HIDE AND SEEK
Schnellen Schrittes lief ich zur Bibliothek. Den ganzen Nachmittag durchforstete ich den riesigen Raum. Ich fand eine Fantasy-Geschichte über eine ähnliche Kreatur, doch nichts Brauchbares für mich. Wahrscheinlich sollte ich doch einfach Rennen... So wie ich es gewohnt war... Und erst damit aufhören, wenn ich am sterben war...
Niedergeschlagen verließ ich die Bücherei. Es wurde schon dunkel, ich sollte mich beeilen.
Ich war auf dem Weg nach Hause. Ob zu Jonas oder zu mir, keine Ahnung... Da war ich mir nicht mehr so sicher. Ich bog ein paar mal in Straßen ab, die mich zu mir nach Hause brachten, dann lief ich allerdings wieder in Jonas' Richtung... So ging das eben die ganze Zeit weiter. Irgendwann war ich in einem Park angekommen. Ich kannte mich nicht mehr aus, hatte aber das Gefühl hier schonmal gewesen zu sein... Warum auch immer, vielleicht früher mit meinen Eltern, als ich noch hier wohnte... Vielleicht war ich auch mal mit Jonas und Isa hier... Ich hatte keine Ahnung.
Ich hörte Musik. Laute Musik, und sie kam definitiv nicht von mir. Ich lief weiter durch den Park und kam an einem kleinen Hügel an. Am Fuße des Hügels standen sehr viele Menschen und hörten einer Band zu, die auf einer Bühne stand und spielte. Eine Weile lang sah ich einfach zu, doch dann wurde mir unwohl. Ich fühlte mich beobachtet. Ich wollte einfach nur zurück zu Jonas und Damian.
Ich seufzte. Dann hörte ich hinter mir ein Knurren. Ich versteifte mich und hielt die Luft an. Langsam drehte ich mich um...und schrie. Hinter mir stand es. Das Monster das mich seit Tagen verfolgte. Panisch rannte ich weg, in Richtung der Menschenmassen. Ich rannte durch das Publikum. Neben der Bühne war ein schmaler Weg. Diesen nutzte ich als Fluchtweg und rannte ihn entlang. Er zog sich ewig in die Länge. Ich bildete mir ein, hinter mir das schnaufen des Monsters zu hören, doch ich drehte mich nicht um, ich rannte einfach. Bald kam ich aus dem Park hinaus. Ich hielt nicht an, machte keine Pause. Rannte und rannte einfach weiter. Ich hatte keine Ahnung wo ich war, bog einfach immer wieder ab, in der Hoffnung es abschütteln zu können. Immernoch hörte ich das Atmen des Monsters, und bildete mir ein die Schritte zu hören. Irgendwann realisierte ich, dass ich nicht mehr allzu weit von Jonas' Wohnung entfernt war. Also sammelte ich meine restlichen Kräfte und rannte weiter. Nach einigen Metern vergewisserte ich mich, dass es nicht mehr hinter mir war. Ab diesem Moment an, konnte ich nicht mehr. Ich rannte trotzdem durch die Straßen zu Jonas Wohnung zurück.
Ich kam an, als ich kurz vor einem Zusammenbruch stand. Mit letzter Kraft schleppte ich mich die Treppe nach oben und klingelte an Janniks Tür. Damian öffnete, während hinter ihm ein völlig aufgelöstes Jonas stand. Er drängte Damian beiseite und umarmte mich. Dann hob er mich hoch und trug mich in die Wohnung. Ich war kurz davor, in Ohnmacht zu fallen, und atmete nur schwer und flach. Jonas legte mich auf ein Bett und sah Damian hilfesuchend an. Dieser zuckte jedoch nur mit den Schultern. Ich richtete mich schwer atmend auf, doch Jonas drückte mich zurück auf die Matratze. Damian verließ währenddessen das Zimmer.
"Jonas.... Ich..weiß was..ich tu....", sagte ich nach Luft schnappend und richtete mich wieder auf. Dann zog ich meine Jacke und meinen Hoodie aus. Jonas wurde knallrot im Gesicht und drehte sich weg. Meine Atmung wurde langsam aber sicher ruhiger.
Leise, aber doch noch außer Atem sagte ich: "Jonas... Ich hab ein Top drunter an... Du brauchst dich nicht weg drehen." Er drehte sich wieder um, war allerdings immernoch dezent rosa im Gesicht. Ich grinste leicht.
"Was ist ei-eigentlich p-passiert?", stotterte er. Meine Miene verfinsterte sich.
"Es war wieder da... Und es hat mich durch gefühlt halb Berlin verfolgt", berichtete ich leise. Jonas setzte sich neben mich und umarmte mich.
"Das nächste mal wenn du raus gehst komm ich mit, okay? Ich lass dich nicht mehr alleine weg", sagte er bestimmt. Ich nickte nur leicht.
"Könntest du mir vielleicht meine Tasche geben und mir was zu trinken holen?", fragte ich ihn und sah ihn mit Hundeaugen an. Er nickte, reichte mir meine Tasche und verließ das Zimmer. Ich kramte in der Tasche und holte ein Spray heraus, wovon ich zwei Hub nahm. Dann packte ich es schnell wieder weg.
Jonas kam wieder und drückte mir ein Glas Wasser in die Hand.
"Danke", sagte ich und nahm es. Ich trank ein paar Schlucke, dann stellte ich das Glas auf den Nachttischkasten neben dem Bett.
"Ich glaube es war eine schlechte Idee wieder hierher zu kommen...", murmelte ich.
"Wie meinst du das?", fragte Jonas mich.
"Naja, wieder nach Berlin zu kommen... Meine Familie hat nie irgendwo zweimal gewohnt.. und ich bin wieder an einen Ort zurück gekommen, an dem ich schonmal gewohnt habe... und plötzlich steht ein Monster in meiner Wohnung und verfolgt mich ein paar Tage später durch halb Berlin. Siehst du da keinen Zusammenhang?", philosophierte ich vor mich hin.
"Hm...", meinte Jonas nur. Sehr hilfreich... Was sollte ich groß tun? Anscheinend gibt es nirgends eine Information über dieses Wesen. Weder was es ist, noch warum es mich verfolgt. Wie soll ich etwas besiegen, was bis jetzt nur ich gesehen habe, über das es keine Informationen und Geschichten gibt, und das mich offensichtlich töten will?
Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro