Mein Körper lag auf weichem Untergrund, meine Arme, zur Seite ausgestreckt, als suchten sie den Himmel zu umarmen. Die vielen Blumen um mich herum, sie schmiegten sich um meine Hände, kitzelten, streichelten sie ein wenig, ließen mich ihre Schönheit, ihre Reinheit fühlen. Es fühlte sich nach Unendlichkeit an, wo auch immer ich hinsah, nur diese wunderschönen Blumen, gestreckt über eine scheinbar endlose Weite. Noch nie war mein Körper so ruhig, so befreit von allem, was meine Gefühle hätte beben lassen können, alles was ich fühlte, waren die weichen Blüten der Blumen an meinen Fingern, und der warme Sonnenschein auf meiner Haut. Ich verlor völlig das Gefühl über meinen Körper. Durst, Hunger, Schmerz, es fühlte sich an, als würden sie mich nähren, mir alles nehmen, was mich zerstört, mich stattdessen glücklich machen. Der sanfte Wind, der durch das Feld wehte, er ließ die Blumen synchron in einem Tanz ihre Schönheit präsentieren, die Natur war schon immer gut darin, mit ihrer Anmut zu reizen, zu verzaubern, zu fesseln, einem das Gefühl zu geben, dass es etwas gibt, das nie endet, so selbstverständlich ist, zugleich so wunderschön. Ich wünschte mir in diesem Moment, durch den Himmel zu schweben, die bunten Blumen, die Anordnung ihrer Farben, das Wechselspiel zwischen ihnen, minutiös von der schöpferischen Kreativität und Genialität der Natur organisiert, gegossen aus den Farben aller Schönheit, sie mussten von oben wie ein riesiges Mosaik aussehen, keines, welches Menschen je kreieren könnten, die Natur war ein Bildhauer, ich beneidete die Vögel am Himmel, sie waren das kritische Publikum der Naturkunst, sie sahen, was ich nicht in 1000 Museen finden konnte, natürliche Schönheit, unberührt, unbedingt, ich fühlte, als würde ich in ihr versinken, als wollte die Natur mich in ihre Grazie integrieren, ich würde mich ihr komplett hingeben, weil alles außer ihr belanglos, vergänglich war, Mein Herz war leer und brechend voll zugleich, es verbannte alles, was mich krank machte, und machte Platz für etwas Wunderschönes. Etwas, das in junger Schöpfung zunächst blind war, doch von dem Sirenengesang der aneinanderschlagenden Blumen und von dem Gefühl ihres weichen Fells an den Ort ihrer Bestimmung geleitet wurde. Ich wusste nicht, ob meine Gedanken, meine Gefühle all dem gerecht werden konnten, all dieser Schönheit, meine Augen waren ihre blinden Kritiker, meine Ohren ihr taubes Publikum, mein Herz ihre ausblutende Bühne. Ich winkelte meine Beine an, deren Gefühl ich beinahe vollkommen verloren hatte, mit meinen Händen stieß ich mich vom Boden ab. Als ich aufstand, blickte ich in ein Labyrinth aus Mauern, unter mir der kaputte Asphalt, über mir Dunkelheit, sie wirkte, als drohte sie alles Licht in ihr zu ertränken. Die Mauern, sie waren von der Dekadenz der Zeit zernagt, stellenweise waren sie eingebrochen, oder drohten, es zu tun, den Asphalt zierten Blutlachen, manche von ihnen groß genug, um in ihnen zu ertrinken. Ich bewegte mich zwischen den Mauern vorwärts. Mit jedem Schritt fühlte ich mich, als würde ich einen Teil meines Körpers verlieren, ich schaute nicht runter, nicht auf meine Hände, mein Blick war der ungewissen Ferne gewidmet, war es die Angst vor der Wahrheit hinter dem Gefühl, mit jeder Sekunde weniger Mensch zu sein, alles zu verlieren, was ich mein natürliches Eigen nannte, der Gedanke daran, jetzt meine Gestalt zu betrachten, terrorisierte mich, ich spürte nach etlichen Metern, wie etwas aus meinen Augen floss, es kitzelte meine Wangen, ein unangenehmes Gefühl, ich wollte wissen, was es ist, wollte es wegwischen, doch ich fürchtete mich davor meine Hände zu sehen, also blieb ich stehen und schaute auf den Boden. Ich wartete, die Flüssigkeit ließ sich Zeit, kullerte sanft über meine Wange, dann über mein Kinn, staute sich einen Moment, bevor es sacht auf den Boden tropfte, es färbte den Asphalt rot, als wollte es das grausame Kunstwerk komplettieren. Das Blut hörte nicht mehr auf zu fließen, ich wollte nichts