Kupferbraun
,,Und? Wie ist das Bild geworden?" fragte Judith am nächsten Tag aufgeregt an Rosie gewandt, während die Mädchen gemeinsam mit Edward und Callum zum Frühstück in die große Halle gingen.
,,Psst, Judith! Nicht, dass Edward noch was davon mitbekommt!" raunte Rosie ihrer Freundin leise zu, sodass ihr Bruder nicht misstrauisch wurde. Doch dieser unterhielt sich gerade ohnehin angeregt mit seinem besten Freund und schenkte den Mädchen keine Beachtung.
,,Ich sag' ja gar nichts." murmelte Judith und zuckte mit den Schultern.
,,Hast du zu Gesicht bekommen, was du wolltest?" fragte Kat, die ebenfalls neben Rosie die Gänge entlang schritt.
,,Ja... Naja, so halbwegs. Aber ein besseres Bild von den Sternen werd' ich wohl nicht kriegen." seufzte sie.
,,Also ich finde noch immer, dass es dämlich von dir war, dich rauszuschleichen." murmelte Rachel ihr vorwurfsvoll zu. Kathleen verdrehte die Augen.
,,Sei keine Spießerin, Rachel."
,,Ich bin keine Spießerin! Ich bin nur schwer dagegen irgendwelche Regeln zu brechen!" flüsterte sie ihren Freundinnen empört zu.
,,Das ist der Inbegriff einer Spießerin..." seufzte Kat, woraufhin Rosie und Judith leicht kichern mussten. Rachel reckte nur beleidigt ihr Näschen in die Höhe.
,,Außerdem ist ja nichts passiert. Dich hat ja niemand gesehen, stimmt's Rosie?" kam es von Judith.
Rosie kamen schlagartig wieder Sirius' graue Augen in den Sinn. Sie spürte, wie ihre Hände schwitzig wurden und sich ein nervöses Gefühl in ihrem Magen breit machte. Doch sie nickte nur lächelnd und versuchte alles zu überspielen.
,,Ja... Ich meine, Nein. Mich hat keiner gesehen." log sie.
Die Mädchen kamen mittlerweile in der großen Halle an, wo sie sich an den Slytherin-Haustisch setzten. Rosies Freundinnen griffen sofort zu und schaufelten sich alles Mögliche auf ihren Teller. Sie selbst hatte jedoch wenig Appetit. Die Nervosität lag ihr viel zu schwer im Magen, weswegen sie das Gefühl hatte sich übergeben zu müssen, sollte sie auch nur einen Bissen hinunterschlucken. Deswegen griff sie lediglich zu einem Apfel.
Sie traute sich die ganze Zeit nicht eine Sekunde zum Gryffindor-Tisch zu blicken. Zu groß war die Angst, diese grauen Augen würden ihren Blick wieder einfangen. Etwas unbehaglich biss sie in ihren Apfel. Sein säuerlicher Geschmack breitete sich auf ihrer Zunge aus und ließ ihre Geschmacksnerven erst richtig wach werden.
Rosie hatte große Angst, dass Sirius sie verpetzen könnte. Es ging gar nicht darum, dass sie sich Abends hinausgeschlichen hatte, immerhin hatte er selbst das auch getan und würde ebenfalls Ärger dafür bekommen. Es ging darum, dass er wohl gesehen hatte, dass sie sich bei Lily bedankt hatte.
,,Rosie? Ist alles gut?" fragte plötzlich ihr Bruder. Rosie erwachte etwas schreckhaft aus ihren Gedanken.
,,Ähm... Klar. Wieso?" fragte sie und versuchte so normal wie möglich zu klingen.
,,Willst du denn nichts essen?" fragte Edward mit einem skeptischen Blick auf den Apfel in ihrer Hand.
,,Ach, ich hab einfach keinen so großen Hunger." meinte Rosie und zuckte mit den Schultern.
,,Du, ich wollte dir sowieso noch Bescheid geben. Ich muss heute in meiner Freistunde in die Bibliothek."
,,In der dritten Stunde?" fragte er. Rosie nickte.
,,Da hab' ich Zauberkunst." seufzte Edward.
,,Aber ich muss die Hausaufgaben für Zaubertränke bis morgen machen und dafür muss ich in die Bibliothek, es geht nicht anders."
,,Kann dich von deinen Freundinnen niemand begleiten?"
,,Judith hat Wahrsagen und Kat und Rachel müssen zu Alte Runen." meinte Rosie und schüttelte den Kopf. Edward zuckte mit den Schultern.
,,Naja, wenn ich Unterricht hab, kann man nichts machen. Dann geh' allein." meinte er und trank seine Tasse Kräutertee aus.
,,Ist gut."
In der dritten Stunde saß Rosie genau wie angekündigt allein in der Bibliothek, bewaffnet mit Tintenfass und Schreibfeder. Auf dem Tisch um sie herum lagen aufgeschlagen drei verschiedene Bücher mit Kapitel über den Schwelltrank und das Gegenstück dazu, den Abschwelltrank. Leider war Zaubertränke ein Fach, für das Rosie sich gar nicht begeistern konnte... Aber ihre Noten durfte sie darunter nicht leiden lassen, weswegen sie sich wohl oder übel Mühe für den Aufsatz geben musste.
Nach einiger Zeit stand sie auf, um in einem Regal nach einem weiteren Buch zu suchen. Nach einem, in welchem etwas mehr Informationen über die Zutaten des Abschwelltrankes beschrieben waren. Gelangweilt strich sie über die einzelnen Buchbände, bis sie irgendwann auf einen dicken Wälzer mit kupferbraunem Ledereinband stieß, auf dessen Buchrücken in goldenen Druckbuchstaben der Titel eingraviert war.
Rosie packte das schwere Buch mit beiden Händen und zog es aus dem Regal. Doch kaum hatte sie es in den Händen erschrak sie als sie auf einmal durch die Spalte, wo vorhin das Buch gewesen war, von zwei grauen Augen angestarrt wurde.
Das Mädchen blickte ihnen erschrocken entgegen. Auf der anderen Seite des Regals stand jemand... Und ihr kam sofort in den Sinn, wer dieser Jemand war.
Mit klopfendem Herzen stellte sie das Buch sofort wieder zurück ins Regal und hastete zurück zu ihrem Platz am Schreibtisch. Hektisch packte sie ihre Schreibsachen, sowie den halbfertigen Aufsatz zurück in ihren Schulranzen. Die drei Bücher, die um sie herum gelegen hatten, packte sie ebenfalls ein. Sie würde den Aufsatz einfach in ihrem Zimmer fertig schreiben. Jetzt gerade wollte sie einfach nur raus aus der Bibliothek.
Mit schnellen Schritten hastete sie zum Ausgang und schritt allein die menschenleeren Gänge entlang. Innerlich redete sie sich ein, dass Black sicher nur zufällig in der Bibliothek gewesen war. Das hatte bestimmt nichts mit ihr zutun gehabt. Doch dieser Gedanke verpuffte augenblicklich als sie irgendwann Schritte hinter sich vernahm.
Ihr Herz begann ihr wieder bis zum Hals zu schlagen. Vorsichtig drehte sie sich um und lugte über ihre linke Schulter. Ihr Kopf zuckte augenblicklich wieder nach vorne als sie tatsächlich Black erblickte, der ihr hinterherging. Rosie erhöhte ihr Tempo und ging gerade so schnell, dass sie noch nicht lief. Sie bog um alle möglichen Ecken, um ihn irgendwie abzuschütteln, doch Sirius verfolgte sie immer weiter.
Wollte er mit ihr sprechen? Oder war es vielleicht deswegen, weil er sie gestern Nacht am Astronomieturm getroffen hatte? Rosie malte sich alle möglichen Szenarien in ihrem Kopf aus. Vielleicht wollte er... Ach, in Wirklichkeit hatte sie doch keine Ahnung, was er denn von ihr wollen könnte. Sie wusste nur, dass er ihr mittlerweile sicher gute fünf Minuten durch die ganze Schule folgte.
Rosie nahm einen tiefen Atemzug und blieb plötzlich stehen. Sie hörte, wie das Geräusch von Sirius' Schritten ebenfalls verstummte. Er war wohl auch stehen geblieben. Sie nahm all ihren Mut zusammen und drehte sich um.
,,Hör auf mich zu verfolgen!" sagte sie mit fester Stimme, konnte jedoch nicht verhindern, dass ein kleines Zittern in ihrem Unterton mitschwang. Ein Schmunzeln schlich sich auf Sirius' Gesicht.
,,Ich?" fragte er gespielt überrascht. Er blickte kurz hinter sich und tat so als würde er nach irgendjemandem suchen, der außer ihm noch gemeint sein könnte.
,,Ja... Du!" wiederholte Rosie.
