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6 Ruby Spätfolgen

Es ist viel zu früh, als ich mal wieder aus einem meiner viel zu realistischen Albträume erwache. Ich weiß das, ich weiß aber auch, dass ich unmöglich wieder einschlafen kann. Es war wieder derselbe Traum, der mich seit der Arena immer wieder verfolgt, selbst nach all der Zeit noch. Nur dass diesmal nicht nur Catherine, Rose, Daniel und Noel gestorben sind, sondern auch Jade und Stephen, gemeinsam mit Ethan und Amy. Seufzend schwinge ich die Beine über die Bettkante und sie tragen mich wie von selbst in die Ecke, in der das Telefon steht. Wie immer, wenn ich einen Albtraum hatte, brauche ich Noel. Und da er nicht hier ist, muss seine Stimme genügen. Kurz zögere ich, da ich ihn nicht wecken will, doch dann gewinnt die Erinnerung an den Traum die Überhand und ich greife nach dem Hörer. Blitzschnell habe ich die vertrauten Zahlen eingetippt und höre das bekannte Piepen. Es läutet einige Male, ehe am anderen Ende abgehoben wird. „Hallo?", meldet sich eine verschlafene Stimme und auch wenn mich Schuldgefühle durchzucken, lässt sie mich augenblicklich ruhiger werden. „Ich bin's. Tut mir leid, dass ich dich geweckt habe.", erwidere ich leise. Sofort klingt Noel nicht mehr müde. „Ruby? Was ist passiert?", fragt er sofort voller Sorge und ich fühle mich noch schuldiger als zuvor. „Alles ist in Ordnung. Ich...ich musste nur deine Stimme hören.", erkläre ich kleinlaut. Eine kurze Pause. „Wieder ein Albtraum?", fragt Noel wissend. Ich nicke, ehe mir einfällt, dass er mich ja nicht sehen kann. „Ja.", flüstere ich und schließe dann die Augen, um meine Kopfschmerzen zu bekämpfen. Ich habe inzwischen täglich Kopfschmerzen. Noel weiß das aber nicht, da ich sie immer mit Schmerzmitteln betäube. Ich will ihn nicht noch weiter beunruhigen. „Du kannst mich immer aufwecken, das weißt du. War es wieder ein Arenatraum?", will er wissen und es beruhigt mich sofort, dass er mich so gut kennt. „Aber schlimmer. Sie waren alle dort. Caty, Dany, Amy und Stephen. Alle. Und ich konnte keinen von ihnen retten.", erzähle ich mit rauer Stimme und fühle, wie ich abdrifte. Doch ich bekämpfe es und halte mich durch Noels Stimme in der Gegenwart. „Ethan und Amy geht es gut. Sie schlafen tief und fest. Natürlich wieder gemeinsam.", versucht er mich zu beruhigen, wobei er aber Jade und Stephen nicht erwähnt. Ich atme tief durch. „Ich weiß. Es ist nur schwer mit diesen Träumen alleine fertig zu werden. Ich wünschte du könntest hier sein.", flüstere ich und ein sehnsüchtiger Unterton schleicht sich in meine Stimme. Ich bin noch nicht mal zwei Tage hier und schon vermisse ich Noel und mein Zuhause schmerzlich. Ich höre Noel am anderen Ende des Hörers seufzen. „Und ich wünschte ich könnte dich jetzt in den Arm nehmen. Aber da das nicht möglich ist, müssen wir uns wohl mit Telefonaten begnügen.", erwidert er und ich höre an seiner Stimme, dass ihm das genauso wenig gefällt wie mir. Er hat es schon immer gehasst, mich ins Kapitol zurückgehen zu lassen ohne ihn. „Ich vermisse dich.", wispere ich und ich weiß, dass Noel jetzt traurig lächelt, auch ohne ihn zu sehen. „Ich vermisse dich auch. Und jetzt solltest du aufs Dach gehen, das wird deine Gedanken