| 57 | 𝐉𝐚𝐜𝐤𝐬𝐨𝐧
Ich wusste, dass die Idee dumm war. Sogar ziemlich dumm. Aber naja, ich hatte nichts mehr zu verlieren. Ich brauchte einfach Gewissheit, egal was sie mich kosten würde. Ich musste es wissen! Wissen, ob Miles noch am Leben war. Denn auch wenn mein Gehirn sein Überleben logisch ausschloss, das Gerede des Cops ging mir nicht mehr aus dem Kopf.
Und eben deshalb stand ich nun mitten in der Nacht vor der Tür eines alten Bekannten.
Mein Klopfen hallte unnatürlich laut in dem kahlen Flur wieder und ließ mich tief durchatmen. Die Sache hatte Potenzial mies auszugehen und ich war allein, was sehr riskant war. Doch ich hatte Matt und Ryan nicht finden können. Mein Anruf wurde nicht beantwortet und ich hatte zugegeben nicht die Größe an ihrer Tür zu klingeln und um Hilfe zu betteln. Da fing ich mir lieber eine Kugel ein.
Von Innen drangen laute Stimmen zu mir hindurch, ehe sich knarzend die Tür öffnete und laute Musik mir entgegenkam.
„Scheiße, was willst du denn hier?", wurde ich sogleich überlaunig begrüßt. Ky hatte schon bei unserer letzten Begegnung vor ein paar Monaten nicht gut ausgesehen, aber jetzt... sah er halb tot aus. Blass und abgemagert bis auf die Knochen. Sein Gesicht war eingefallen, seine Augen trüb und stark unterlaufen und sein Haar fettig und ungekämmt. Sehr wahrscheinlich hatte er etwas intus. Scheißkerl.
Klar, ich mochte ihn nicht. Aber er wusste quasi alles. Hatte seine Augen und Ohren überall in der Stadt. Und deshalb brauchte ich ihn.
„Das Übliche. Ich brauche Informationen." Ich hielt mich gar nicht erst mit Details auf, drückte mich stattdessen einfach in die Wohnung und versuchte verzweifelt seinen Gestank nicht in die Nase zu bekommen.
Wütend knallte er hinter mir die Tür zu. „Ich dachte schon dich gibt's nicht mehr", lachte er kratzig. „Hab dich jedenfalls nicht vermisst", ergänzte er noch, ehe er einfach im Wohnzimmer verschwand und meine Existenz in seiner schäbigen Wohnung akzeptierte. Und so kam ich nun zum schwierigerem Teil. Denn Ky war nie allein. Nie.
Wie bereits erwartet saßen noch zwei weitere Japaner auf der Couch. Der Fernseher lief und aus einem Lautsprecher in der Ecke drang laute Techno Musik. Die volle Beschallung. Aber verstehen mussten sie ja nichts, schließlich waren sie alle high. Man sah es an ihren Blicken. Einmal einen Drogenabhängigen gesehen, wurde man die Blicke nicht mehr los und erkannte schnell die Anzeichen.
Mich schüttelte es vor Ekel. Aber da musste ich durch.
„Ich muss mit dir reden!", rief ich Ky über dem Lärm zu, ignorierte seine Kumpels. Doch keine Reaktion.
Ich hatte keine Zeit für diesen Quatsch. Frustriert durchquerte ich den Raum, packte Ky an den Schultern und hob ihn vom Sofa. Dieser beschwerte sich halbherzig, zappelte, konnte aber in seinem Zustand wenig gegen mich ausrichten. Auch nicht gegen die Tatsache, dass ich ihn kaum eine Sekunde später hart gegen die Wand drückte und seine Kumpels einfach weiter in den Fernseher starrten. Das war ja einfacher als gedacht.
„Infos! Hast du welche?", blaffte ich ihn an. „Du mieser-". Ich drückte ihn erneut gegen die Wand und sein Kopf gab beim Aufprall ein unangenehmes Geräusch von sich. „Worüber denn?!", schrie er mich hysterisch an und kniff die Augen zusammen.
