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Als schließlich eine Hand sanft ihre Schulter berührte, fuhr Brenna erschrocken auf. Tränen glitzerten in Gretas Augen, mehrfach musste die Bäckerin schlucken, bevor sie zu sprechen anhob.

„Kalle glaubt, er hätte Ida gesehen", flüsterte sie.

„Und ... ist sie ...", stammelte das Mädchen, eine Hand nervös um den mittlerweile vollkommen zerzausten Zopf geschlungen.

Greta nickte sacht, den Blick auf ihre blutbefleckten Hände gesenkt. „Ja, sie haben Ida mitgenommen, und einige andere auch. Aber die Schiffe sind nicht gen Meer gefahren, sondern weiter den Fjord hinauf."

Auf der Stelle kam Brenna auf die Beine. „Dann ist es vielleicht noch nicht zu spät!" Wie von Sinnen stürmte sie los, zurück auf den Marktplatz zu. Dass sie der guten Frau nicht einmal gedankt hatte, ging ihr erst auf, als sie das Lagerhaus längst hinter sich gelassen hatte.

Doch vielleicht ... wenn man nur keine Zeit verlor ...

Hoffnung verlieh ihr neuen Antrieb. Agnar, die Wächter. Es mussten weitere überlebt haben, sie würden wissen, was zu tun war. Keuchend durchquerte Brenna die Gassen, so sehr ihre Lunge auch brannte und die müden Beine protestierten.

Als sie das Zentrum Skjellviks erreichte, hatte man sich auch hier bereits organisiert. Einige Männer, manche in feines Tuch gewandet, andere hingegen in die schlichte Tracht einfacher Arbeiter, zogen die Toten aus dem Durcheinander hervor und reihten sie in der Mitte des Platzes auf.

Der Anblick brachte Brenna ins Straucheln. Einige bekannte Gesichter entdeckte sie in der schauerlichen Reihe, niemand, der ihr wirklich nahe gestanden hatte. Doch die ihr vertrauten Menschen nun hier liegen zu sehen, war schmerzhafter als gedacht, obwohl kaum einer von ihnen das Mädchen jemals freundlich behandelt hatte.

Eine niedere, dahergelaufene Magd war Brenna in den Augen vieler stets gewesen, doch wie wenig der Stand plötzlich bedeutete, wenn es ums Überleben ging, machte sich am heutigen Tag schmerzlich bemerkbar, wie es ihr bitter durch den Kopf ging.

„Heda, fasst du einmal mit an?", riss ein vornehm gewandeter Mann Brenna aus ihren Gedanken. Gewiss hätte Enard, der Goldschmied, sie sonst niemals angesprochen, doch nun waren die kostbaren, tiefblauen Stoffe von Hose und prächtig verziertem Wams zerrissen, verdreckt und von Ruß gezeichnet, zudem lag anstatt der sonstigen Überheblichkeit ein Anflug von Verzweiflung in den geschwollenen Augen.

„Natürlich", murmelte das Mädchen und strengte sich mächtig an, den schweren Balken zu bewegen, der quer über den Überresten eines Marktstandes lag. Gemeinsam gelang es den beiden, ihn anzuheben, doch als ein gedämpftes Stöhnen aus den Trümmern hervordrang, verlor Enard beinahe die Fassung.

„Sunna!", schrie er, indes Brenna spürte, dass ihr der Balken entglitt, da der Goldschmied eine Hand von dem Holz gelöst hatte und ihr den Hauptteil des Gewichts überlassen hatte. Bevor es jedoch zu einem weiteren Unglück kam, fassten weitere Hände mit an.

„Hoch damit", tönte es gleich zu Brennas linker Seite, dann wurde sie zu ihrer Erleichterung entlastet. Rasch trat sie einen Schritt zurück, da ihre Hilfe hier wohl nicht länger vonnöten war. Wo steckte nur Agnar?

Etliche Menschen waren auf dem Marktplatz zugange, doch der junge Kommandant war nirgends zu sehen. Kurz zögerte Brenna, dann jedoch überwand sie sich und rief lauthals nach ihm. „Agnar! Agnar, wo bist du?"

