kapitel 18 : alles zu opfern
Hayley lag mit geschlossenen Augen auf dem Bett, ihre Haut glänzte feucht im trüben Licht des kleinen Zimmers, während ihr Körper vor Erschöpfung fast kraftlos in die Kissen sank. Ihre Stirn glühte, und der Schweiß perlte von ihren Schläfen, hinterließ feine, silberne Spuren auf ihrem blassen Gesicht. Neben ihr kniete Rebekah, deren Gesichtszüge eine seltsame Mischung aus Zuneigung und Gereiztheit widerspiegelten. Mit behutsamen, sorgfältigen Bewegungen tupfte sie Hayleys heiße Haut ab – zuerst die Stirn, dann die Wangen, schließlich die Brust, wo das fiebrige Pochen Hayleys schnelle, flache Atmung begleitete.
Rebekah seufzte, leise, und zupfte ungeduldig an ihrem Tuch. Ihre Hände wirkten ruhig und bedacht, doch der Ausdruck in ihren Augen verriet Gereiztheit. "Hör auf, dich zu winden!", zischte sie und rollte die Augen mit einer dramatischen Exasperation, die ihre Stirn in Falten legte. "Elijah wird jeden Moment hier sein. Versuche dich zu beruhigen, Hayley."
Hayley öffnete schwerfällig die Augen, und ein schwaches, schiefes Lächeln huschte über ihre trockenen Lippen, als sie kaum hörbar flüsterte, ihre Stimme kratzig und brüchig. „Ich fühle mich, als hätte mich jemand in die Mikrowelle gesteckt." Sie schloss die Augen wieder, ihr Gesicht verzog sich in einem Ausdruck des Schmerzes und des tiefen Unwohlseins.
Rebekah stieß ein halb genervtes, halb amüsiertes Schnauben aus, doch ein zärtliches Lächeln zog an den Winkeln ihrer Lippen, das sie rasch zu verbergen versuchte. "Nur weil du ein Baby in dir trägst, heißt das noch lange nicht, dass du dich wie eins benehmen darfst", erwiderte sie mit einem Hauch ironischer Strenge in der Stimme, als wollte sie ihren eigenen besorgten Ausdruck verbergen. „Und außerdem bin ich mir sicher, dass mein kleines Nichten-Monster dir dabei hilft, dich zu regenerieren."
In diesem Moment wurde die angespannte Stille durch das Geräusch einer sich öffnenden Tür zerrissen. Elijah trat ein, gefolgt von Sophie, und die sanfte, stille Intensität seiner Gegenwart erfüllte augenblicklich den Raum. Rebekah drehte sich blitzschnell um, ihre Augen funkelten, und ihr gesamtes Wesen spannte sich wie das einer Raubkatze, die auf die Bedrohung fixiert war. Ihre Haltung veränderte sich von fürsorglich zu scharf wie eine Rasierklinge.
„Was zum Teufel macht *sie* hier?" Ihre Stimme klang wie ein kalter, schneidender Hieb durch die schwere Luft, voll bitterem Misstrauen, das sich in ihren Augen spiegelte. Ihre Verachtung war unverkennbar, und ihre ganze Gestalt bebte vor aufgestauter Frustration.
Sophie ließ ein tiefes, langsames Seufzen hören, aber ihr Blick blieb fest und unerschrocken, ruhig wie ein stilles Gewässer vor dem Sturm. Sie ließ sich von Rebekahs scharfen Worten nicht beirren, die Entschlossenheit in ihren Augen blieb unerschütterlich. „Ich will helfen", sagte sie schlicht, ihre Stimme ein klares Echo in der bedrückenden Stille.
Rebekah funkelte sie mit purer Abneigung an, ihre Augen wie eisige Splitter. „Helfen?" Wiederholte sie mit einem höhnischen Lachen, das zugleich voller Zorn war. „Du bist der Grund, warum wir überhaupt in diesem Schlamassel stecken! Warum ist Hayley immer noch mit ihr verbunden, Elijah?" Sie warf ihrem Bruder einen vorwurfsvollen Blick zu, als erwartete sie, dass er endlich zu ihrer Seite stand.
Abseits von all dem stand Rosalie am Rand des Zimmers, ihre Arme verschränkt vor der Brust, und beobachtete das verbale Kräftemessen mit einer Mischung aus Müdigkeit und offenkundiger Gereiztheit. Ihre scharf geschnittenen Augenbrauen zogen sich missbilligend zusammen, und sie schüttelte kaum merklich den Kopf. „Könnt ihr vielleicht ein einziges Mal normal miteinander reden?", murmelte sie, kaum laut genug, dass es jemand hörte, und ihr Ton war trocken, fast spöttisch.
