Wellentraum und Schaum
Als er zum ersten Mal die See sah, war für ihn, als sei er das erste Mal nach Hause zurückgekehrt, der kalte, klamme Salzwind der durch seine Locken fuhr und der Seesack auf seinem Rücken.
Verträumt starrte er in die Ferne, während unter ihm der Hafen im Morgengrauen zum Leben erwachte.
Olfus Larrson war der jüngste Sohn einer einfachen, aber dafür sehr gläubischen Bauernfamilie. Mit zwei weiteren Brüdern wuchs er trotz aller Versuche seiner Mutter und seines Stiefvaters zu einem Träumer heran. Viel lieber hatte er damals den Vögeln nachgesehen oder dem Bach beim Springen beobachtet, als seinen Brüdern auf dem Feld zu helfen oder einfachen Erledigungen nachzugehen. Und am meisten hatte er vom Meer geträumt, den grauen Wogen, dem weißen Schaumkronen, den wilden Wellen.
Seine Mutter hatte seine Entscheidung zur See zu gehen nicht gut gehießen, doch sein Stiefvater war offen erleichtert gewesen, einen nutzlosen Mund weniger zum Füttern zu haben. Sein Vater war vor Jahren, kurz nach seiner Geburt gestorben. Seine Mutter war daraufhin von der Küste ins Inland gezogen und hatte neu geheiratet. Aber der Gott über ihren Köpfen hatte ihnen keine Kinder beschert. Die Mutter hatte so ihren jüngsten und doch größten Sohn nur mit Reue ziehen lassen.
Mit dem letzten Ersparten ging es mit der neuen Dampflokomotive wieder an die Küste und mit jeder Stunde wurde sein Herz leichter, bis er dann früh am Morgen den Hafen erblickte.
Viele alte Holzboote lagen noch an den Stegen an, alte graue Männer mit vielen Falten und Mützen tief ins Gesicht gezogen zogen gerade die letzten Fische aus ihren Netzen. Doch wie der Zufall es wollte, suchte der Kapitän eines neuen Kutters Männer für seine Crew. Das Schiff bestand aus Metall, der Antrieb war ein Dampfmotor mit dem man bis zu 11 Knoten erreichen konnte. Ein Schleppnetz garantierte einen guten Fang und die Segel waren klein und nur für die Balance gedacht. Natürlich freute sich der Kapitän einen für die Zeit sehr großen, breit gebauten Mann für sich zu gewinnen und bot ihm gleich einen Job an.
Olfus war kräftig und tat seine Arbeit gut, nun wenn er nicht gerade träumte. Von Getier in den Meeren oder einsamen Nixen, wie seine Mutter ihm immer erzählt hatte. Doch für ihn waren das alles nur Sagen, bis zu einer verhängnisvollen Nacht. Der Sturm war gerade abgeflaut und sie hatten etwas im Netz. Etwas großes, etwas lebendiges, dass zappelte im Scheinwerferschein und glitschig und olivgrün auf das metallene Deck fiel. Ein Meermann, Kiemen und Schuppen noch am Leib, doch zwei unförmige Beinchen strampelnd, wie als könnte er sich noch retten. Die Sagen seiner Mutter, die Schauermärchen der anderen Fischer, auf einmal wurde Erzählung zur Wirklichkeit, Fiktion zur Realität. Doch bevor er irgendetwas anderes tun konnte, außer überrascht aufzuschreien, ploppten schon Saugnäpfe über das Geländer und zogen einen Kraken aus der Tiefe.
Der ruhige, sanfte Mann erinnerte sich nicht gerne an jene Nacht, die eher an einen Alptraum erinnerte, als an ein wirkliches Geschehen. Der Mann in seinen besten Jahren mochte alle Tiere, sah in keinem Menschen etwas Schlechtes, doch jene Meerwesen hatten ihn zutiefst verängstigt. Wilde Monster, nur auf Gewalt und Vernichtung aus. Kein Sinn, kein Verstand, kein Gewissen. Auch wenn diese Nacht längst vergangen war, fürchtete er sie immer noch. Und immer noch sah er manchmal in die schwarzen Wogen und zuckte zusammen bei dem Gedanken ein Arm könnte hervorschnellen und ihn packen.
