5 🔥• Valentin •🔥
Triggerwarnungen im Infokapitel lesen!
»Und du bist dir ganz sicher, dass mir so ein Scheiß auch wirklich steht?« Cosmin betrachtete sich in dem großen Wandspiegel meines Schneiders und tat so, als hätte er noch nie in seinem Leben einen Anzug getragen. »Ich hasse diesen förmlichen Kram! Ein aufgeknöpftes, weißes Hemd würde meiner Meinung nach vollkommen ausreichen.«
»Jetzt sei mal kein Spielverderber, Mann. Du wirst die Frau heiraten, also vermittle ihr einen anständigen Eindruck.«
»Ja, ansonsten wird ihre Schwester dich umbringen«, warf Eliot ein.
»Okay, wisst ihr was?« Er zog die Krawatte aus dem Kragen und warf sie samt Sacco auf den Boden. »Ich werde sie nicht heiraten! Ich war von Anfang an dagegen und sollte wirklich auf mein Bauchgefühl hören. Und, mal abgesehen davon, bin ich auf das Geld der Bacius nicht angewiesen.«
»Aber, darum geht es doch, Cosmin«, versuchte ich ihn zu beschwichtigen. »Nicht du bist auf ihr Geld angewiesen, sondern umgekehrt. Raphael möchte sich nur vergewissern, dass seine Töchter in guten Händen sind, wenn er mal abmurkst. Das ist alles.«
»Du denkst also, dass Ophelia die Firma und ihre Anteile am Imperium gegen die Wand fahren wird?« Cosmin kratzte sich am Kopf. »Na, ich weiß ja nicht ...«
»Mit hoher Wahrscheinlichkeit«, antwortete ich auf seine Frage und nahm einen großen Schluck von meinem Scotch.
Eliot sah mich verdutzt an. »Was macht dich da so sicher?«
»Ophelia verfolgt ihre ganz eigenen Pläne.« Ich wusste es, denn sie hatte es mir mal in einem schwachen Moment gesagt. Wir waren zusammen etwas trinken und sie hatte gut fünf von sieben Cocktails zu viel intus.
»Und, was genau?«, wollte Eliot wissen. Er war mir in letzter Zeit ein wenig zu neugierig geworden, was Ophelias Leben betraf. Deshalb war ich ständig auf der Hut. Schließlich war der Maulwurf mit hoher Wahrscheinlichkeit unter den Hearts.
»Das geht nur sie und mich etwas an. Schließlich sind wir ja verheiratet und ich habe versprochen, dass alles, was in dieser Ehe passiert, auch dort bleibt. Selbst dann, wenn nie echte Gefühle im Spiel gewesen waren.«
»Würde es nicht reichen, wenn eine von beiden verheiratet ist?« Cosmin setzte sich schnaubend in den cognacfarbigen Sessel und griff nach dem Bourbon, der neben ihm auf dem kleinen runden Tisch stand. »Man kann die Beiden rein optisch ohnehin kaum voneinander unterscheiden. Oder du heiratest einfach beide. Ist doch ohnehin der Traum eines jeden Mannes.«
»Nein, du Schwachkopf!«, knurrte ich, weil ich mittlerweile ziemlich genervt von Cosmins dämlichen Fragen und Vorstellungen von der Ehe war. Ophelia hatte recht, er musste dringend damit aufhören, sich sein eigenes Zeug in die Nase zu ziehen. »Das geht natürlich nicht, weil in diesem Land polygame Ehen von Rechtswegen aus nicht erlaubt sind.«
»Ich frage mich manchmal bloß, wie du das anstellst.« Cosmin setzte das Glas an seine Lippen und trank es in einem Zug leer.
»Keinen blassen Schimmer, was du meinst.«
»Ich meine, eine Ehe ohne Verpflichtungen mit ihr zu führen.« Er atmete scharf ein. »Ah, und dann noch das Problem mit Rion ... Ich weiß ja nicht, wenn du mich fragst, hat sie immer noch etwas für diesen gerissenen Bastard übrig.«
Mein Blick wanderte zu Eliot und ich sah, dass sein linkes Auge vor Wut zuckte. Für gewöhnlich hatte er kein Interesse daran, sich an unseren Gesprächen zu beteiligen. Doch immer dann, wenn es um Ophelia ging, wurde er auf wundersame Weise hellhörig. Ich war mir beinahe zu einhundert Prozent sicher, dass sie was miteinander hatten. Sie war skrupellos, wenn es darum ging, mir eins reinzuwürgen.
