Ein Letztes Glas
Es war spät, und das letzte Glas Wein war bereits von Minho und mir ausgetrunken.
Die Gäste, die noch im Raum standen, waren verstreut, einige saßen, andere standen, und es war langsam an der Zeit, dass sie ihren Weg nach Hause fanden. Es war unser Haus, nach all dem Lärm, den wir den Abend über hatten ertragen müssen, und wir hatten langsam genug von den anhaltenden Gesprächen und der ständigen Aufmerksamkeit. Schließlich, auch wenn Minho und ich uns beide gut benahmen und unseren Verpflichtungen als Gastgeber nachkamen, war es Zeit, die Dinge zu beenden.
„Minho, das reicht“, sagte ich mit einem leichten Lächeln, aber einem klaren Ton in der Stimme, der keine weiteren Diskussionen zuließ.
„Es ist spät. Die Leute müssen jetzt wirklich gehen.“
Minho warf mir einen skeptischen Blick zu, als er das Glas in der Hand drehte. Es war nicht so, dass er sich nicht genauso müde fühlte, aber er mochte es einfach nicht, die Dinge abrupt zu beenden.
Immerhin war er der Gastgeber, und er fühlte sich verantwortlich dafür, die Dinge nicht zu einem unangenehmen Ende zu führen. Doch auch er hatte seine Grenzen.
„Du hast recht. Es wird Zeit“, stimmte er mir zu, aber seine Miene war ein wenig gesprächiger.
„Aber lass uns nicht so direkt sein. Wir sind immer noch Gastgeber.“
„Minho“, begann ich, als ich auf die Uhr sah, „es ist schon nach Mitternacht. Die Gäste haben ihre Zeit gehabt. Wir können nicht immer nett sein. Schließlich ist es unser Haus, nicht wahr?“
„Na gut, du hast gewonnen“, sagte Minho schließlich und seufzte leise. „Warte hier, ich kümmere mich darum.“
Ich nickte und ließ mich auf die Couch fallen.
Während Minho in die Runde schaute und ein paar letzte Worte mit den verbliebenen Gästen wechselte, schlich ich mich ein Stück weiter weg. Die letzten Stunden waren zwar lustig, aber auch anstrengend gewesen.
Hyunjin, der in seiner gewohnt übertriebenen Art alle in den Mittelpunkt stellte, hatte unsere Geduld auf die Probe gestellt, und wir waren nun mehr als bereit, endlich den Abend zu beenden.
Minho sprach mit ein paar Leuten, und ich konnte sehen, wie er sie freundlich, aber bestimmt an die Tür begleitete.
Das hieß aber nicht, dass es einfach war. Als Gastgeber hatte man immer die Verpflichtung, höflich zu bleiben, selbst wenn man die Gäste so schnell wie möglich loswerden wollte. Schließlich, nach einigen weiteren Minuten, in denen alle noch auf ihren Jacken und Taschen herumkramten, begannen die letzten Gäste, das Haus zu verlassen.
„Danke, dass ihr gekommen seid!“, rief Minho zu den letzten, die noch an der Tür standen.
„Wir haben den Abend wirklich genossen. Kommt ruhig bald wieder!“ Seine Worte klangen aufrichtig, auch wenn es deutlich war, dass er es nicht ernst meinte. Und ich konnte nicht anders, als ihm insgeheim zuzustimmen.
Der Abend war lang gewesen und wir brauchten jetzt wirklich Ruhe.
Als endlich die letzte Person den Raum verließ, lehnte Minho sich an die Tür und atmete tief durch.
„Das war’s“, sagte er mit einem zufriedenem Seufzen.
„Endlich. Jetzt gehört das Haus wieder uns allein.“
„Danke“, antwortete ich und grinste, „ich dachte schon, du würdest das nie durchziehen.“
Minho zwinkerte mir zu, bevor er sich neben mich setzte.
„Weißt du, du hast heute Abend wirklich gut durchgehalten.“
„Ich hatte keine Wahl. Aber ich glaube, du hast die meiste Arbeit übernommen“, antwortete ich und ließ mich tief in das Sofa sinken.
