Kapitel 7| Ein Planungsteam
Und der wunderte sich, warum ich keine Lust auf diese Familientreffen und Feiern hatte.
Wütend knallte ich meine kleine schwarze Handtasche auf die Armatur des Waschbeckens und suchte nach meinem "Notfalljoint."
Ja, ihr habt richtig gehört, wenn ich gestresst war, was eigentlich immer nur dann vorkam, wenn ich mindestens eine Person meiner Familie besonders in Anwesenheit von anderen traf, dann rauchte ich mal einen.
Aber nur zur Entspannung.
Ich fand mein leeres getarntes Puderdöschen und öffnete es hastig.
Ahhh, zwei hatte ich noch übrig. Ich musste unbedingt River nach neuen fragen.
Ich suchte ein Fenster in diesem schmalen Badezimmer und öffnete die letzte Toilettentür. Gleichzeitig überprüfte ich, ob ich wirklich allein war.
Erleichtert sprang mir ein kleines Fenster zum Öffnen entgegen. Ich schloss mich hinter der dünnen Plastikwand ein und zündete den kleinen gedrehten Joint an. Nach dem ersten Zug, hatte ich gleich das Gefühl, dass sich meine Muskeln entspannten.
Ich legte meine Lippen erneut an, blies den dichten Rauch zum Fenster raus.
Gerade als ich ein drittes Mal an dem dünnen Papier zog, hörte ich, wie sich die Haupttür zum Badezimmer öffnete.
„Smiley, bist du hier?"
Erschrocken hielt ich den Atem zu lange an und der Rauch in meiner Lunge begann mich zu quälen. Hustend und keuchend beließ ich ihn teils durch meinen Mund aber auch durch meine Nasenflügel nach draußen. Mit einer wedelnden Handbewegung versuchte ich den Qualm durch das offene Fenster zu befördern.
„Scheiße Anderson, was machst du hier? Das ist die Damentoilette!"
Ich musste vereinzeln immer noch husten und spülte schweren Herzens schnell den Rest meines Joints das Klo runter. Das Fenster ließ ich besser noch offen.
„Das weiß ich Smiley! Alle warten auf dich und deinem Bruder tut es leid!"
In seiner Stimme schwang ein lustiger Unterton mit. Es war klar, das er mich nicht ernst nahm. Genervt öffnete ich die Klotür und bahnte mir den Weg zu den Waschbecken. Nicholas lehnte lässig an der Wand neben dem großen Spiegel und beobachtete mich durch ihn hindurch, wie ich mir meine Hände wusch. Er musste ja nicht wissen, was ich da gerade gemacht hatte.
Ich hatte ihm nichts zu sagen und trat nur an ihn heran um nach einem kleinen Stapel Papiertücher zu greifen.
Als er jedoch die Nase rümpfte, wurde ich nervös.
„Du hast recht! Wir sollten zurück. Außerdem gehörst du hier ganz sicher nicht rein."
Doch Nickolas stieß die Tür, die ich gerade einen Spalt geöffnete hatte mit seinem Ellenbogen zu und zwang mich dadurch ihm in die Augen zu sehen.
„Kann es sein das du hier gekifft hast?"
Schnell sah ich weg und entließ einen zischenden Laut.
„Zizzz...Na klar Anderson. Als ob ich zum Kiffen auf die Toilette gehen, an einem Abend an dem mir mein Bruder seine verlobte vorstellt und wir seinen Junggesellenabschied planen wollen, sowie einen Teil der Hochzeit."
Ich wollte die Tür wieder öffnen, doch Nick hielt sie weiter zu. Zusätzlich griff er nach meinem Arm.
„Schau mich an Smiley!"
Seine Stimme duldete keine Widerrede und er war seltsam ernst geworden. Etwas was mich tief im Inneren brennen ließ.
Zögernd hob ich meinen Blick und sah ihm in die hellen blauen Augen. Die Stelle, an der er mich anfasste, wurde seltsam warm.
„Oh oh, ich glaube aber schon. Deine Pupillen sind leicht geweitet, obwohl es schon schwer ist das auszumachen, bei deinen wirklich dunklen Augen..."