beruhigen. Vielleicht kannst du dann wieder einschlafen.", schlägt er vor und ich muss lächeln. Ich habe einige gute Erinnerungen an Dächer dieser Art, wenn man von meinem Selbstmordversuch absieht. „Mache ich. Sag Dany und Amy, dass ich sie lieb habe.", trage ich ihm auf. Er verspricht es mir und dann verabschieden wir uns. Nachdem ich aufgelegt habe, fühle ich mich etwas besser und beschließe, Noels Vorschlag zu folgen. Leise öffne ich meine Zimmertür und spähe in den Flur. Niemand zu sehen. Auf Zehenspitzen schleiche ich mich in Richtung Aufzug und fahre damit bis ganz nach oben. Als ich aus den sich öffnenden Türen trete, fühle ich sofort wie der Wind an meinen Haaren und meiner Kleidung zerrt. Es ist sehr kühl so früh am Morgen und das wird noch verstärkt von der Höhe des Gebäudes. Doch die leichte Kälte vertreibt die letzten Spuren des Albtraums und lässt mich leichter atmen. Die Dächer der Trainingscenter werden mit jedem Neubau größer. Bis jetzt ist noch nicht mal die Sonne aufgegangen, der Himmel ist jedoch schon grau, nicht mehr schwarz also wird es nicht mehr lange dauern. Und wieder kehrt der pochende Schmerz in meinem Hinterkopf zurück. Wie gerne würde ich wieder Schmerzmittel einwerfen um ihn zu betäuben, doch heute kann ich das nicht. Mit etwas Glück würde ich das bald nie wieder tun müssen. Doch das hängt alles von dem Ausgang des heutigen Tages ab. Die Kopfschmerzen lassen etwas nach, doch stattdessen taucht eine schattenhafte Gestalt in meinem Augenwinkel auf, die mich sofort die Schmerzen zurückwünschen lässt. Dann ertönt eine Stimme, die ich nur zu gut kenne. „Erinnerst du dich noch?", fragt sie. Ich schüttle nur mit zusammengepressten Lippen den Kopf. „Ach, komm schon. Ich weiß genau, dass du dich erinnerst. Wir waren auf einem solchen Dach und haben geredet." Ich kann ein Grinsen in ihrer Stimme hören. Ruckartig drehe ich mich zu ihr um und blicke in ihr blasses Gesicht mit den grauen Augen, umrahmt von wilden braunen Haaren. Ich seufze. „Du bist nicht echt. Du bist tot.", presse ich hervor und versuche krampfhaft Rose aus meinen Gedanken zu verbannen. Die Albträume und die lebhaften Erinnerungen tagsüber sind schlimm genug. Doch seit ungefähr einem Jahr tauchen immer wieder diese Gestalten auf. Aber es ist nicht wie damals nach der Siegertour, als ich nicht wusste, ob Noel echt ist oder nicht. Diesmal weiß ich, dass ich halluziniere. Doch sie lassen mich trotzdem nicht in Ruhe. Ich drehe mich entschlossen von Rose weg, nur um in das Gesicht einer viel kleineren und zierlicheren Person zu blicken. Eine Person, die ich noch viel früher verloren habe. Eine Person, die noch nie in meinen Halluzinationen aufgetaucht ist. „Melanie.", wispere ich und versuche angestrengt mich daran zu erinnern, dass auch sie tot ist. „Hallo, Ruby. Du hast dich verändert.", bemerkt meine frühere beste Freundin mit traurigem Lächeln. „Es sind ja auch fast 26 Jahre seit deinem Tod vergangen.", antworte ich fast gegen meinen Willen. Ich will sie ignorieren, wie ich das sonst immer tue, aber es ist schwer. Niemand beobachtet mich. Ich bin alleine. Es ist sehr verlockend, noch einmal mit ihnen zu reden, auch wenn es nicht echt ist. Beide fehlen mir jeden Tag, auch wenn ich Melanie viel länger kannte als Rose. Aber ich muss sie aus meinen Gedanken verbannen. Sie dürfen nicht hier sein. Das dürfen sie einfach nicht. Doch ich werde sie einfach nicht los, ohne die Kopfschmerzen so stark werden zu lassen, dass mein Sehfeld schon an den Rändern zu verschwimmen beginnt. Stöhnend gebe ich auf und lasse mich an einer der dekorativen Säulen zu Boden sinken. Die Rose und Melanie Halluzinationen nehmen neben mir Platz und starren mich beide lächelnd an. „Ich kann das nicht mehr.", wispere ich tonlos und ernte mitfühlende Blicke von meinen zwei toten Freundinnen. Doch das bestärkt mich nur noch mehr in meinem Beschluss. Wenn ich Jade helfen will, dann muss ich zu hundert Prozent hier sein. Keine Kopfschmerzen, keine Tagtraumerinnerungen, keine Halluzinationen. Ich hätte es einfach weiter still ertragen, wäre Jade nicht gezogen worden. Doch dass sie hier ist, ändert alles. Die nächsten Stunden bis zum Sonnenaufgang verbringe ich schweigend mit angezogenen Knien auf dem Dach sitzend, neben mir die Geister meiner Vergangenheit, die ich einfach nicht loswerde. Als der Sonnenaufgang schließlich seine Farbenvielfalt verliert, stehe ich seufzend und mit steifen Gliedern auf und verbanne fest entschlossen Rose und Melanie aus meinen Gedanken. Diesmal funktioniert es sogar, ohne die Kopfschmerzen zu sehr zu verstärken. Sicherheitshalber sehe ich mich noch einmal um, dann fahre ich mit dem Aufzug wieder zur zweiten Etage hinunter und bestelle mir bei einem Avox Frühstück. Es gefällt mir nicht, dass sie hier wie Sklaven behandelt werden, doch ich weiß, dass ich ihre Situation nur noch schlimmer machen würde, wenn ich versuche mit ihnen zu reden. Ich bin die Siegerin, die Snow am meisten hasst und ich würde nur weitere Ziele aus ihnen machen. Ich lasse mich auf einen Stuhl bei dem großen Esstisch fallen und schon bald kommt der junge schwarzhaarige Avox mit meinem Essen zurück. Ich lächle ihm als Dank still zu, traue mich nicht mehr zu tun. Er erwidert mein Lächeln für den Bruchteil einer Sekunde, dann verschwindet er so schnell, wie er gekommen ist. Kaum habe ich den Löffel zum ersten Mal an meinen Mund gehoben, öffnet sich die Tür zu Jades Zimmer und meine Tochter erscheint im Flur. Als sie mich sieht, kommt sie schnell auf mich zu und lässt sich neben mir auf den Stuhl gleiten. „Morgen, Mom.", begrüßt sie mich und nach meiner Begegnung mit Rose und Melanie erscheint mir das Wort Mom in Bezug auf mich plötzlich merkwürdig. Doch ich lasse es mir nicht anmerken und lächle Jade an. „Morgen, Cat. Hast du gut geschlafen?", frage ich und sie nickt. „Ja, Stephen war bei mir, deswegen hatten wir beide keine Albträume.", bemerkt sie und stibitzt sich dann eines meiner Brötchen. Jade und Stephen waren in dieser Hinsicht schon immer wie Ethan und Amy. Wenn Amy schlecht träumt geht sie zu ihrem Bruder und Jade eben zu Stephen, der für sie auch wie ein Bruder ist. Ich bin froh, dass meine Kinder jemanden haben, der ihre Albträume verjagen kann, doch ich mache mir auch Sorgen, dass sich das schnell ändern kann. Lächelnd schiebe ich Jade einen meiner Teller hin und sie beginnt sofort zu essen. Glücklicherweise war Jade nie der Meinung, sie müsse sich zurückhalten, wie ich früher irrigerweise