Kapitel 6
"Offensichtlich." Ich drehe mich zu der Stimme in meinem Rücken um und sehe Jake, der lässig die Arme vor der Brust verschränkt hat.
"Bist du wirklich so gut, wie du behauptest?"
"Ich weiß nicht, finde es raus." Ich zwinkere ihm zu, bevor ich meinen Helm aufsetze und nach einem knappen Nicken meine Maschine besteige.
Erst, als ich sämtliche Gurte geschlossen und auch innen noch einmal alles kontrolliert habe, beruhigt mein Puls sich wieder.
Rooster bringt mich weitaus mehr aus dem Konzept, als ich es zu Beginn angenommen habe. Und das ist nicht gut. Er sollte nicht diese Macht über mich besitzen - schon gar nicht, wenn es um die Liebe von Dad geht.
Genau dieser meldet sich jetzt.
"Bereit, Ave? "
"Bereit, Dad. Holen wir sie runter."
"Das ist mein Mädchen!" Seine Stimme klingt für einen Moment liebevoll und so lächle ich still vor mich hin, bevor ich meine Maschine in den Himmel bringe.
Spätestens jetzt übernimmt die Ruhe wieder meinen Körper. Hier oben gibt es keine Probleme, sondern nur Lösungen.
Hier oben ist für mich die Welt in Ordnung.
Der erste, der in die Luft steigt, ist Rooster. Er fliegt zusammen mit Payback und Fanboy, die - zumindest jetzt noch - ein großes Ego besitzen und fleißig an einer Bestrafung für die Verlierer arbeiten. Ob sie die Push Ups auch noch genau so lieben werden, wenn sie nach zwei Trainingsflügen ihre Muskeln spielen lassen dürfen?
Dad überlässt mir den Vortritt, deshalb bringe ich mich schon einmal in Position, während er die Regeln noch einmal durchgeht. Wer markiert wurde, ist tot und scheidet aus dem Kampf aus.
"Na, viel Erfolg, Kleine." Höre ich Payback...
Doch ihm vergeht das Lachen schnell, als ich mich an seine Fersen hefte und ihn kreuz und quer über den Himmel scheuche. Rooster zieht seine Kreise um uns und warnt die beiden immer wieder in letzter Sekunde - doch bringen tut es ihnen nur wenig. Mein Marker trifft sie trotzdem.
Rooster ist der nächste.
Da er nun völlig schutzlos ist, habe ich leichtes Spiel mit ihm, doch während Payback und Fanboy nach dem markieren noch fleißig Fluchen, höre ich von im keinen Ton. Doch vielleicht ist es auch besser so.
"Sie gehören dir, Mav."
Ich sehe den ausgestreckten Daumen meines Dads, der noch einmal versucht, Rooster anzusprechen... Der jedoch sofort dicht macht und sich in den Kampf stürzt.
Doch auch hier hat er keinen Erfolg.
Trotzdem erkenne ich das Potential, das jeder für sich bereithält. Sie müssen noch daran arbeiten, als Team zusammenzuarbeiten, doch wenn sie das schaffen, können sie es wirklich weit bringen.
Auch, wenn es jetzt erst einmal die geforderten Push Ups bringt.
Die nächsten, die gegen uns antreten, sind Phoenix, Bob und Hangman.
Ich höre die Sticheleien, die die drei sich gegenseitig um die Ohren hauen, während Dad sich verkehrt herum über die beiden Maschinen schiebt.
Ein kleines Grinsen legt sich auf meine Lippen.
Er wird keine Gnade walten lassen - und genau so wenig werde ich es tun.
Ihre erste Runde geht gegen meinen Dad, während mir die zweite gebührt und mir gelingt es beinahe noch schneller, beide Flieger auszuschalten. Bei Phoenix ist es mir ein persönliches Bedürfnis, sie zu demütigen, während ich Hangmans Ego einfach nur einen gehörigen Dämpfer verpassen möchte. Und das Fluchen, was ich von dem Piloten höre, zeigt mir, dass ich meine Sache gut mache.
Schlechter zu sein als eine Pilotin, die nicht für TopGun fliegt - nein, das kann er nicht mit seinem Ego vereinbaren. Trotzdem muss er seine Niederlage anerkennen - genau wie die Push Ups, die am Boden auf ihn warten.
Wir machen noch einige durchläufe und mit jedem Mal wird meine Laune besser, das Fliegen kommt für mich einer Therapie gleich.
Deswegen kann ich das Lächeln auch nicht aus meinem Gesicht verbannen, als ich nach dem letzten Durchgang endgültig lande.
"Du warst großartig."
Dad zeigt mir erneut die erhobenen Daumen, bevor er seinen Helm abstreift und den Funkkontakt zwischen uns damit beendet.
"Nicht schlecht."
Ich stehe noch nicht ganz wieder auf dem Boden, da taucht auch Hangman schon wieder neben mir auf.
"Niederlagen geschluckt?" Gebe ich zuckersüß zurück, was ihm ein Lachen entlockt.
"Noch nicht, die Revange wird kommen."
"Und noch mehr Niederlagen mit sich bringt."
"Gott, ich mag dich." Gibt er offen zu, was Phoenix, die gerade hinter ihm langläuft, dazu bringt, ihre Augen deutlich zu verdrehen.
"Wenn ich dich retten soll, sag Bescheid." Ruft sie mir zu, was ich jedoch einfach übergehe. Sehe ich etwa so aus, als würde ich Hilfe brauchen?
Nein, ich mag sie nicht.
"Kratzbürstig, gefällt mir." Jake hält mir die Hand hin.
"Sehen wir uns später in der Bar?"
"Vielleicht." Ich klatsche mit ihm ab und lächle dann, als Maverick mir einen Arm um die Schultern legt.
"Nicht schlecht, Seresin." Dad mustert Jake streng, der sich nach einem übertriebenen Salutieren zurück zu den anderen begibt.
"Und, was sagt dir dein Gefühl nach dem ersten Tag, kann das was werden?"
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