
✬ Kapitel 7: Die Jagd beginnt ✬
Schon bald waren wir in Leons schönem Heim angekommen. Er lebte in einem Haus, eingemauert von Backsteinen und bedeckt mit einem schönen Holzdach. Als ich die Haustüre aufmachte kam mir ein süßlicher Duft entgegen, das Wohnzimmer war mit dem Vorzimmer verbunden. Es war wunderschön!
Rechts an der Wand war ein Backsteinkamin, das Feuer brannte. In der Mitte stand ein großer Tisch, umringt von einem Armsessel und einer Couch. Ich zog meine Schuhe aus, bevor ich das Zimmer betrat. Eine freiliegende Treppe, die von links und rechts begehbar war, führte in den ersten Stock, der von unten sichtbar war. Darunter war ein weiterer Raum, die Küche. Ich ließ mich auf die Couch fallen, neben den vielen Kissen, die bestickt waren mit Rentieren.
»Das Gästezimmer ist oben.«
Wie nett von Leon, dachte ich mir, als ich nickte.
»Die Toilette ist gleich neben dem Kamin, die Türe rechts.«
Er ging in die Küche, doch überschüttet von Fröhlichkeit war er nicht.
»Ist alles okay?«, fragte ich besorgt.
»Mir geht's gut. Willst du etwas zu trinken?«
Ich blickte zu Leon, der in der Küche stand.
»Bitte.«
Ich legte meinen Kopf zurück und schloss meine Augen für einen kurzen Moment. Mein Kopf füllte sich mit Erinnerung an meine Kindheit, als meine Mutter für mich einen Kindergeburtstag organisierte. Sie wollte immer nur das Beste für uns. Zu Hause waren noch viele Andenken an sie, doch was nützten mir Schmuck, Briefe oder ähnliches?
Die Erinnerungen an meine Mutter konnte mir niemand nehmen, sie waren auch das wertvollste, das ich von ihr noch besaß. Ich konnte es nicht glauben. Immer wieder wollte ich mir einreden, dass sie nur auf Geschäftsreise war, doch das stimmte nicht. Die Bilder kamen immer wieder. Sie war tot und ich konnte nichts daran ändern.
Ich fühlte, dass eine Träne über meine Wange rollte. Warum musste ich gerade jetzt weinen? Schnell wischte ich über mein Gesicht, als Leon den Raum betrat. Ich versuchte glücklich zu wirken.
Leon stellte das Glas mit Wasser vor mich hin, während ich aus dem Fenster, das sich hinter mir befand, schaute.
»Schöne Aussicht, nicht wahr?«
Ich meinte, ein Grinsen aus seiner Stimme zu hören. Mein Kopf wollte sich umdrehen, doch ich kämpfte gegen meine Neugierde an. Er durfte nicht sehen, dass ich weinte. Ich nickte leicht. Langsam ließ ich meinen Kopf auf die Couchlehne senken.
»Weißt du was?«, sagte Leon wie aus dem Nichts, „Wir machen jetzt etwas Musik an und tanzen wild durch den Raum."
Mir war nicht nach Tanzen, auch wenn Leon es nur gut meinte.
»Ich will nicht«, gab ich lustlos als Antwort.
»Soll ich dir etwas auf dem Klavier vorspielen?«
Ich schaute auf und vergas direkt, dass ich noch Tränen im Gesicht hatte.
»Du hast ein Klavier?«, fragte ich nun neugierig.
»Stella... Du weinst ja.«
Leon kam auf mich zu und wollte mir die Tränen wegwischen, doch ich zuckte nach hinten. Ich wollte nicht, dass er mich anfasste.
»Vertrau mir.«
Leons Stimme durchdrang meinen ganzen Körper. Wie sollte ich jemanden vertrauen, den ich erst vor wenigen Stunden kennen gelernt hatte? Ja gut, er hatte mir gesagt, dass ich ein Vampir war und er brachte mir ein Kaninchen, dessen Blut ich sofort verschlang, aber machte das Vertrauen aus? Aber irgendwie musste ich ihm auch vertrauen, sonst wäre ich nicht in seinem Haus.
Ich hielt still und ließ ihm die Tränen aus meinem Gesicht wischen. Langsam machte ich die Augen zu. Die Berührungen seines Daumens an meinen Wangenknochen, ließen mein Herz schneller pochen. Es fühle sich schön an, doch dann riss ich meine Augen wieder auf.
»Schon gut«, sagte ich und stand auf.
»Du kannst also Klavier spielen?«, fragte ich, um ein neues Thema aufzugreifen.
»Komm mit.«
Leon drehte sich um ohne darauf zu achten, ob ich ihm überhaupt folgte.
Langsam ging ich die Treppen hoch und ließ meine Hände über das Geländer streifen. Am Ende der Treppe folgte ein Flur mit jeweils zwei Türen links und rechts, er machte die erste Tür, an der rechten Seite, auf und ging hinein. Dort stand ein riesiger schwarzer Flügel mitten im Raum.
Das Zimmer war schön belichtet von dem großen weißen Kronleuchter, der von der Decke herab hing. Einige Pflanzen füllten die Ecken des Raumes. Die grau-schwarzen Vorhänge waren zugezogen, damit kein einziger Lichtstahl durch das große Fenster hineindringen konnte. Leon machte es sich auf dem Klavierhocker gemütlich, bevor er anfing die Mondscheinsonate von Beethoven zu spielen.
