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Viel zu früh zog der nächste Morgen herauf, kündete kalt und klar eines herrlichen Frühlingstages, während letzte Reste von Nebel hinauf in die steilen Berge stiegen, die den Fjord rahmten.

Im schwachen Licht der Dämmerung kehrten die Schiffe der Fischer zurück in den Hafen Skjellviks, beladen mit kostbarer Fracht aus zappelnden Dorschen, Heilbutt und manchmal auch hunderten kleiner Sprotten.

Nach eisiger Nacht auf den finsteren Wassern besuchte manch einer der durchfrorenen Männer jene winzigen Schänken, die außerhalb des Hafenviertels keinen allzu guten Ruf genossen.

Anders als das Gasthaus Zum Westwind, welches am oberen Rande des Marktplatzes gelegen war. Hierher verirrte sich keiner der Fischer, hätte man ihnen doch in feuchter, nach Tran und Meersalz stinkender Tracht niemals Einlass gewährt.

Früh begann der Tag jedoch auch in diesem den gehobeneren Gästen vorbehaltenen Haus. Während unten an den grauen Wassern ein hölzerner Kahn nach dem anderen den heimischen Steg erreichte, schallten die drängenden Klänge einer kleinen Glocke durch die friedliche Stille, welche sich auch in dieser arbeitsreichen Nacht über den Hinterhof der Gaststätte gesenkt hatte.

Schlaftrunken vergrub Brenna ihr Gesicht im Kissen, voller Unwillen über die allmorgendliche Störung. Dann jedoch wurde sie des warmen Körpers an ihrer Seite gewahr, der sich langsam zu regen begann.

Mit einem Schlag war sie hellwach und fuhr in die Höhe, kehrten doch plötzlich sämtliche Erinnerungen zurück und ließen sie erneut vor Entsetzen erstarren.

Auch Ida richtete sich nun auf, ihre schmächtige Gestalt nur ein undeutlicher Schemen im Halbdunkel der Kammer. Stumm blickten sich die beiden an, bis die Kleine ihre Arme mit einem Aufschluchzen um den Hals ihrer Freundin schlang.

Hart schlug Brennas Herz in ihrer Brust, ein leises Zittern bemächtigte sich ihrer Glieder, während sie gegen die lähmende Furcht ankämpfte, die in ihrem Magen brodelte. Gleich würde gewiss die dürre Mette jene letzten, kostbaren Momente der Gemeinschaft zerstören, mit schriller Stimme nach Eile fordernd, die allen Bediensteten hier seit jeher drohend im Nacken saß.

Schon drang der übliche Lärm morgendlichen Aufbruchs durch die Unterkunft, worauf sich Brenna entschieden aus der Umarmung löste, da es nun galt, ihre Habseligkeiten zu packen. Nein, diese Genugtuung würde sie der biestigen Wirtin nicht gönnen, sie hier verweint und hilflos von ihrem Lager aufzuscheuchen!

Fahrig wühlte sie die wenigen Kleidungsstücke aus dem einzigen Schränkchen hervor, das zwischen Betten und engen Wänden Platz gefunden hatte. Viel war es nicht, was Brenna besaß, doch mehr als alles andere wollte sie sich der verschmutzten Tracht entledigen, in der sie die Nacht verbracht hatte und die von den Spuren des Spülens gezeichnet war.

Erbittert knüllte sie die rote Schürze zu einem Klumpen und warf sie achtlos in eine Ecke, wand sich aus dem einstmals hübschen Kleid, um dann in ihr eigenes zu schlüpfen, das zwar schlicht, doch immerhin sauber war.

Stumm weinend rutschte nun auch Ida von der Pritsche, um ihre zerknitterte Schankmädchentracht gegen den schlichten Kittel zu tauschen, der Arbeiten fernab des Gastbetriebes vorbehalten war. Dass das zierliche Mädchen an diesem Morgen das Feuerholz ganz alleine in die Küche würde tragen müssen, versetzte Brenna einen schmerzhaften Stich.

Feste biss sie die Zähne zusammen, indes sie ihren Besitz in einem Leinensack verstaute, als ein leises Klopfen an der Tür die Freundinnen auffahren ließ. Nur einen Herzschlag später erhellte das flackernde Licht einer Öllampe die Kammer und Gritt streckte ihren Kopf durch den Spalt.

„Oh Brenna, es tut mir so leid", murmelte die junge Frau, deren oftmals so verkniffenes Gesicht von Mitgefühl gezeichnet war.