,,Hör auf damit!"
Sirius hob seine Schultern und machte lässig ein paar Schritte auf Rosie zu, die nur unsicher in Mitten des Ganges stand.
,,Okay..." meinte er.
,,Dann hör du auf mich zu zeichnen."
Rosie merkte, wie ihr mit einem Schlag ihr gesamtes Blut in den Kopf schoss. Beschämt drehte sie sich von Sirius weg. Sie erinnerte sich daran, dass er gestern Nacht schon etwas ähnliches erwähnt hatte... Er hatte es damals am schwarzen See also doch bemerkt. Sie hörte, wie er hinter ihr ein belustigtes Schnauben ausstieß.
,,Hey, kein Grund sich zu schämen, ich würde mich auch zeichnen, wenn ich es könnte." scherzte er.
,,Verfolgst du mich deswegen?" fragte Rosie. Diesmal war das Zittern in ihrer Stimme deutlich herauszuhören.
,,Weil ich dich gezeichnet habe?"
,,Wenn du schon so fragst... Ja." sagte er und ging mit langsamen Schritten um sie herum.
,,Eigentlich, weil du mir in letzter Zeit allgemein sehr merkwürdig vorkommst."
,,Merkwürdig?" fragte Rosie und runzelte ihre Stirn.
,,Darf ich fragen wieso?"
,,Niedlich... dass du fragst." murmelte Sirius belustigt.
,,Wenn es etwas mit dem Astronomieturm zutun hat, dann-..." begann Rosie, doch Sirius unterbrach sie.
,,Was hast du dort gemacht?"
,,Na, was wohl... Ich hab' gezeichnet." sagte sie und verschränkte ihre Arme.
,,Hm... Interessant." meinte Sirius. Er genoss es, sie so verunsichert zu sehen.
,,Was wolltest du eigentlich dort?" stellte Rosie plötzlich eine Gegenfrage. Sirius zuckte nur mit den Schultern.
,,Das wird doch wohl meine Sache sein, oder?" entgegnete er und lächelte provokant.
,,Klar..." murmelte Rosie.
,,Was wolltest du von Lily?" fragte Sirius und musterte sie neugierig.
,,Das wird doch wohl meine Sache sein, oder?" antwortete Rosie schnippisch. Sirius rechter Mundwinkel zuckte.
,,Wow, du setzt meine eigenen Maschen gegen mich ein?" murmelte er und zog eine Augenbraue in die Höhe.
,,Sympathisch..."
,,Hör zu." begann Rosie und holte tief Luft.
,,Es wäre... wirklich nett von dir... wenn du niemandem davon erzählen würdest, okay?"
,,Ach... Darf denn keiner wissen, dass du mit Evans gesprochen hast?" fragte Sirius gespielt ahnungslos.
,,Dann war es wohl nicht so schlau das Ganze während einer Unterrichtsstunde zu machen."
,,Ja, ja... Kann sein." schnaubte Rosie.
,,Aber du würdest mir damit einen Gefallen tun..."
,,Soll ich dir vielleicht einen Gefallen tun?" fragte Sirius provokant. Rosie starrte ihm etwas gereizt entgegen.
,,Vielleicht bin ich ja so nett." sagte er und zuckte mit den Schultern. Innerlich atmete Rosie erleichtert auf.
,,Aber vielleicht solltest du mich zur Sicherheit morgen nochmal fragen." fügte Sirius noch hinzu. Die Erleichterung verschwand augenblicklich.
,,Das geht nicht!" zischte Rosie ihm zu.
,,Wieso nicht?"
,,Ich..." stammelte sie, fand aber die richtigen Worte nicht.
,,Darfst du nicht mit mir gesehen werden?" fragte Sirius. Rosie sagte nichts. Denn er hatte ja recht mit dem was er sagte. Sie durfte nicht mit ihm gesehen werden, unter keinen Umständen.
,,Tja... Dann wirst du wohl nochmal zum Astronomieturm kommen müssen." seufzte er und hob die Schultern, als gäbe es keine andere Möglichkeit. Rosie weitete ungläubig ihre Augen, während sich Sirius begann rückwärts von ihr zu entfernen.
,,W-Was...?" kam es verdutzt von Rosie.
,,Astronomieturm... Morgen Nacht." sagte Sirius, während er dabei war sich aus dem Staub zu machen.
,,Es sei denn, du willst riskieren, dass ich jemandem aus Versehen von deinem Pläuschchen mit Lily erzähle."
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