☆>Eins<☆
„Verdammter Mist!"
Fluchend hielt ich mir den Fuß mit dem ich gegen meinen Kleiderschrank gedonnert war. Gerade hatte ich mich noch in meinem Bett glücklich geräkelt, jetzt war ich dabei auf einem Bein durch meine Wohnung zu hoppsen, während ich probierte meinen Fuß in meinen Stiefel zu quetschen.
Dass ich meinen Wecker immer an den wichtigen Tagen überhören musste, war ja nichts neues mehr.
Somit Adios entspannter Start in den Tag.
Luftschnappend ging ich in die Hocke, um die Schnürsenkel, in Knöchelhöhe, um meinen Schuh zu schlingen und zu verknoten. Ich griff mir die Haustür und Autoschlüssel sowie meinen schwarzen Rucksack und knallte die Tür hinter mir zu.
In Rekordgeschwindigkeit stürmte ich die zwei Stockwerke im Treppenhaus hinunter, verließ das Haus und rammte auch schon den Schlüssel meines alten VW Polos ins Türschloss. Das tat ich wohl zu heftig, denn mit einem sanften ‚Pling' hielt ich plötzlich nur noch den Plastikgriff des Schlüssels in der Hand.
Mit entsetzt geweiteten Augen starrte ich erst den abgebrochenen Schlüssel, dann mein Türschloss an, bevor ich aus dem Augenwinkel einen Bus an mir vorbeifahren sah und mich wieder im Schweinsgalopp in Bewegung setzte.
Zum Glück war es bis zur Bushaltestelle nicht weit und so konnte ich grade noch in den Bus springen, bevor sich die Türen zischend hinter mir schlossen. Erschöpft atmete ich tief durch und schloss kurz die Augen.
„Wollen sie jetzt endlich bezahlen oder fahren sie schwarz?", fragte der Busfahrer und lächelte matt.
„Haha", brummte ich und legte ihm das gewünschte Kleingeld in das Schälchen.
„Stimmt so." Er zählte durch, nickte und druckte meinen Fahrschein aus, den ich in meine Geldbörse steckte, bevor ich mich nahe der Heizung auf einen der Sitze nieder ließ.
Da ich in der Eile eine Jacke vergessen hatte, war mir doch ein wenig kalt.
Ich probierte, mir in Erinnerung zu rufen, wie lang der Bus bis zu meinem Büro brauchen würde, dass ich zu spät kam, stand außer Frage. Und das ausgerechnet heute, wo Brian die neuen Stories für die nächsten Ausgaben vergeben wollte.
Ich arbeitete als Journalistin für das Magazin ‚Rock Sounds', einem einschlägigen Magazin über Metal und Rockmusik und alles was entfernt in diese Richtung assoziiert wurde.
Der Mann, der die Idee für dieses Magazin gehabt hatte, war Brian Prummer, seines Zeichens Chefredakteur und mein Vorgesetzter, auch wenn die Hierarchien bei uns eher flach gehalten wurden.
Er würde gar nicht begeistert sein, wenn ich, wie beim letzten Mal, zu spät ins Teammeeting stolperte.
„Klasse Elif, hast du gut hinbekommen", murmelte ich und bemerkte, dass eine ältere Dame mir schräg gegenüber mein Outfit kritisch musterte.
Ich sah kurz an mir herunter. Schwarze, schwere Lederstiefel, schwarze Leggins und Minirock, dazu ein Nietengürtel und ein (Überraschung!) schwarzes langärmeliges Shirt.
Okay, ich musste zugeben, vielleicht war meine Garderobe in Verbindung mit meinen schwarzen langen Haaren etwas trist. Um meinen Hals trug ich einige Lederbänder mit verschiedenen Silberanhängern, die ich so gut wie nie abnahm und meine Ohren zierten schlichte Kreolen.
Frech streckte ich der Frau die Zunge raus, was sie mit einem Aufschnauben und einem demonstrativen Blick aus dem Fenster kommentierte.
Grinsend zog ich mein Schminktäschchen aus meiner Tasche und begann, meine braunen Augen unter zur Hilfenahme eines Kajals den passenden Anstrich zu verpassen. Die Zeit, die ich noch unterwegs sein würde, konnte ich ja auch sinnvoll nutzen. Ich musste ja nicht unbedingt aussehen, wie aus dem Bett gefallen.
Außerdem wäre es sehr unangenehm, wenn wir in der Redaktion mal wieder hohen Besuch hatten und ich... na ja, aussah, wie ich das ohne Make-up halt tat.
Was meinen Job anging, war ich gewissermaßen Quereinsteigerin.
Nach meinem Abitur hatte ich zunächst das obligatorische Jahr danach genutzt um Europa zu bereisen, ein Wunsch, den meine Großmutter mir finanziert hatte.
Danach hatte ich in meiner Heimatstadt London angefangen an einer renommierten Journalistenschule zu studieren, was ich aber nach knapp einem Jahr abgebrochen hatte. Ich wollte schreiben und keine Theorie durchpauken.
Anschließend war ich Kellnerin in verschiedenen Cafés, Bars und Nachtclubs gewesen und hatte als freie Mitarbeiterin für eine Stadtteilzeitung gearbeitet, bis ich durch Zufall über die Anzeige für eine freie Stelle bei einem ‚aufstrebenden Musikmagazin' gelesen hatte.
‚Rock Sounds' gehörte ebenfalls zum Axel Springer-Verlag wie das Käseblatt für das ich schrieb und so hatte ich Glück und wurde kurzfristig noch zu einem Vorstellungsgespräch eingeladen, obwohl die Auswahl der in Frage kommenden Bewerber eigentlich schon abgeschlossen war.
Beim Vorstellungsgespräch hatte ich dann Brian anscheinend so beeindruckt, dass er mich direkt unbefristet eingestellt hatte. Seitdem hatte ich meinen Traumjob, den ich nicht so schnell wieder hergeben würde.
Mit durch die Nässe quietschenden Bremsen hielt der Bus nun vor dem großen Industriebau, der einige hundert Meter von meinem Arbeitsplatz entfernt lag. Schnell sprang ich aus der Tür und begann die Straße hinunterzusprinten.
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Herzlich willkommen zu Rock Diary.
Diese Story wird definitiv humorvoll sein.
Dieses ist ein Reuploud. Den ich wollte einige Fehler ausbessern.
Eure Jule
07.06.2018
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