Keines einzigen Wortes mächtig starrte Brenna sie einfach nur an, worauf Gritt hastig einen Schritt nach vorne tat und ihr ein leinenes Bündel reichte.

„Da, nimm das! Möge die große Mutter über dich wachen!" Damit huschte sie wieder zur Tür hinaus.

Mit zitternden Fingern schob Brenna das Tuch auseinander, in dem sich ein ganzer Laib des feinen, dunklen Brotes fand. Gritt musste ihn aus der Küche entwendet haben, noch bevor sie alle anderen aus dem Schlaf geläutet hatte.

Hastig schob Brenna die freundliche Gabe tief in das Durcheinander aus Wäsche, warmen Socken und einem weiteren Kleid hinein. Sollte Mette den Diebstahl bemerken, würde Gritt in gewaltige Schwierigkeiten geraten, so tüchtig die junge Frau den Betrieb auch am Laufen hielt.

Und als hätte die Wirtin geahnt, dass an diesem Morgen nicht alles so lief wie es sollte, ertönte plötzlich nicht weit entfernt ihre grelle Stimme. „Warum bist du nicht in der Küche, Gritt? Was tust du noch hier? Nun mach schon!"

Im nächsten Moment flog die Tür schwungvoll auf und die Mädchen zuckten erneut zusammen, da die lange, dünne Gestalt Mettes auf der Schwelle erschien. Ihre Augen funkelten kalt durch das schwache Licht, kein Zeichen des Einlenkens war auf ihren strengen Zügen zu erkennen.

„Bist du so weit?", erkundigte sie sich knapp und musterte Brenna voller Missbilligung, als könne sie es kaum erwarten, das Mädchen vor die Türe zu setzen.

Darauf trat Ida hastig vor, flehentlich die Hände ringend. „Oh bitte, schick sie nicht fort! Bitte, tu das nicht!"

Die Wirtin jedoch blickte aus schmalen Augen auf die zierliche Blonde herab. „Du weißt, was du zu tun hast – geh an die Arbeit! Oder willst nun auch du damit anfangen, mir Schwierigkeiten zu machen?"

Die unausgesprochene Drohung hing schwer in der Luft. Brenna verspürte wieder einmal nichts als heißen Zorn auf die herzlose Frau, die ihnen nicht einmal einen angemessenen Abschied gönnen wollte. Schwerer jedoch wog die Sorge darum, dass auch Ida ihr immerhin sicheres Dach über dem Kopf verlieren könnte. Keinesfalls kam es in Frage, die zarte Freundin mitzunehmen auf eine Reise mit ungewissem Ausgang.

„Ist schon gut, Ida", murmelte sie und zog das Mädchen zu sich heran, nahm sie ein letztes Mal fest in die Arme. Schluchzend erwiderte Ida die Umarmung und wenigstens hatte Mette den Anstand, sie gewähren zu lassen.

„Ich komme und hole dich", flüsterte Brenna ihrer Freundin ins Ohr. „Wenn ich einen Ort gefunden habe, an dem es uns gut ergehen wird, komme ich und hole dich!"

„Versprichst du es mir?", wisperte Ida und umklammerte sie mit erstaunlicher Kraft, die dem schmalen Mädchen kaum zuzutrauen war.

„Ich verspreche es dir. Ich werde dich holen", erwiderte Brenna, kaum mehr als ein Hauch und dennoch ein Schwur, wie sie ihn ernster nicht hätte meinen können. „Nun geh, bevor du weiteren Ärger bekommst!"

Es fiel Brenna unendlich schwer, die schluchzende Freundin von sich zu schieben, doch wichtiger war es ihr, sie vor Mettes harter Hand zu bewahren, deren verkniffener Gesichtsausdruck bereits von ihrer Ungeduld kündete.

Ein letztes Mal blickten sich die Mädchen in die Augen, himmelblau und moosgrün. Dann fuhr Ida mit einem Jammerlaut herum und stürzte auf den schmalen Flur hinaus, während die Wirtin Brenna ungerührt musterte.

„Bist du endlich soweit?", zischte sie. „Ich habe noch anderes zu tun!"

Mühsam um Fassung ringend klaubte das Mädchen die ausgetretenen Schnürstiefel hinter dem Bett hervor. Ihr Kiefer begann zu schmerzen, so fest presste sie die Zähne aufeinander, um sowohl Tränen als auch die zornigen Worte aufzuhalten, die in ihr brannten.

Ich werde zurückkehren und Ida mitnehmen, wiederholte sie in Gedanken, während sie hastig die Riemen schnürte. Mit aller Macht klammerte sich Brenna an das gegebene Versprechen, auf dass sie in ihrer Verzweiflung nicht vollkommen den Verstand verlor.

