Jeder von uns zählte so gesehen also auf einem anderen Gebiet als Meister, sodass wir uns deswegen meiner Meinung im Alltag beständig ausschließlich auf Augenhöhe begegneten.

PoV.: Baekhyun

Schlagartig erkannte ich dadurch meine über lange Zeit hinweg permanent, krampfhaft unterdrückte Sehnsucht, die nun regelrecht freigeistlich ans Tageslicht geriet: Wie lange sehnte ich mich schon nach einem gleichberechtigten Gegenüber, bei welchem ich weder meine übergeordnete Position verteidigen, noch seinem übergeordneten Willen kultiviert unterwerfen musste? Für gewöhnlich herrschten nämlich innerhalb von gesellschaftlichen Gruppen, Unternehmen und sogar den meisten Freundeskreisen strenge Hierarchien vor, welchen es sich tagtäglich zu fügen galt.

Mein unverbindliches Spiel mit dem Jüngeren verstrahlte somit für mich eine gewisse Art von Ungezwungenheit. Wohl aber löste primär der Alkohol unterdessen meine Hemmungen. Dass ich dabei unzählige Regeln sowie interne Regularien gleichzeitig missachtete, interessierte mich währenddessen keineswegs - Das Entertainment untersagte allen Idols strikt jeglichen Alkoholkonsum. Jegliche unkonventionelleren, sexuellen Aktivitäten gehörten zu den Todsünden der koreanischen Popkultur, sobald sie ernsthaft betrieben wurden und selbst unangekündigte Treffen mit anderen Idols blieben uns für gewöhnlich, vorschriftsmäßig verwehrt.

Lass uns heute alle Normen brechen, Taemin!, dachte ich, indessen ich vorsichtig von seinen strapazierten Handgelenken weiter nach unten zu seinen Fingern strich, um diese anschließend fest mit den Meinigen zu verschränken. Ich wusste selbstverständlich, dass sich der Andere normalerweise ebenso vorbildlich an sämtliche Vorschriften hielt wie ich selber. Wenn unser  skandalöses, derzeitiges Zusammentreffen also jemals an die Öffentlichkeit geriete, dann würde uns dies mit ziemlicher Sicherheit beiden gleichermaßen schaden.

Als der Shinee-Member dann während einer knappen Atempause leicht irritiert nachhakte, was das Ganze hier eigentlich werden solle, erwiderte ich leichthin, mit verschwörerischem Wortklang: "Ein Abenteuer, ein Experiment, ein Geheimnis. Shh." Zur Untermalung meiner Forderung um erneutes Schweigen legte ich spielerisch einen Finger an die Lippen, wofür ich gezwungenermaßen, widerwillig eine seiner Hände gehen ließ.

"Ein Experiment?!", echote er wenig entzückt von meiner Formulierung: "Hast du dir mal überlegt, was das für deinen Ruf bedeuten kann?" - "Sei still! Es bleibt schließlich bei nur einer einzigen Nacht, über die später keiner mehr ein Wort verliert."

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