30 - engagement
Seit ich aufgewacht war, wurde ich nur hin und hergeschubst für die Fernsehübertragung heut Nachmittag. Ich wusste nicht, für welche Verlobte sich mein Vater jetzt für mich entschieden hatte, aber letztlich war es mir auch egal, schließlich war das so oder so für mich der Horror. Ich wollte mich nicht verloben, zumindest jetzt noch nicht und erst recht nicht mit einer von diesen Prinzessinnen. Zudem hatte ich Harry mehrere Nachrichten geschrieben und ihn auch desöfteren angerufen, doch er ließ nichts von sich hören, was meine Sorge nur noch steigerte.
Nun lag ich weinend in Zayns Armen, mir war es egal, dass mein Gesicht komplett verheult und meine Haare verwuschelt waren. Und mir war es auch egal, dass ich mit genau diesem Aussehen in nichtmal zehn Minuten vor die Fernsehkameras treten musste. Ich weigerte mich außerdem weiterhin zu erfahren, wer meine Verlobte denn nun genau sei, denn das würde mir nur verdeutlichen wie real die Situation ist.
Doch genau Zayn musste das alles kaputt machen und ich konnte ihm das nichtmal übel nehmen, schließlich musste ich der Tatsache ins Auge sehen. ,,Wir sollten langsam hochgehen, sie warten sicher schon vor dem Balkon", sagte Zayn sanft, drückte mich noch einmal fest, um mir dann die Tränen von den Wangen zu wischen. ,,Ich weiß, da gibt es jetzt nicht viel positives, aber solange ihr noch nicht verheiratet seid kann man noch einiges retten, ich werde dir nicht von der Seite weichen."
Erfüllt von großer Dankbarkeit umarmte ich Zayn nochmal, richtete dann meine Haare und lief mit ihm an der Hand ins obere Stockwerk, wo tatsächlich mein Vater neben einer braunhaarigen jungen Frau wartete. Wenn ich mich recht entsinne war ihr Name sowas wie Danielle und ich wusste noch, wie Machtigierig sie sich auf dem Ball gegeben hatte. Sie und ihr geliebtes Norwegen mit der Macht von Großbritannien würden sie unendlich glücklich machen. Aber das sie Gefühle hatte, davon sah ich nicht viel.
,,Louis, ich denke du weißt noch, dass das hier Prinzessin Danielle von Norwegen ist? Sie ist wirklich an dir interessiert und ich denke, das ihr eine schöne Zukunft vor euch haben werdet. Hier sind die Verlobungsringe und wirkt verliebt, da draußen steht Halbengland um euch zu bewundern." Mein Vater steckte der Braunhaarigen wie auch mir einen Ring an den Finger, die verdammt teuer aussahen. Dann zwang er uns, wohl eher mich, das wir uns an die Hand nahmen, um dann so in die Öffentlichkeit zu treten.
Vor den Toren waren hunderte von Leute, auf dem Hof waren Fernsehteams, Reporter und Polizisten, die die gesamte Masse unter Kontrolle hielten. Ich konnte kaum die Aussicht genießen mit der fremden Frau an der Hand, dem Blitzlichtgewitter und dem beklemenden Gefühl im Magen, dass nach Harry verlangte. Mein Vater trat dann zwischen uns, sodass ich erleichtert Danielles Hand loslassen konnte.
,,Liebe Bürger und Bürgerinnen von Großbritannien. Gestern heiratete meine geliebte Tochter Charlotte und heute, nur ein Tag später darf ich Ihnen die Verlobung meines Sohnes und Thronfolgers Louis bekannt geben. Er hat seine große Liebe in der Prinzessin Danielle von Norwegen gefunden." Viel Jubel ertönte nach der Ansprache meines Vaters, während ich mich darauf konzentrierte keine Miene zu verziehen, sondern stets zu lächeln.
Ich malte mir aus, wie die Klatschmagazine sich ab morgen wieder die Mäuler zerreißen und wie das Fernsehen auf sämtlichen Kanälen über die Verlobung berichten würde. Dadurch ging es mir nicht sonderlich besser, ich fühlte mich zunehmend unwohl, aber ich durfte das Königshaus nicht in den Schmutz ziehen, meine Verantwortung ist zu groß, meine Bedürfnisse nichtig.