Als sie schließlich unter den gereizten Blicken der Wirtin ihr Bündel als auch den warmen Wollmantel an sich nahm, traf sie die Endgültigkeit ihrer Lage erneut wie ein Schlag. Kurz hätten ihre Beine beinahe den Dienst versagt, dann jedoch umfing sie mit einem Mal eine seltsame Leere.

Fort war die Wut, wie ausgelöscht sämtlicher Kummer, erstickt durch das dumpfe Gefühl, dass sich aufsteigendem Nebel gleich um Brenna legte.

„Auf nun, sieh zu, dass du endlich verschwindest", fuhr die Wirtin sie ungeduldig an, doch selbst dies konnte die Gleichgültigkeit nicht durchbrechen. Wie im Traum durchschritt Brenna den düsteren Flur und hinaus in den frischen Morgen.

Der täglichen Gewohnheit folgend hielt sie auf die Hintertür des Gasthauses zu, doch Mette trat ihr in den Weg, wies mit ausgestrecktem Arm auf die hintere Pforte des Hofes. Auch diese letzte Gemeinheit nahm Brenna regungslos zu Kenntnis, ein wenig verwundert darüber, warum es sie in diesem Moment nicht mehr zu berühren vermochte, welche erschreckende Wendung ihr Leben soeben nahm.

Folgsam trottete sie über den festgetretenen Lehm, vorbei an Per und Rurik, die wie an jedem Morgen das Holz für die Öfen in handliche Scheite schlugen. Die Küchengehilfen schenkten dem Mädchen mitleidige Blicke, wagten es in Gegenwart ihrer Brotgeberin jedoch nicht, auch nur ein Wort des Abschieds zu verlieren und wandten sich rasch wieder ihrer Arbeit zu.

Das kleine Törchen neben dem Holzschuppen quietschte wie immer jämmerlich, als die Wirtin es nachdrücklich aufriss und sogleich wieder schloss, kaum da Brenna in der dämmrigen Gasse stand.

„Lass dich hier nie wieder blicken!"

Dies war alles, was Mette zu sagen hatte, doch Brenna hörte sie nicht. Ihr Blick erfasste noch einmal den Hinterhof, die stolze Fassade des Gasthauses und die kleine Baracke, die ihr selbst mit Ida an ihrer Seite niemals zur Heimat geworden war.

Weder Bedauern noch Freude empfand sie, lediglich jene beängstigende Leere, die ihr sämtliche Glieder beschwerte und das Denken erlahmen ließ. Dass die Wirtin noch immer gleich hinter dem Tor verharrte und sie aus verengten Augen musterte wurde Brenna erst bewusst, als der Frau ein ungeduldiges Zischen entfuhr.

Da endlich wandte sie sich ab, wählte instinktiv den Weg nach links, der zwischen den letzten Häusern der Wohlbetuchten hindurch hinauf in die Berge führte. Nichts als Unglück hatte ihr der Fjord gebracht, hier wollte sie nicht länger verweilen.

Einst war sie gemeinsam mit Ida dem schmalen Pfad gefolgt, der sich an den steilen Hängen entlang der salzigen Wasser von einem Dorf zum nächsten zog. Auf der Suche nach Schutz und Unterkunft waren sie in Skjellvik gelandet, doch das Glück, von dem beide Mädchen träumten, hatten sie hier nie gefunden.

Es musste dort hinter den Bergen in den waldreichen Weiten Stenlands einen Ort geben, an dem es sich besser leben ließ. Auch dort, bis hoch in den Norden hinauf, lebten Menschen, so hatte das Mädchen gehört. Wohl versorgt durch die Gaben der Wälder und das Geschick der Bauern, die kleine Äcker pflegten.

Vielleicht würde Brenna dort jemanden finden, der ihre Hilfe zu schätzen wusste.

Doch auch diese leise Hoffnung ging unter in der drückenden Gleichgültigkeit, die sie gefangen hielt. Wie umnachtet wandelte sie vorbei an dem Schein warmer Feuer, der manches Fenster erhellte und die leere Straße noch einsamer erscheinen ließ.

Bis plötzlich nicht unweit von ihr zwei Gestalten den Weg versperrten. Tief ins Gespräch vertieft waren sie, der Tracht nach zwei Wächter, deren stolzes Haus hier am Rande des Dorfes gelegen war.