angenommen habe. Bevor Noel bei mir eingezogen ist, habe ich nie viel gegessen. Danach war das nicht mehr möglich, denn Noel kocht jeden Tag und achtet dabei darauf, dass ich esse. Kaum wandern meine Gedanken zu Noel, schleicht sich ein Lächeln auf mein Gesicht. Doch es verschwindet schnell wieder, als mir einfällt, dass Noel nicht einmal die Hälfte meiner aktuellen Probleme kennt. Er weiß zwar, dass ich von Zeit zu Zeit abdrifte, aber er weiß nicht, dass es sehr viel öfter passiert, als ich zugebe. Er hat auch nicht die geringste Ahnung von den Kopfschmerzen oder den Halluzinationen. Er weiß auch nicht wie real meine Albträume immer noch sind. Doch bald werde ich ihm alles erzählen. Sobald ich Gewissheit habe. Plötzlich reißt mich Jade aus meinen Gedanken. „Stephen und ich haben übrigens beschlossen, dass wir uns auf keinen Fall mit den Karrieros verbünden werden.", platzt sie heraus. Ich nicke nur verständnisvoll. Ich hätte es vermutlich bei meinen Spielen genauso gemacht, hätte ich von Anfang an schon einen richtigen Verbündeten gehabt. „Ich nehme an, dass ihr euch auch sonst mit niemandem verbünden wollt.", mutmaße ich und Jade bestätigt meinen Gedanken mit einem Nicken. „Wenn ihr euch nicht mit den Karrieros verbündet, dann müsst ihr doppelt vorsichtig sein, denn sie werden noch stärker hinter euch her sein als hinter den anderen, weil sie wissen, dass ihr stark und gut trainiert seid. Aber wenn ihr dieses Risiko eingehen wollt, werde ich euch dabei unterstützen.", fahre ich fort und bekomme ein nachdenkliches Nicken als Antwort. Das weitere Frühstück verläuft schweigend und als wir fertig sind, kommen auch die anderen. Die angenehme Stille wird sofort von Zorias Geplapper durchbrochen und Jade und ich sehen uns an und verdrehen gleichzeitig die Augen. Nicht lange, dann müssen Jade und Stephen schon zu ihrem ersten Trainingstag. Ich verabschiede mich von ihnen am Aufzug. Ich umarme Jade schnell. „Vielleicht solltet ihr heute noch nicht zu den Waffenstationen gehen und erst mal die anderen Tribute beobachten und euch auf die Überlebensstationen konzentrieren. Manchmal gibt es dort schon Hinweise auf die Art der Arena.", flüstere ich ihr ins Ohr und lasse sie dann los. Jade nickt mir noch einmal zu, bevor sie in den Aufzug steigt und sich die Türen zwischen uns schließen. Leon ist mit ihnen gefahren, denn nur einer von uns darf sie bis zum Eingang der Trainingshalle begleiten und ich habe ihn gebeten, diese Rolle für heute zu übernehmen. Ich warte bis der Lift sie abgesetzt hat und rufe ihn dann zurück. Schließlich fahre ich ins Erdgeschoss und verlasse das Trainingscenter um zu einem Park zu gehen, der nur wenige bunte Straßen weiter liegt. Dort setze ich mich auf eine Bank und beobachte die vorbeilaufenden Menschen während ich warte. So viele bizarr gekleidete Menschen, selbst die Kinder bleiben nicht verschont. Auch ihre kleinen Gesichter sind schon mit Schminke zugekleistert worden. Als ich meinen Blick schweifen lasse, sehe ich eine hochgewachsene Gestalt mit schwarzen wirren Haaren auf mich zugehen. Breit lächelnd erhebe ich mich von meiner Bank und gehe ihm entgegen. Ich habe ihn seit letztem Jahr schon nicht mehr gesehen, da bei der Parade einfach keine Zeit