Elijah trat vor, seine Gestalt in tadellos sitzendem Anzug wirkte wie ein Ruhepol im Raum, seine sanfte Autorität wie ein leiser, aber beständiger Strom. Er hob die Hand, ein fast beruhigendes, stilles Signal. „Rebekah, lass Sophie tun, was sie kann", sagte er leise, seine Stimme sanft, aber bestimmt, wie eine unausgesprochene Mahnung zur Vernunft.
Sophie nickte nur, entschlossen, ihren eigenen Anteil an der Verantwortung zu übernehmen. „Ich weiß, wie man das Fieber senken kann", erklärte sie ruhig und sachlich, „aber ich brauche spezielle Kräuter. Es wird Zeit kosten, sie zu besorgen."
Rosalie, die die ganze Unterhaltung schweigend verfolgt hatte, verdrehte genervt die Augen und stieß ein tiefes, resigniertes Seufzen aus. Sie drückte sich von der Wand ab, als hätte sie sich gerade erst entschlossen, aus ihrem Zuschauerstatus auszubrechen. Mit einem leichten Anflug von Ironie in der Stimme erklärte sie: „Gut, dann spiele ich eben den Laufburschen." Ihr Ton war zynisch, doch in ihren Augen lag ein glimmendes Funkeln des Widerwillens, das die Entschlossenheit nur umso deutlicher hervorhob. Bevor jemand antworten konnte, wirbelte sie auf dem Absatz herum, ihr dunkelblaues Kleid raschelte leise, und sie machte sich in schnellen, energischen Schritten auf zur Tür.
Sophie sah ihr einen kurzen Moment nach, ihre Augen musternd, fast abschätzend. „Ich schicke dir eine Liste", bemerkte sie nüchtern und fast unbeteiligt.
Rosalie hielt für einen Moment inne und verzog ihre Lippen zu einem ironischen Lächeln, das jedoch nur halb die leise Abneigung verbarg, die in ihr brodelte. Mit einem kurzen, widerwilligen Nicken sah sie kurz zu Elijah, der sie ermutigend ansah. Für einen Moment schien sich ihre kühle Miene zu erweichen, als sich ihre Blicke trafen – ein flüchtiges, fast unmerkliches Gefühl, das schnell wieder hinter ihrer Fassade verschwand. Mit einem abschätzigen Funkeln in den Augen und einer Haltung, die betonte, wie wenig ihr daran lag, sich befehlen zu lassen, setzte sie sich schließlich in Bewegung.
„Ich muss hier sowieso mal raus", murmelte sie und verließ das Zimmer, wobei sie Elijah im Gehen ein kleines, festes Etwas in die Hand drückte – ein kleiner, frecher Akt der Trotzreaktion, als wollte sie ihm sagen, dass sie ihren eigenen Weg gehen würde, unabhängig von den Umständen. Doch gerade als sie die Tür hinter sich schließen wollte, zögerte sie, ein kleiner, kaum wahrnehmbarer Moment des Innehaltens, bevor sie endgültig verschwand und die Tür mit einem leisen Klicken ins Schloss fiel.
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Rosalie stand in dem dämmrigen Licht des kleinen Kräuterladens und beugte sich über die Regale, ihre schlanken Finger huschten hastig von Flasche zu Flasche. Ihr Ausdruck war angespannt und konzentriert, während sie die Beschriftungen der verschiedenen Gläser und Dosen musterte. Das lange, rote Haar fiel ihr in sanften Wellen über die Schultern und war lose zu einem lässigen Knoten im Nacken gesteckt, ein paar ungezähmte Strähnen lösten sich und umrahmten ihr ebenmäßiges, doch leicht grimmiges Gesicht. Sie trug eine dunkelgrüne Bluse, die ihre Augenfarbe betonte, und eine eng anliegende schwarze Hose, die ihre geschmeidigen Bewegungen unterstrich – ein Kontrast zu dem geheimnisvollen, fast gefährlichen Glanz, der in ihren Augen lag.
Ihre schlanken Hände glitten hektisch durch die Reihen der Gläser, als plötzlich die Ladentür aufschwang und Marcel eintrat. Sein Blick war aufmerksam, eine Mischung aus Neugier und Belustigung. Er ließ den Raum mit einer lässigen, doch spürbaren Spannung in der Luft auf sich wirken.
„Ist das nicht Katies Laden?" fragte er spitz, mit einem Anflug von Spott in der Stimme.