Der Kommandant antwortete nicht, eine Frau unweit des Zum Westwind jedoch hob den Kopf. „Er ist dort drin", rief sie zurück und deutete auf den zerschmetterten Eingang gleich hinter ihr. Erst vor kurzen hatte Brenna ihn verlassen, unwirklich erschien es ihr, dass der Gasthof nun offenbar als Krankenlager diente, ähnlich dem Lagerhaus unten am Hafen.

„Danke", erwiderte sie leise. Von einer seltsamen Scheu ergriffen trat sie auf jenen Ort zu, der ihr in den letzten Jahren beinahe zur Heimat geworden war. Doch der einzige Mensch, an dem dies gehangen hatte, war nun fort.

Ich verspreche es dir. Ich werde dich holen.

Entschieden überwand Brenna die breiten Stufen. In der Stube waren die Tische beiseite gerückt worden, erste Lager bedeckten den polierten Dielenboden. Greta und weitere Helfer versorgten die Verletzten, andere hingegen brachten Decken, Strohmatratzen und vielerlei Tücher aus den oberen Stockwerken heran.

„Aus dem Weg!", tönte es hinter dem Mädchen, schon schleppten zwei Männer einen schlaffen Körper heran und überließen alles Weitere der Heilerin. Hastig war Brenna zur Seite gewichen, nun spähte sie suchend durch das Durcheinander an Menschen.

Unter der Treppe wurde sie schließlich fündig – dort, wo der gestrige Abend so unschön ausgeufert war und ihr Leben erneut auf den Kopf gestellt hatte.

Agnar, mit geschlossenen Augen an die Wand in seinem Rücken gelehnt, wirkte zutiefst erschöpft. Offen fiel ihm das feuchte, blonde Haar in die Stirn, ebenso gereinigt von verkrustetem Blut wie auch sein geschundenes Gesicht.

Brennas notdürftiger Verband um den linken Oberschenkel des jungen Mannes war erneuert worden, gleichzeitig hatte man die zerfetzten Reste der ledernen Hose entfernt. Entblößt von der Leiste bis zum Stiefel lag Agnars Bein da, ein Anblick, der Brenna zu ihrer Verwunderung weitaus mehr verstörte denn das mittlerweile vollständig zugeschwollene Auge.

Von seltsamer Hemmung ergriffen sank sie vor ihm in die Knie, bis dem Mädchen erneut die dringliche Not bewusst wurde und sie zum Handeln trieb.

„Agnar!", rief Brenna aus, und da er nicht sogleich reagierte, fasste sie ihn bei der Schulter. Die Berührung ließ den jungen Kommandanten weitaus heftiger als gewollt auffahren, gerade noch konnte das Mädchen seinem ziellosen Schlag ausweichen.

„Verdammt, ich bin es, Brenna", fauchte sie ihn an.

Agnars verwirrtes Blinzeln wandelte sich innerhalb weniger Herzschläge in einen weitaus klareren Blick, in dem ein Anflug von Verlegenheit stand.

„Du schon wieder", brummte er und richtete sich auf. „Warum ..." „Ja, ich schon wieder", unterbrach Brenna den jungen Kommandanten voller Zorn. „Und vielleicht hörst du mir nun gut zu, denn ich habe erfahren, dass sie den Fjord hinauf entschwunden sind!"

Mit gerunzelter Stirn starrte Agnar sie an, doch die richtigen Schlüsse schien er nicht zu ziehen, so lange sein Schweigen andauerte. Schließlich hielt Brenna es nicht länger aus und beugte sich ihm entgegen.

„Sie haben Ida, Gritt und noch einige andere mit sich genommen – willst du denn gar nichts tun?"

„Und was soll ich deiner Meinung nach tun?", seufzte Agnar auf. „Ihnen nachlaufen? Was kann ich schon gegen eine ganze Flotte ausrichten?" Wut verdüstere seine Miene und schlug sich auch in seiner sich erhebenden Stimme nieder. „Glaubst du denn, mir wäre das alles gleichgültig? Ich wäre lieber gestorben als Unschuldige diesen Bastarden zu überlassen, aber wir konnten nichts tun!"

Die letzten Worte hatte er unbeherrscht hinausgebrüllt, betretene Stille senkte sich über die Stube, selbst die Verwundeten schwiegen für einen Augenblick.