„...Du hast verdammt große Augen und lange Wimpern. Ich glaube, ich habe noch nie ein so dunkles warmes schokoladenbraun gesehen." Fuhr er fort und seine Irden sprangen schnell zwischen meinen Augen hin und her. Ein Rütteln an der Tür, brachte mich dazu den intensiven Augenkontakt zu brechen und ich nutzte seine Unaufmerksamkeit, drängte ihn zur Seite und quetschte mich durch einen Türspalt aus der Damentoilette.
Eine Frau mittleren Alters musterte mich irritiert und war noch geschockter, als Nickolas mir kurz danach aus der Toilette folgte. Doch das konnte er ihr ohne mich erklären. Zielstrebig steuerte ich den Tisch an, dem mein Bruder saß. Unsere Vorspeise stand mittlerweile schon auf dem Tisch.
„Alles okay Venus?"
Besorgt legte Jolina ihre Hand auf meine, nachdem ich mich wieder ihr gegenüber gesetzt hatte.
„Alles Bestens! Nenn mich ruhig Vee. Alle meine Freunde machen das."
Ich grinste so breit und echt wie ich konnte und sie atmete erleichtert auf.
„Dann ist gut. Das mache ich gerne!"
Mit einem auffälligen Räuspern stieß sie Dimi nachdrücklich an und nun blickte er mir halb reuevoll in die Augen.
„Tut mir leid Amylis. Ich wollte dich nicht lächerlich machen."
Ich nickte ihm zu.
„Vergessen, planen wir jetzt lieber euren besonderen Tag, sagt mir wo ich helfen kann und was ich für Aufgaben habe."
Ich stach in meinen Salat und der Stuhl wurde neben mir zurückgezogen.
„Man Smiley, du kannst mich doch nicht einfach allein in der Damentoilette zurücklassen!"
Nickolas grinste verwegen. Das hatte er mit Absicht gemacht, aber ich schenkte ihm nur einen gelangweilten Blick. Wie erwartet wurde es anstrengend mit ihm und gerade wünschte ich mir nichts mehr als eine andere Begleitung zu haben.
Ich spürte wie Dimi und Jolina uns anstarrten. Doch ich beachtete das alles nicht, holte mir einen kleinen Block und Stift aus der Tasche, um etwas notieren zu können. Ich merkte, wie mich das Gras mehr und mehr entspannte.
„Also ich bin ja Dimis Trauzeugin. Wer wird deine Trauzeugin?"
Dabei sah ich Jolina in die Augen.
„Trauzeuge! Ich nehme meinen Bruder als Trauzeugen. Wir fanden die Idee ganz witzig. Mein Bruder Eythor wird farblich wie der Rest meiner Brautjungfern angezogen sein und du wie Dimis Jungs."
„Sprechen wir heute auch über deine Junggesellenparty?"
Ich sah jetzt zu meinem Bruder, dessen Pupillen sich leicht weiteten.
„Nein Amylis, das machen wir unter uns!"
Ich schenkte meinem Bruder einen eindeutigen Blick, bevor wir zum nächsten Thema übergingen. Dabei aßen wir und unterhielten uns endlich wie zivilisierte Menschen. Selbst Anderson hielt sich zurück und ich entspannte mich aufgrund des Joints und dem bisschen Alkohol, den hier trank mehr und mehr.
Der Abend verlief ohne weitere Zwischenfälle und ich war froh, als ich endlich im Uber zur Uni saß. Der Nebeneffekt von Gras war immer das nach einem Hoch der Entspannung, eine krasse Müdigkeit in meinen Körper einzog.
„Das lief doch gut!"
„Mhhh, danke Anderson."
Ich gähnte einmal laut und versuchte weiter meine schweren Augen aufzuhalten. Den Uberfahrer hatte ich die Adresse der Eishalle genannt, um Nickolas dort hinauszuschmeißen. Sein Motorrad war dort noch geparkt.
"Jetzt sind wir ein Team!"
"Ich schätze schon. Du konntest dich ja heute, bis auf den kleinen Aussetzer mit meinem Bruder ganz gut benehmen."
