7. Elternhaus
Songs, die zum Vibe des Chapters passen:
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Bengio - Fan von dir
"Wenn du sagst, was du denkst, ohne Angst, und
los fliegst ohne Ziel für die Landung
Wenn du dich ab und zu verirrst
steh' ich hier und applaudier'"
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Am nächsten Morgen wird Jacob vor dir wach.
Nachdem er einen kurzen Moment braucht, sein Umfeld wahrzunehmen, realisiert er erst, dass er bei dir ist.
Nicht in Paris im Hotel, nicht in Berlin in der Mansion.
In Frankfurt, in deiner Wohnung.
Dein Körper, der eng an seinen gekuschelt ist, ist sowieso das erste, was er dabei wahrnimmt und auch die ganze Nacht über gespürt hat.
Dein Geruch.
Dann dein Bett und dein Schlafzimmer.
In letzter Zeit wird er so oft wo anders wach, dass sein Unterbewusstsein oft noch hinterher hängt, weil es noch nicht mal ganz am letzten Ort angekommen war.
Also blinzelt er und bewegt sich müde ein bisschen aus den Kissen, um deinen Hinterkopf und deine schlafende Silhouette zu sehen.
Deine Schulter ist nackt, du trägst nicht mal sein Shirt, weil ihr es gestern beide für relativ überflüssig gehalten habt, beim Schlafen Klamotten zu tragen.
Ihr wolltet einander so innig spüren wie möglich.
Ein warmes Gefühl macht sich in ihm breit.
Du wirst durch seine leichten Bewegungen hinter dir angesteckt, weshalb du müde murmelst und vor ihm ein wenig umher rutschst, während du seine Hand, die noch immer unter deinen Brüsten um dich geschlungen ist, sehnsüchtig enger um dich ziehst.
Und als dein Po dabei wieder sein bestes Stück streift und er unter seinen Fingern die Konturen deiner nackten Brüste spürt, spannt sich sein Körper erregt an und er spürt schon wieder die sich anbahnende Morgenlatte.
Fuck.
Bevor er sich von dem Gefühl zu sehr einnehmen lässt, vergräbt er sein Gesicht in deiner gut riechenden Halsbeuge, um deine Schulter zu küssen, und schält sich dann aus deiner Umklammerung und aus dem Bett, um auf die Toilette zu gehen.
Auf dem Weg steckt er noch schnell sein Handy vom Ladekabel ab und tapst dann ein wenig unkoordiniert und müde nackt aus dem Schlafzimmer in das kleine Bad.
Während er auf dem Klo sitzt und versucht, mit der Morgenlatte auf halbmast zu pinkeln, scrollt er am Handy ein wenig auf Tiktok.
Natürlich bemüht er sich, wenn er daheim oder mit dir ist, abzuschalten und nicht zu sehr an social media zu denken.
Aber wenn er einen ruhigen Moment hat, nutzt er immer die Zeit um DMs zu beantworten, nach neuen Trends zu suchen und zu checken, wie gut die letzten Posts laufen.
Ein leichtes Gefühl von Enttäuschung macht sich in ihm breit, weil das Tiktok mit Blake Gray gar nicht so krass abgeht, wie er es erhofft hatte.
Es ist jetzt seit drei Tagen online und hat knapp hundertfünfzig Tausend Likes.
Eigentlich eine wahnsinns Zahl, aber nicht, wenn man sie vergleicht.
In den Kommentaren eskalieren zwar die Fans über das überraschende Zusammentreffen der Jungs mit dem bekannten Creator, aber was die Likes angeht, hatten sie schon mal um einiges mehr.
Er scrollt trotzdem durch die Kommentare und liked ein paar begeistert klingende, um das ganze zu unterstützen, während er über den ein oder anderen Kommentar müde lächelt.
Sein Schauspiel - Tiktok, das er vor dem Auszug noch kurz in der Mansion gedreht hatte, läuft auch eher semi.
Dafür geht das Tiktok mal wieder mehr viral, wo er suggeriert, er würde sich bei seinen Followern als Boyfriend bewerben, mit sämtlichen Infos zu seiner Person und Videoclips, die seine Persönlichkeit widerspiegeln.
Jedes Mal, wenn er mit derartigem Content die Fantasie und Hoffnungen seiner Zuschauer anregt, ist die Resonanz groß.
"I think u found almost 2M potential girlfriends here 🙈", schreibt ein Profil in den Kommentaren und Jacob verzieht halb amüsiert, halb kritisch das Gesicht, als er nicht anders kann als seinen Blick dorthin zu heben, wo er her gekommen ist und wo du vermutlich noch immer liegst und friedlich schläfst.
I don't need 2M potential girlfriends, tho.
beantwortet er das ganze in Gedanken, während er sich auf die Innenseite seiner Wange beißt.
I already have everything I need, right here.
Es fühlt sich irgendwie falsch an, weiter solchen Content zu produzieren, als wäre nichts, wenn er doch eigentlich in der Hinsicht privat längst happy und angekommen ist.
Aber ihr wart euch beide einig, dass ihr das mit euch noch eine ganze Weile aus der Öffentlichkeit raus halten werdet.
Wenn das also der Content ist, der zieht, ihm Reichweite verschafft und ihm langfristig weitere Türen öffnet, wird er diesen Balanceakt wohl noch eine Weile mitmachen, bis er hoffentlich den Absprung schafft und mit anderen Dingen ebenso erfolgreich sein kann.
Er betätigt die Klospülung und beschließt, direkt nach dem Zähneputzen auch noch schnell bei dir duschen zu gehen, weil er letzteres gestern nicht mehr für nötig hielt und sich inzwischen aber ganz schön eklig fühlt.
Also findet er ein frisches Handtuch in deinem Regal, das er bereit legt, nimmt sich sein Duschgel aus dem Kulturbeutel, und springt in die relativ kleine Duschkabine.
Kaum hat er das Wasser aufgedreht und an der Armatur herum gedreht, um die Temperatur einzustellen, runzelt sich allerdings seine Stirn.
Er blickt forschend in die Richtung deines Schlafzimmers, bevor er wieder auf den Duschkopf in seiner Hand schaut, wo das Wasser noch immer nicht warm wird.
Nich dein Ernst.
. . .
Du genießt es zugegeben, noch ein wenig faul im Bett zu liegen, während Jacob schon aufsteht und sich in deiner Wohnung zurecht findet.
Das Geräusch der Wasserleitung verstummt irgendwann, und da es relativ lang zu hören war, gehst du davon aus, dass er duschen war.
Die Badezimmertür öffnet sich kurze Zeit später und du hörst seine gemütlichen Schritte den Gang entlang, bis er wieder in deiner Schlafzimmertür steht und sich eure Blicke treffen.
"Moin", raunt er mit rauer Stimme.
"guten Morgen", entgegnest du lieb und etwas flirty.
Damn.
Träumst du noch, oder ist das hier gerade deine Realität?
Er trägt nur eins deiner weißen Handtücher um die Hüfte und seine schwarzen Haare sind noch nass und strubbelig, weshalb dein Blick schamlos und neugierig an ihm abwärts und wieder hoch wandert.
Kurz bleibt er im Türrahmen stehen mit seinem Handy in der Hand und verschränkt die Arme vor der nackten Brust, und über diesen Anblick in deiner bescheidenen Wohnung kannst du dich echt nicht beschweren.
Doch dann heben sich seine Augenbrauen mahnend, während er dich aus sicherer Entfernung mustert und aus deinen Träumereien aufweckt.
"Wann wolltest du mir eigentlich erzählen, dass dein Thermostat hinüber is?"
Sofort weiten sich deine Augen, als du an etwas erinnert wirst, das für dich längst viel zu normalisiert ist.
"Oh fuck.", lachst du dann ertappt und vergräbst deine Stirn seitlich in deiner aufgestellte Handfläche, als dich das schlechte Gewissen überkommt, "Ich bin das schon so gewohnt, dass ich's gar nich' gesagt hab. Sorryyy... Ich hätt' dich vorwarnen sollen."
Deine Wohnung hat echt ein paar Baustellen, die du die ganze Zeit über erfolgreich toleriert hast, weil du keine Energie hattest, dich um sie zu kümmern.
Und, weil du auch nicht wusstest, ob es sich überhaupt lohnen würde, sie anzugehen, weil du vermutlich eh bald ausziehen würdest.
Also hast du es akzeptiert, dass das Wasser in der Dusche eher kalt daherkommt, und, dass die eine Schranktür in deiner Küche jedes Mal fast abfällt, wenn man sie aufmacht.
Wie zur Hölle tauscht man auch ein Thermostat oder repariert eine Schranktür?
Klar, bist du eine unabhängige Frau.
Aber solche Sachen überfordern dich.
Jacob drückt sich vom Türrahmen weg und kommt langsam zu dir ans Bett, amüsiert über die Erkenntnis, aber auch irgendwie von der kalten Dusche aufgeweckt und in der Laune, es dir heimzuzahlen, während du immer noch von dem Anblick von ihm ziemlich angetan bist.
Während du dich ein bisschen von deiner Seitenlage im Bett aufrichtest und die Bettdecke weiter unter deine nackten Brüste rutscht, bleibt er an der Bettkante stehen und legt demonstrativ sein Handy zur Seite.
Er thront einschüchternd über dir und du würdest ihm das Handtuch zugegeben am liebsten von den Hüften runter reißen, weshalb deine Hände auch schon verstohlen dorthin wandern, wo er es auf deiner Augenhöhe festgesteckt hat.
Es sitzt eh schon gefährlich tief.
"Ey vergiss es!", packt er direkt amüsiert und warnend deine Handgelenke und beugt sich über dich, "Ich hab kalt geduscht. Weißt du wie klein der is?"
Sein Blick bohrt sich verstohlen in deinen, als er aber trotzdem ein verspieltes grinsen auf den Lippen hat.
"Der hat sich nach innen verzogen."
Du lachst herzlich über seine Aussage, als du mit seinen Händen ein wenig kämpfst, bevor du trotzdem noch einen Versuch startest und die Fingerkuppen über seine V-Linie abwärts gleiten lässt.
Dein Blick ist unschuldig, aber trotzdem vielsagend, als du dich stabiler hinsetzt und dabei zu ihm hoch und in seine Augen siehst.
"Dagegen kann ich helfen, glaub ich."
Und diesmal protestiert er nicht mehr, als deine Finger sich unter das Handtuch haken.
Stattdessen funkelt Erregung in seinem Blick, während er sich in freudiger Erwartung auf die Unterlippe beißt.
12:13 in Florstadt - Stammheim
"Ja da seid ihr ja, ihr zwei", begrüßt euch die Frau, die lustigerweise etwa so groß ist wie du, mit einem herzlichen Lächeln, als sie die Haustür öffnet, "Hallo!"
Jacob umarmt sie direkt liebevoll, noch bevor ihr weiter miteinander interagieren könnt.
"Hallo Mama."
Sie lässt die Tür los und die beiden drücken sich etwas länger, wobei der Größenunterschied und der Unterschied in ihrer Statur echt süß ist und allgemein der Anblick dich echt rührt.
Also lässt du den beiden den Moment und stehst mit einem Lächeln auf der Türschwelle.
In deiner Hand eine Flasche Rotwein, um die du eine Schleife gebunden hast.
Du wolltest auch nicht mit leeren Händen mitkommen.
Und was Wein angeht, hast du immerhin ein paar halbwegs gute Flaschen zuhause, die als Mitbringsel und Geschenk für seine Mutter in Frage kamen.
"Hallo D/N", wendet sich die dunkelhaarige Frau mit Brille dann auch schon an dich, worauf du ihr direkt als nächstes für eine Umarmung entgegen kommst.