„Ich suche jemanden", erklärte ich ihm, hielt beständig Blickkontakt als er mir wieder in die Augen sah. „Motorradfahrer. Mehrere. Vielleicht ne Gang oder so. Supersportler. Gewalttätig. Haben jemanden zusammengeschlagen. Sagt dir das was?" Er schüttelte mit dem Kopf. „Klingt nach deinen Freunden", krächzte er verbissen. „Du gehörst doch selbst zu den Verrückten vom Straßenrennen. Den Idioten auf zwei Rädern. Wie heißt ihr nochmal? Hydro? Ne. Hydra?" Er lachte. „Wie bei Godzilla?"
Seufzend sah ich zu Boden. Wenn er nichts wusste, was dann?
Doch schnell flammte die Wut in mir wieder hoch. „Du weißt immer was! Also sag schon. Ich rede nicht von uns, sonst würde ich dich nicht fragen!", knurrte ich und schüttelte ihn sicherheitshalber nochmal.
Sein Gejammer, die Techno Musik und der verfickte Fernseher machten mich noch irre.
„Ich hab nichts gehört!" „Denk nach!", hielt ich dagegen. Manchmal musste man die gewünschte Information eben erst herausquetschen und ich war ganz bestimmt nicht gewillt einfach aufzugeben. Wenn diese Typen mit ihrer Behauptung wegen des Brands recht hatten und es tatsächlich noch eine Chance gab, dass Miles am Leben war, dann würde ich nicht einfach so aufgeben.
Nur... Wie ein Gong kündigte sich die Erkenntnis an. Wenn Miles wirklich noch am Leben war, warum sollte er sich nicht melden? Er würde doch den Kontakt suchen. Und nicht einfach ohne Absprache tagelang verschwinden.
Und wieso zum Geier schenkte ich zwielichtigen Typen mehr Glauben als der Polizei? Gut, die Frage konnte ich mir selbst beantworten.
Dennoch sickerte die Erkenntnis tief. Bis in meine Knochen. Alle Erklärungen, die mein Gehirn ausspuckte, so abgedreht sie auch waren, wie beispielsweise ein Zeugenschutzprogramm, eine Entführung oder eine neue Liebe, mit der er spontan durchgedreht war... sie alle gaben mir keine Antwort darauf warum er uns einfach ghosten sollte. Auch seinen Onkel.
Ich war schon dabei mein Kommen zu bereuen und Ky einfach loszulassen, als dieser plötzlich die Augen aufriss und an die Decke sah. „Warte! Da war doch was! Nori meinte letztens, dass es eine Schlägerei bei einer Tankstelle gab. So Motorrad Typen. Vier oder fünf." Nachdenklich legte er den Kopf in den Nacken. „Hatten sogar Probleme mit den Cops." Er grunzte abfällig. „Ist aber schon etwas her und Nori erzählt so einiges, also-" „Wo kann ich sie finden?", unterbrach ich ihn.
„Woher soll ich das wissen?!" Sauer schlug ich neben seinem Kopf gegen die Wand. „Jetzt spuck's schon aus!"
Erschrocken zuckte er zusammen. „Man, keine Ahnung! Bei den Straßenrennen? Wo sich halt solche wie ihr herumtreiben!"
Wieso war ich da bitte nicht selbst draufgekommen? Sofort ließ ich ihn los und suchte mir meinen Weg zurück zur Tür. Sein Jammern wurde von der lauten Musik verschluckt und ich hatte nur noch ein Ziel, auch, wenn ich mir noch nicht sicher war wie ich es umsetzen sollte, aber die Straßenrennen waren ein Anfang. Und wenn ich diese Bastarde erstmal gefunden hatte würde sich alles andere ergeben.
*****
Hey! Ja, ich lebe noch und „RIDERS" ist noch nicht am Ende XD
Zwar werde ich versuchen regelmäßig neue Kapitel zu bringen, aber versprechen kann ich nichts. Außerdem hat die Reihe eine Überarbeitung dringend nötig, an die ich mich endlich getraut habe.
Jedenfalls würde ich mich echt über Votes, Feedback oder Kritik freuen. So weiß ich, dass noch Interesse an der Reihe besteht...
Und wer noch Ideen zur Reihe oder Wunsch-Motorräder hat, kann mir das gerne mitteilen ;)
Es freut mich auch, dass Du „RIDERS" scheinbar bis hierhin verfolgt hast. Ich wünsche Dir einen schönen Tag, hoffentlich bis bald. ❤️
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