„Aber wir müssen es doch versuchen!", schrie Brenna ihn unbeherrscht an. Sie konnte es nicht fassen, dass jener Mann, dessen mutige Taten allseits gelobt wurden, nun zu verzagen schien. „Du hast geschworen, die Menschen hier zu schützen! Es ist deine Pflicht! Willst du dich nun verkriechen?"

„Es ist zu spät!", polterte Agnar zurück und stemmte sich in die Höhe, bis er, zu voller Größe aufgerichtet und seiner Blessuren zum Trotz stattlich anzusehen, auf das Mädchen herabblickte. „Wir können sie nicht mehr retten! Und anstatt hier solch einen Unfug zu reden, solltest du lieber zusehen, dass du mit anpackst!"

Offenen Mundes starrte Brenna den jungen Mann an. Er war ihre letzte Hoffnung gewesen, Ida nachzusetzen und sie aus den Klauen der Sklaverei zu befreien. Dass Agnar, der allseits gerühmte Wächter, dies nicht einmal in Betracht zog, traf sie mit der Wucht eines Schmiedehammers.

Doch nebst niederschmetternder Verzweiflung war da ein Funken an Wut verblieben, der mit jedem Herzschlag an Kraft gewann und letztendlich die Führung übernahm. Auch Brenna erhob sich und bedachte den Kommandanten mit einem vernichtenden Blick.

„Schön, dann gehe ich eben allein." Damit fuhr sie auf dem Absatz herum, bahnte sich einen Weg durch die betretenen Menschen und hielt doch noch einmal inne, bevor sie auf den Marktplatz hinaustrat. „Feigling! Dein Schwur ist einen Dreck wert!"

Schwer atmend stürzte Brenna ins Freie. Tränen der Wut brannten in ihren Augen, gleichzeitig wusste sie kaum, was sie nun tun sollte. Den Schiffen folgen, um dann in den Fjord hinauszuschwimmen, um sie aufzuhalten?

Ihr entfuhr ein bitteres Lachen, da die Aussichtslosigkeit der Lage allmählich Gestalt annahm. Vielleicht hatte Agnar Recht gehabt und es wäre klüger, nun zu retten, was noch zu retten war, anstatt dem auf immer Verlorenen hinterherzulaufen.

Ich verspreche es dir. Ich werde dich holen.

Die Erinnerung an ihr Versprechen entriss Brenna ein Schluchzen. Nein, sie konnte, sie durfte nicht aufgeben! Lieber wollte sie tot umfallen, denn Ida ihrem Schicksal zu überlassen.

Die Hände zu Fäusten geballt starrte das Mädchen ins Leere, unberührt von dem emsigen Schaffen der Überlebenden, die weiterhin Verletzte herbeitrugen oder die weniger Glücklichen in der stetig anwachsenden Reihe inmitten des Marktplatzes niederlegten.

Was brauchte sie, um den Schiffen gen Osten zu folgen? Für Verpflegung war gesorgt, nach wie vor unangetastet ruhte das Brot in dem Bündel auf ihrem Rücken. An Verstärkung hingegen war wohl kaum zu denken, nachdem selbst Agnar ihr Ansinnen so gnadenlos abgeschmettert hatte.

Weitere Wächter bis auf jene, die gefallen waren, hatte Brenna bisher nicht gesehen. Doch vielleicht würde sie in den Dörfern fjordaufwärts Hilfe finden, wenn denn nicht auch diese bereits überrannt und geplündert worden waren.

Diesen Gedanken schob sie rasch beiseite und machte sich auf den Weg, der das Mädchen erneut hinab in den Hafen führte. Die Sonne war längst hinter den hohen Gipfeln auf der anderen Seite der träge wogenden Wasser verschwunden, doch bis zur Dämmerung würde noch ein wenig Zeit vergehen, vielleicht gar genug, Rimsdal zu erreichen, das nächstgelegene Dorf im Osten.

Auch in den schmalen Gassen waren die meisten Toten bereits fortgeschafft worden. Unbehelligt erreichte Brenna das Ufer des Fjordes, einsam klangen ihre Tritte auf den hölzernen Bohlen. Entlang der davon abzweigenden Stege waren viele der kleinen Boote von den einfallenden Schiffen zermalmt worden, leise schwappten die Wellen über die gesplitterten Überreste hinweg.