Brennas Aufmerksamkeit hingegen wurde erst geweckt, als sie einen der Männer erkannte. Agnar war es, dem seinem Erscheinen kaum anzumerken war, dass er am vergangenen Abend noch höchst ausgelassener Stimmung gewesen war.

Hoch aufgerichtet stand der junge Kommandant da, eine Hand auf den Griff des eleganten Schwertes gelegt, das seine Hüfte zierte. Als er das rothaarige Mädchen entdeckte, in den wollenen Mantel gehüllt und das einfache Bündel geschultert, versteifte sich seine Haltung sogleich.

Zu Brennas höchster Verwunderung verspürte sie in diesem Moment keinerlei Wut auf den, der in ihren Augen die Schuld daran trug, was jüngst geschehen war. So müde war sie, so vollkommen erschöpft, dass sie beinahe teilnahmslos an ihm vorbeigezogen wäre.

Ein letzter wacher Anteil in ihr trieb sie jedoch zum Handeln. Schnurstracks hielt sie auf Agnar zu, der nun sein Gespräch unterbrach und die kräftigen Arme wie in Abwehr vor der Brust verschränkte. Nichts als Müdigkeit verspürte Brenna, als sie dann vor dem Wächter stand, dessen heut streng bis in den Nacken geflochtenes Haar das markante Gesicht betonte.

„Gut gemacht, Kommandant", meinte sie leise, weitaus weniger scharf, als es wohl auch Agnar erwartet hatte.

Er starrte sie einfach nur an, einen seltsamen Ausdruck in den dunkelblauen Augen. Kein einziges Wort entrang sich seiner Kehle, fast glaubte Brenna gar, den Anflug von Bedauern in seinen ansprechenden Zügen auszumachen.

Es war ihr jedoch einerlei, was diesen Mann bewegte. Stumm hielt sie seinen Blick gefangen, ohne dem Wächter an seiner Seite auch nur die geringste Aufmerksamkeit zu schenken. Bis sie sich schließlich einen Ruck gab und an den beiden vorbei den Weg in die Berge betrat.

Mit jedem weiteren Schritt, der Brenna nun von Skjellvik entfernte, kehrten die verdrängten Gefühle zurück. Zunächst war es nur ein leiser Jammer, doch je höher hinauf sie stieg, desto größer wurde der Schmerz, der in ihrem Herzen tobte.

Längst schien es, als hätte sich der Inhalt ihre Bündels in Steine verwandelt, so schwer wog das Gewicht auf ihren Schultern und zwang sie fast in die Knie. Jede scharfe Kehre des steilen Weges ließ das Mädchen auf ein neues zaudern, da sie unwillkürlich zurückblickte auf das kleine Fischerdorf und den im Schein der aufsteigenden Sonne funkelnden Fjord.

Keinerlei Freude konnte der majestätische Anblick hoch aufragender Berge in ihr wecken, kein Auge hatte sie für die Schönheit des klaren Frühlingstages. Mit Macht drängten sich die lange zurückgehaltenen Tränen hervor, bis Brenna kaum noch sah, wohin ihre Beine sie trugen.

Schließlich wich auch noch das letzte bisschen an Kraft aus ihren Gliedern. Schluchzend sank sie zwischen feinen Gräsern und Heidekraut auf den harten Grund, weinte bittere Tränen, die sich mit dem Morgentau mischten, der auf den zarten Blüten von Hartriegel und Siebenstern lag.

Niemals zuvor hatte Brenna ein derart überwältigendes Gefühl von Einsamkeit verspürt. Wie abgeschnitten vom Rest der Welt war ihr zumute, als sei sie der letzte Mensch auf Erden, dazu verdammt, auf ewig alleine zu wandeln.

Wer würde da schon hinter den Bergen sein und sie mit offenen Armen willkommen heißen? Falls sie denn den kräftezehrenden Marsch durch die felsige Ödnis überstehen würde, ohne den Fjellschleichern zum Opfer zu fallen, die hier hausen sollten.

Verzweiflung und Furcht ließen Brennas Herz wild schlagen, während sie ihr Gesicht in den Händen vergrub. Ein heftiges Zittern schüttelte ihren Körper, das nicht dem kühlen Wind geschuldet war, der über die Hänge fuhr.

Lange lag sie so da, nicht fähig, auch nur einen Gedanken zu fassen, der frei war von Angst und Hoffnungslosigkeit. Von Osten her fielen die wärmenden Strahlen der Sonne langsam in das Fjordtal hinein, doch das Mädchen nahm sie nicht einmal wahr.

Erst, als tief unten am Ufer eine Glocke zu läuten begann, sah Brenna endlich auf.

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