Kurz nach unserer Hochzeit hatten wir ihr Rion vorgestellt. Er war damals der Ersatz für seinen Bruder Blerim, der auf dem Weg in den Kosovo in eine Schießerei geraten und gestorben war.
Leider stellte sich das als großer Fehler heraus. Rion und Ophelia hatten sofort etwas füreinander übrig, was sie nicht einmal zu verbergen versuchten. Zwar hatte ich nie starke Gefühle für diese Frau gehabt, aber ich mochte sie und war gerne in ihrer Nähe. Bis zu jenem Tag, an dem ich die beiden miteinander im Bett erwischt hatte.
Ich umfasste die Lehne des Sessels etwas fester, ehe ich aufstand und ohne das Gespräch zu beenden den Raum verließ.
***
»Ja, bitte?« Ophelias Stimme klang ungewöhnlich fröhlich, bis sie in Richtung Tür sah und ihre Miene sich wieder verfinsterte. »Oh, du bist's bloß.« Sie gab mir ein Zeichen, dass ich die Tür schließen sollte. Dann lehnte sie sich gegen ihren Schreibtisch und verschränkte die Arme vor der Brust. »Was willst du hier, Vale?«
Ihre Abwehrhaltung mir gegenüber war mehr als nur unbegründet. Schließlich hatte ich ihr bisher nie etwas getan, geschweige denn, etwas von ihr verlangt, dass sie nicht auch gewollte hätte. Es war weder mein Stil, nach ihrer Zuneigung zu betteln, noch die zu erzwingen. Und trotzdem fixierte sie mich mit ihren blaugrauen Iriden, um sicherzugehen, dass ich ja nicht über sie herfallen würde.
»Wir haben ein Problem. Cosmin will Odette nicht heiraten.«
Sie zuckte mit den Achseln. »Tja, ... Keine Ahnung, was ich jetzt dazu sagen soll. Nicht mein Problem, sondern das meines Vaters.«
»Na ja, es könnte auch irgendwann zu deinem Problem werden, Ophelia. Vergiss nicht, dass Rion ziemlich viele eurer Konten geleert hat, bevor er abgehauen ist. Weil du«, ich richtete den Kragen meines grauen Mantels, »dumm genug gewesen bist, ihm zu vertrauen.«
»Das weiß ich doch!« Ihre Augen verformten sich zu Schlitzen und, wenn Blicke töten könnten, würde ich vermutlich genau jetzt unter der Erde liegen. »Gut, was schlägst du vor?«
Ich kam einen Schritt näher auf sie zu und warf ihr einen Stapel Papiere auf den Schreibtisch. »Du kannst doch bestimmt Odettes Unterschrift fälschen, oder?«
Sie sah mich verdutzt an. »Ja, sicher. Wir haben als Kinder und im Jugendalter öfter mal die Rollen getauscht. Wieso willst du das wissen?«
»Öffne die Mappe.« Sie tat, was ich ihr sagte. »Wir haben kurz vor Odettes Abreise geheiratet. Du unterschreibst alles für sie, wir beschaffen uns irgendwie ihre Fingerabdrücke, damit wir ihre neuen Ausweispapiere beantragen können und dann lasse ich meine Kontakte bei den örtlichen Behörden spielen. Es wird so aussehen, als wärst du nie mit mir verheiratet gewesen, sondern sie. Und so schlagen wir alle Fliegen mit einer Klappe. Cosmin und Odette müssen nicht heiraten, du bist mich los und kannst weiterhin nach Rion suchen oder Eliot vögeln ...«
»M-Moment!« Sie bohrte mir ihren Zeigefinger tief in die Brust und funkelte mich dabei wütend an. »Um eins klarzustellen, ich habe rein gar nichts mit Eliot! Verstanden?! Wir haben uns damals gegenseitig versprochen, dass die Hearts - mit Rions Verschwinden - tabu sind. Und daran halte ich mich auch.«
Ich musste wohl oder übel zugeben, dass sie die Wahrheit sagte. Mittlerweile konnte ich es an ihrer Haltung und ihrer Art zu sprechen erkennen, ob sie mich anlog oder nicht. »Dann entschuldige ich mich dafür, an dir gezweifelt zu haben.«