war. „Samuel!", rufe ich und umarme ihn fest, als er bei mir ankommt. Seit er die 19. Hungerspiele gewonnen hat, ist Daniels Zwillingsbruder einer meiner besten Freunde und größten Stützen hier geworden. Er ist einer der wenigen, der seine Spiele ziemlich gut verkraftet hat, auch wenn er das Kapitol jetzt noch mehr hasst als zuvor. „Schön dich zu sehen, Ruby. Dein Optimismus hat mir in Distrikt 10 gefehlt.", zieht er mich auf und ich lache sarkastisch auf. „Oh ja. Mein Optimismus ist unübertrefflich.", spiele ich sein Spiel mit. Er hat schon vor Jahren gemerkt, dass es leichter für mich ist mich zu konzentrieren, wenn vorher eine lockere Stimmung herrscht. Er schüttelt lächelnd den Kopf, wird dann jedoch ernst. „Was war das für eine Nachricht gestern? Warum müssen wir uns hier treffen?", fragt er. Ich schüttle den Kopf. „Noch nicht. Ich warte noch auf Leon. Ich werde alles erklären, sobald er auch hier ist.", winke ich ab und Samuel scheint sich damit zufriedenzugeben. „Wie geht es Noel? Ich habe ihn ja schon ewig nicht mehr gesehen.", will er stattdessen wissen. Ich lächle ihn an. Er ist einer der wenigen Personen, die wissen, dass Noel nicht in der Arena gestorben ist, sondern mit mir in Distrikt 2 lebt. „Es geht ihm besser als mir. Aber das war ja schon immer so. Entgegen der beliebten Annahme ist er nämlich der Stärkere von uns beiden.", erwidere ich und weiß, dass Samuel mich verstehen wird. „Du weißt, dass ich dich nicht mehr aus den Augen lassen werde, wenn diese Spiele erst mal begonnen haben.", entgegnet er und ich nicke nur. Ich habe so etwas schon erwartet. Er hat es sich zur Aufgabe gemacht mir durch die Spiele zu helfen, als eine Art Wiedergutmachung, weil ich Daniel so oft das Leben gerettet habe, aber auch, weil er weiß, wie schnell ich mich in meine eigene Welt zurückziehe, wenn ich Angst habe verletzt zu werden. Dann kommt endlich auch Leon auf uns zu und begrüßt Samuel indem er ihm auf die Schulter klopft. „Und was ist jetzt der mysteriöse Grund für unser Treffen hier?", fragt Samuel erneut und ich seufze. Ich werde es ihnen erzählen, denn ich kann das nicht alleine durchziehen. Ich hole tief Luft, ehe ich ihnen schließlich die Wahrheit sage. „Ihr wisst ja, dass ich manchmal nicht ganz da bin und Kopfschmerzen kriege. Das ist aber nicht alles. Das was ihr wisst, sind nur die Dinge, die direkt nach der Arena angefangen haben. Mit den Jahren ist es schlimmer geworden. Es wird immer schwerer in die Gegenwart zurückzukehren, ich habe täglich schreckliche Kopfschmerzen, die ich schon seit Jahren mit Schmerzmitteln verdränge, meine Albträume fühlen sich viel zu echt an und seit ungefähr einem Jahr habe ich immer wieder Halluzinationen von all den Menschen, die ich schon verloren habe. Der Grund, warum ich euch gebeten habe, heute hierher zu kommen ist der, dass ich mir nicht sicher bin, ob ich einfach verrückt werde, oder ob es vielleicht etwas mit meiner alten Kopfverletzung aus der Arena zu tun hat, da meine Kopfschmerzen immer nur an der Stelle auftreten, an der mir Jake damals den Kopf eingeschlagen hat. Bis jetzt habe ich all das erfolgreich ignoriert, doch jetzt soll Jade in die Spiele ziehen und ich kann ihr nicht helfen, wenn ich die ganze Zeit mit mir selbst