Kapitel 12
"MyLady? Ihr habt einen Brief erhalten."
"Von wem?"
"Prinz Bradford wurde mir berichtet, MyLady." Sofia überreichte mir den Brief leicht lächelnd. Ich nahm ihn an mich und begutachtete den hellen Brief mit einem Siegel aus dunkelrotem Wachs in meiner Hand. "Von wem hast du ihn bekommen?" wollte ich misstrauisch wissen und ignorierte das Gefühl von Ungerechtigkeit gegenüber Sofia.
"Ein Bote kam und wollte den Brief, Lady Emilia überreichen, jedoch konnte ich ihn noch rechtzeitig abfangen" lächelte sie weiterhin, es schien als würde sie mein Misstrauen gegenüber ihr und allen anderen ignorieren. "Dieser Brief war nur in meinen Händen und sonst bekam ihn niemand, auch nicht eure Tante. Ich gebe euch mein Wort, MyLady"
"Danke" Ein Lächeln zierte meine Lippen und ich öffnete den Brief in meiner Hand. "Bring mir bitte einen Tee" murmelte ich gerade noch so laut, dass Sofia meine Bitte noch hören konnte. Mit einem "Natürlich" verschwand sie aus meinem Zimmer und ich konnte den Brief lesen.
Liebste Vlinder
Ich hoffe es ist nach meiner Abreise nichts geschehen.
Mit diesem Brief möchte ich dir noch einige Worte, eigentlich viele Sätze mitteilen.
Zu allererst: Verzeih mir bitte diese Sache von deinem Besuch bei mir. Mein Bruder hatte kein Recht dazu, vor dir irgendetwas zu erwähnen, ich wollte es dir erklären.
Ich hielt bei diesen Worten inne und versuchte nicht an diesen Tag zurück zudenken. Es war mir weiterhin unklar, weshalb er mich nun heiraten möchte obwohl er doch bereits eine Verlobte an seiner Seite hatte, die er auch wirklich liebte. Ein Klopfen riss mich aus meinen Gedanken und nach einem tiefen Ein und Ausatmen rief ich ein 'Herein'. Sofia kam mit einem Tablett hinein und stellte alles auf einen kleinen Tisch neben dem Fenster hin.
"Danke Sofia. Ich möchte heute nicht mehr gestörte werden"
"Wie Ihr wünscht. Ich wünsche noch einen angenehmen Tag. Ich werde vor dem zu Bett gehen nocheinmal zu euch kommen, um euch euer Nachtgewand anzulegen." Sofia verbeugte sich lächelnd und verschwand schnell aus meinem Zimmer. Seufzend setzte ich mich auf meine Fensterbank und trank zuerst einen Schluck meines Früchtetees. Der süße und doch leicht säuerliche Geschmack breitete sich angenehm auf meiner Zunge aus und die Wärme des Tees zog mich sanft aus meiner vorherigen Kälte hinaus.
Mein Bruder sagte die Wahrheit. Ich habe ihm und auch meinem Vater erzählt, ich hätte mich verlobt
Mein Herz wurde schwer und ich wusste nicht ob ich wirklich weiterlesen möchte. Ich wusste doch nichteinmal ob es mich verletzen würde, hätte er bereits eine Verlobte und ich würde vermutlich seine Nebenfrau, seine Konkubine werden. Das wollte ich jedoch nicht...
Es stand bereits für mich fest, als wir uns das erste Mal trafen.
Ich wusste ich musste dieses wunderschöne Mädchen heiraten. Aber bitte versteh mich nicht falsch - es war nicht nur ihre Schönheit die mich fesselte sondern auch ihre Art zusprechen, ihr wunderschönes Lachen und das liebreizende Lächeln welches mich selbst lächeln ließ.
Dieses Mädchen ist dir bekannt, meine Schöne und dieses wunderbare Mädchen bist du und niemand anderes. Ich hatte nicht geahnt, dass mein Bruder kommen würde und vor dir und deinem Bruder soetwas sagen würde. Er wusste nicht das du dieses bezaubernde Mädchen bist und das tut mir leid. Ich hoffe du kannst mir diesen kleinen Fehler verzeihen? Aber nun bist du meine offizielle Verlobte, es muss nur noch dem Volk bekannt gegeben werden und das wird zu Neumond sein.
