Chapter Eleven
Ohne weiter darüber nachzudenken, riss ich die Tür auf und erstarrte.
Vor mir stand ein kleiner Rotschopf, dessen Augen von tiefen Augenringen geziert wurden. Seine dünnen Arme schlangen sich um einen jungen Mann, der ohne den Halt des Kleineren höchstwahrscheinlich umkippen würde. Blaue Haare bedeckten das Gesicht des eindeutig betrunkenen Mannes, der nur noch wackelig auf den Beinen stand. Doch ich musste nicht sehen, was sich hinter den Haaren befand, um zu wissen, wer er war.
,,Hey Manu, dürften wir reinkommen?", grinste Ardy, während er mit seiner freien Hand seinen Hinterkopf kratzte und einen leichten Rotschimmer auf seinen Wangen trug. Sofort nickte ich und trat beiseite, da ich sehen konnte, wie sehr der Kleinere unter dem Gewicht von Taddl litt, welcher beinahe ganz auf ihm lag.
Keuchend schleppte der Rothaarige sich und seinen besten Freund durch den Türrahmen und in Richtung Wohnzimmer. Jeder einzelne Schritt schien eine Qual für ihn zu sein, weshalb ich schnell zu den beiden lief und ebenfalls einen Arm um den halb bewusstlosen Taddl legte. Mit letzter Kraft schafften wir es gemeinsam, den Blauhaarigen auf das Sofa zu legen. Kaum war das schwere Gewicht von seinen Schultern, fiel Ardy auf seine Knie und schlug sich die Hände vors Gesicht. Während ich noch überlegte, ob ich zu ihm gehen oder ihm etwas Ruhe gönnen sollte, durchbrach ein schwaches Schluchzen die Stille.
Zügig lief ich zu dem zusammengebrochenen Jungen und kniete mich keinen Meter neben diesem hin. Unentschlossen, was ich tun sollte, fuhr ich mit meiner Hand über seinen Rücken. Immer wieder wurde Ardys dünner Körper von Schluchzern durchgerüttelt, Träne über Träne tropfte auf den kalten Holzboden. Während ich mir Wörter in meinem Kopf zurechtlegte, versuchte ich den Kleineren mit einer sanften Umarmung zu beruhigen. Fest krallten sich dabei seine Finger in meine Arme, wobei er selbst dafür kaum mehr Kraft hatte.
,,Ardy, was ist passiert?", stellte ich nach mehreren Minuten der Stille endlich die Frage, die mir bereits seit der Ankunft der beiden in meinen Gedanken umherschwirrte. Dabei versuchte ich, meine Stimme so sanft wie möglich klingen zu lassen. Irgendetwas schlimmes musste passiert sein, noch nie hatte ich Ardy so zerstört gesehen.
,,I-ich... Ta-ddl...", bekam der Rotschopf gerade noch so zwischen den Schluchzern hervor, bevor er erneut in sich zusammenbrach. Mit zitternder Hand strich ich ihm durch die Haare, während der Kleinere sein Gesicht schwach in meinem Pullover vergrub. Nebenbei glitt mein Blick das ein oder andere Mal zum Sofa, welches sich wenige Meter von uns entfernt befand. Auf diesem lag ein nun vollkommen bewusstloser Taddl, wobei ich hoffte, dass er einfach eingeschlafen war. Im gedämmten Licht, welches vom Flur ausging, erkannte ich einen dunklen Fleck, der sich über die gesamte linke Seite seines Unterkiefers zog. Erschrocken hielt ich die Luft an und starrte wie gebannt in das Gesicht des Tätowierten. Sofort fiel mir eine feine Linie ins Auge, die sich von seiner Nase bis hin zu seinem Kinn bahnte. Ein leichtes Schimmern war ebenfalls zu erkennen, weshalb ich schnell erschließen konnte, dass es sich dabei um Blut handelte. Irgendjemand hatte Tadd schlimm zugerichtet und selbst wenn ich den Blauhaarigen manchmal abgrundtief hasste, würde ich ihm so etwas niemals wünschen.