kämpfen muss. Deswegen will ich jetzt endlich herausfinden, ob es ein psychisches Problem ist oder ob es sich um ein körperliches Problem handelt. Deswegen werde ich hier zu einem Arzt gehen und ich würde mich hundertmal besser fühlen, wenn ihr mitkommen könntet, denn ich hasse Ärzte.", beende ich meine Rede atemlos und sehe mich zwei sprachlosen und entsetzten Freunden gegenüber. Samuel fängt sich als Erster. „Warum hast du uns nie erzählt, dass du solche Probleme hast?", erwidert er wütend. Ich zucke leicht zusammen, doch ich muss ihm antworten. „Ich habe es niemandem erzählt. Nicht einmal Noel. Ich kann damit umgehen. Es machte für mich einfach keinen Sinn, euch noch mehr Sorgen zu bereiten, wenn ich es ertragen kann.", antworte ich kleinlaut und sehe wie die Wut in Samuels Augen Fassungslosigkeit weicht. „Du...Noel weiß es nicht?", ruft er entgeistert. Ich schüttle den Kopf. Jetzt schaltet sich auch Leon ein und er ist genauso verwirrt wie Samuel. „Ich verstehe ja, warum du es uns nicht gesagt hast. Aber Noel? Das ist nicht fair ihm gegenüber. Du musst es ihm sagen.", beharrt er und ich nicke widerstrebend. „Das werde ich auch. Heute Abend. Sobald ich weiß, was Sache ist. Jetzt sollten wir uns aber auf den Weg machen." Mit diesen Worten wende ich mich ab und gehe in Richtung äußeres Stadtzentrum davon. Leon und Samuel sind schon nach wenigen Schritten wieder bei mir, sie flankieren mich, als wären sie meine Eskorte. „Wohin?", fragt Samuel. „Zu Crystals Freund. Er ist der einzige, von dem ich weiß, dass ich ihm hier vertrauen kann. Er wird einen geeigneten Arzt finden.", erkläre ich. Viel zu schnell stehen wir vor der Haustür mit dem Namen Heavensbee. Ich zögere nur kurz dann klopfe ich an. Nach wenigen Sekunden höre ich Schritte näher kommen und ich atme erleichtert auf, als Nathaniel selbst die Tür öffnet. Als er mich sieht, weiten sich seine braunen Augen vor Überraschung. „Ruby Shine.", begrüßt er mich, dann fällt sein Blick auf die beiden Männer an meiner Seite. „Und Freunde. Was verschafft mir die Ehre?", will er wissen. „Ich brauche deine Hilfe.", erwidere ich schlicht. Ich rechne es ihm hoch an, dass er nicht eine Sekunde zögert, ehe er uns alle drei hereinbittet. Er erklärt uns, dass seine Frau mit den Kindern im Park ist und wir daher ungestört reden können. Als wir es uns alle in seinem erstaunlich normal eingerichteten Wohnzimmer bequem gemacht haben, richtet er seinen Blick erwartungsvoll auf mich. „Ich muss einen Arzt finden, der meinen Kopf untersuchen kann. Da stimmt etwas nicht und ich muss wissen, was das ist.", sage ich geradeheraus und sehe erneute Überraschung in Nathaniels Gesicht. Er fährt sich durch die blonden Haare und scheint dann für kurze Zeit nachzudenken. „Warum kommst du da zu mir? Ich bin mir sicher, es gibt auch im Trainingscenter genügend Ärzte.", fragt er. Ich nicke. „Ja, aber ich brauche einen vertrauenswürdigen Arzt.", erkläre ich und Nathaniel seufzt. „Wie schnell?", will er dann wissen. „Am besten sofort.", entgegne ich. Nathaniel nickt und dann tritt ein entschlossener Ausdruck auf sein Gesicht. „Ich bringe dich zu meinem Bruder. Ich vertraue ihm und er wird dich sofort untersuchen ohne Fragen zu stellen, wenn ich ihn darum