Ich sah mich um, versuchte in der großen Masse Harry ausfindig zu machen, in der Hoffnung das er gekommen war, um mir halt zu geben, doch ich entdeckte ihn nicht. Und als ich einen Druck an meiner Hand spürte, da Danielle diese wieder ergriffen hatte, gab ich es auf. Ich hatte nichtmal die Möglichkeit, später wenn alles vorbei war, versuchen zu Harry zu gelangen, da die Straßen für die nächsten Stunden viel zu überfüllt und gefährlich waren, was sich auch die nächsten Tage sicherlich hinziehen würde. Warum tut mein Vater mir das an?
Nachdem wir noch rund eine halbe Stunde auf dem Balkon gestanden und uns fotografiert lassen hatten, konnten wir wieder reingehen, dennoch vernahm ich immernoch den lauten Lärm von draußen. ,,Du bist viel zu verspannt. Du solltest mal lernen, wie man sich in der Öffentlichkeit gibt", kam gleich ein abwertender Kommentar von Danielle, nachdem ich ein paar Mal tief durchgeatmet hatte. ,,Sie hat Recht, du darfst dir nicht anmerken lassen, dass das eine arrangierte Hochzeit ist. Du wirst mit ihr den Rest deines Lebens verbringen, du lernst sie lieben", gab dann noch mein Vater seinen Kommentar hinzu, was mich nur noch mehr zerstörte. Ich war kaputt und wollte nicht mehr.
Zum Glück nahm Zayn mich an der Hand und brachte mich in den Garten, der völlig von der Öffentlichkeit abgeschiermt war. ,,Ich hole unsere Pferde schnell, okay? Das entspannt dich doch immer." Unfähig zu antworten starrte ich nur weiter ins Leere, weshalb Zayn dann losrannte und wenige Minuten später mit unseren Pferden an den Halftern zurückkam. Er hatte sie weder aufgezäumt noch aufgesattelt, aber er wusste, was das für mich bedeutete.
Die Pferde waren weitestgehend frei indem was sie taten und durften ihrem eigenen Kopf folgen. Außerdem mochte ich so am liebsten reiten, da ich so die Wärme des Pferdes spürte, ihre Atmung verfolgen konnte und einfach das Gefühl hatte, nicht allein zu sein. Zayn half mir auf Ability und kletterte dann selbst auf den Rücken seines Pferdes. Und so ritten wir dann zunächst stumm nebeneinander her, wir beide nur mit dem Führstrick in der Hand. Diesen legte ich bald jedoch auf den Hals meines Pferdes ab, um mich dann nach hinten zu lehnen, sodass ich auf Ability lag und hoch in den Himmel schauen konnte.
,,Wie fühlst du dich?" Fragte Zayn, der sich ebenfalls hingelegt und die Augen leicht zusammengekniffen hatte, da die Sonne blendete. ,,Ich fühle im Moment einfach gar nichts. Ich bin so verdammt leer." Murmelte ich, das Hin und Herschaukeln des Pferderückens beruhigte mich etwas. ,,Mhm und Harry hat sich immernoch nicht gemeldet?" Fragte Zayn dann vorsichtig, woraufhin ich einfach schwieg. Ich hoffte, dass würde ihm Antwort genug sein.
,,Wie wäre es, wenn ich mal beim ihm vorbei fahre? Du kannst das ja schlecht im Moment und naja, vielleicht erreiche ich ja irgendwas?" Fragte Zayn dann weiter, was mich dazu brachte, mich wieder aufzusetzen. ,,Das würdest du für mich tun?" Ich wollte gar nicht so hoffnungsvoll klingen, aber der Glanz in meinen Augen hätte mich ohnehin verraten. ,,Natürlich. Ich muss später noch Hochzeitstorten kosten, da Liam und ich uns für keine entscheiden können, aber danach könnte ich sofort bei seinem Appartement vorbei fahren."
,,Danke Zayn", am liebsten hätte ich geweint, so erleichtert war ich, doch ich verkniff es mir. ,,Sag Harry aber, dass es zu riskant ist, hier heute noch aufzutauchen. Am besten wäre es, wenn er mir schreibt oder mich vielleicht anruft, ich vermisse seine Stimme", redete ich darauf los, was Zayn kichern ließ. ,,Keine Sorge, ich richte es ihm aus", versprach Zayn und drückte kurz meine Hand, als sein Pferd neben meinem stehen blieb. Doch ich sollte noch etwas länger auf ein Lebenszeichen von Harry warten.
___
Wo ist nur der liebe Harry abgeblieben?
All the love xx
Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro