Im Rhytmus der Gefühle
Der Tanzraum war erfüllt von einem basslastigen Beat, der durch die Wände vibrierte. Die Spiegel reflektierten das Bild der acht Mitglieder von Stray Kids, die synchron die neuen Choreographien durcharbeiteten. Schweißperlen glitzerten auf ihren Stirnen, doch niemand machte Anstalten, langsamer zu werden. Der Ehrgeiz und die Leidenschaft, die sie alle antrieben, waren beinahe greifbar.
Jisung konzentrierte sich darauf, seine Bewegungen so präzise wie möglich auszuführen. Er war gut in Form und konnte die Schritte, die sie einstudierten, problemlos mitmachen. Doch heute fühlte es sich anders an. Irgendetwas störte seine Konzentration, und das hatte weniger mit den Tanzschritten zu tun und mehr mit dem Mann, der ihm gegenüberstand.
Minho.
Seitdem sie zusammengezogen waren, hatte sich etwas zwischen ihnen verändert. Diese subtile Spannung, die bei jedem Gespräch, bei jeder flüchtigen Berührung, bei jedem Blick mitschwang. Jisung konnte sich nicht erinnern, wann er das letzte Mal so aus dem Gleichgewicht gebracht wurde. Es war, als ob Minho bewusst immer in seiner Nähe blieb, ihn mit seinen Blicken suchte und – absichtlich oder nicht – ständig seine Aufmerksamkeit auf sich zog.
„Okay, kurze Pause!" rief Chan, und alle ließen sich erschöpft auf den Boden fallen. Die Luft im Raum war heiß und stickig, doch niemand beschwerte sich.Jisung schnappte sich seine Wasserflasche und lehnte sich gegen die Wand. Er schloss die Augen, ließ den Kopf gegen die kühle Fläche sinken und versuchte, seinen Puls zu beruhigen. Er brauchte einen Moment für sich, um die Gedanken zu sortieren, die ihm unaufhörlich durch den Kopf schwirrten.„Anstrengend heute, hm?" Minhos Stimme drang durch das allgemeine Murmeln der anderen und ließ Jisung zusammenzucken.Er öffnete die Augen und sah, wie Minho sich neben ihn lehnte, fast so, als sei es das Natürlichste der Welt. „Ja," antwortete Jisung knapp und nahm einen großen Schluck aus seiner Flasche, um sich zu beruhigen.
Minho beobachtete ihn, seine Augen blitzten in diesem typisch durchdringenden Blick, der Jisung immer wieder verunsicherte. „Du wirkst heute irgendwie abgelenkt."Jisung spürte, wie seine Wangen leicht zu glühen begannen. „Nein, alles gut. Nur müde."„Hm," machte Minho und schob sich ein paar feuchte Haarsträhnen aus der Stirn. „Du weißt, du kannst mit mir über alles reden, oder?"Das Lächeln, das Minho ihm zuwarf, war ein wenig zu süß, ein wenig zu freundlich, als dass Jisung es einfach ignorieren konnte. Es machte ihn nervös, weil er nicht wusste, ob Minho das alles nur aus reiner Freundlichkeit sagte oder ob da mehr dahintersteckte.„Ich weiß," sagte Jisung schließlich, bemüht, seine Unsicherheit zu überspielen. Doch die Spannung war eindeutig. Minho kam ihm näher, lehnte sich mit dem Rücken gegen die Wand und neigte den Kopf, als wollte er Jisung dazu bringen, ihn anzusehen.„Was ist los mit dir?" fragte Minho leise, so dass nur Jisung es hören konnte. „Du bist nicht wie sonst."
„Es ist nichts," entgegnete Jisung hastig und vermied es, Minhos durchdringenden Blick zu treffen. Doch er konnte spüren, wie Minho ihn musterte, als würde er versuchen, in ihm zu lesen.„Wenn du sagst, dass es nichts ist, dann werde ich dir glauben," sagte Minho, doch es klang eher wie eine Herausforderung. „Aber weißt du, Jisung, ich bin gut darin, zwischen den Zeilen zu lesen."Jisung hatte Mühe, die Fassung zu bewahren. „Vielleicht bin ich einfach nur müde," wiederholte er, doch die Worte klangen in seinen eigenen Ohren nicht überzeugend.Minho nickte langsam, seine Augen ließen Jisung nicht los. „Vielleicht," sagte er, „oder vielleicht ist da etwas, was du mir nicht sagen willst."
Jisung spürte, wie sein Herz schneller schlug. Es war diese direkte Art, mit der Minho manchmal sprach, die ihn jedes Mal aus dem Konzept brachte. „Es ist wirklich nichts," sagte er und stand abrupt auf. „Ich gehe noch mal die Schritte durch."Minho ließ ihn gehen, beobachtete ihn jedoch weiterhin mit einem Ausdruck, den Jisung nicht deuten konnte. Es war, als ob Minho genau wusste, was in seinem Kopf vorging, und ihn nur herausfordern wollte, es zuzugeben.
Zurück auf der Tanzfläche versuchte Jisung, sich wieder auf die Choreographie zu konzentrieren. Doch er spürte Minhos Blick auf sich, fast so, als würde er ihn durchbohren. Es war nervenaufreibend, und doch konnte er nicht leugnen, dass da ein Teil von ihm war, der genau diese Aufmerksamkeit genoss.
Als die Pause vorbei war und sie wieder zu tanzen begannen, schien Minho in Höchstform zu sein. Seine Bewegungen waren kraftvoll, geschmeidig, und Jisung konnte nicht anders, als ihn zu bewundern. Minho war ein natürlicher Tänzer, das wusste jeder in der Gruppe, aber heute war da etwas Besonderes in seiner Art, sich zu bewegen. Es war, als würde er mit jedem Schritt eine stille Botschaft an Jisung senden, eine Botschaft, die Jisung jedoch nicht entschlüsseln konnte.„Jisung, konzentrier dich!" rief Chan, als Jisung einen Schritt verpasste.Er schüttelte den Kopf, um die Ablenkung loszuwerden, und konzentrierte sich wieder auf den Tanz. Doch Minho ließ ihm keine Ruhe. Jedes Mal, wenn sie in den Spiegel sahen, begegneten sich ihre Blicke, und Jisung spürte, wie seine Fassade zu bröckeln begann.Der Rest der Tanzpraxis verlief in einer seltsamen Mischung aus Anspannung und Routine. Jisung gab sich Mühe, nicht noch einmal aus dem Takt zu kommen, während Minho die gleiche Präsenz zeigte, die er von Anfang an gehabt hatte. Als sie schließlich für den Tag fertig waren, verließ Jisung den Raum mit einem Kopf voller Gedanken und einem Herz, das sich nicht beruhigen wollte.
Auf dem Weg zurück zur Wohnung herrschte zwischen ihnen eine merkwürdige Stille. Jisung konnte nicht anders, als darüber nachzudenken, was in den letzten Tagen zwischen ihnen passiert war. Die unscheinbaren Momente, die kleinen Berührungen, die Worte, die mehr bedeuteten, als sie sollten. Er wusste nicht, wohin das alles führen würde, aber er wusste, dass er nicht länger so tun konnte, als würde es ihn nicht betreffen.
Als sie schließlich in der Wohnung ankamen, war Jisung der Erste, der ins Badezimmer verschwand, um zu duschen. Das heiße Wasser prasselte auf seine Haut und half ihm, die wirren Gedanken für einen Moment loszulassen. Doch als er aus der Dusche trat und sich im Spiegel ansah, konnte er das Gefühl nicht abschütteln, dass die Dinge zwischen ihm und Minho sich bald ändern würden – ob er darauf vorbereitet war oder nicht.
Minho war bereits in seinem Zimmer, als Jisung ins Wohnzimmer trat. Er spürte die Müdigkeit in seinen Knochen, doch die Unruhe in seinem Kopf ließ ihn nicht zur Ruhe kommen. Er ließ sich auf das Sofa fallen und schaltete den Fernseher ein, in der Hoffnung, seine Gedanken ablenken zu können.Doch als Minho kurz darauf ins Wohnzimmer kam und sich neben ihn setzte, war es, als ob all die unausgesprochenen Worte, die zwischen ihnen hingen, plötzlich viel schwerer wurden. Sie saßen schweigend nebeneinander, und obwohl keiner von ihnen etwas sagte, war es, als ob sie beide genau wussten, was der andere dachte.
Jisung fühlte sich überwältigt von all den Gefühlen, die in ihm aufstiegen, und wusste, dass er nicht länger ignorieren konnte, was da zwischen ihnen passierte. Doch wie sollte er damit umgehen? Und vor allem, wie sollte er herausfinden, was Minho wirklich dachte?Die Fragen blieben unbeantwortet, als sie schließlich ins Bett gingen, doch eines war sicher:
Diese Spannung zwischen ihnen würde nicht einfach verschwinden – sie würde nur noch intensiver werden.
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