Rosalie seufzte und hielt für einen Moment inne. Ihre Augen verengten sich leicht, bevor sie mit einem leisen Schnauben zurück zu den Gläsern und Flaschen blickte, offensichtlich genervt von seiner Anwesenheit. „Oh, sieh mal einer an – der selbsternannte Wächter der Stadt," murmelte sie abfällig, ohne ihn direkt anzusehen. Ihre Hände huschten weiter von einem Glas zum nächsten.
Marcel verschränkte die Arme und sah sie grinsend an. „Hat sie dir die Schlüssel in ihrem Testament hinterlassen, oder ist das hier 'Bedien-dich-Dienstag'? Was treibst du hier überhaupt, Rosalie?"
Sie hielt inne und drehte sich zu ihm um, einen Anflug von amüsiertem Zynismus im Blick. „Weißt du, ich habe gelesen, dass man mit einer Mischung aus Beifuß und Salbei einen hervorragenden Vampir-Abwehrzauber herstellen kann," erwiderte sie mit einem zuckersüßen, fast ironischen Lächeln. „Schützt selbst vor den hartnäckigsten Plagegeistern. Warum bist du hier, Marcel?"
Er trat einen Schritt näher und erwiderte ihren Blick mit einem Hauch von herausforderndem Charme. „Ich sorge nur dafür, dass meine Stadt vor Dieben und Vandalen sicher bleibt. Aber jedes Mal, wenn ich mich umdrehe, erwische ich einen Urvampir, der seine Finger im Keks-Glas hat!" Sein Grinsen wurde breiter, und ein funkelndes Licht trat in seine Augen, während er sie abschätzend ansah.
Rosalie hob eine Augenbraue und musterte ihn mit unverhohlener Abneigung. „Glücklicherweise sind deine 'Kekse' das Letzte, was mich gerade interessiert." Sie schnaubte und wandte sich wieder den Regalen zu, die Suche nach den benötigten Kräutern fest im Blick, um ihm nicht noch mehr Aufmerksamkeit schenken zu müssen.
Doch Marcel ließ sich davon nicht beeindrucken. Er trat einen Schritt näher, seine Stimme wurde leiser, fast sanft. „Oh, ich kann mich da aber an Zeiten erinnern, in denen die Dinge zwischen uns anders waren."
Rosalie verharrte kurz, ihr Rücken angespannt, doch sie drehte sich nicht zu ihm um. „Vielleicht war das mal so," sagte sie kühl, ohne ihn anzusehen, „aber das ist vorbei." Ihre Worte hatten einen entschlossenen Klang, als wolle sie sich selbst daran erinnern, warum sie ihn auf Abstand hielt.
In diesem Moment entdeckte sie endlich, wonach sie gesucht hatte. „Kampfer! Endlich." Ein leises triumphierendes Lächeln huschte über ihr Gesicht, bevor sie das kleine Glas fest umklammerte. Sie wandte sich ab, ohne Marcel eines weiteren Blickes zu würdigen, und verließ den Laden mit schnellen, entschlossenen Schritten, ihre Silhouette verschwand im Zwielicht des Ladens, während Marcel ihr mit einem verwirrten, vielleicht sogar leicht gekränkten Ausdruck nachsah.
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Hayley saß, den Körper von einem großen, flauschigen Handtuch umhüllt, zitternd am Rand des Pools. Ihr Gesicht war aschfahl, und kleine Schweißperlen glitzerten auf ihrer Stirn, während ihr Atem flach und unregelmäßig ging. Hinter ihr stand Rosalie, ihre Miene streng, aber besorgt, und legte eine kühle Hand auf Hayleys heiße Stirn. Sie zog nachdenklich die Augenbrauen zusammen, während sie spürte, wie sich die Hitze fast wie ein glühender Schleier unter ihrer Handfläche ausbreitete.
In der Nähe beugte sich Elijah gerade zu Sophie hinüber, der Anflug von Sorge wich einer Entschlossenheit, die sich in seiner Stimme widerspiegelte. Er schüttelte seine Jacke ab, die Ärmel seines Hemdes wurden rasch nach oben gerollt. „Sie brennt förmlich! Wir müssen das sofort tun."
Sophie nickte nur knapp und warf einen raschen, angespannten Blick zu Rosalie. „Bringt sie ins Wasser! Es ist der schnellste Weg, ihre Körpertemperatur zu senken." Ihre Hände arbeiteten flink, während sie ein paar getrocknete Kräuter in einen Becher rieseln ließ und sie mit geübten, schnellen Bewegungen zerdrückte.