»Es gibt nur ein Problem bei der ganzen Sache.«
»Und das wäre?«
»Odette war an der Juilliard eingeschrieben. Spätestens bei der Immatrikulation hätte sie angeben müssen, dass sie verheiratet ist.«
»Wieso sollte das zu einem Problem werden?«
»Hörst du mir nicht zu, Vale?!« Sie schlug genervt mit der flachen Hand auf die gewachste Schreibtischoberfläche. »Sie kann nie wieder dorthin zurück, wenn das rauskommt! Sie würde der Schule verwiesen und ...«
»Da mach dir mal keine Sorgen«, unterbrach ich sie abrupt. »Es war von vorne herein klar, dass Odette Europa nie wieder verlassen würde. Zumindest nicht, um außerhalb der Grenzen zu studieren.« Ich legte meine Hand auf ihre. Doch sie zog sie sofort zurück. »Gott, Ophelia, sag mir nicht, dass du wirklich geglaubt hast, Raphael würde sie jemals wieder gehen lassen.«
»Nein. Du hast recht.« Sie sah betroffen zu Boden und schien intensiv über etwas nachzudenken. »Andererseits sollte wenigstens eine von uns beiden ihren Traum leben dürfen.«
»Und, wenn ich dir verspreche, dass ich ihr diesen Traum ermöglichen werde?«
»Wie soll das gehen, Vale? Die Juilliard ist eine Privatschule mit verdammt strengen Auflagen. Sie müsste dir schon gehören, damit du etwas ausrichten könntest.«
Ich ging um sie herum, umfasste von hinten ihre zierlichen Handgelenke und schob sie etwas näher an die Unterlagen heran. »Du solltest dir dein hübsches Köpfchen lieber über andere Dinge zerbrechen. Und jetzt, unterschreib.«
Für einen Moment lang hielt sie inne. Doch dann griff sie nach einem der Kugelschreiber und unterzeichnete. »Sagen wir's den anderen?«
»Die wissen bereits Bescheid. Nur Louis müsste darüber noch in Kenntnis gesetzt werden. Es reicht allerdings, wenn er wieder zurück ist.«
Schnaubend schloss sie die Mappe, drehte sich zu mir um und überreichte sie mir. »Und sie sind damit einverstanden?«
»Sind sie«, versicherte ich. »Mach dir keine Sorgen. Heute Abend bei dem Essen werden wir die ganze Sache noch einmal ausführlich besprechen.«
»Was hast du Raphael gesagt? Ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass er der ganzen Sache so einfach zustimmt.«
»Ich überschreibe ihr dreißig und deinem Vater zehn Prozent meiner Firmenanteile.«
»Du tust was?!« Sie sah mich entgeistert an. »Dir ist klar, dass sie dich damit in den Ruin treiben könnten, oder? Sie müssten den Vorstand bei Abstimmungen lediglich davon überzeugen, dass du ...«
Ich legte meinen Zeigefinger sanft auf ihren Mund, um sie zum schweigen zu bringen. »Genug davon, moya krasavitsa.«
Ihr entfuhr ein empörter Laut. »Das hast du schon seit einer halben Ewigkeit nicht mehr zu mir gesagt.«
Wenngleich es sich vertraut anfühlt, musste ich loslassen. Zwischen uns war nichts mehr, außer einer geschäftlichen Beziehung. Einer Allianz, falls es irgendwann einmal notwendig war, sich gegen den Rest der Welt aufzulehnen.
»Tja, dann gewöhn dich mal nicht daran.« Ich packte die Mappe zügig in meinen Aktenkoffer, ehe sie es sich nochmal anders überlegen konnte und ging in Richtung Tür. »Denn das wird mit Sicherheit das letzte Mal sein, dass ich dich so genannt habe.«
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Was hat Valentin im Sinn? Was ist seine Mission?
Lasst es mich gerne wissen ☺️
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