13. Kapitel
Verschlafen öffnete ich meine Augen und blinzelte ein paar mal, um wacher zu werden. Langsam setzte ich mich ein wenig auf und fuhr mir mit der Hand durch die Haare. Einzelne Strähnen fielen nach vorn, direkt in mein Gesicht und ich pustete sie weg.
Der Vorfall mit dem Mountain Man lag schon einige Monate zurück. Ich hatte versucht, damit klarzukommen, die Bilder zu verdrängen und mir einzureden, dass sie unsere Feinde waren, sie waren es, ohne Zweifel, aber dennoch war es schrecklich, was mit ihnen passierte, wenn sie der Strahlung ausgesetzt waren.
Scher dich nicht drum, Rose, redete ich mir.
In der letzten Zeit bin ich jedem aus dem gegangen, ich hatte es versucht. Jeden Tag bin ich früh aufgestanden, noch bevor die Sonne aufgegangen war, und hatte mich im Wald »versteckt«. Einfach nur, damit niemand mit mir reden konnte.
Ich wollte mich gerade erheben, als die Zeltwand zur Seite gerissen wurde.
»Wo ist denn meine Geburtstagselfe?«, vernahm ich die Stimme meines Bruder. Plötzlich stand er vor mir und zog mich zu sich hoch. »Alles Gute zum Sechzehnten!«
Er umarmte mich fest, so dass ich kaum noch Luft bekam. Ich versuchte seinen Griff zu lockern, doch es gelang mir nicht. »In zehn Minuten draußen auf dem Platz. Wenn du nicht kommst, stell ich dich als Feigling ein.« Er ließ mich los.
»Als ob«, meinte ich grinsend und Lincoln verließ mich lächelnd.
Hastig zog ich mich an, schnallte meinen Köcher und meinen Bogen auf den Rücken, legte meinen Dolch in die Halterung und ging nach draußen.
Wie versprochen, wartete Lincoln bereits auf mich und ich lief ihm entgegen.
»Wohin soll's gehen?«, fragte ich neugierig.
»Wirst du sehen, kleines Vögelchen«, ertönte eine Stimme hinter mir.
Ich schloss die Augen.
Bitte nicht.
Langsam drehte ich mich um und sah in das Gesicht Mayks.
»Kommt!«, rief Lincoln und ich folgte ihm, ohne weiter auf meinen Verlobten einzugehen.
Wir rannten in den Wald hinein, mein Bruder lief vor mir, Mayk hinter mir.
»Halte deinen Bogen bereit. Wenn du heute mehr erlegst als ich, darfst du dir etwas wünschen!«, meinte Lincoln laut, damit ich ihn verstehen konnte.
»Dann halte dich bereit, Bruderherz. Ich werde dich schlagen!«
Ich beschleunigte mein Tempo und überholte ihn. Vor mir tauchte sobald der Fluss auf und ich sprang über die Steine, hinüber zum anderen Ufer. Ich bog ab zu Felswand und kletterte sie hinauf. Lincoln und Mayk warteten unten und blickten zu mir hinauf.
»Was machst du da, Rose?«, fragte mein Bruder verwundert.
»Ich muss doch meine Beute auskundschaften!«, brüllte ich hinunter und zog mich die letzten Meter hoch.
»Du wirst auch von da oben nichts sehen. Die Bäume verdecken alles!«, meinte Mayk.
»Ach!« Ich kam wieder auf die Beine und sah mich um.
»Sie will nur die Gebiete auswählen«, hörte ich Lincoln dem Jungen erklären.
»Kommt hoch!«, rief ich laut. »Es ist wunderschön.«
Der letzte Satz war eher an mich gerichtet. Ich ließ meinen Blick schweifen und sog die Eindrücke langsam in mich auf. Ich konnte Mount Weather sehen, den Wasserfall, die Weiten des Wälder und einige Dörfer – winzig klein.
»Nun gut. Wer als Erster oben ist«, sagte Mayk zu Lincoln. Er rieb sich die Hände, bevor er zu Klettern begann.
Ich wandte meinen Kopf gen Himmel und schloss die Augen, als die wohlige Wärme der Sonne mein Gesicht berührte.
Auf einmal vernahm ich ein tiefes Geräusch. Ein lautes Grummeln - es war mir unbekannt. Abrupt schlug ich meine Augen wieder auf und sofort erfassten sie das unförmige Objekt am Himmel, welches rasend schnell zur Erde raste.
»Lincoln ..!«, rief ich ängstlich, ohne den Blick abzuwenden. Ich sah, wie das Ding im Wald einschlug und die Erde bebte leicht. »Was zum ..?«
Mayk kam neben mir auf die Beine und sein Blick ging sofort in dieselbe Richtung wie meiner. »Was war das?«, fragte er mich.
»Finden wir's heraus«, meinte ich nur und drückte mich vom Boden ab.
»Rosana!«, vernahm ich die ängstliche Stimme meines Bruders.
Ich ergriff den Ast des Baumes, der in der Nähe des Fels gestanden hatte und schwang mich hoch, so dass ich auf einem anderen hockte.
»Bleib stehen!«
Ich ignorierte die Befehle meines Bruders, schwang stattdessen von Ast zu Ast und sprang von Baum zu Baum. Ich wollte wissen, was dort abgestürzt war und nichts, überhaupt nichts, konnte mich davon abhalten.
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