mehr als es mit meinen Händen wegzuwischen, doch fürchtete ich mich vor meiner Gestalt, ich verlor immer mehr das Gefühl für sie, und plötzlich begann ich, Schreie zu hören, sie waren in meinem Kopf, gequälte Schreie, sie klangen, als würde man mit jeder Stelle seines Körpers ein Messer umarmen, sie wurden immer mehr, lauter, qualvoller, sie erstickten den Klang meiner eigenen Gedanken, jene, die sich darum sorgten wie meine Gestalt aussah, falls sie überhaupt noch da war, ich fühlte sie nicht mehr, nur diese Übelkeit in meinem Magen, dieses Gefühl, alles zu verlieren, sich aufzulösen, sich in seine Einzelteile aufzuteilen. Nach wenigen Minuten kam ich an einer Sackgasse an, die Mauer umschlangen mich, diese widerliche Übelkeit, sie setzte mir zu, ich schloss meine Augen und stützte mich mit meinen Armen an ihrer Mauer ab, ich wollte sie nicht sehen, es würde fürchterlich sein. Mein Magen begann, sich zu verkrampfen, ich würgte, es kam meine Speiseröhre hochgeschossen, zerfetzte sie komplett, ich hätte mir keinen größeren Schmerz vorstellen können, mein ganzer Körper zitterte. Als ich aufhörte, senkte ich meinen Kopf und öffnete meine Augen. Eine riesige Lache aus Blut, dunkelrot, frisch, doch entdeckte ich in ihr einige blutgetränkte Fetzen, sie sahen aus, als seien sie mit Gewalt auseinandergerissen worden, als würden sie an der Luft ersticken, manche von ihnen pulsierten leicht, ich konnte es hören, sie stießen das Blut um sich herum sanft weg, doch schienen sie, als könnten sie ihren eigentlichen Zweck nicht mehr erfüllen, doch versuchten es kläglich. Diese Übelkeit stieß noch einmal hoch, sodass ich erneut erbrach, diesmal fühlte es sich schlimmer an, es war noch mehr Blut und noch mehr Fetzen, sie pulsierten schnell, während sie in dem Blut getränkt waren, wurden jedoch langsamer, nachdem sie das Blut von sich weggestoßen hatten, sie offenbarten etwas anderes, was in der Blutlache lag, dünn, röhrenförmig, mehrere von ihnen, sie wirkten, als wären sie mal eine Einheit gewesen, doch zerstückelt worden. Mein Körper wurde kalt, eiskalt, er fühlte sich leer an, die Schreie in meinem Kopf, sie tobten, als fürchteten sie, mich als einen von ihnen begrüßen zu müssen, meine Beine wurden schwach, begannen zu zittern, als drohte ich zusammenzubrechen.
Ich blickte nach vorne auf das Mauergestein, als ich plötzlich einige Risse in ihm entdeckte. Durch sie brach Licht in die Dunkelheit, ich konnte es genau sehen, es war atemberaubend und verwirrend zugleich. Instinktiv legte ich meine Hände an die Mauer und dann sah ich es. Ihr Fleisch, es war am verrotten und löste sich langsam von meinen Knochen, unaufhaltsam, es fiel auf den Boden, in die Blutlache, ließ das rote Grauen singen, ein fürchterlicher Schmerz, ich blickte nach unten, die Blutlache, sie war fast vollkommen von Fleischfetzen bedeckt, alles, was ich vorher hochwürgte, unter ihnen begraben, mit jeder Sekunde wurde es schlimmer, ich fühlte mich nicht leichter, ich fühlte mich leerer ... weniger. Ich blickte an mir herunter, und sah, wie mein Körper langsam am verwesen war, dabei, zu nichts mehr als einer Pfütze zu werden, in denen Knochen baden, jede Stelle meines Körper war von Schmerz durchströmt, so stark, so ununterbrochen, ich vergaß in diesem Moment, was Unschmerz war. Ich blickte wieder auf die Risse in der Mauer, holte aus, und schlug mit dem, was von meinen Händen noch übrig war, gegen die Risse. Mit dem Aufkommen der Hände auf das Mauergestein fielen noch mehr Fleischfetzen von ihnen ab, ich sah meine Knochen, die mit jedem weiteren Schlag zu brechen begannen, doch die Risse wurden größer, es wurden Löcher, durch die das Licht brach, das auf meinen Körper schien, ich schlug weiter, kumulierte ich diesen infernalischen Schmerz in geisteszermürbende Höhen, doch glaubte ich, dass es dies wert war, ich schlug so lange, bis meine Arme komplett verwest waren. Das Licht, wo kam es her? Es lächelte mich an.
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