Kapitel 16| Wie in Griechenland
Nickolas und ich mussten nicht auf Koffer warten, da wir nur unser Handgepäck dabei hatten und konnten so gleich zu dem Ausgang laufen.
Ich fummelte im Gehen an meinem Handy, um es wieder einzuschalten und sah, das Dimi mir schon geschrieben hatte.
Er wollte auf uns warten.
Eigentlich hatten wir ausgemacht, dass wir uns bei meinen Eltern treffen würden. Ich wollte mit Nickolas eigentlich in einem Taxi zu dem Haus meiner Eltern fahren.
Aber ich hätte es mir denken können, dass Dimi das nicht auf sich sitzen lassen würde. Er war mehr Grieche als ich und da gehörte es sich einfach nicht die Familie sich selbst am Flughafen zu überlassen.
„Dimi ist hier. Er holt uns ab."
Murmelte ich eher zu mir selber aber Nickolas verstand alles.
„Super! Ich freue mich ihn wiederzusehen."
„Natürlich tust du das."
Ich seufzte und Nickolas legte einen Arm um meine Schulter.
„Schau nicht so düster. Du bist doch Smiley. Das wird schon. Ich laufe nicht weg..."
Ich schenkte Nickolas ein halbes Lächeln, bevor wir durch die Schiebetür hinter den Kontrollbereich kamen.
"Venus, Venus!"
Hörte ich schon die laute kräftige Stimme meines Vaters, der stolz grinsend neben meinem Bruder stand und uns winkte.
Wie immer stachen die beiden durch ihr lautes Organ heraus, als sie nochmal synchron nach mir und Nickolas riefen.
Aber ich freute mich sie zu sehen und schob den Gedanken daran, dass es auch peinlich war, wie sie sich verhielten weiter nach hinten.
"Πατέρας (Papa)!"
Ich warf mich in die Arme meines großen Vaters und er drückte mich feste an seine Brust. Wie ein kleines Kind freute ich mich und ihm ging es genau so. Mein Vater war mein absoluter Lieblingsmensch, was meine Familie anging. Erst danach kam Dimi.
Er flüsterte mir kurz ins Ohr, das er mich vermisst hatte und ließ mich anschließend los.
Erst jetzt fiel sein Blick auf Nickolas, den er wie immer ausdruckslos aber im Inneren kritisch musterte.
"Ist das dein fester Freund?"
Fragte er mich auf Griechisch.
"Nein, nur ein Freund, der mich begleitet und mein Begleiter auf Dimis Hochzeit ist."
Antwortete ich ihm ebenfalls auf Griechisch.
"Aber ich glaube, sie würde es sich wünschen das da mehr wäre..."
Ärgerte mich Dimi und sofort verfinsterte sich mein Gesichtsausdruck. Ich schlug ihm gegen den Arm, und er zog ihn zischend weg. Für einen Profibasketballspieler war ein ziemliches Baby.
Wir zankten uns schon jetzt und erst Vater beendete unsere kleine spielerische Rangelei.
"Seit nicht so unhöflich. Stell mir lieber deinen Gast vor Asteri Mou!"
Nickolas sah uns fragend an. Er hatte kein Wort verstanden.
"Papa, das ist Nickolas Anderson, ein guter Freund und Spieler der East Gold Eishockeymannschaft."
Bei dem Wort Eishockey leuchteten die Augen meines Vaters und nachdem er sich angemessen vorgestellt hatte, fragte er Nickolas Löcher in den Bauch.
Dieser benahm sich außergewöhnlich höflich und beantwortete jede Fragen mit "Ja Sir" oder "Nein Sir" je nachdem was besser passte.
Wir stiegen in den Jeep meines Bruders und fuhren los. Vom Flughafen war es fast eine Stunde zu dem großen Haus meiner Eltern.
Da mein Vater Nickolas interessanter fand als mich gerade, ließ ich mich zurück in den Sitz fallen und lauschte nur mit halbem Ohr, während ich aus dem Fenster mehr und mehr die Straßen, Häuser und Bäume meiner Heimat wahr nahm.
Die Stunde ging, fiel zu schnell vorbei und bis auf Dimi der ab und zu mal was gesagt hatte, hatten mein Vater und Nickolas sich ausschließlich allein unterhalten.
Das erste Mal hatte ich das Gefühl, das mein Vater von den Männern, die ich ihnen vorgestellt hatte einen mochte und dann war es gerade der von dem ich nichts wollte.
Wir fuhren auf den großzügigen angelegten Parkplatz vor das weiße Haus mit den blauen Fensterrahmen. Im Vorgarten wehte eine griechische Flagge und hätte man spätestens da nicht gemerkt das hier Griechen wohnten und lebten, hätte man es spätestens an der Geräuschkulisse erkannte, die von der Eingangstür hier zu uns herüberschallte.
„Und los geht's."
Murmelte ich eher zu mir selber aber Nickolas schien es gehört zu haben und schenkte mir ein breites Lächeln.
Ich zog nur eine Augenbraue hoch, öffnete meine Türe und sprang mit einem Satz heraus.
Auf in das Gefecht!
Ich setzte mein strahlendes Lächeln auf und ging mutig auf die Sippe zu. Allen voran stand meine Mutter und direkt neben ihr Jolina.
„Oh mein kleines Mädchen."
Quengelte meine Mutter freudig und presste mich an ihren üppigen Busen. Danach folgte Jolina und erst dann der Rest meiner Familie, die da waren.
Wie erwartet hatte meine Mutter völlig übertrieben, mit ihrem willkommen für mich.
Neben meiner Schwester, ihrem Mann und ihren Kindern, waren auch noch meine Großeltern da, die Eltern meines Vaters und einer meiner Onkel samt Anhängsel.