Ohne zu zögern ließ Elijah sich in das kühle Wasser gleiten, dessen Oberfläche leicht aufspritzte, als er darin landete. Mit sanftem, aber festen Griff half er der schwankenden Hayley, ins Becken zu steigen. Das Wasser schien ihre fieberheiße Haut etwas zu beruhigen, und sie lehnte sich kraftlos an seine Schulter. Sophie folgte ihnen in das flache Ende des Pools, ihre Augen konzentriert, während sie die Kräutermischung hastig umrührte.
Rosalie, die am Rand des Beckens stehen geblieben war, verschränkte die Arme und runzelte die Stirn. Sie war skeptisch und warf Sophie einen missmutigen Blick zu. „Ich verstehe nicht, wie ein Mitternachtsschwimmen hier helfen soll."
Sophie seufzte, ihre Stimme jedoch bestimmt. „Ihr Fieber ist extrem hoch, Rosalie. Das Wasser, zusammen mit diesen Kräutern, wird sie kühlen. Das ist unsere einzige Chance." Sie hielt Hayley den Becher mit dem Kräutersud hin. „Trink das!"
Hayley zögerte, blinzelte matt, bevor sie sich an den Rand des Bechers klammerte und zögernd einen Schluck nahm. Der bittere Geschmack ließ sie das Gesicht verziehen, doch sie trank tapfer weiter. Sophie wandte sich an Elijah und sah ihn fest an. „Du musst ihren Herzschlag beruhigen. Halte sie. Körperlicher Kontakt ist ein natürlicher Weg, die Herzfrequenz zu senken und den Blutdruck zu stabilisieren."
Elijah zögerte einen Moment, sah auf Hayleys blasses Gesicht, bevor er sie sanft in die Arme nahm und wie eine Braut hielt. Seine Arme umschlossen sie schützend, und sein Griff war fest, aber zärtlich. Das kalte Wasser plätscherte um ihre Beine, während Hayley mit zittrigen Fingern an seinem Hemdkragen festhielt und in tiefen, unregelmäßigen Zügen nach Luft rang.
„Davina wird die Verbindung brechen", sagte Elijah leise, während er Hayley wiegte, fast wiegte, und ihre fiebrigen Wangen sanft mit seiner Hand streichelte. „Wir brauchen nur etwas Zeit." Seine Stimme war beruhigend, eine sanfte Zuversicht darin, die an Hayleys Ohr klang wie ein tröstendes Versprechen.
Hayley klammerte sich an ihn, ihre zitternden Finger gruben sich in seinen Hemdkragen, und ein leises Stöhnen entrang sich ihrer Kehle, während ihr Atem hastig und abgehackt ging. Die Hitze schien sie auszubrennen, und sie spürte nur das kalte Wasser und Elijahs warmen Griff. Jeder Herzschlag schien langsamer zu werden, getragen von seiner beruhigenden Umarmung, während ihre fieberglühende Stirn an seiner Schulter ruhte.
Rosalie beobachtete das Ganze mit wachsendem Unbehagen, ihre sonst kühle Miene verwandelte sich in einen Ausdruck leiser Sorge. „Das wird niemals funktionieren", murmelte sie leise, mehr zu sich selbst als zu den anderen, ihre Augen suchten Elijahs Blick, als wollte sie dort eine Bestätigung ihrer Zweifel finden.
Doch Elijah schenkte ihr nur einen ruhigen, beinahe herausfordernden Blick, der klar machte, dass er an Sophies Plan festhielt. Hayley lehnte sich schwach an ihn, und der Hauch eines Lächelns huschte über sein Gesicht, als er sie weiter in den Armen hielt und das kühle Wasser sie sanft umspülte.
Rosalie hatte sich bis jetzt mit verschränkten Armen am Beckenrand gehalten, aber als Hayley plötzlich zu hecheln begann und Panik in ihren Augen aufstieg, durchfuhr auch sie eine Welle der Angst. Ihre Haltung versteifte sich, und ein unwillkürliches Zucken lief durch ihren Körper. Sie warf einen schnellen Blick zu Elijah, dessen beruhigende Stimme versuchte, Hayley durch das Chaos ihrer Panik zu führen.
„Langsam, Hayley, lange, tiefe Atemzüge," hörte sie Elijah sanft flüstern, während er Hayley noch fester in den Armen hielt, als wolle er sie vor der Welt abschirmen. „Schau mich an, konzentriere dich auf meine Stimme. Du wirst in Ordnung sein." Rosalie konnte den Ton in seiner Stimme spüren – eine Mischung aus Verzweiflung und der unerschütterlichen Entschlossenheit, Hayley irgendwie zu retten.