Sie trägt einen schwarzen Cardigan, der sich echt weich anfühlt und darunter ein weißes T-Shirt, und ihr Körper ist zierlich.
"Hey Astrid", entgegnest du währenddessen liebevoll und drückst sie kurz, wobei dir ihr Parfum in die Nase steigt, "Freut mich sehr, dich jetzt mal persönlich kennenzulernen!"
Sie riecht irgendwie nach Rosen, aber auch ein wenig holzig und nach Küche, als wäre sie lange am Herd gestanden.
"Ich mich auch, und wie", lächelt sie, während du ihr auch schon die Flasche übergibst und dadurch ihr Blick dorthin fällt.
"Die is für dich.", erklärst du ihr, "Nur ne Kleinigkeit. Jacob meinte, dass du Rotwein magst und ich trink auch gern Wein, also wollt ich dir die schenken."
Überrascht, aber gerührt nimmt sie die Flasche entgegen. "Och, das is aber süß.", blickt sie von der Flasche zu dir auf, "Du hättest mir doch nix schenken müssen."
Bevor sie wieder auf die Flasche schaut und auf das Etikett. "Oh, halbtrocken.", stellt sie angetan fest, "Mag ich besonders gern. Vielen Dank."
"Gerne", kicherst du und merkst dabei auch den triumphierenden Blick von Jacob in deine Richtung, als wolle er dir imaginär ein High five dafür geben.
Er war sich nämlich selbst nicht mehr ganz sicher, ob sie nun eher süßen Wein bevorzugt, oder trockenen, als ihr gemeinsam durch deine Flaschensammlung gegangen seid.
"Jetzt kommt erst mal rein.", scheucht euch Astrid dann auch schon weiter in das Haus, während sie die Tür hinter euch schließt.
Und da bist du dann plötzlich, in Jacobs Elternhaus.
Während deine Augen sich selbstständig machen und du sämtliche Eindrücke erst mal aufsaugst, blendest du vorübergehend aus, wie die beiden hinter dir miteinander interagieren.
Es riecht lecker nach Essen, aber auch irgendwie ganz persönlich, so wie jedes Haus irgendwie einen ganz eigenen Geruch hat.
"Nimm mal deine Kappe runter, junger Mann.", ermahnt Astrid Jacob humorvoll, weil er noch immer in seiner Collegejacke und Cap im Gang herum steht und greift an den Schirm seiner weißen Kappe, worauf er es mit einem verstohlenen Schmunzeln über sich ergehen lässt und widerwillig die Kopfbedeckung abnimmt.
Inzwischen sind seine Haare so lang, dass sie unter der Cap rechts und links etwas hervor stehen und sich nach außen biegen.
Er hatte schon lang nicht mehr so lange Haare, und vor allem nicht so lange Seiten.
Und er weiß genau, dass seine Mutter die Frisur nicht gerade befürwortet.
"Du warst ja immer noch nich' beim Frisör.", stellt sie daraufhin fest und versucht, mit den Fingern seine Frisur ordentlicher hinzubekommen, "Du wirst zum Wuschelkopf."
Worauf Jacob halb genervt, halb amüsiert ihre Hand weg drückt und die mütterlichen Zärtlichkeiten abwehrt, "Mama, ich weiß. Lass gut sein, jetz."
Dein Blick dagegen wandert neugierig und begeistert über die ganzen Fotos, die im Eingangsbereich an der Wand hängen, in verschiedensten Bilderrahmen.
Fotos von Jacob, als er noch kleiner war, in allen möglichen Situationen.
In den süßesten Outfits als kleines Kind.
Fürchterlich gestellte Porträtfotos als Teenager in der Schule, von denen du direkt weißt, dass sie ihm unangenehm sind.
Doch seine Mutter hat sie eingerahmt, wie jede Mutter es irgendwie tut.
Er hatte mal diese typische Justin Bieber Frisur.
Warum wundert dich das nicht?!
Aber dieses süße Grinsen hatte er schon immer.
Auch ein Foto einer Fußballmannschaft hängt dort und du findest ziemlich schnell Jacobs Gesicht zwischen den ganzen Unbekannten, in der Hocke in rotem Fußballtrikot von Adidas, mit Sponsorenaufdruck auf der Brust.
Du vergisst immer, dass er in seiner Freizeit gern Fußball im gespielt hat und im Verein ist.
Seine Haare sind auf dem Bild extrem kurz rasiert an den Seiten, was ihn auch noch mal ganz anders aussehen lässt, doch auch sein Gesicht wirkt noch etwas jünger und braver.
Wie alt wird er da drauf sein?
Sechzehn?
Es ist so interessant, weil du sonst nur die perfekt wirkenden Modelfotos von ihm kennst, und du würdest am liebsten eine Stunde hier stehen und dir alles genauestens ansehen.
Doch da spürst du auch schon wieder seine Nähe, als der Jacob von jetzt deine Aufmerksamkeit wieder verlangt, den du dadurch fast vergessen hast.
Seine Hand nimmt deine, als er dich amüsiert mit sich zieht und dir wieder klar wird, warum ihr eigentlich hier seid.
"Komm. Du kannst später in meiner Vergangenheit rum stochern.", neckt er dich amüsiert, „Ich hab hunger."
Also lachst du nur ertappt und findest Halt an seinem muskulösen Oberarm, als er inzwischen seine Collegejacke ausgezogen hat und du ihm in die Küche zu seiner Mutter folgst.
. . .
Astrid hat sich richtig Mühe gegeben.
Als Vorspeise hat sie eine Kürbissuppe gekocht, und als Hauptspeise einen Auflauf mit Brokkoli und Kartoffeln.
Dazu gibt es noch optional Hähnchenfilet aus der Pfanne, weil sie anscheinend auch für Jacob extra noch mehr Proteine mit kocht.
Es ist alles richtig lecker und du schätzt dich total glücklich, in seinem ganz privaten Umfeld sein zu dürfen und von seiner Mutter umsorgt zu werden, als wärst du Teil der Familie.