Da mich jeder drückte und auf mich einredete, verlor ich Nickolas aus dem Blick, der mir mit meinem Vater und Bruder gefolgt war.
Ich wurde herumgereicht, wie ein neues Spielzeug bei Kindern und so war es jedes Mal.
Unter all den Fragen, die mir meine Verwandten stellten, versuchte ich weiter die Fassung zu waren und lächelte jedem freundlich entgegen. Auch wenn ich am liebsten aus diesen Puddel geflohen wäre.
Doch dann fiel mir jemand ins Auge, den ich zuvor noch nie gesehen hatte. Einen Mann der im Alter meines Bruders war und etwas abseits stand. Er hatte mich beobachtete und sein Blick lag immer noch auf mir.
Einer von Dimis Freunden?
Ich versuchte krampfhaft zu überlegen, ob ich ihn nicht doch von irgendwoher kannte und starrte ihn genau so an.
Doch er blieb mir weiter fremd.
Erst als mein Bruder seine Stimme erhob, wurde meine Aufmerksamkeit von ihm losgerissen.
„Bitte begrüßt Venus neuen Freund, Nickolas!"
Hörte ich meinen Bruder aus einer Ecke quaken.
„Einen Freund von meiner Uni, Nickolas Anderson."
Ergänzte ich nicht ganz so geschickt und nun war er es der die ganze Aufmerksamkeit meiner Verwandtschaft bekam.
Sie wurden alle von ihm angezogen, wie Motten vom Licht. Ich beobachtete die Szene vor mir. Meine Mutter allen voran, die ihm schon aufzählte, was dieses Wochenende alles anstand. Sie schienen hin und weg von ihm zu sein und entgegen meiner bisherigen Erfahrungen und meiner geistigen Vorstellung schien er die Aufmerksamkeit sogar zu genießen.
Er lächelte jeden freundlich an, versuchte ein paar der Massen an Fragen zu beantworten, und jedes weibliche Geschöpf meiner Familie bereits um den Finger gewickelt zu haben, bis auf eine - MICH.
Ich geriet mehr und mehr in den Hintergrund.
„Ganz schön viel los hier."
Bemerkte der Fremde, der plötzlich neben mir stand. Ich starrte ihn erstaunt an und wartete einfach ab.
„Ich hatte noch keine Gelegenheit mich vorzustellen. Eythor Bricks, Jolinas Bruder."
„Venus, Schwester von Dimi!"
Ich reichte ihm meine Hand und schüttelte kurz seine.
„Das habe ich schon gewusst."
Er sah mir tief in die Augen mit seinen fast schwarzen Iriden.
„Na, was bist du aber für ein Besserwisser. Das war ja auch nicht schwer."
Gab ich zurück und Eythor lachte leise auf.
Ich hatte defensiv meine Arme vor der Brust gekreuzt und sah mir wieder das Schauspiel vor uns an.
Eythor versuchte ein Gespräch mit mir aufzubauen aber ich traute ihm irgendwie nicht. Ich traute gut aussehenden Männern schon lange nicht mehr über den Weg.
Das beste Beispiel stand vor mir.
Nach außen hin behielt ich meine Perfekte „Sunnyfassade" wie immer. Nur nach innen gerichtet sah es ganz anders in mir aus.
Eythor bekam das nicht mit, so wie niemand aus meiner Familie.
Höflich beantwortete ich seine Fragen knapp.
Bis sich Nickolas weiter nach vorne gekämpft hatte und mit mir Blickkontakt herstellte.
In seinen Augen blitzte etwas auf.
War es der natürlich Schalk?
„Smiley."
Grinste er schelmisch wie immer und legte einen Arm um meine Schulter, nur um mich an seine Seite zu ziehen. Dabei ließ er seinen Blick in einer Art an Eythor auf und abwandern, der Überlegenheit signalisieren sollte. Und das, obwohl Nickolas einen ganzen Kopf kleiner war als er.
„Gehen wir doch alle ins Haus! Das Essen ist fertig."
Ergriff mein Vater das Wort an die ganze Familie.
Ich nahm Nickolas schweren Arm von meiner Schulter aber führte ihn weiter am Handgelenk in den Ess- und Wohnbereich meines Elternhauses.
Seine Hand zu nehmen schien mir unpassend. Wobei ich ehrlich gesagt mehr Angst vor meiner körperlichen Reaktion hatte. Die Erinnerung an unseren gemeinsamen Motorradausflug kamen mir wieder in den Sinn.
„Setzt euch, setzt euch!"
Forderte meine Mutter alle auf.
Wie immer war der Tisch reich gedeckt.
„Das ist alles für uns?"
Flüsterte Nickolas mir leise zu und ich nickte lächelnd.
Meine Mutter platzierte mich und Nickolas nahe bei sich und meinem Vater.
Sie forderte Nickolas auf reich zu nehmen und erklärte ihm jede Speise.
Sobald sein Teller auch nur im Ansatz leer wurde, sorgte meine Mutter dafür, dass er gleich mehr bekam.
Und Nick, der aß, als hätte er drei Tage lang nichts gegessen und davor eine zweiwöchige Diät gehalten.
Gut wir hatten wirklich nicht viel gegessen außer einem kleinen Frühstück am Flughafen und einem Snack im Flugzeug.
„Jetzt bin ich aber voll."
Nickolas streichelte sein Sixpack, um allen voran meiner Mutter zu signalisieren, dass er satt war. Doch die schwatzte ihm natürlich ihren ewigen Früchtekuchen auf.
Und natürlich sagte Anderson da auch nicht „Nein."
Alles schien gut zulaufen, bis meine Cousine ihren Mund auftat.
„Warum bist du nicht mit Venus zusammen?"
Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro