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Weit hatte sie das Dorf bereits hinter sich gelassen, doch gellten die warnenden Klänge selbst durch den Wind bis in die Höhe hinauf. Durch einen Schleier von Tränen hindurch spähte Brenna hinab, von einer plötzlichen Beklemmung umfangen, die den hektischen Glockentönen entsprang.

Winzig klein wirkten die dicht gedrängten Häuser von hier oben, kaum zu erkennen waren die Stege, vor denen wie Spielzeug die Boote der Fischer lagen. Die fünf großen Schiffe jedoch, die mit geblähten Segeln von Westen her den Fjord hinaufkamen, waren auch aus dieser Entfernung klar auszumachen.

Augenblicklich vergaß Brenna sämtlichen Kummer. Vollkommen gebannt verfolgte sie, wie die kleine Flotte nun tatsächlich auf den kleinen Hafen Skjellvik zuhielt. Ihre Gedanken rasten, während sie ihren Körper instinktiv noch tiefer zu Boden drückte, so fern sie dem Geschehen auch war.

Konnte das wirklich sein? Wer sonst außer den allseits gefürchteten Seeräubern, die einst auch ihr Heimatdorf ausgelöscht hatten, verfügte über derartige Schiffe? Dass sie jedoch am hellichten Tage so weit in den Osten vordrangen, ergab keinerlei Sinn.

Kurz entkrampfte sich Brenna ein wenig. Nein, es musste eine andere Erklärung geben. Wen auch immer es in das kleine Fischerdorf verschlug, konnte keine üblen Absichten hegen. Nie zuvor hatte es einen Angriff gegeben, der nicht im Schutze der Dunkelheit vonstatten gegangen wäre.

Die Glocke indes mochte sich nicht beruhigen. Mit einem Mal war es Brenna, als vernehme sie nebst dem ewigen Kreischen der Möwen über dem Fjord Schreie aus menschlichen Kehlen, vom Winde verweht und gebrochen und dennoch voller Entsetzen. Zitternd schob sie sich näher an die felsige Kante heran, unfähig zu begreifen, was dort unten geschah.

Die Schiffe hatten noch nicht einmal den Hafen erreicht. Trotzdem schien es, als bräche bereits jetzt höchstes Unglück über Skjellvik herein. Nun ließ es sich nicht länger leugnen – es waren wirklich Schreie, durchtränkt von Todesangst und Schmerz, die aus den fernen Gassen gellten.

Brennas Herz schien zerspringen zu wollen, da plötzlich Rauch aufzusteigen begann, der keinesfalls den Kochfeuern geschuldet war. Gleichzeitig schob das erste der mächtigen Schiffe die kleinen Boote der Fischer beiseite, als es, präzise gesteuert, einen der Stege anlief.

Wimmernd vor ungläubigem Entsetzen vergrub sich das Mädchen schutzsuchend im Heidekraut. Mit einem Mal kehrten die Erinnerungen zurück, die sonst einzig im Dunkel der Nacht ihr Unwesen trieben, in düsteren Träumen ihre volle Wucht entfaltend und doch am nächsten Morgen bereits wieder vergessen.

Schreie und Flammen, rohes Gebrüll aus heiseren Kehlen. Gefallene Körper, von Blut durchtränkt. Verkohltes Gebälk, das traurig in den Himmel ragte, und dann diese beklemmende Stille, die sich wie ein Leichentuch über die Ruinen eines einstmals lebendigen Dorfes senkte.

Verzweifelt presste Brenna ihre Hände auf die Ohren, als ob sie damit aussperren könnte, was doch tief in ihr saß. Dem zum Trotz wurde sie die grauenhaften Bilder nicht mehr los, die vor ihrem inneren Auge einen schaurigen Tanz aufführten.

Schluchzend und haltlos zitternd lag sie da, nicht mehr fähig, auch nur einen einzigen klaren Gedanken zu fassen. Und diesmal war sie zudem allein. Keine Ida, der gegenüber sie stets ihre Stärke gewahrt hatte, um dem zarten Mädchen ein Halt zu sein.

Als sich Brenna der geliebten Freundin entsann, entfuhr ihr ein jammervoller Laut. Ida war dort unten, wo die panischen Schreie nicht abreißen mochten, wo gerade Entsetzliches geschehen musste.

