik lacht und joggt die Treppe runter. »Das sehe ich. Du sollst um Neun bei Jordan sein«, informiert er mich gelassen. »Und Martha ist sauer.«
Ich atme tief durch und lege die Pistole zur Seite. Ruhig nehme ich die Munition heraus und verstaue alles im Schrank. Ordnung. Ruhe.
»Was Jordan will, weißt du nicht?«, will ich wissen, während ich meinen Zopf löse. Mit den Fingern kämme ich die braunen Haare, die mir ungewaschen über die Schultern hängen. Ich muss duschen.
Maik lacht. »Weiß das irgendwer?«
»Berechtiger Einwand. Gehen wir laufen?« Dass Martha irgendein Problem hat, übergehe ich gekonnt. Ich kann nicht über ihre Probleme nachdenken, nicht jetzt, nicht hier. Nicht über den Verlust ihres Bruders, den ihres Ranges oder sonst irgendetwas.
Martha ist kein Mensch, der andauernd jammert. Aber wenn sie es tut, umso ausdauernder. Ich mag sie trotzdem. Sie ist ein wenig so wie ich, nur in besser.
Maik stützt die Hände in die Hüfte und zieht die Augenbrauen zusammen. »Ich dachte, du bist beschäftigt.« Spielerisch schlage ich nach ihm. Er fasst sich getroffen an die Schulter. »Das sage ich Jordan«, motzt er. »Welche Strecke nehmen wir?«
Ich sehe auf mein Handgelenk. Der Chip piept. Acht Uhr siebenundzwanzig. Ein Grinsen stiehlt sich auf meine Lippen. Ich habe mich schon eine Weile nicht mehr mit der Sphinx angelegt. »Die lange.«
Das Laufen tut mir wider Erwarten gut. Vögel zwitschern, ein Kaninchen huscht über unseren Weg. Mittendrin halten wir an. Maik geht an das Ufer des Sees und blickt über die Wellen zur Schule. Von hier sieht sie aus wie eine alte Burg, in der früher Prinzessinnen und Könige gelebt haben, die einen modernen Touch abbekommen hat.
»Hast du gestern Abend eigentlich die Nachrichten geschwänzt?«, fragt mich Maik nachdenklich. Normalerweise müssen wir alle pünktlich um acht Uhr, je nach Altersgruppe, in einem der Fernsehräume sein, um uns gemeinsam die Nachrichten anzusehen. Um informiert zu bleiben, wenn man Jordan glauben will.
Ich nicke. »Hatte keine Lust. Was gab's denn?«
Er schweigt und beobachtet eine Entenfamilie, die schnatternd an uns vorbeischwimmt. Erst als sie weg sind, antwortet er. »Der Präsident von den USA steht kurz vor einem Atomkrieg mit Russland«, überbringt er mir schließlich die Neuigkeiten.
Ich schubse ihn von hinten an. Maik stolpert nach vorne und schreckt damit die Enten auf, die empört wegfliegen. »Und was gab's wirklich?«, Frage ob belustigt. »Komm schon, so bescheuert ist der nicht.«
»Doch.«
Er dreht sich um und joggt weiter. »Dein Termin mit Jordan fängt in«, Maik sieht auf seinen Chip, »einer Minute an. Komm schon, Ehrgeiz, Jenny!«
Der letzte Fall war kräftezehrend, und ich habe es als Ausrede genutzt, mein Training zu vernachlässigen. Stattdessen saß ich stundenlang in der Bibliothek - man darf keine Bücher mit auf die Gruppenzimmer nehmen - und habe gelesen. Ein Fehler.
Während wir die zweite Hälfte der Strecke in Angriff nehmen, fängt mein Knie an, zu schmerzen. Ich fluche leise und beiße die Zähne zusammen, als ich weiterlaufe. Verletzungen gefährden die Karriere. Das weiß jeder.
Also muss ich laufen, bis ich umfalle, und hoffen, dass das nicht allzu bald geschieht.
-
Hallo da draußen!
›Run - Du kannst sie nicht retten‹ werde ich vorerst jeden Mittwoch und Freitag updaten. Sagt es dir bis jetzt zu?
Ich hoffe, wir sehen uns im nächsten Kapitel!
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