Der Ozean. Ruhig und erhaben Ein Weltenstrom, der die ganze Erdkugel umgab. Er gilt noch immer bei vielen Menschen als Ruhepol, als ein Ort, an dem man seinen Gedanken nachgehen und sich in diesen verlieren konnte. Doch zieht ein Sturm auf, verdunkeln sich die Wolken wogen die Wellen Meer erhebt sich. Die Wassermassen nehmen sich, was sie wollen. Unaufhaltsam rollen sie dem Land entgegen und bedrohen Land und Leute. Erst dann begreift man, dass das so unscheinbare Nass keinesfalls still ist. Nicht immer. Der Ozean ist komplex. Genau wie dessen Bewohner. Unterschiedliche Arten, unterschiedliche Erscheinungsfor- men. Im endlos weiten Ozean treffen sie alle aufeinander. Und sie haben bereits vor Jahrhunderten gemerkt, dass der Ozean nicht so endlos ist wie sie es sich dies wünschten Die lebenswerten Regionen sind umkämpft. Regionen, in die die Menschen nicht vorgedrungen sind. Regionen, in denen man vor den Gefahren der Tiefen geschützt war. Ein Kampf brach aus. Sirenen, Seehexen, Nixen, Meerjungfrauen, Meermänner und noch so viele mehr. In den Überlieferungen der Menschen existierten diese nur in Sagen. Sie waren ein Hirngespinst. Fabel wesen. Nicht mehr. Doch sie waren real. Und hatten wie die Menschen unterschiedliche Intentionen In den Unterwasserwelten der Ozeane herrschte der Stärkste. Derjenige, der genügend Anhänger um sich scharen konnte, war an der Macht. Gut und Böse und noch so viele Schattierungen dazwischen Sie alle versuchten tagtäglich zu überleben. Eines der größten erschaffenen Königreiche unter dem Wasser wurde von Triton beherrscht. Dem Triton. Ein Titel, der dem jeweiligen Herrscher gegeben wurde, um ihn deutlich von seinen Untergebenen zu unterscheiden. Um seine Macht zu demonstrieren. Doch Triton war ein Herrscher, der das Gute für seiner Untertanen Meerjungfrauen und Meermänner wollte. Doch die Situation unter Wasser war nie ruhig. Und im Moment brodelte es.
Die drohende Gefahr war vor allem unter den Wächtern spürbar Wächter waren jene Meermänner, die sich in den Augen des Triton bewährt hatten. Die das nötige Geschick, den Mut und die Hingabe für ihren Herrscher besaßen, um sich dem Schutz des Königreiches zu verpflichten. Dem Schutz vor jeglichen Gefahren. Sollten sie aus dem Meer kommen oder gar von Land. Akaash war einer von ihnen. Der junge Meermann war einer der jüngsten und einer der vielversprechendsten. Sein Talent ließ ihn für viele arrogant wirken. Doch Akaash wusste ganz genau, was er wollte und war sich seinen Fehlern dennoch bewusst. Fehler, die sich aus seiner Vergangenheit ergaben. Aus Begegnungen mit Menschen sowie Meeresbewohnern. Doch auch Triton schätzte seinen jungen Wächter. Und bald, das erwarteten alle, würde Akaash ganz offiziell zu der rechten Hand des Herrschers erhoben werden. Doch dies wäre nur der Fall, wenn alles reibungslos verlief. Wenn es keine Zwischenfälle gab.
Quelle: https://www.artflakes.com/artwork/products/735209/cols/dscn1738.jpg?1322620835
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