Die Kraft der Verzweiflung brachte das Mädchen dazu, sich wieder auf alle Viere zu stemmen. Nur um im nächsten Moment den dichter werdenden Rauch zu erblicken, der an erschreckend vielen Stellen über Skjellvik aufstieg.

Einem Alptraum gleich ballten sich die dunklen Schwaden über dem Dorf zusammen. Zu dicht, um vom Winde verweht zu werden, versperrten sie bald jegliche Sicht, überließen es Brennas ohnehin überreizter Vorstellungskraft, was tief unten am Fjord vor sich ging.

Wieder gellte ein schriller Schrei zu ihr herauf, bohrte sich einem glühenden Eisen gleich durch ihren gesamten Körper. So sehr sie sich auch mühte, auf die Beine zu kommen, waren ihre Glieder wie gelähmt, gehorchten nicht länger Brennas Willen.

Ein Teil in ihr schrie danach, weiter hinauf in die Berge zu flüchten, fort vom Geschehen und den Erinnerungen. Andererseits wollte sie nichts mehr, als Ida beizustehen, sie aus dem Verderben zu erretten, das über Skjellvik hereingebrochen war.

Der Widerstreit jener gegensätzlichen Antriebe riss Brenna beinahe entzwei, hilflos war sie dem eigenen Entsetzen ausgeliefert, konnte weder fliehen noch zurückkehren. Halb umnachtet von der Wucht ihrer Gefühle sank sie wieder herab, presste sich fest in den weichen Bewuchs, der dem rauen Gestein seine Strenge nahm.

Wie lange sie dort dem wütenden Sturm in ihrem Inneren ausgeliefert war, entzog sich Brennas Wahrnehmung. Lange vernebelten die Bilder der Vergangenheit ihren gepeinigten Verstand, bis schließlich ein gnädiger Dämmerzustand Besitz von ihr ergriff, der sie schützend umfing.

Hoch hinauf stieg die Sonne, während ihre wärmenden Strahlen an Kraft gewannen. Die morgendliche Kühle war längst einem milden Frühlingstag gewichen, als das Mädchen endlich wieder zu sich kam.

Die Augen geschwollen von unzähligen Tränen blinzelte Brenna in das helle Licht. Kurz war ihr, als sie sie aus einem bösen Traum erwacht, doch dann wurde ihr gewahr, dass sie keinesfalls auf ihrer schmalen Pritsche lag.

Die Erinnerung traf sie härter als jeder Schlag, den Mette ihr je verpasst hatte. Entsetzt schoss das Mädchen in die Höhe und blickte hinab zum Fjord, auf dessen Wogen sich glitzernd die Sonne brach.

Weit weniger friedlich war jedoch der Anblick des Dorfes. Noch immer stieg hier und da trüber Rauch in die Höhe, einzig das Kreischen der Möwen draußen über dem Wasser durchbrach die Stille.

Angestrengt starrte Brenna in die Tiefe. Nichts regte sich in den Gassen und auch die großen Schiffe waren verschwunden. Was sie dort unten vorfinden würde, wusste sie indes genau. Doch ohne die Gewissheit, ob Ida den Überfall vielleicht wie durch ein Wunder überstanden hatte, konnte sie nicht leben.

Ich verspreche es dir. Ich werde dich holen.

Immer wieder musste das Mädchen auf dem steilen Pfad innehalten, da die bebenden Glieder es kaum noch zu tragen vermochten. Einzig der Gedanke an die geliebte Freundin trieb Brenna voran, denn wäre Ida nicht gewesen, hätte sie es niemals gewagt, sich dem Grauen erneut zu stellen.

Es begann bereits kurz vor dem Dorf – dort lag der alte Per, von einem Pfeil durchbohrt. Diesmal hatte scheinbar niemand fliehen können, doch wer hätte auch damit gerechnet, dass es am hellichten Tag geschah?

Halb gelähmt vor Entsetzen stakste Brenna um die Toten herum, abgeschlachtetem Vieh gleich über die gesamte Breite der Straße verteilt, Männer, Frauen und Kinder. Schließlich konnte sie ein Würgen nicht länger unterdrücken, heiß schoss es ihr den Hals hinauf.

Mehr als bittere Galle brachte ihr Magen nicht hervor, zu lang lag die letzte Mahlzeit zurück. Dennoch krampfte sich Brennas Inneres wieder und wieder schmerzhaft zusammen, so sehr sie auch, auf allen Vieren kniend, dagegen ankämpfte.