Langsam kam ich näher, ich schaute ihm zu wie er mit seinen schmalen Fingern über die Tasten glitt. Er bewegte seinen Kopf zu der Melodie. Eine Gänsehaut bildete sich auf meinem Körper von der Schönheit, der Reinheit und der Harmonie der Töne. Ich lehnte mich gegen den Flügel, als ich langsam meine Augen schloss. Mein Kopf ließ alle jeglichen Gedanken gehen, ich konnte loslassen. Ich fühlte, wie mein Körper sich entspannte. Meine Sinne konzentrierten sich nur auf die Symphonie Es war wunderschön. Noch nie in meinem Leben hörte ich jemanden so schön Klavier spielen.
Als sich das Klavierstück zum Ende neigte machte ich meine Augen wieder auf. Ich fühlte mich befreit für einen Moment.
»Wow!«
Das war das Einzige, was aus mir heraus brach. Ich konnte meine Gefühle - mein Empfinden nicht in Worte fassen. Leon lächelte müde, als er aufstand.
»Kannst du auch Klavier spielen?«
Ich blickte ihm direkt in seine wunderschönen braunen Augen. Sie funkelten im Licht, das sich in seinen Augen spielte.
»Nein.«
Ich war immer noch erstaunt von dem was Leon geleistet hatte. Dieses Ereignis würde wohl für immer in meinem Kopf verweilen. Meine Augen strahlten, mein Herz pochte mir fast auf meiner Brust, ich war einfach so glücklich über das Geschenk, das Leon mir machte, doch irgendetwas war mit ihm. Er sah bedrückt aus. War er müde, oder hatte er etwas am Gewissen? Vielleicht hatte er Hunger, oder Durst?
»Stimmt etwas nicht?«, fragte ich vorsichtig, doch er antwortete nicht, er nickte nur und ging aus dem Raum.
Was war nur los mit ihm?
Schnell folgte ich dem braunhaarigen Jungen über die Treppen hinunter.
»Jetzt sag doch endlich was los ist! Ich merke doch schon die ganze Zeit, dass etwas nicht stimmt«, forderte ich Leon auf.
Er hatte sich bereits auf die Couch nieder gelassen.
»Mir geht es gut.«
Ich bohrte nicht mehr länger nach. Stattdessen wollte ich etwas Sinnvolleres machen. Er würde mir ohnehin sagen, was los war, wenn er dazu bereit war.
»Hast du einen PC oder einen Laptop?«, fragte ich nun, anstatt ihn weiter zu nerven.
»Ja, er steht im Gästezimmer.«
Ich nickte und huschte die Treppen hinauf.
Welches dieser Türen war nun das Gästezimmer? Ich öffnete die Tür zu meiner Linken. In dem Raum stand ein Bett, aber wofür brauchte er ein Bett, wenn er nicht schlafen musste? Er war doch ein Vampir, oder? Ich schloss wieder die Türe und ging zur Nächsten. Diesmal war ich richtig, aber um meine Neugierde zu befriedigen, öffnete ich die Tür gegenüber, um zu wissen, was sich dahinter befand.
Es war das Bad. Wie riesig es war! Langsam trat ich in den strahlend weißen Raum ein. Mein Mund stand mir offen, als ich die riesige Badewanne erblickte. Sie hatte sogar eine Whirlpool Funktion! Ich wusste sofort, was ich die Nacht machen würde. Als ich mich wieder erinnerte an was ich eigentlich vorhatte, ging ich schnell wieder aus dem Badezimmer. Ich schloss hinter mir die Tür, bevor ich in das Gästezimmer ging.
Dort war auch ein Bett mit blauer Bettwäsche und einer süßen Kuscheldecke mit Herzchen. Mein Blick schweifte über den Schreibtisch, der vor dem Fenster stand, bis hin zum Bücherregal, das vollgestopft war mit Historischen Büchern vom 16. Jh. Das Zimmer musste schöner gestaltet werden, falls ich wirklich einzog. Schnell ging ich auf den Schreibtisch, wo der Laptop stand, zu. Ich klappte ihn auf und öffnete den Internet Explorer.
Wenn ich schon ein Vampir war, musste ich einiges herausfinden über Vampire. Ich gab den Suchbegriff ‚Vampir Informationen' in Google ein. Viele Seiten kamen zum Vorschein und ich klickte auf die Vertrauenswürdigste. Gespannt las ich den Artikel über Vampire. Ich überlas einiges, das ich schon wusste und kam zum Wichtigen Teil.
Durch das Trinken von Blut bekommen Vampire übernatürliche Kräfte. Es soll nicht lebenswichtig sein, dass sie das tun. Die meisten Vampire aber, brauchen die Kraft zum Jagen, damit sie ihr Blut bekommen. Vampire sind Einzelgänger. Einige Vampire sind sogar „Vegetarier" Vampire, die sich nur von Tierischen Blut ernähren. Sie werden trotzdem vom Blut des Menschen angezogen. Meist dauert eine Umwandlung 1-4 Tage, nachdem ein Mensch von einem Vampir gebissen wurde. Die ersten Wochen handelt der Junge Vampir nur nach Instinkt, wenn er Blut riecht. Kann sich jedoch auch Beherrschen.
Warte. Einzelgänger. Leon ist doch auch ein Einzelgänger, oder? Er lebt doch alleine. Ich atmete tief ein und wieder aus. Das Leben eines Vampires hörte sich nicht gerade spaßig an. Nach einer Weile machte ich den Laptop wieder aus und ließ das gelesene durch einen Kopf sickern. Langsam schloss ich meine Augen, als ich mich im Stuhl zurücklehnte. Ich verblieb so für eine Weile, bis ich plötzlich von einem schrillen lauten Schrei unterbrochen wurde.
Was war das?
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