Plötzlich hörte ich ein Geräusch von der anderen Seite des Raums. Hyunjin, der scheinbar noch nicht genug hatte, kam mit einem Glas in der Hand wieder in den Raum.
Er hatte uns offensichtlich nicht bemerkt, als wir die Gäste verabschiedeten.
„Was macht ihr beiden hier so still?“, fragte er mit einem schelmischen Grinsen, als er sich an den Tisch stellte.
„Ich dachte, ihr wollt uns nicht so schnell loswerden.“
„Hyunjin“, sagte Minho und ließ die Anspannung in seiner Stimme deutlich hören.
„Es ist spät. Du solltest wirklich auch langsam gehen.“
„Gehen?“ Hyunjin schüttelte den Kopf und grinste.
„Ach, ihr seid noch nicht bereit, euch von mir zu verabschieden. Ich bleibe noch ein wenig. Ich kann nicht einfach gehen, jetzt, wo die Party doch so viel Spaß gemacht hat!“
Ich sah Minho an und seufzte. Es war offensichtlich, dass Hyunjin sich nicht einfach so vertreiben ließ, selbst wenn wir schon alles getan hatten, um die anderen Gäste zu verabschieden.
„Hyunjin, bitte“, sagte ich, „es ist wirklich spät. Wir sind müde und du hast deine Zeit hier gehabt. Es wäre gut, wenn du jetzt nach Hause gehst.“
„Ach, aber ihr beide seid doch so nett. Ich kann doch nicht einfach gehen, wenn ihr noch wach seid“, meinte Hyunjin und setzte sich demonstrativ an den Tisch.
„Ein letztes Glas noch?“
Minho und ich tauschten einen Blick aus. Wir hatten schon genug von der Party, genug von den Gesprächen und Hyunjins unaufhörlichem Getue.
Aber es war schwer, ihm zu widerstehen, besonders wenn er in dieser Weise mit uns sprach.
„Okay, ein letztes Glas“, sagte Minho schließlich.
„Aber das war’s dann.“
„Danke!“, rief Hyunjin aus und hob das Glas.
„Ein letzter Toast auf den Abend!“
Wir setzten uns mit ihm an den Tisch, aber es war klar, dass uns die letzten Stunden über den Kopf gewachsen waren. Die Party war vorbei, und die Menschen waren gegangen, doch Hyunjin schien seine eigene Welt zu haben und fühlte sich noch nicht bereit, diesen Moment zu verlassen.
„Wirklich, du bist unermüdlich“, sagte ich mit einem Seufzen, während ich in mein Glas sah.
„Weißt du, Hyunjin, manchmal frage ich mich, ob du wirklich je zur Ruhe kommst.“
Hyunjin grinste nur. „Ruhe? Was soll das sein?“
Minho lehnte sich zurück und nahm einen kleinen Schluck.
„Du weißt schon, was ich meine. Aber keine Sorge, wir machen jetzt Schluss. Ein letzter Schluck, dann schicken wir dich nach Hause.“
„Na gut“, meinte Hyunjin und nahm einen Schluck.
„Aber lasst uns noch eine Sache besprechen. Ihr beiden... Ihr seid echt ein starkes Team. Ihr habt das wirklich gut hinbekommen, trotz allem.“
Ich hob eine Augenbraue. „Was meinst du damit?“
„Na ja“, sagte Hyunjin und setzte das Glas ab, „die Chemie zwischen euch beiden ist wirklich einzigartig. Ich würde nicht sagen, dass ihr wie ein Altes Ehepaar seid, aber...“
„Genug, Hyunjin“, unterbrach Minho ihn, „wirklich.“
Hyunjin grinste weiter, doch es war klar, dass er merkte, dass er sich langsam in eine Ecke manövrierte.
Er setzte noch einen Schluck an, als ich mich zurücklehnte und mit einem entschlossenen Blick auf ihn schaute.
„Du willst wirklich nicht wissen, wie es mir mit dir und Chan geht, oder?“, fragte ich, und meine Stimme klang jetzt etwas schärfer als zuvor. Hyunjin erstarrte, als ich das sagte, und der Schalk in seinem Grinsen verschwand für einen Moment.
