PoV.: Taemin

Erneut versank ich in einem tiefen See - nur diesmal nicht in der dunklen Flüssigkeit meines Glases sondern den unergründlichen Augen des Anderen. Da ich jedoch nicht wusste, welche Signale ich indessen über unseren intensiven Blickkontakt unterbewusst aussendete, brach ich diesen schnell wieder ab, um stattdessen den nächtlichen Trubel der Stadt weit unter uns zu betrachten: Bunte Werbereklamen zierten die hohen Fassaden, vor welchen sich Passanten grüppchenweise bewegten, um dann alsbald in eine andere Straße einzubiegen. Aus der Ferne sah man sie nur als kleine, graue Striche vor farbigen Kulissen. 

So verlor ich recht schnell erneut das Interesse an ihnen, woraufhin sich mein Blick von Neuem in den tiefroten Wein verirrte. An die Anwesenheit des Älteren versuchte ich unterdessen weiterhin möglichst wenig zu denken, wenngleich mich diese natürlich durchweg insgeheim beschäftigt hielt. Zudem gelüstete es mir seit unserem Aufeinandertreffen unverändert immer noch nach einer nervenberuhigenden Zigarette, weshalb ich es nun schon fast bereute, nicht einfach zum Rauchen in den nahegelegenen Park gegangen zu sein. 

Unzufrieden drehte ich den dünnen Hals des Weinglases zwischen meinen Fingern, bevor ich den Inhalt gedankenlos in mich hineinschüttete. Allerdings erweckte ich dadurch wohl abermals die Aufmerksamkeit meines Gegenübers, da dieser mir wiederum unweigerlich direkt in die Augen stierte. Upsi!, brachte mein Hirn aufgrund dessen daraufhin nur ebenso peinlich berührt  wie überfordert hervor: Das Ganze hätte man wahrscheinlich auch um einiges galanter lösen können, Taemin.

Einerseits um die eingetretene, unangenehm angespannte Atmosphäre abzuwälzen, jedoch ebenfalls um meine eigene Verunsicherung zu überspielen, zuckte ich möglichst nebensächlich die Schultern, um dem Exo-Member dann monoton zu signalisieren: "Ich glaube, dass war jetzt wirklich genug Alkohol für heute Abend." - "Wenn du meinst", erwiderte dieser anschließend nunmehr in einem gleichermaßen belanglosen Tonfall wie ich ihn zuvor verwendet hatte. Damit stand er auf, nahm die bereits über die Hälfte entleerte Weinflasche in die Hand und begoss nachfolgend eine der wenigen regellos wuchernden Blumen des wilden Dachgartens mit der gesundheitsschädlichen Substanz.

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