Doch Hayley schrie auf, ihr ganzer Körper krampfte und bog sich in Elijahs Armen, während ihre Schmerzen mit erschütternder Intensität durch das Wasser hallten. Rosalie fühlte, wie sich ihr Magen zusammenzog, als Hayleys Schreie durch die Nachtluft schnitten. Sie wusste, dass Elijah alles in seiner Macht Stehende tat, aber die Hilflosigkeit, die auch Rosalie in diesem Moment spürte, war schwer zu ertragen.
Dann bemerkte sie, wie Sophie langsam in die Richtung des Himmels blickte, ihr Gesicht zeigte eine ungewollte Enttäuschung. „Ich habe es gespürt. Die Verbindung hat sich gelöst." Sophies Worte hatten etwas endgültiges, und als Hayley schließlich ruhiger wurde und in Elijahs Armen zum Stillstand kam, konnte Rosalie förmlich die Erleichterung spüren, die wie eine Welle durch den Garten glitt.
Rosalie atmete tief aus, doch sie ließ ihren ernsten Blick nicht von Sophie ab, die inzwischen aus dem Pool gestiegen war und eine ihrer Ohrringe in ihre Handfläche stach, um sicherzugehen, dass die Verbindung wirklich durchbrochen war. Hayley hob ebenfalls ihre Hand und als klar wurde, dass die Verbindung wirklich gelöst war, fiel eine spürbare Anspannung von ihr ab. Für einen langen Moment hielt Elijah Hayleys Hand und sah sie an, ein stilles Verstehen in seinen Augen, das Rosalie nicht entging. Sie bemerkte das Flackern von Zuneigung in ihren Blicken, und ihre Lippen verzogen sich zu einem kaum merklichen Lächeln.
Doch als Elijah und Hayley gemeinsam aus dem Pool stiegen, löste Rosalie ihren Blick von ihnen und richtete ihn stattdessen scharf auf Sophie. Der Zorn war wie ein kühles Feuer in ihr, ein stiller, lauernder Groll, der sich nun langsam aufbaute. Sie trat mit langsamen, festen Schritten auf Sophie zu, und die kühle Nachtluft schien mit jedem Schritt, den sie näherkam, ein wenig kälter zu werden.
Gerade als Sophie die ersten Schritte Richtung Ausgang machte, sprach Rosalie, ihre Stimme schneidend und eiskalt: „Vielleicht komme ich dir auch zuvor." Es war keine Drohung, es war ein Versprechen – und Sophies Augen weiteten sich für einen Moment, als sie den Ausdruck in Rosalies Miene erkannte. Der finstere Glanz in Rosalies Augen machte deutlich, dass sie keine Skrupel hätte, für Hayleys Sicherheit weiter zu gehen, als Sophie es vielleicht erwartet hätte.
Rosalie drehte sich um und verließ den Garten, ihre Schritte fest und entschlossen. Die Nacht schien dichter zu werden, die Luft schwerer, als sie entschlossen davonging. Hinter ihr atmete Sophie hörbar tief aus, ein leises Seufzen der Niederlage, während sie Rosalies entschwindende Gestalt beobachtete.
~~~
Rosalie stand am Ende des Korridors, als sie die gedämpften Stimmen aus Elijahs Zimmer hörte. Die Tür war nur einen Spalt offen, und obwohl sie ihn kaum jemals in privaten Momenten störte, blieb sie diesmal stehen. Sie lauschte und konnte das Rascheln von Stoff hören, während Elijah sich in frische Kleidung kleidete, nachdem die angespannte Szene am Pool vorüber war. Gerade als er fertig war, erschien Rebekah in der Tür, ihre Silhouette scharf im schwachen Licht des Zimmers gezeichnet.
„Die Entbindung hat funktioniert!" Rebekah lächelte, ihr Gesicht zeigte ein seltsames Aufleuchten von Hoffnung. „Vielleicht können wir jetzt endlich Pläne schmieden–"
Elijah, der seine Schuhe bereits in der Hand hielt, schüttelte leicht den Kopf. „Nicht jetzt, Rebekah. Können wir das besprechen, wenn ich zurück bin?" Seine Stimme war ruhig, aber in seiner Haltung lag eine Eile, die andeutete, dass er dringend losmusste.
Rebekah ließ einen erschöpften Seufzer hören, die Frustration in ihrer Miene war nicht zu übersehen. „Ich werde nicht hier sein, wenn du zurückkommst."
Diese Worte ließen Elijah innehalten. Langsam drehte er sich zu ihr um, seine Augen dunkel und nachdenklich. „Das klingt nach einem Abschied."