bitte.", verspricht er und ich atme erleichtert auf und sehe auch ihn den Gesichtern meiner Begleiter Erleichterung. Und sofort heißt auch sofort bei Nathaniel, denn kaum hat er ausgeredet erhebt er sich auch schon und führt uns zurück auf die Straße und in einen anderen Teil des Kapitols. Das Haus vor dem wir schließlich Halt machen ist um einiges auffälliger als Nathaniels und auch der Mann, der schließlich die Tür öffnet ist es. Er hat leuchtend rote Strähnen in seinen inzwischen grauen Haaren und seine Augen leuchten in einem beunruhigenden Giftgrün. Bis auf diese beiden Details wirkt er jedoch normal, er begrüßt seinen Bruder mit einem freundlichen Lächeln. „Nate. Wen bringst du mir denn da?", fragt er mit tiefer Stimme. Ich bin mir ziemlich sicher, dass er weiß, wer wir sind. Aber vielleicht irre ich mich auch und die Sieger sind so schnell vergessen, wie sie bekannt werden. Bevor Nathaniel jedoch antworten kann, fixiert mich der ältere Bruder mit seinem Blick. „Ruby Shine. Ich hätte nicht erwartet Sie jemals hier zu sehen. Bei Ihren Selbstheilungsfähigkeiten ist doch jeder Arztbesuch überflüssig. Ich sehe verlegen zu Boden. „Das mag sein, aber manche Dinge können selbst diese Fähigkeiten nicht heilen.", erkläre ich und er nickt weise. „Ruby, das ist mein Bruder, Lucian Heavensbee. Luke, das sind Ruby Shine, Siegerin der 18. Hungerspiele, Distrikt 2, Samuel Jones, Sieger der 19. Hungerspiele, Distrikt 10 und Leon Blade, Sieger der 24. Hungerspiele, ebenfalls Distrikt 2.", stellt er uns vor. Ich bin leicht verwirrt, aus welchem Grund Nathaniel uns mit Spielen und Distrikt vorstellt, doch Lucian scheint zufrieden. „Dann folgt mir und wir werden herausfinden, was diese Dinge sind von denn Sie sprechen, Miss Shine.", erwidert er. „Bitte nennen Sie mich einfach Ruby.", schlage ich vor. „Lucian.", entgegnet er lächelnd und verschwindet dann im Haus. Nathaniel bedeutet uns mit einem Nicken ihm zu folgen. Was ich dann auch leicht widerstrebend tue. Es ist etwas leichter, da Lucian mir sympathisch ist. Er führt uns in einen Raum in dem sich nur eine gruselig aussehende Röhre mit dazugehöriger Liege befindet. „Also, wo sitzt das Problem?", fragt er geschäftig. „Kopf.", antworte ich kurzangebunden, da mir beim Anblick der Röhre schlecht wird. Lucian nickt, dann bedeutet er mir, mich auf die Liege zu legen. Ich hole tief Luft und werfe Samuel und Leon einen hilfesuchenden Blick zu. Die beiden werfen mir ein aufmunterndes Lächeln zu und ich überwinde mich schließlich und lege mich hin. Immer wieder erinnere ich mich, dass ich das für Jade tue und nicht für mich und sofort werde ich entschlossener. Dann schiebt sich die Liege langsam in die Röhre und ich schließe die Augen, um nicht zu hyperventilieren. Ich komme noch immer nicht so gut mit engen Räumen zurecht, nicht nachdem ich 18 Tage lang in einer Arena voller immer gleicher Räume eingeschlossen war. Als die Liege schließlich zum Stillstand kommt, balle ich meine Hände zu Fäusten. Um mich herum ertönt immer wieder ein unheimliches Piepen und ich bemühe mich es auszublenden. Für Jade, für Jade, für Jade, bete ich mir immer wieder lautlos vor. Schließlich ist es vorbei und ich spüre, wie sich die Liege wieder in Bewegung setzt. Kaum steht