12 Jahre später…

-Today is your day, although you are far away, we want to congratulate you for your birthday-

Schweißgebadet schnellte ich in die Höhe. Ich versuchte meinen Atem zu kontrollieren. Warum musste ich immer noch von dem Unfall träumen?! „Der Tag fängt ja schon gut an!“, murmelte ich noch etwas geschockt.

Ich stemmte mich aus meinem Bett und wanderte ins Bad. Aus dem Spiegel sah mir ein verschwitztes Mädchen mit ziemlich großen Augenringen entgegen. Ich schlüpfte aus meinen nassen Klamotten und sprang unter die Dusche.

Ich ließ eiskaltes Wasser über meinen Kopf laufen. Ach, wie gut das tat. Ich musste leicht lächeln.

Doch mein Lächeln erstarrte, als ich die kleine Schachtel am Boden stehen sah. Ich hob sie auf und holte meine altbekannte Rasierklinge heraus. Meine Hand wanderte automatisch zu meiner rechten Hüfte, wo ich die Klinge an meiner Narbe ansetzte. Ich spürte den stechenden Schmerz nicht sofort, doch ich drückte fester zu und verzog mein Gesicht. Mein Blick wanderte zum Boden, wo sich das Wasser mit meinem Blut vermischte. Eine kleine Träne rollte über meine Wange und tropfte hinab.

„Happy Birthday, Ruby!“, brachte ich mit einem gequälten Lächeln heraus.

Ich wusch mir noch das Blut von den Händen und der Wunde und steig aus der Dusche, schlang mir ein Handtuch um den Körper und zog mir frische Unterwäsche an.

Ich fischte aus meinen Schrank eine weiße Hotpans, meinen schwarzen Pulli mit der Schrift, In the dust of this planet, darauf.

Ich ging wieder ins Bad und schminkte mich dezent. „Heute werde ich keinen Lippenstift auftragen. Heute möchte ich wirklich nicht auffallen“, beschloss ich und legte meinen Lippenstift wieder auf seinen Platz. Ich föhnte meine Haare noch ein bisschen und legte sie mir über die Schulter.

In meinem Zimmer sah ich, dass es erst 7:10 Uhr war. Ich holte meine Tasche heraus und packte alle Fächer ein, die wir heute haben.

Ich ging runter in die Küche und machte mir einen Kaffee. Judie, meine Pflegemutter, kam herein und wünschte mir einen guten Morgen. Ich murmelte etwas Unverständliches, dass „Ich wünsche dir auch einen guten Morgen“ heißen soll.

Als ich mich zur Kaffeemaschine drehe um mir meinen Kaffe zu nehmen, sehe ich nur eine kleine, schnelle Hand, die sich die Tasse unter den Nagel reißt. „Philippa, du kleine Ratte!! Das ist mein Kaffee! Gib ihn sofort wieder her!“, schrei ich. Doch dieses kleine Biest war schon um die nächste Ecke verschwunden.

„Macht doch nichts. Mach dir doch einen Neuen, Ruby“, meinte Judie gelassen. „Nein, danke. Keine Lust!“ , zischte ich und verließ wütend den Raum um in die Schule zu gehen. Ich war nicht nur wütend wegen meiner 15- jährigen Stiefschwester, die sich wie fast jeden Morgen meinen Kaffee schnappt, sondern auch weil anscheinend alle vergessen haben, dass heute mein Geburtstag ist.

Obwohl das mein geringstes Problem in diesem Moment ist, ärgerte es mich trotzdem.

Ich versuchte es zu vergessen und mich auf mein wahres Problem zu konzentrieren. Die Schule. Ich hoffte, dass sie mich heute mal in Ruhe lassen. Cameron Dallas und seine Gang verarschten mich seit sie mich zum ersten Mal gesehen haben. Ich wie nicht einmal einen Grund dafür.

Ich sah schon den Schulhof von weiten. Meine Schritte wurden automatisch langsamer. Ich nahm all meinen Mut und ging mit schnellen Schritten auf das große Tor zu. Um mir Mut zu machen flüsterte ich, wie das es mein Mantra wäre: „Ich bin heute 17 geworden. Heute lass ich mich nicht verarschen. Ich bin heute 17 geworden. Heute lass ich mich nicht verarschen. Ich bin heute 17 geworden. Heute lass ich mich nicht verarschen…“

Plötzlich spürte ich einen Stoß in meinem Rücken. Ich taumelte nach vorn und landete auf meinem Knie.  Ein stechender Schmerz lässt mich zusammen zucken- Ich drehte mich um und sah die Gang..

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