Als es endlich vorbei war, spuckte sie ein letztes Mal aus und fuhr sich mit dem Ärmel übers Gesicht, um Tränen und Rotze beiseite zu wischen. Schniefend und zitternd kam das Mädchen zurück auf die Beine, bemüht, ihren Blick fortan in die Höhe zu richten.

Doch auch dieser Anblick war verstörend - von manchen vertrauten Häusern zu ihren Seiten standen nichts weiter als verkohlte Ruinen, die vom Feuer verschonten Türen indes waren, von unzähligen Axthieben gezeichnet, gewaltsam aufgebrochen worden.

Je näher Brenna dem Marktplatz kam, desto mehr schwand ihre Hoffnung, auf Überlebende zu stoßen. Trübe Rauchschwaden hingen in der Gasse hinter dem Wirtshaus, auch hier hatten Feuer gewütet. Das Zum Westwind hingegen schien unversehrt, sogar das Tor zum Hinterhof war noch säuberlich geschlossen, als hätte Mette das Mädchen erst vor wenigen Augenblicken fortgeschickt.

Mit zitternden Händen löste Brenna den Riegel, dann hastete sie auf die Gesindeunterkunft zu. „Ida!", schrie sie lauthals auf und stolperte den engen Flur entlang. Nichts als Stille folgte, verlassen lag eine jede Kammer da.

„Ida", wimmerte Brenna und hielt kurz vor der vertrauten Pritsche inne, die sie in der letzten Nacht mit der Freundin geteilt hatte. Strähnen ihres roten Haares klebten ihr in der schweißnassen Stirn und auf den tränenfeuchten Wangen.

Einen Herzschlag später wischte das Mädchen sie energisch fort und fuhr herum. Das Herz schlug Brenna bis zum Halse, da sie nun auf den Hintereingang der Gaststätte zuhielt. Die Tür war nur angelehnt und gab ein leises Knarren von sich, das ebenso schauerlich wie die Stille der sonst von Hektik erfüllten Küche war.

Brandgeruch lag auch hier in der Luft, im erloschenen Ofen entdeckte Brenna die verkohlten Überreste des täglich frisch gebackenen Brotes. Angstvoll zuckte Brennas Blick zur Stube herüber, doch auch dort verriet kaum etwas den Einfall plündernden Horden. Ordentlich gerichtet standen die Tische da, einzig die breite Eingangstür zum Marktplatz hing zerschmettert in den Angeln.

Waren Ida und die anderen vielleicht entkommen? Doch wohin hätten sie gehen sollen, und warum nur war es niemandem gelungen, hinauf in die Berge zu fliehen?

Als Brenna die Überreste der wuchtigen Kellertür gleich neben der Schanktheke entdeckte, ahnte sie jedoch, was geschehen war. Ein jammervoller Laut entrang sich ihrer trockenen Kehle, dann zwang sie sich, auf den dunklen Schlund zuzutreten.

„Ida?", rief sie verzweifelt in die Düsternis hinab, erhielt jedoch bis auf den Nachhall ihrer Stimme keine Antwort.

Der Gedanke, den ausgetretenen Stufen in die Tiefe zu folgen, wohl ahnend, was sie dort erwartete, erfüllte sie mit Grauen. Zögernd nur machte sich das Mädchen auf die Suche nach einer Öllampe.

Als Brenna fündig wurde, wollte der kleine Feuerschläger ihren schwitzigen, bebenden Fingern kaum gehorchen, eine kleine Ewigkeit schien zu vergehen, bis der Zunder entflammte und sie den Docht entzünden konnte.

Alles in ihr schrie danach, einfach fortzulaufen, zurück in die Berge und fort von Tod und Zerstörung. Doch sie hatte Ida ein Versprechen gegeben und bevor sie nicht wusste, was mit der Freundin geschehen war, kam dies nicht in Frage.

Ich verspreche es dir. Ich werde dich holen.

Brennas Herz schien zu doppelter Größe anzuschwellen, da sie die Kellertreppe betrat. Unkontrolliert pochte es in ihrer Brust, hastig ging ihr Atem und dennoch kam nicht genug Luft in den Lungen an.

Unten angekommen wandte sie sich zunächst der Speisekammer zu. Trostlos lag der weitläufige Raum da, nicht ein einziger Sack Mehl war hier verblieben. Die Fässer voller gepökeltem Fleisch und Fisch waren verschwunden, ebenso die Berge an Wurzelgemüse. Von der Decke hing keine einzige Wurst mehr herab, kein Schinken, selbst die geflochtenen Zöpfe aus Zwiebeln waren herabgerissen worden.