Nickolas lächelte mir frech ins Gesicht, als ich ihn kritisch musterte.
"Du musst dich mal locker machen Smileylein. Niemand will dir etwas böses!"
Ich schenkte ihm nur einen abschätzigen Blick.
"Hast du schon eine Idee, was du an seinem Männerabend planen willst?"
Ich nickte schläfrig und sah ihn aus dem Augenwinkel an. Anderson beobachtete mich genau.
"Ich dachte an einen Wellnesstag in NewYork mit einem anschließenden Abendessen und einem Barbesuch..."
"Werden in der Bar dann die Stripperinnen sein?"
Schockierte, blinzelte ich ihn an.
"Ich glaube nicht das Dimi das nötig hat...."
Anderson entließ einen zischenden Laut. "Da kennst du wohl Männer nicht besonders gut Schätzchen!"
"Nicht alle sind solche Schweine wie du und haben es nötig."
Nickolas lachte auf.
"Smileys du bist so niedlich. Ich bin sicher dein Bruder erwartet eine richtige Abschiedsfeier. Du bist einfach zu naives Mauerblümchen."
Jetzt drehte ich mich ganz zu ihm herum.
"Weißt du Anderson, ich habe nichts dagegen, wenn man sich vor einer Beziehung, Verlobung und Eheschließung vergnügt. Glaub mir meinen Bruder habe ich leider zweimal live dabei erwischt und wie sehr du auch denkst mich zu kennen, ich habe auf dem Gebiet reichlich Erfahrung gemacht und genieße es nach wie vor. Aber wenn man
eine Bindung eingeht, muss einem bewusst werden, das es damit getan ist. Dann geht es nicht mehr nur um einen selber.
Ich erwartet von meinem Verlobten, sollte es den irgendwann mal einen geben, das er noch nicht mal das Verlangen hat andere Frauen halb nackt zu sehen, weil ich ihm genug bin!
Ich erwarte, nicht dass du das verstehst, weil du noch ein kleiner Junge bist, aber ein echter Mann wird mir da sicher zustimmen."
Trotzdem nehme ich deinen Vorschlag an und werde Dimitri fragen, was er sich wünscht..."
Anderson sah mich verdattert an und sagte vorerst nichts mehr.
Durch die leeren Straßen, waren wir in null Komma nichts da, beendeten das unangenehme Gespräch mit dem anschließenden Schweigen und ich verabschiedete mich von Anderson. Doch der hatte überraschenderweise noch was zu sagen.
„Venus?"
„Mhh?"
„Ich finde den Ansatz richtig!"
„Was für einen Ansatz?"
„Das man seinem Partner in allem treu ist und man sowas dann nicht nötig hat."
Er wirkte nachdenklich und sah mich bewusst nicht an. Verwundert über die Zustimmung starrte ich so lange auf sein Profil, bis er mich wieder ansah.
Er wirkte ernsthafter.
„Und noch was!"
„Was?"
„Ich wollte dich nicht kränken und dein Bruder sicher auch nicht. Ich mag deinen Bruder und ich bin sicher, dass der Rest deiner Familie auch sehr nett ist. Außerdem finde ich deinen Namen cool Smiley. Wer weiß vielleicht steckt ja doch eine Göttin der Liebe in dir, nach allem, was du mir erzählt hast, du Erfahrene!"
Nickolas lachte bei dem letzten Satz auf und schmiss die Taxitür zu.
Erst dachte ich er meintedas Lob ernst, aber nachdem er gelacht hatte, kaufte ich ihm gar nichts mehr ab.
Er machte sich mit Vorliebe über alles und jeden lustig. Wie konnte ich ihm da ernst nehmen?
Emotional ausgelaugt kam ich recht spät nach Hause. Ella schlief bereits und es war sehr ruhig zu Hause.
Obwohl ich total müde war, konnte ich schwer einschlafen.
Mir machte der Kontrollverlust ernsthaft sorgen und obendrein ließ die Wirkung des Grases so langsam nach, was dazu führte das mein Körper kribbelte.
Das würde eine lange Nacht werden.
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