Die beiden unterhalten sich und bringen sich gegenseitig auf den neusten Stand, wobei hauptsächlich Jacob von seinen Reisen und den Geschehnissen in Berlin erzählt, während Astrid ihn dazu ausfragt.
Dabei ist Jacob mal wieder relativ bedacht darauf, was er ihr erzählt und was nicht, was du insgeheim ein bisschen lustig findest, da du von vielen Geschichten natürlich die schmutzigen Details aus erster Hand weißt.
Details, die keine Mutter von ihrem Sohn wissen sollte.
Ab und zu klinkst du dich auch ein, wenn du in einer Geschichte involviert warst, und hilfst ihm, das ganze möglichst Familienfreundlich klingen zu lassen.
"Joa, wir ham jetz grad alle bisschen Free time. Bis wir Mitte des Monats nach London fliegen.", erzählt er ihr irgendwann, als ihr so gut wie fertig mit dem Essen seid, "Alle sind jetz erst mal heim bis auf Luis, der bleibt in Berlin."
"Tim will nach Barcelona wegen seinem Auslandssemester.", fügt er noch der Vollständigkeit halber hinzu und schichtet das letzte bisschen Kartoffeln mit Käse auf seine Gabel, um es zu essen.
"Ach.", entgegnet sie überrascht und interessiert und ihre Augenbrauen heben sich über die Brille hinweg, als sie ihn ansieht, "Macht er sein Studium jetz fertig?"
"Ja.", nickt Jacob kauend und legt das Besteck wieder hin, "Zumindest hat er's vor. Julia hat ihm grünes Licht gegeben. Er wird das halt alles jonglieren müssen, weil wir Ende des Jahres schon nach Amerika fliegen."
"Mhm", nickt Astrid nachdenklich, während Jacob nach seinem Wasserglas greift, um zu trinken.
"Wann machst du eigentlich dein Studium fertig, Jacob?", fragt sie ihn schließlich eher beiläufig, während sie weiter isst.
Aber du merkst direkt die Anspannung zwischen den beiden, als sie das Thema aufbringt.
Und, wie Jacob neben dir einen Atemzug nimmt und erst mal zögerlich fertig trinkt.
Zugegeben, Jacob redet auch mit dir selten über sein BWL Studium.
Das ganze hängt irgendwie schon in der Luft, seit er zum Modeln für zwei Monate nach London ging.
Er hat das Studium seitdem zwar unterbrochen, aber nie wirklich abgebrochen, als hätte er noch keine klare Entscheidung diesbezüglich getroffen.
"Tatsächlich, hab ich so wie's aktuell läuft eher nich' vor, dass ich's noch fertig mach.", gibt Jacob schließlich ruhig, aber vorsichtig zu und stellt das Glas zwischen sich und seiner Mutter ab, die er dabei mustert, "Ich werd vermutlich abbrechen."
Astrids Gesicht spricht Bände.
"Jacob", entgegnet sie halb enttäuscht, halb zweifelnd.
"Mama, wofür?", betont Jacob leicht angenervt.
Sie hatten das Thema schon so oft und er hatte gehofft, dass sie es endlich akzeptiert hätte, dass er einen anderen Weg einschlagen will.
BWL ist für ihn im Moment absolut nutzlos, und er sieht sich auch in Zukunft nicht bei einem derartig trockenen Job.
Er sieht nicht ein, damit noch weiter seine Zeit zu verschwenden.
Er wollte damals schon lieber was mit Marketing machen, aber das hätte er nur an einer Privatuni studieren können, wofür sie nunmal nicht das Geld hatten.
Seine Mutter seufzt frustriert und sieht umher, als wäre sie irgendwie verletzt von der Konversation, während sie nach der Serviette greift.
"Ganz ehrlich.", fährt Jacob da allerdings hoch und du merkst schon an seiner Stimmlage, dass ihm für das Thema die Geduld ausgeht, als hätten sie es schon des öfteren durch gekaut, "Ich weiß, was ich machen will. Ich wusste immer, dass ich keinen normalen Job machen werde. Und ich will einfach zu hundert Prozent meine Energie in das stecken, was wir grad machen. Und nich' noch nebenbei was lernen, was ich gar nich' brauche, nur, damit ich nen Titel hab."
"Aber du musst dich doch auch absichern.", versucht seine Mutter, ihm ins Gewissen zu reden und wird dabei auch etwas emotionaler und besorgter, als sie sich über den Tisch hinweg in seine Richtung beugt, "Die Chancen sind so gering, dass das lange gut geht, was ihr macht. Jacob, du hast doch schon die Hälfte vom Studium in der Tasche und du bist so gut. Wirf das doch nich' so einfach weg!"
"Is nich so einfach, Mama.", raunt Jacob nur mit unzufrieden gerunzelter Stirn und greift nach seiner Gabel und Messer.
Er schneidet den Rest seines Hähnchenfilets in zwei gleiche Stücke und spießt eins davon auf.
"Aber Tim geht doch jetzt auch nach Barcelona für sein Auslandssemester!", verwendet Astrid direkt die neue Information als Argument, "Er schafft das doch auch. Was hält dich davon ab, dein Studium auch nebenbei zu machen?"
Du atmest instinktiv ein wenig tiefer durch, als du merkst, wie das Gespräch in eine ungesunde Richtung driftet.
Es ist nicht schön und auch nicht fair, dass Jacob sich jetzt Vergleiche mit Tim anhören muss.
"Tim hat nur noch ein Semester.", betont Jacob, mit der Geduld am Ende, weshalb auch seine Stimme schon deutlich lauter ist, "Und der wird nen Arsch voll Stress haben, mehr als wir eh schon ham und wird sich gar nich' richtig drauf konzentrieren können, was wir machen. Ich will das nich'. Ich will hundert Prozent geben, für den Weg, den ich für richtig halte."