sie wieder still, bin ich auch schon aufgesprungen. Sofort stelle ich mich wieder zu Samuel und Leon, während Lucian die Ergebnisse auswertet. Plötzlich tritt ein fassungsloser Ausdruck auf sein Gesicht. Nachdem er noch einen Blick auf seinen Bildschirm geworfen hat, wendet er sich mir zu und ich befürchte schon das Schlimmste. „Also die gute Nachricht ist, dass ich das Problem gefunden habe. Die schlechte Nachricht ist, dass jeder andere an dieser Art Problem schon gestorben wäre.", gesteht er und ich starre ihn geschockt an. „Wie bitte?", stoße ich hervor. Meine Freund sehen mich genauso schockiert an, aber auch ängstlich, als fürchteten sie, ich würde jeden Moment tot umfallen. Verlegen sieht mich Lucian an. „Es scheint als wäre ihre Verletzung damals nicht vollständig geheilt worden. Irgendjemand hat da mächtig gepfuscht. Seitdem haben ihre Selbstheilungskräfte gegen die Verletzung gekämpft, aber allem Anschein nach wollte irgendjemand nicht, dass sie vollständig genesen. Deswegen hat sich ihre Verletzung mit der Zeit verlagert und wird vermutlich starke Schmerzen hervorrufen." Ich nicke nur. Dann stelle ich die alles entscheidende Frage. „Können sie es wieder in Ordnung bringen?", will ich ängstlich wissen. „Das ist eine weiter gute Nachricht. Ich kann und ich werde ihren Kopf vollständig wiederherstellen und das schon morgen, wenn ihnen das recht ist." Schnell nicke ich, mir ist vor Erleichterung ganz schwindelig. Ich werde nicht verrückt. Lucian wird es in Ordnung bringen. Es wird funktionieren. „Wie lange wird das dauern?", fragt Leon plötzlich. Er weiß, dass ich morgen wieder für Jade da sein will und ich bin ihm für seine Frage dankbar. "Zwei bis drei Stunden, dann sollte es erledigt sein.", erwidert Lucian. „Danke. Vielen Dank.", sage ich an Lucian gewandt, doch er winkt ab. „Das ist mein Job. Und ich denke, du hast es in deinem Leben schon schwer genug gehabt. Ich will dir helfen. Deswegen werde ich niemandem davon erzählen und ich nehme auch kein Geld für die Behandlung.", erklärt er und macht mich damit sprachlos. Es gibt also doch gute Menschen hier im Kapitol. Danach verabschieden wir uns schnell von Lucian und Nathaniel, nachdem wir für morgen einen Termin vereinbart haben und wir machen uns wieder auf den Weg zurück zum Trainingscenter. Kurz vor dem Eingang wende ich mich nochmal an Samuel und Leon. „Danke, dass ihr mitgekommen seid.", bedanke ich mich. Beide winken ab und lächeln mich an. „Ich kann morgen auch mitkommen, wenn du willst. Ich muss mich morgen nicht um die Tribute kümmern, habe also Zeit.", schlägt Samuel vor und ich nehme sein Angebot dankend an. Dann fahre ich mit Leon wieder nach oben und verabschiede mich von ihm. In meinem Zimmer gehe ich schnurstracks auf das Telefon zu und bereite mich auf das längst überfällige Telefonat vor. Ich hebe den Hörer an mein Ohr und warte auf die Antwort. „Ruby?", höre ich da schon Noels Stimme. Ich lächle traurig, denn ich weiß schon, dass ihm nicht gefallen wird, was ich ihm zu sagen habe. „Ich muss dir etwas erzählen.", beginne ich und ich weiß, dass ich trotz allem die richtige Entscheidung getroffen habe und hoffe, dass Noel es auch verstehen wird. 


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