Selbstdie Sprotte, ihrem kümmerlichen Namen zum Trotz einst der Stolz Skjellviks und bereits weit hinaus aufs Meer gesegelt, lag gesunken im Hafenbecken, lediglich ihr hoher Mast ragte noch tapfer in den Himmel hinauf.

Kurz hielt Brenna inne, den Blick auf die flatternde Fahne des vormals stolzen Bootes gerichtet. Der prächtige Dorsch auf tiefblauem Grund wand sich im Wind, schien gegen die Strömung anzuschwimmen. Seltsam getröstet fühlte sich Brenna beim Anblick des Banners Skjellviks, als ob ihr der Fisch ein Vorbild sein sollte, niemals aufzugeben, allen Widrigkeiten zum Trotz.

Entschieden wandte sie sich ab und strebte dem kleinen Pfad entgegen, der sich dicht an die schroffen Berghänge schmiegte. Schmal und steinig folgte er den Windungen des Fjordes, von zähen Gräsern gesäumt, die sich nebst Flechten in den rauen Fels gekrallt hatten.

Darunter wogten die endlosen Wasser, in Brenna ein nagendes Gefühl von Einsamkeit erweckend. Weit klagender als üblich klangen die schrillen Schreie der Möwen am heutigen Tag in ihren Ohren, ließen ihr einen Schauder über den Rücken laufen.

Sie war nun wirklich allein. Niemanden kümmerte es, wie es ihrer ging, niemand würde nach ihr suchen, sollte sie nicht wieder zurückkehren. Jäh schoss heiße Panik in Brenna auf, nahm ihr die Luft zum Atmen.

Alles in ihr schrie danach, umzukehren, zurück zu den Menschen, die ihr vertraut waren. Was gestern geschehen war, spielte keinerlei Rolle mehr, jeder würde ihre Hilfe willkommen heißen.

Verzagt spähte Brenna über ihre Schulter hinweg. Weit war sie noch nicht gekommen, ein Leichtes wäre es, dem Pfad zurück nach Skjellvik zu folgen. Doch damit würde sie Ida endgültig einer grausamen Zukunft überlassen.

In tiefen Zügen atmete Brenna die frische Seeluft ein, bis es ihr gelang, sich zu beruhigen. Auch ihre Gedanken wurden wieder klarer - zurückkehren konnte sie immer noch, sollten all ihre Bemühungen erfolglos verlaufen.

So setzte sie ihren einsamen Weg fort. Mal ging es ein Stück in die Berge hinauf, dann wieder in vielen Windungen zu den träge gegen die Felsen schlagenden Wellen hinab. Mehr als einmal verfluchte Brenna die Ausläufer des Fjordes, war sie doch gezwungen, ihnen ein gutes Stück ins Landesinnere zu folgen.

Viel zu langsam für ihren Geschmack kam sie voran und da sich schließlich die Dämmerung bemerkbar machte, musste Brenna erkennen, dass sie Rimsdal an diesem Tag nicht erreichen würde. Erneut wurde sie von quälenden Zweifeln überwältigt.

Erschöpft und mit schmerzenden Beinen sank das Mädchen auf den rauen Grund. Die auffrischende Brise ließ es erzittern, kalt würde die Frühlingsnacht hier unten an den Wassern werden.

Fest hüllte sich Brenna in ihren warmen Mantel und zog nun endlich das Brot aus ihrem Bündel hervor. Doch das nahrhafte Backwerk schien ihr im Mund aufzuquellen, nur wenige Bissen brachte sie herunter, während sich die Dunkelheit gnadenlos über den Fjord herabsenkte.

Mit einem Mal war ihr jedoch, als hätte sie einen Ruf vernommen, dessen Echo schwach zwischen den Bergen verhallte. Angestrengt lauschend richtete sich Brenna auf, doch nach einer Weile war sie sich sicher, dass die Einsamkeit bereits ihre ersten Streiche mit ihr trieb.

Doch dann ertönte die Stimme erneut, näher diesmal, und Brenna glaubte gar, ihren Namen erkannt zu haben.

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