Jacob gestikuliert auf sich selbst und du beißt neben ihm angespannt die Zähne zusammen.
Du siehst dich in der Zwickmühle und kannst irgendwie nicht viel tun.
Einerseits willst du ihm beistehen und ihm zeigen, dass du ihn unterstützt, aber anderseits willst du zu seiner Mutter ein gutes Verhältnis haben und nicht direkt mit ihr streiten.
Jacob spießt er das letzte Stück Fleisch auf seine Gabel auf, um brav den Teller leer zu essen.
"Den du für richtig hältst.", rutscht Astrid da ein eher schnippischer Kommentar raus, bevor er fertig essen kann, "Des hat dir der Papa eingeredet."
Und der Kommentar scheint bei Jacob dann auch das Fass zum Überlaufen zu bringen, als er sein Besteck mit einem klirrenden Geräusch auf den Teller fallen lässt und aufsteht.
Mit dem letzten Stück vom Fleisch, das wie ein Anstandsrest noch an der Gabel hängt.
"Ich werd jetz nich' mit dir über des Thema Streiten.", raunt er, aber du merkst die Verletztheit in seiner Stimme, als er seine Mutter ein letztes Mal warnend ansieht, "Nich' vor D/N, okay?"
Und dann verlässt er auch schon wütend die Küche, als müsste er auf Abstand, um sich zu beruhigen.
(Flashback)
"Und du kennst ja meine Einstellung.", betont er entschlossen,
"Ich will verdammt hart dafür arbeiten, meine Träume zu verwirklichen
und erfolgreich damit zu werden. Um's halt allen zu beweisen, die an mir zweifeln.
Und das kommt halt auch irgendwie daher, dass meine Familie..."
„An dem zweifelt, was du machst.", beendest du für ihn nachdenklich den Satz,
als es dir erst richtig bewusst wird und du spürst ihn nicken.
„Ja so ungefähr."
„Das is hart. Du fühlst dich wahrscheinlich missverstanden, oder?"
„Mhm.", haucht er, "Und ich weiß auch, dass sie's nur gut meinen.
Aber ab nem gewissen Punkt zweifelt man halt dann auch irgendwie an allem.",
er klingt ein bisschen humorvoll, aber du merkst die Verletzlichkeit in seiner Stimme,
"Inklusive an sich selber."
"Total", entgegnest du, etwas traurig,
"Ich glaub kein Mensch ist so stark, dass ihn das nicht irgendwann beeinflusst."
. . .
"Muss komisch sein...", denkst du noch ein mal angestrengt darüber nach.
Er küsst kurz zärtlich deinen Nacken. "Kannst laut sagen."
"Wenn du einerseits von wildfremden Leuten für was gefeiert wirst,
das du eigentlich gar nich bist und dann anderseits deine Familie,
die dich besser kennen sollte wie jeder andere, nich an das glaubt, was du machst.",
fasst du zusammen.
"Ja.", haucht er, überrascht über die so treffende Formulierung,
"Kompletter Mindfuck einfach."
(Flashback Ende)
Eine Weile sitzt du einfach nur da.
Jacob ist nach oben verschwunden und Astrid sitzt dir still gegenüber und hat die Stirn in ihrer Handfläche vergraben.
Du hörst die alte Küchenuhr ticken und dein eigenes Herz pochen.
Es ist wie in einem schlechten Film und du wunderst dich zugegeben über dich selbst, dass du die Ruhe bewahren und die angespannte Situation gerade akzeptieren kannst, wie sie ist.
Wahrscheinlich, weil es nicht deine eigenen familiären Streitigkeiten sind.
Du willst weder Jacob nachrennen und Astrid alleine da sitzen lassen, noch seiner Mutter ins Gewissen reden.
Es steht dir nicht zu, dich ungefragt einzumischen in ein Thema, das offensichtlich ziemlich persönlich ist und tiefer geht, als du es wissen kannst.
Also bist du einfach nur genauso nachdenklich still und wartest ab, was passiert.
"Hab ich Unrecht?", fragt Astrid plötzlich etwas ruhiger, nachdem sie sich ein wenig gesammelt hat und nimmt die Hand von ihrem Gesicht, um dich forschend durch ihre Brillengläser hinweg anzusehen, "Bin ich zu streng?"
Du hast das Gefühl, als würde sie das nicht alleine dich fragen, sondern auch sich selbst.
Und du verziehst nachdenklich, aber auch mitfühlend das Gesicht, als du versuchst, etwas konstruktives, schlichtendes beizutragen.
"Du machst dir halt Sorgen um ihn... Ist legitim."
Die Antwort scheint es auf den Punkt zu treffen, als sie tiefer durchatmet und sich in ihrem Stuhl zurücklehnt.
"Ja.", nickt sie traurig, aber zustimmend, bevor sie sich dich ansieht und sich dir überraschend offen zeigt.
"Ich hab einfach Angst, dass das, was er macht, keinen Bestand hat."
Sie seufzt und nimmt ihre Brille runter, "Er hatte eins Komma fünf im Abi und sein Studium lief so gut."
Sie starrt auf die Brille in ihrer Hand und putzt die Gläser etwas mit dem Saum ihres Cardigans, während sie weiter spricht;, „Ich weiß, dass er das alles, was er momentan macht auch neben seinem Studium machen könnte."
Schließlich legt sie das Gesicht frustriert wieder in ihre Hand und massiert sich die Schläfen,
„Aber bei ihm red ich da mit ner Wand, seit das alles angefangen hat."
Sie wirkt plötzlich wütend, aber auch verletzt, als sie den letzten Satz betont; "Seit sein Vater ihm eingeredet hat, zum Modeln nach London zu gehen."
Und so langsam bekommst du auch das zu spüren, was Jacob schon ein paar Mal beiläufig erwähnt hatte.
Die Tatsache, dass in seiner Familie nie ein besonders starker Zusammenhalt herrschte.
Und, dass seine Eltern nicht den einfachsten Umgang miteinander haben.
"Warst du nicht dafür, dass er nach London geht und die Chance nutzt?", erkundigst du dich nachdenklich und so neutral wie möglich bei Astrid, weil du einfach verstehen willst, woher ihre Sorge kommt.
"Einerseits, ja.", entgegnet sie ein wenig einfühlsamer und ihr Blick hebt sich zu dir.
Doch dann ringt sie mit sich, als wäre da noch irgendein unausgesprochenes 'Aber' in der Luft, das sie zurückhält.
"Ach, D/N, du bist zum ersten Mal hier und bekommst direkt sowas unschönes zu hören. Das tut mir leid.", rudert sie dann reflektiert und schuldbewusst zurück.
Sie wollte doch gar nicht, dass du direkt so stark mit ihren Familiengeschichten konfrontiert wirst.
"Ich find das toll, wenn Jacob sein Leben genießt.", betont sie und setzt ihre Brille wieder auf, "Und natürlich soll er Chancen ergreifen. Ihr seid noch jung, ihr sollt alles mitnehmen, was ihr könnt. Ist ja auch schön, dass du ihn da begleitest und flexibel bist. Dieser Lebensstil, den er momentan hat, hat gewiss seinen Reiz."
Du atmest etwas tiefer durch, als dir bewusst wird, wie sie sich dir gerade in diesem Gespräch wieder entfremdet.
Als würde sie sich dir gar nicht unbedingt öffnen wollen und eher Sorgen haben, dass du wegen Jacobs momentanem Lifestyle mit ihm zusammen sein könntest.
Autsch.
Sie ist dir wohl doch noch skeptisch gegenüber.
"Aber was macht ihr, wenn der Erfolg nur eine Phase ist und vorbeigeht?", will sie schließlich von dir wissen, "Du wirst doch auch Beständigkeit wollen, oder? Dass er langfristig für dich sorgen kann und was vorzuweisen hat, das nicht nur im Internet existiert?"
Sie mustert dich forschend, wie du ihr gegenüber sitzt.
In deinem süß wirkenden Kleid, optimistisch und unschuldig.
Es fällt ihr schwer, zu glauben, dass du an der Seite ihres Sohnes bleiben könntest, wenn es bei ihm plötzlich schlecht läuft.
Es gibt genug junge Mädchen, die sich von so viel Erfolg und Träumereien angezogen fühlen, dann aber schnell merken, dass Träume keine sichere Option sind und ganz schön viele Schattenseiten haben.
Immerhin war das auch der Grund, weshalb ihre eigene Beziehung zu Jacobs Vater damals so schnell in die Brüche ging.
Ihm war damals Selbstständigkeit so wichtig und der eigene Friseursalon war auf den ersten Blick beeindruckend, genauso wie sein Traum, damit so richtig erfolgreich zu sein.
Doch das einzige, was am Ende davon zu spüren war, war ein unstabiles Einkommen, Existenzängste und kaum Zeit für seine Familie.
Er war nur am Überstunden machen, um sich den Traum erhalten zu können.
Und als sie ungeplant schwanger wurde, war er nicht bereit, sich der Vaterrolle zu stellen.
Sie wollte das damals alles nicht für Jacob.
Und sie will erst recht nicht, dass er nun die selben Fehler macht.
Jacob fühlt sich währenddessen hin und her gerissen.
Er war gerade dabei, sich nach oben in sein altes Zimmer zu verziehen, als ihm bewusst wurde, dass du nicht hinterherkommst und er dich da alleine in der Küche sitzen gelassen hat.
Er wollte dich eigentlich in der unangenehmen Situation gar nicht alleine lassen, also dreht er auf halber Strecke wieder um, um nach dir zu sehen.
Als er dann aber das bereits entstandene Gespräch zwischen dir und seiner Mutter aufschnappt, bleibt er hinter der Tür stehen.
"Es mag vielleicht so aussehen, als würde er sein Leben genießen", fängst du in der Küche an, deine Gedanken zu Astrids Aussagen zu sortieren und ihr deine Sicht der Dinge mitzuteilen, während sie langsam aufsteht und Jacobs Teller nimmt, um abzuräumen und den Anstandsrest Hähnchen von der Gabel noch in den Müll zu befördern, "aber er ist auch verdammt hart am arbeiten. Klar, könnte er mehr auf Nummer sicher geh'n, sein Studium durchziehen und nen beständigeren Job haben. Und ich versteh auch, dass du dir das für ihn wünschst."
"Aber Jacob hat so viel Talent.", betonst du schließlich und bringst deine Bewunderung für ihren Sohn ehrlich zum Ausdruck, während sie sich an der Küchenzeile zu dir umdreht, dir in die Augen sieht und dir zu verstehen gibt, dass sie dir zuhört, "Er is intelligent, kreativ, und er is gut im improvisieren."
Du erinnerst dich daran, wie oft Jacob schon aus irgendeiner Situation etwas ganz besonderes gemacht hat, einfach, weil er Jacob ist.
Und du weißt, dass sein Verhalten nicht von irgendwoher kommt.
Die Frau, die ihn großgezogen hat, steht doch gerade vor dir.
"Er wird Lösungen finden, weiterhin Erfolg zu haben, auch ohne Studium. Ich vertrau ihm da voll und ganz.", lächelst du etwas, während seine Mutter wieder zu dir an den Tisch kommt und anfängt, auch dein Besteck und leeren Teller wegzuräumen, "Ich kenn keinen Menschen, der zielstrebiger is als er. Ich weiß, dass er immer seinen Weg finden wird."
Astrid schenkt dir ein zaghaftes Lächeln, als sie dir einfach nur nachdenklich zuhört.
"Und was mich angeht", betonst du dann trotzdem noch, weil du genau gespürt hast, dass sie auch diesbezüglich Bedenken hat, und beschließt in dem Moment, aufzustehen und ihr beim abräumen des Tisches zu helfen, "bin ich nicht an seiner Seite, weil mich sein Lebensstil reizt. Oder, weil ich will, dass er für mich sorgt."
Du reichst ihr dein und Jacobs Glas.
„Ich bin an seiner Seite, weil ich ihn liebe und an ihn glaube."
Und du fühlst dich plötzlich ein bisschen schnulzig dabei, es so auszusprechen, aber es kommt direkt und ungefiltert aus deinem Herzen.
Und du siehst auch, wie Astrids Gesichtsausdruck davon ein wenig überrascht und überfahren ist, als sie die Gläser von dir entgegen nimmt.
"Ich seh' ihn total in dieser Welt, in der er sich grad ausprobiert.", gibst du noch ehrlich zu und lehnst dich neben sie an die Küchenzeile, um hilfsbereit nach einem Lappen zu greifen, „Nich' mal in einer bestimmten Rolle, sondern in so vielen verschiedenen. Als Model, als Künstler, als Entertainer, als Vorbild und als jemand, der was positives bewirken kann. Er hat jetz schon so viel Einfluss auf junge Leute, auf ne positive Art und Weise. Das ist so wichtig, gerade auf social Media. Es is vielleicht nich so greifbar, weil es im Internet passiert, aber es is trotzdem real. Man darf das nicht unterschätzen."
„Hm", nickt Astrid zögerlich, aber nachdenklich, als sie dir zuhört und die Geschirrspülmaschine einräumt.
Es mal von jemandem Außenstehendes zu hören, der Jacob gut kennt, ist dann doch auch noch mal was anderes, als Jacobs übliche Argumentation ihr gegenüber.
"Find ich schön, wie du über ihn sprichst.", gibt sie zu, und du hörst an ihrer Stimmlage, das es sie mehr berührt hat, als sie es im ersten Moment zugibt.
"Ich glaube an ihn.", betonst du ehrlich zuversichtlich und musterst die Frau, die dir gegenüber steht und sich noch immer mit dem zurecht richten der Spülmaschine ablenkt.
Die Frau, deren Gesichtszüge sich auch in Jacobs Gesicht widerspiegeln.
"Und ich glaub tief drin tust du's auch."
"Du musst doch keine Angst um ihn haben.", erlaubst du dir schließlich einen einfühlsamen Rat ihr gegenüber und gestikulierst mit dem Lappen in deiner Hand in Richtung der Tür, wo Jacob eben verschwunden ist, "Du hast nen wahnsinnig tollen und intelligenten Sohn großgezogen. Der weiß schon, was er tut."
Und irgendwie scheinst du damit endlich zu ihr durchzudringen, als sie den Haushalt Haushalt sein lässt, sich von der Geschirrspülmaschine aufrichtet und sich langsam aber sicher dir und deiner Argumentation stellt.
Dem Mädchen, das ihr gerade mehr als deutlich macht, wie sehr sie ihren einzigen Sohn liebt und wertschätzt.
Egal, wie sehr sie versucht, sauer zu sein auf Jacobs Entscheidungen, und, wie sehr diese die seines Vaters widerspiegeln;
Sie kann nicht anders, als in deinen Worten Trost zu finden.
Und Zweifel, die sie zuvor noch dir gegenüber hatte, los zu lassen.
„Ach, D/N...", entgegnet sie verstohlen und diesmal versteckt sie auch nicht mehr, dass ihr das Kompliment echt nahe geht, als sie die Stirn gerührt runzelt und dich einfach nur ansieht, „Dankeschön."
Jacob ist bei dir definitv nicht nur nach dem Aussehen gegangen.
„Nicht dafür", lächelst du verlegen und schaust auf den blauen Putzlappen in deinen Händen.
"Er hat mir mal gesagt, dass du dir Mühe gibst, zu verstehen, was er macht.", siehst du dann wieder davon auf, jetzt, wo sie ihre Mauer dir gegenüber ein wenig runter gefahren hat, „Und, dass er sich da drüber freut und sich nix anderes wünscht als das."
„Hat er das?", fragt sie etwas überrascht.
Dabei hatte sie so oft das Gefühl, Jacob würde es eher anstrengen, wie wenig sie von seinen Interessen versteht.
Die beiden kamen diesbezüglich fast nie auf einen gemeinsamen Nenner.
„Ja", redest du ihr weiter gut zu, „Ich glaub, dass du gar nix anderes tun musst... Nur weiterhin versuchen, ihm zu vertrauen."
Sie macht ein trauriges, aber auch schuldbewusstes Gesicht, als sie die Spülmaschine schließt und sich dagegen lehnt.
So langsam wird ihr auch wieder mehr bewusst, worum es hier eigentlich geht.
Und es hat viel weniger mit ihrer Beziehung zu seinem Vater zu tun und viel mehr damit, dass Jacob seine eigenen Erfahrungen machen will und muss.
Sie kann ihre eigenen Anliegen nicht ewig auf Jacob übertragen.
"Das tu ich.", entgegnet sie, bevor sie seufzt, „Wahrscheinlich bin ich nich' so gut darin, ihm das zu sagen."
Du bemerkst nicht, wie Jacob hinter dir die Küche wieder betritt, langsam, aber schon wieder um einiges beruhigter als vorher.
Er kommt auf euch beide zu und du realisierst es erst, als du seine Nähe in deinem Rücken spürst.
Kurz fühlst du dich unsicher.
Hat er euer Gespräch mitbekommen?
Hat er gehört, was du gesagt hast?
War es falsch, dass du dich eingemischt hast?
"Gib her", haucht er aber liebevoll und legt die Hand an deine Hüfte, während er dir mit der anderen den Lappen aus der Hand nimmt, "Setz dich. Ich mach das."
Er lenkt dich Richtung Esstisch und du merkst an seinem Umgang mit dir direkt, dass du keinen Fehler gemacht hast, eher im Gegenteil.
Mit einem verlegenen Kribbeln lässt du ihn übernehmen, als du wieder Richtung Tisch gehst, um dich hinzusetzen.