Am Tag des Neumondes werden wir, neben meinen Eltern, vor unser Volk treten und dich ihnen zeigen.
Die Hochzeit wird nach dem Verlobungsfest bestimmt und bis dahin wirst du im Schloss leben.
In fünf Tagen werden dich eine Kutsche und einige Wachen ins Schloss begleiten. Ich werde sehnsüchtig auf dich warten und das du mir ja nicht davon läufst, ich werde dich immer finden, meine Schöne.
In Liebe
Dein Prinz Miro Bradfort
Seufzend legte ich den Brief zur Seite und sah ruhig aus dem Fenster. Es sollte mich doch eigentlich freuen, mich von meiner Familie zu befreien, vorallem von meiner Tante und Emilia. Jedoch... irgendetwas störte mich daran und doch konnte ich nicht in Worte fassen, was mich nicht glücklich stimmte. Es war seltsam und doch konnte ich nichts dagegen tun. Müde beobachtete ich wie mein Vater und mein Bruder im Garten sich angeregt unterhielten, etwas störte meinen Bruder und Vater wollte wohl nichts dagegen tun. Vermutlich war ich dieses Gesprächsthema und ich störte ihn. Zwei Wachen standen etwas entfernt von ihnen und wirkten teilnahmslos und uninteressiert.
Ich werde heiraten.
Lustlos trank ich den letzten Rest meines Tees aus und stellte die Tasse weg.
Das werden bestimmt...
Die Tür wurde aufgestoßen und eine grinsende Emilia kam in mein Zimmer. Ein genervtes Seufzen verließ meine Lippen und gewappnet vor all ihrer Feindseligkeit, stand ich auf.
"Was möchtest du Emilia?"
"Ach Schwesterchen! Darf deine große Schwester dich nicht grundlos besuchen? Das verletzt mich nun wirklich zutiefst"
Diese Heuchelei und Lügerei ging mir wirklich auf die Nerven, jedoch sollte ich in den nächsten Tagen nichts falschen in irgendeiner Art und Weise bei ihr machen. Mutter war dann doch lieber auf der Seite ihrer ältesten Tochter und Agnes.
"Natürlich... was möchtest du nun von mir?" Ein falsches Lächeln zierte meine naturroten vollen Lippen, während meine unterschiedlich farbenen Hexenaugen meine Schwester regelrecht an ihrem Platz fixierten. "Ich wollte nur ein kurzes Gespräch mit dir führen. Über deine Hochzeit mit dem Prinzen..." ihr Blick fiel auf den offenen Brief der auf meinem Tisch lag. Noch bevor sie an den Brief kam, hatte ich ihn mir schnell vom Tisch genommen und sah Emilia warnend an.
"Dein kleiner Prinz?" Ein arrogantes Lachen erklang und meine Schwester sah mich wütend an. "Glaub bloß nicht, dass ein Prinz - ein echter Prinz an soetwas wie dir echtes Interesse und Zuneigung hat!... warte..." amüsiert sah sie mich an "... sag mir nicht, du glaubst wirklich... oh du armes kleines dummes Mäuschen. Natürlich ist es nur eine Lüge und das es seine Verlobte nicht geben sollte ist lächerlich, äußerst lächerlich, kleine Schwester. Seine Verlobte kommt aus dem nördlichen Nachbarland und ist wahrlich eine Schönheit und Intelligent, nicht wie du."
"Bitte geh Emilia. Ich möchte deine ausgedachten Lügen nicht mehr hören" zischte ich angegriffen von ihren Worten. Das Papier in meiner Hand war nur noch ein zerknülltes Papier.
"Ach... ist deine Sache ob du mir glaubst oder nicht aber ich verspreche dir eines kleine Schwester. Du wirst nicht die Frau dieses Prinzen sondern ich, dafür werden wir sorgen!" Mit diesen angsteinflößenden Worten stolzierte Emilia mit erhobenen Hauptes und einem siegessicheren Grinsen aus meinem Zimmer.
"Das kann doch nicht wahr sein..." kraftlos setzte ich mich auf mein Bett und schloß müde meine Augen.
Wie sollte das alles nur weiter gehen?
Ob sie es schaffen werden? Irgendwie hatte ich ein ungutes Gefühl...
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