,,Wir.. waren in einer B-Bar", hauchte Ardy plötzlich, weshalb ich ihm wieder meine gesamte Aufmerksamkeit schenkte. All die Gedanken über Patrick und mein Hass auf T waren für diesen Moment verschwunden, es zählte nur der kleine Rotschopf, dessen Arme sich um meinen Körper schlangen, als wäre ich das einzige, was ihn in diesem Moment noch am Leben hielt.
,,Ganz ruhig, du musst es mir jetzt noch nicht erzählen. Wie wärs, wenn du dich in mein Bett legst und erstmal eine Nacht darüber schläfst?", bot ich Ardy mit beruhigender Stimmlage an, woraufhin er leise seufzte und ein kleines, kaum merkbares Nicken von sich gab. Sanft lächelnd löste ich seine Arme mit einem leichten Druck von mir, bevor ich aufstand und mich mit langsamen Schritten in Richtung Sofa bewegte.
Mit einem letzten dankbaren Blick huschte der Rothaarige leise aus dem Raum und wenig später war das knarzende Schließen einer Türe zu hören. Seufzend beobachtete ich, wie sich der Brustkorb von Taddl in regelmäßigen Abständen hob und senkte. Was auch immer in dieser Nacht geschehen war, hatte sowohl Ardy als auch seinen besten Freund gebrochen. Denn noch nie, in all diesen Jahren, in denen ich T bereits kannte, hatte ich ihn so zerstört gesehen. Sonst war immer ich derjenige mit den frischen Wunden, doch an diesem Tag bekam auch Taddl die Auswirkungen einer gewaltsamen Tat zu spüren.
Sobald mir jedoch der starke Gestank, der von dem Blauhaarigen ausging, in die Nase stieg, musste ich einen leichten Würgereiz unterdrücken. Da ich es nicht mehr länger aushielt, verließ ich mit großen Schritten das Wohnzimmer und blieb hinter der geschlossenen Tür im Flur stehen. Ardy schlief bereits in meinem Bett, also blieben mir nur noch zwei Optionen übrig. Entweder der Boden oder da einzige Bett, welches mir in diesem Haus noch zur Verfügung stand.
So sehr ich auch Angst hatte, was passieren würde, wenn Taddl vor mir aufwachte und mich in seinem Zimmer sah, entschloss ich mich beinahe sofort für diese Variante. Der Boden war eisig und nicht gerade der bequemste Ort um zu schlafen.
Als ich mich wenig später also ins Bett meines eigentlichen Freundes kuschelte, schienen mir meine Gedanken keinen Schlaf gönnen zu wollen. Und obwohl es eine der wenigen Nächte war, an denen ich ausnahmsweise nicht an einen gewissen Kürbiskopf dachte, wartete ich ziemlich lange auf die erholsame Dunkelheit, die mich ins Reich der Träume führte. Dabei war mein letzter Gedanke, was am morgigen Tag wohl alles passieren würde.
Nur wusste ich da noch nicht, dass mein Leben endlich einen kleinen Aufschwung bekam.
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Wieder etwas länger, aber auch nicht das längste Kapitel.
Hab mich ziemlich bemüht und auch fast 2 Stunden für dieses Kapitel gebraucht. Wobei ich zwischendurch ein paar Pausen eingelegt habe, da das lange Sitzen vor dem Laptop nach einer Zeit schon weh tut und nicht wirklich bequem ist.
Kapitel 10+11 hab ich am Stück geschrieben, weitere Kapitel hab ich leider nicht mehr auf Lager.
Bin bei meinen Großeltern, das heißt dann wohl Handy auspacken und darauf schreiben ಥ_ಥ
[RISKTAKER HAT 3K READS.. Dangeee]
Schaut doch mal bei der lieben StrawberryPikaChan vorbei, wenn ihr wirklich tolle Geschichten lesen wollt.
Und vielleicht gibt es bald eine Kurzgeschichte von uns beiden.
Feedback BITTE wieder in die Kommentare, damit ich mich verbessern kann.
/1055 Wörter/
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