Rebekah hielt kurz inne, bevor sie leise nickte. „... Ich schätze, das ist es." Ihre Stimme zitterte kaum merklich, doch die Worte waren von einer bitteren Endgültigkeit durchdrungen. „Ich bin nur nach New Orleans gekommen, um sicherzugehen, dass du in Sicherheit bist. Und das bist du jetzt." Sie machte eine kurze Pause, als ihre Augen glasig wurden. „Ich dachte, ich könnte dich vielleicht dazu bringen, mit mir zu gehen, aber ich verstehe es jetzt..." Ihre Stimme brach, und eine Träne lief über ihre Wange. „Du wirst diese Stadt niemals verlassen. Du wirst niemals Klaus verlassen."
Rosalie, die das Gespräch aus der Ferne verfolgte, spürte ein plötzliches Stechen in der Brust. Rebekahs Worte drückten einen Schmerz aus, den sie nur allzu gut kannte – die ständige Loyalität, die Hingabe an eine Familie, die einen immer wieder in den Abgrund zog, und doch konnte man sich nicht von ihr lösen. Es war ein Gefühl, das sie in einer Weise traf, die sie selbst kaum zugeben wollte.
Sie sah, wie Elijah sich langsam Rebekah näherte, seine Stimme weich und voller Bedauern. „Dann solltest du bleiben."
Doch Rebekah schüttelte den Kopf, Tränen strömten nun ungehindert über ihr Gesicht. „Dieses Spiel, das du und Klaus und Marcel spielt... ich will damit nichts zu tun haben. Ich will nur frei sein." Sie hob die Hände, als wollte sie die Stadt, die Erinnerungen, die Konflikte, alles hinter sich lassen. Ihre Schultern zitterten unter dem Gewicht ihrer eigenen Worte, während sie endlich die Kraft fand, es laut auszusprechen.
Elijah sah sie an, seine eigene Traurigkeit in seinen Augen. „Dann geh," sagte er leise, legte eine Hand an ihre Wange und küsste sie sanft auf die Stirn. „Du bist frei."
Ohne ein weiteres Wort verließ er das Zimmer und ließ Rebekah in ihrem stillen Schmerz zurück. Rosalie lehnte sich zurück gegen die kühle Wand, während sie sah, wie Elijah an ihr vorbeiging, ohne sie zu bemerken. Ihre Augen folgten ihm, während er mit schnellen Schritten verschwand, und sie spürte die schweren Emotionen in sich aufsteigen. Sie konnte den Schmerz der Zerbrechlichkeit in Rebekahs Stimme noch spüren, die Entschlossenheit in Elijahs letzten Worten – das unbarmherzige Spiel der Loyalität und des Verrats, in dem sie alle gefangen waren.
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In der düsteren Stille der St. Ann's Kirche, während die angespannte Auseinandersetzung zwischen Klaus, Agnes und Father Kieran tobte, verharrte Rosalie im Schatten eines Seitengangs. Sie beobachtete das Schauspiel, die feinen Linien ihres Gesichts von Entschlossenheit und stiller Wut gezeichnet. In ihrem Kopf kreisten die unzähligen Male, in denen diese Frau ihre Familie in Gefahr gebracht hatte, die ständigen Intrigen und das skrupellose Spiel mit den Leben derer, die Rosalie liebte.
Klaus, der gerade dabei war, Agnes in einem Würgegriff zu halten, flüsterte ihr bedrohlich ins Ohr, als Elijah die Kirche betrat und mit ruhigen, kontrollierten Schritten den Mittelgang entlanglief. Rosalie spürte die Spannung zwischen den Brüdern und den Widerwillen in Elijahs Stimme, als er Klaus bat, von Agnes abzulassen.
„Lass sie los", forderte Elijah mit einer Mischung aus eisiger Autorität und sanftem Nachdruck.
Rosalie spürte die Abneigung in sich aufsteigen, als Klaus widerwillig gehorchte und Agnes losließ, die sofort zitternd und verängstigt einen Schritt zurückwich. Klaus lächelte süffisant und hielt die Arme ausgebreitet, als würde er sich seiner Selbstbeherrschung rühmen.
„Mein edler Bruder, was für ein Moment des persönlichen Wachstums, nicht wahr?" Er grinste höhnisch und ließ Agnes nicht aus den Augen. „Aber natürlich ruinierst du mir damit wieder den Spaß."
Elijah wandte sich direkt Agnes zu, seine Augen durchbohrten sie mit einem Ausdruck, der ihr das Blut in den Adern gefrieren ließ. „Nicht unbedingt", sagte er kühl und trat näher.
Rosalie nutzte die Gelegenheit, während alle Blicke auf Elijah gerichtet waren, und schlich lautlos hinter Agnes. Ihre Präsenz war so leise und schattenhaft, dass weder Klaus noch Elijah sie bemerkten – bis es zu spät war. Sie packte Agnes von hinten, ihre Finger fest und unbarmherzig um den Hals der Frau gelegt, sodass Agnes keinen Laut mehr von sich geben konnte. Rosalie spürte, wie Agnes' Körper unter ihrem Griff zu zittern begann, doch ihre eigene Entschlossenheit blieb unerschütterlich. Dies war die Frau, die Hayley beinahe das Leben gekostet hatte und die immer wieder ohne Rücksicht auf Verluste gehandelt hatte.
Mit einer eisigen Stimme, leise und voller unterdrückter Wut, flüsterte Rosalie Agnes ins Ohr. „Ich habe es so satt, dir ständig dabei zuzusehen, wie du meine Familie in Gefahr bringst. Niemand greift meine Familie an und kommt ungestraft davon."
Ohne zu zögern, drehte Rosalie ihr den Kopf zur Seite und brach ihr in einer schnellen, präzisen Bewegung das Genick. Agnes' Körper erschlaffte sofort in ihren Armen, und Rosalie ließ sie kalt und distanziert zu Boden sinken. Ein leises Knirschen hallte durch die Kirche, als Agnes leblos zu Boden fiel und Rosalie einen Schritt zurücktrat, die Arme verschränkt, die Lippen schmal und voller unnachgiebiger Entschlossenheit.
Elijah sah Rosalie an, einen kurzen Moment lang überrascht, doch in seinen Augen war auch eine Spur von Anerkennung zu erkennen. Er wusste, dass Rosalie diesen Moment lange herbeigesehnt hatte und dass sie keine Sekunde gezögert hatte, als die Gelegenheit gekommen war. Klaus hingegen grinste breit, fast stolz, als wäre Rosalies kaltblütige Tat eine perfekte Ergänzung zu seinem eigenen Stil.
„Nun, das war doch mal ein Abgang", bemerkte Klaus mit einem amüsierten Funkeln in den Augen und einem Seitenblick auf Elijah. „Vielleicht haben wir uns da doch in einigen Punkten unterschätzt, Schwesterherz."
Rosalie ignorierte Klaus' Kommentar, ihr Blick blieb fest auf Elijah gerichtet. „Ich habe mein Wort gehalten, Elijah. Sie wurde nicht von Klaus' Hand getötet." Ihre Stimme war hart und dennoch voller stiller Genugtuung.
Elijah nickte langsam, seine Miene nachdenklich. „Du hast getan, was notwendig war." Dann sah er sie fest an, seine Augen ruhig, aber voller Stolz und Respekt. „Niemand verteidigt unsere Familie so wie du, Rosalie."
Sie nickte ihm zu, das schwache Glühen von Zufriedenheit in ihrem Blick. Ohne ein weiteres Wort drehte sie sich um und verließ die Kirche, die kühle Nachtluft draußen empfing sie, und sie spürte, wie die Last, die sich über die letzten Tage aufgebaut hatte, langsam von ihr abfiel. Sie wusste, dass ihre Entscheidung notwendig gewesen war – für Hayley, für die Familie und für das, was sie alle beschützten.
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Marcel lehnte mit einem halb leeren Glas Scotch in der Hand an seinem Bettpfosten, als Rosalie plötzlich das Zimmer betrat. Sie schloss die Tür mit einem leisen Klicken und blieb kurz stehen, bevor sie ihm einen festen Blick zuwarf. Ihre Haltung war kühl und entschlossen, doch in ihren Augen lag eine Spur von Müdigkeit, die sie nicht vollständig verbergen konnte.
„Rosalie," sagte Marcel mit einem leichten, provokanten Lächeln, „zweimal in einer Nacht. Womit hab ich das Vergnügen verdient?" Rosalie erwiderte seinen Blick, ließ das gespielte Lächeln jedoch unberührt. „Nenn mich altmodisch, aber Abschiede gehören sich persönlich," erwiderte sie mit einem Hauch Ironie in der Stimme. Marcel hob eine Augenbraue, seine Miene wurde nachdenklich. „Ach, du hast also Elijah zurückgeholt, und jetzt macht ihr beide euch wieder vom Acker? Die Kluge unter den Originals. Hab ein schönes Leben."