„Christopher, hm?“, setzte ich fort und betonte den Namen mit einem kleinen, spöttischen Lächeln.
„Weißt du, Hyunjin, du bist wirklich erstaunlich. Du redest die ganze Zeit über uns, aber ich frage mich, was du eigentlich von ihm hältst?“
Minho warf mir einen besorgten Blick zu, doch er sagte nichts.
Es war offensichtlich, dass Hyunjin ein heikles Thema vermied – und ich konnte sehen, wie er nervös mit den Fingern an seinem Glas spielte.
„Du musst jetzt wirklich nicht...“, begann Hyunjin, aber seine Stimme war weniger überzeugt als üblich.
„Ach, jetzt fängst du an, dich zu verstecken?“, fragte ich, und ich konnte hören, wie sich ein Lächeln auf meinen Lippen ausbreitete.
„Du redest immer so viel, Hyunjin, aber bei einem Thema gerätst du plötzlich ins Schwitzen.“
Minho schüttelte den Kopf, aber ich spürte, dass er meine Richtung in diesem Moment unterstützte. Es war, als ob er sich nun selbst in ein kleines Spiel verwickelt hatte – und wir hatten das Gefühl, dass es jetzt wirklich Zeit war, Hyunjin eine kleine Lektion zu erteilen.
"Fickt er dich auch gut? Klingst du dabei auch so, wie ich vorhin?"
„Okay, okay“, sagte Hyunjin schließlich und stellte das Glas ab.
Er schaute nachdenklich auf den Boden und fuhr sich mit der Hand durchs Haar.
„Ich will das nicht weiter besprechen.“
Ich lehnte mich vor, genoss das kleine Siegesgefühl, das sich in mir aufbaute, und sagte dann mit einem harmlosen, fast entschuldigenden Ton: „Ich frage mich nur, wie es so läuft zwischen dir und Chan. Weißt du, ich würde es wirklich gerne wissen. Wie ist er so? Ist seiner groß? “
Hyunjin starrte mich einen Moment lang an, die Kinnmuskeln angespannt, als ob er sich überlegte, wie er reagieren sollte.
Doch dann, nach einem Seufzer, stand er plötzlich auf.
„Ich glaube, das ist genug für heute“, sagte er und straffte seine Schultern. „Ich geh jetzt. Euch beiden noch einen schönen Abend.“
Und bevor wir noch etwas sagen konnten, war Hyunjin auch schon zur Tür hinaus. Der Sound seiner schnellen Schritte hallte durch den Flur, und in der Stille, die darauf folgte, sahen Minho und ich uns einfach nur an. Es war vorbei. Der Abend war endlich zu Ende.
Minho atmete tief durch, legte seinen Kopf auf das Sofa zurück und schloss die Augen.
„Gut gemacht“, sagte er schließlich mit einem Lächeln.
„Ich dachte, er würde uns nie in Ruhe lassen.“
Ich grinste und streckte mich zufrieden. „Tja, manchmal braucht es einfach nur die richtigen Fragen. Und es hat ja auch geholfen, dass er ein bisschen mehr von seiner Nervosität preisgegeben hat.“
Minho lachte leise und stand dann auf. „Komm, lass uns ins Bett gehen. Ich will nicht, dass noch jemand auftaucht.“
Wir gingen gemeinsam die Treppe hinauf, und als wir in unserem Schlafzimmer ankamen, fühlte ich mich erleichtert, als der Rest des Abends endlich hinter uns lag.
Minho zog sich schnell um und streckte sich dann aus. Ich schloss die Tür hinter uns und ließ mich dann neben ihm ins Bett fallen.
„Gute Nacht“, sagte Minho leise.
„Gute Nacht“, murmelte ich zurück und drehte mich auf die Seite.
Ich spürte, wie der lange Abend in meinen Knochen steckte.
Der Wein, die Gespräche, das Hin und Her – es hatte sich alles hingezogen, aber es war endlich vorbei.
Es war Zeit, zur Ruhe zu kommen.
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