7 - Fantomräuber
Ungesehen schlich er sich durch die Gänge des großen Anwesens. Er bewegte sich lautlos. Der perfekte Einbrecher.
Niemand konnte auch nur ahnen, dass er sich ins Gebäude geschlichen hatte. Wie denn auch? Er war schließlich so gut wie unsichtbar. Alles, was man von seiner Magie in der Dunkelheit sehen konnte war ein fahler Lichtschimmer, doch so schnell und zielsicher wie sich das Fantom bewegte, würde es niemand schaffen das zu erkennen.
Plötzlich öffnete sich unmittelbar vor ihm eine Tür. Er erschrak und hielt die Luft an, während es sich darauf konzentrierte nicht aufzufliegen. Noch dazu war es der mächtige Lord höchstpersönlich, der hindurch kam. Das Fantom blieb stehen und erneuerte um sicher zu gehen nochmal seinen Unsichtbarkeitszauber. Er spürte, wie seine Magie sich schützend um seinen Körper legte und atmete erleichtert auf. Aus sicherer Entfernung beobachtete er wie der Lord die Zimmertür sorgfältig abschloss und dann in Richtung seiner Gemächer verschwand.
Die Augen des Fantoms blieben jedoch auf der Tür kleben. Der Lord hatte gerade eine einfache Zimmertür abgeschlossen. Entweder wurde er immer paranoider oder das, was sich dort drinnen befand, war ihm unheimlich wichtig. Und das bedeutete, dass das Fantom auf jeden Fall herausfinden musste, was sich dahinter versteckte.
Mit einem verschmitzten Lächeln stellte er sich vor die abgeschlossene Tür. Er holte sein Werkzeug aus der Hosentasche und knackte das Schloss in Rekordzeit. Um sicher zu gehen, sah er sich nochmal kurz um, bevor er die Tür öffnete und hindurch ging. So leise wie möglich schloss er sie wieder hinter sich.
Das Schlafzimmer war nur durch eine einzelne Kerze beleuchtet, die vom Nachttisch aus schwach flackerte. Sehen konnte das Fantom damit zwar sehr wenig, aber seine Augen brauchte er in diesem Moment auch nicht, denn er konnte sie schon hören. Das schwere, raue Atmen, das ihr entwich, ließ das Herz in seiner Brust verkrampfen. Er eilte ans Bett, wo die ihm fremde Person auf dem Rücken lag und schlief. Er schob den feinen Vorhang des Himmelbettes zur Seite und kniete sich auf den Rand der Matratze.
Es war eine junge Frau, dessen lange, hellblonde Haare sich in Wellen über das Kopfkissen verteilten. Sie war wunderschön – soviel konnte er noch erkennen. Sie schien ruhig zu schlafen, doch ihr Atmen klang kratzig. Dann, als er sie etwas näher betrachtete, sah er die blauen Flecken an ihrem Hals.
Verdammt, Thyfen, was hast du getan?
Das Fantom überlegte nicht lange und lief zum Fenster. Glücklicherweise lag das Zimmer nur im ersten Stock, er könnte also einfach runterspringen und seinen geplanten Fluchtweg benutzen. Er eilte zurück zum Bett, wo er die zierliche junge Frau hoch hob. Ihr Kopf fiel sanft auf seine Schulter und als er sie fest in den Armen hielt, umschloss er auch ihren Körper mit seiner Magie.
Nun musste er sich allerdings beeilen. Ihm blieb nicht mehr viel Kraft übrig und er musste sie rechtzeitig in Sicherheit bringen, bevor sie beide wieder endgültig sichtbar wurden. Zu seinem Glück waren die wenigen postierten Wachen nachts nicht sehr aufmerksam, sonst hätten sie seine schnellen Schritte, sowie das raue Atmen der jungen Frau gehört.
Erleichtert lief das Fantom den Hang hinunter, bis zu dem Treffpunkt, den er mit seinen Kumpanen ausgemacht hatte. Beim Anblick der zwei bekannten Silhouetten ließ er endlich den Zauber fallen.
„Was zum-", flüsterte der eine entsetzt, „Hast du den Verstand verloren?!"
„Rion", warnte das Fantom leise.
„Ne, nich' ‚Rion'! Was soll das? Wir sind hergekommen, um Vorräte zu stehlen und keine Frauen."
„Ich konnte sie nich' da lassen..."
„Komm mir ja nich' damit, Taron!"
„Leute, guckt mal", wisperte der dritte plötzlich und griff nach der Hand der jungen Frau.
Rion seufzte. „Lenny, du weißt ganz genau, dass wir in der Dunkelheit nichts sehen können. Du musst uns schon sagen, was du siehst."
„Das is' 'ne Nixe..."
Stille verbreitete sich zwischen den Dreien. Niemand wollte dem Jungen diese Aussage glauben, doch sie wussten auch, dass dieser keine Scherze machte. Das hatte er noch nie und das würde er auch nie.
„Echt jetz'?" fragte Rion dann, immer noch ungläubig.
„Ja."
Wie ist Thyfen bloß an eine Nixe gekommen?
„Wir sollten sie mitnehmen", schlug Lenny vor. Wenigstens er stimmte dem Fantom zu.
„Nein", erwiderte Rion sofort, „Nein, auf keinen Fall! Als würde es ihm nich' auffallen, dass eine Nixe fehlt."
„Sie wird sterben, wenn sie bei ihm bleibt!" argumentierte Taron nun etwas genervt. Glücklicherweise schien das gut genug gewesen zu sein, denn Rion seufzte müde.
„Okay, aber du erklärst das dem Boss. Ich will damit nichts zu tun haben."
Taron willigte ein. Was blieb ihm auch anderes übrig? Er war schließlich derjenige, der dem Plan nicht gefolgt war.
Aber damit konnte er gut leben, solange die Frau in seinen Armen vor dem Lord sicher war.
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