Jacob wirft seiner Mutter einen kommunizierenden Blick zu, als er den Lappen im Waschbecken nass macht und sich nützlich macht, um den Esstisch zu wischen.
"Mama, ich versprech dir, dass ich mein Studium wieder aufnehme, wenn das Projekt mit den Jungs scheitern sollte.", fängt er an, ihr versöhnlich noch einen Schritt entgegen zu kommen, während er vor dir den Tisch abwischt, „Is das n Kompromiss?"
Astrid verzieht schuldbewusst das Gesicht, als sie den Cardigan enger um ihren zierlichen Körper zieht und ihr eigenes Verhalten zunehmend reflektiert.
„Jacob... Du kannst dein Leben nich' dauernd nach meinen Erwartungen führen.", gibt sie dann langsam zu und ihre Stimme ist leise, als würde sie dabei emotional, „Und es ist nicht fair von mir, das von dir zu verlangen. Du musst mir also keine Versprechungen machen, die du eigentlich selber gar nicht einhalten willst."
Jacob hört auf, den Tisch zu wischen und atmet tiefer durch, als würde ihm schon ein Stein vom Herzen fallen.
Und auch du atmest buchstäblich auf, als du die Worte aus ihrem Mund hörst.
Irgendwas hat gerade 'klick' gemacht.
Jacob richtet sich auf, um sie forschend anzusehen und auf Nummer sicher zu gehen, dass er das gerade richtig verstanden hat.
Ein leichtes, versöhnliches Lächeln ziert ihre Lippen, als sie zurückblickt und dann ihr Blick wieder gerührt zu dir schwenkt.
„Das einzige, was du mir bitte versprichst, ist, dass du sie Weihnachten wieder mitbringst.", nickt sie in deine Richtung und sieht Jacob dann wieder vielsagend an, als würde sie ihn durch die Blume warnen, die Beziehung zu pflegen.
Dein Magen dreht sich und Jacobs Gesicht verzieht sich verlegen, als er den Lappen auf den Tisch wirft und auf sie zukommt, um sie versöhnlich zu umarmen.
"Ey...", seine Stimme ist mit einem Mal auch viel einfühlsamer ihr gegenüber, als er sie tröstend an sich drückt, "Komm mal her"
„Das mein ich ernst.", spricht sie leise in sein Ohr, als sie ihn zurück umarmt und die Hand über seinen breiten Rücken streichelt, „Halt sie gut fest."
„War das jetzt grad ne Einladung?", fragst du mit quietschiger Stimme, ein bisschen überfordert und von Emotionen überrannt, als du noch immer am Esstisch der Rotts sitzt und Zeuge dieses Momentes wurdest.
Daraufhin lockert sich die Stimmung wieder etwas, als Jacob über deinen ahnungslosen Kommentar lachen muss und Astrid ebenfalls zu dir rüber grinst, als die beiden sich aus der Umarmung lösen.
„Ja, zum Weihnachtsessen.", entgegnet seine Mutter und wischt die ganz leichten Ansätze von Tränen unter ihrer Brille aus den Augenwinkeln, "Ich hoffe, du kommst?"
Und deine Augenbrauen heben sich, von den Emotionen längst angesteckt, als du aufstehst und auf sie zukommst, um sie ebenfalls erst mal zu umarmen.
Also sieht diesmal Jacob euch beiden dabei zu, wie zwischen euch das Eis endgültig bricht und seine Mutter dich zum ersten Mal so richtig herzlich in den Arm nimmt.
Und er muss sich dabei selbst eine kleine Träne verdrücken über die Intensität der ganzen Situation.
Dir dagegen ist in dem Moment bewusst, dass es hier nicht nur um eine Einladung zum Weihnachtsessen geht, sondern um so viel mehr.
Du bist soeben in die Familie aufgenommen worden.
Wortcount: 6109 Wörter
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Authors Note:
Diese ganzen Emotionen in dem Kapitel puhhhh Leute. 🥹🤧❤️
Ich hab mich da echt rein gefuchst in diese ganzen möglichen tieferliegenden Problemchen, die in einer Familie herrschen können und hab so ziemlich alles ausgearbeitet, was ich in bisherigen Kapiteln immer nur oberflächlich angeteasert habe.
Das geht ja schon zurück bis zur Badewannenszene im ersten Buch 'Roadtrip', wo er sich D/N im Bezug auf seine Familie mehr geöffnet hatte. 🥹
Ich hoffe, man konnte die komplexen Dynamiken einigermaßen verstehen und auch die Beweggründe von Jacobs Mutter und ihre 'Strenge' dadurch mehr nachvollziehen.
War mir wichtig, dass da nicht direkt alles Friede Freude Eierkuchen ist und noch mal so ein kleiner Dämpfer kommt. 😬
Ich hoffe, ihr mochtet dieses Kapitel, das mal die ganze Unbeschwertheit von zuvor wieder ein wenig ausgeglichen hat. 🤭
Ganz wichtig friends;
Alles hier ist nur Fiktion!
All diese echt persönlichen Themen hier haben nichts mit dem echten Jacob oder seiner Familie zu tun!
Auch, wenn die Story hier echt ins Detail geht und vielleicht realistisch wirkt, geht es mich und uns alle absolut nichts an, was bei Jacob im Reallife privat Sache ist.
Er hält seine Familie ja nicht grundlos aus allem raus, also will ich euch hier noch mal bitten, meine Storyinhalte nicht auf ihn zu übertragen und ihn als Privatperson zu respektieren und von der Story zu distanzieren.
Danke ❤️🙏
Checkt sehr gerne den zugehörigen Song ab zum Kapitel, ich finde den vibe so schön und auch den Text und es passt irgendwie so gut auf Jacob und D/N und ihren support ihm gegenüber. 🥹😍
Und dann...
let me know what you think & don't forget to vote. 🥰
Freu mich wieder sehr, von euch zu lesen 🥰
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