Ein Zeichen von Leben fand sich hier jedoch nicht.

Im ebenso gründlich geplünderten Weinkeller gleich nebenan wurde Brenna schließlich fündig. Wieder wurde sie von heftigem Würgereiz erfasst, doch so sehr ihr Magen auch krampfte, kam diesmal nichts hervor.

Achtlos hatte man die Toten in eine Ecke geworfen, wohl um Platz für den Abtransport der Fässer zu schaffen. Die schwankende Flamme ließ schaurige Schatten über die Brenna so vertrauten Gesichter tanzen, manch ein Augenpaar friedlich geschlossen, andere hingegen weit aufgerissen und glasig ins Leere starrend, letztes Zeugnis eines brutalen Todes.

So sehr Brenna die biestige Mette und ihren Gatten auch verabscheut hatte, traf es sie hart, die beiden dort mit verdrehten Gliedern liegen zu sehen. Umso schmerzhafter war der Anblick von Per und Rurik, den zwei Küchengehilfen, als auch Petter und Andras, den Köchen, die allesamt freundlich zu Brenna gewesen waren.

Ida und Gritt indes lagen nicht dabei.

Ein Funken an Hoffnung ließ Brenna herumfahren. Waren die zwei dem Gemetzel vielleicht entgangen und verbargen sich an anderer Stelle? Keuchend hetzte sie die Stufen empor, zurück in die Stube und die Treppe zu den Gasträumen hinauf.

„Ida!", schrie Brenna wieder und wieder, während sie die feinen Gemächer durchsuchte. Dass jemand eben dies bereits getan hatte, verrieten die weit geöffneten Schränke und herausgerissenen Schubladen, dennoch blickte das Mädchen unter ein jedes Bett, sah in jeder Ecke nach und untersuchte selbst die kleinste, mit staubigen Stühlen oder Besen gefüllte Kammer.

Bis hinauf zum Giebel durchkämmte Brenna den Gasthof. Je näher sie dem letzten Zimmer kam, desto schwerer wurden ihr die Beine, da sie langsam begriff, dass alle Hoffnung umsonst gewesen war. Tränen der Verzweiflung stiegen ihr in die Augen, da sich auch oben auf dem Dachboden zwischen all dem Gerümpel nichts als Spinnweben fanden.

Mit einem Aufschrei trat das Mädchen den ihr nächsten Stuhl beiseite und wäre anschließend beinahe die steilen Stiegen hinabgestürzt, wenn nicht eine Hand noch rasch Halt am schmalen Geländer gefunden hätte.

Der Schock über den beinahe erfolgten Sturz ließ Brenna innehalten. Keuchend und mit wild pochendem Herzen sank sie auf die Knie, einen klaren Gedanken indes konnte sie noch immer nicht fassen.

Ich verspreche es dir. Ich werde dich holen.

Unablässig kreisten die Worte in ihrem Kopf und trieben sie zurück auf die Beine. Es musste Ida gelungen sein, auf anderem Wege zu fliehen. Vielleicht hatten sie und Gritt erkannt, dass gerade der Keller einer Todesfalle glich, so dick die von stabilen Riegeln versperrten Türen auch gewesen waren.

Doch wo nun suchen? Von fiebriger Eile geleitet und dennoch unschlüssig polterte Brenna sämtliche Stufen hinab, durchquerte die Stube und trat durch die zerstörte Vordertür auf den Marktplatz hinaus.

Auf der Schwelle geriet sie jedoch ins Taumeln. Kaum wiederzuerkennen war das weitläufige, sorgsam gepflasterte Rund, einstmals Zentrum allen Lebens in Skjellvik.

Nun lagen die farbenfrohen Überdachungen der Stände am Boden, zerrissen, zertrampelt und an mancher Stelle wie ein Leichentuch gnädig über die Toten gebreitet. Manch einen Wächter entdeckte Brenna unter ihnen, gewiss hatten sie das Dorf erbittert verteidigt und waren dennoch gescheitert.

Stumm starrte sie über die Verwüstung hinweg, verstört und ratlos, wo sie ihre Suche nach Ida fortführen sollte. Doch plötzlich vernahm das Mädchen inmitten der gespenstigen Stille ein gequältes Stöhnen, blindlings stürzte Brenna darauf zu.

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