Rosalie blieb ernst, blickte ihm fest in die Augen. „Er bleibt," sagte sie ruhig, „aber ich... ich gehe. Dies hier ist ein sinkendes Schiff, Marcel. Und ich glaube, ich sollte endlich lernen, wann es Zeit ist zu gehen." Sie sprach leise, und dennoch lag ein Funken Bitterkeit in ihren Worten. Es war keine einfache Entscheidung, doch die Verantwortung für ihre Familie lastete schwer auf ihren Schultern – schwerer, als sie jemals zugeben würde.
Marcel schnaubte leise, fast amüsiert. „Weißt du, die Leute behaupten schon, dass diese Stadt untergeht, seit ich ein kleiner Junge war. Aber New Orleans bleibt, das solltest du doch besser wissen. Und was dich angeht..." Er griff zur Scotch-Flasche und schenkte sich und ihr ein Glas ein. „Wie wär's mit einem für den Weg?" Rosalie hob skeptisch eine Augenbraue, als er das Glas zu ihr herüberreichte. „Ach ja? Damit du mich betrunken machen und überzeugen kannst, zu bleiben?"
Marcel stellte sein Glas beiseite und trat näher an sie heran, seine Augen glühten in der gedämpften Dunkelheit des Raumes. „Wieso bist du dann hier, Rosalie?" Ihre Stimme klang kühl und unnachgiebig, doch eine leise Unsicherheit flackerte in ihren Augen auf. „Ich kam, um mich zu verabschieden." Er neigte sich vor, bis sein Gesicht ganz nah an ihrem war. „Dann sag es", flüsterte er, seine Stimme kaum mehr als ein leises Raunen.
Sie schauten einander in die Augen, und für einen langen Moment schien die Luft im Raum stillzustehen. Rosalie wollte schon wegsehen, doch da überwältigte sie eine Welle von Emotionen, die sie unterdrückt hatte, seit sie zurück in New Orleans war – die Last der Verantwortung, die ständige Angst um ihre Familie, und das Gewicht all dessen, was sie getan hatte, um sie zu beschützen. Ohne es zu merken, formten sich ihre Lippen zu einem leisen, verbitterten Lächeln.
„Agnes ist tot, Marcel", sagte sie plötzlich, die Worte kamen aus ihr heraus wie ein Geständnis, das sie lange mit sich herumgetragen hatte. Ihre Augen glitzerten kalt, und für einen kurzen Moment war ihre Distanz durch eine dunkle Entschlossenheit ersetzt. „Ich habe sie getötet. Um meine Familie zu schützen. Um endlich diesem Wahnsinn ein Ende zu setzen."
Marcel schwieg, seine Augen funkelten neugierig, doch er wagte es nicht, die Fragen zu stellen, die in seinem Blick lagen. Stattdessen trat er einen Schritt näher an sie heran und sah sie eindringlich an. „Und du willst also gehen, nachdem du alles getan hast, um hier zu sein?" Rosalie verzog leicht den Mund, als würde sie über seine Worte nachdenken. „Vielleicht sollte ich es tun. Ich bin es leid, mich in Kämpfe zu verwickeln, die nie enden. Ich bin es leid, jedes Mal aufs Neue für meine Familie alles zu opfern."
Marcel griff nach ihrem Handgelenk und zog sie näher zu sich heran. Seine Berührung war fest, fast herausfordernd, und in seinem Blick lag eine unbestimmte Leidenschaft. „Vergiss es", flüsterte er, während ihre Augen einander durchbohrten.
Für einen Moment war da nichts außer der Stille und der Spannung zwischen ihnen, eine flüchtige Gelegenheit, die sie beide ergriffen. Sie ließ ihre Zurückhaltung fallen, trat auf ihn zu und küsste ihn mit einer Intensität, die alle unausgesprochenen Gefühle und Zweifel in diesem einen Moment vereinte. Die Sehnsucht, die Wut, das Bedürfnis nach Nähe – alles verschmolz in einem einzigen leidenschaftlichen Kuss. Sie löste sich von ihm, doch da zog er sie erneut an sich, und ehe sie sich versah, waren sie beide verloren in der wilden Hingabe ihrer aufgestauten Gefühle.
Keiner von ihnen sprach ein Wort, als sie sich aus ihren Kleidern befreiten und sich einander hingaben, alles andere für einen kurzen, flüchtigen Moment vergessend – die Stadt, die Gefahren, die Verantwortung. Nur das Hier und Jetzt zählte, und das Wissen, dass sie beide, in all ihrer Einsamkeit und ihrem Schmerz, einander für diesen einen Augenblick gefunden hatten.
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