Pfad der Dunkelheit
Die Schwärze des Nichts wich, doch das Zeitgefühl war verloren gegangen. Die Zeit rann wie Sand durch die Finger. Rey fühlte sich schwerelos. Es fühlte sich an als würde sie schweben. Irgendwie gefangen in einer völlig fremden Dimension. Ihr Blick huschte verwirrt hin und her.
Wo war sie?
Was war dass für ein Ort?
Die Umgebung nahm allmählich Gestalt an. Eine grüne Wiese aus der sich ein buntes Blumenmeer erstreckte. Eine gewisse Faszination ging von diesem Anblick aus. Rey tat einen Schritt. Ihr Herz begann sich nach etwas zu sehnen. Ben.
,,Der Anblick ist schön, nicht wahr?"
Diese Stimme ließ ihr Herz unwillkürlich höher schlagen. Abrupt drehte sie sich um und dort stand er. Ihr Blick glitt an ihm auf und ab. Er war vollkommen unversehrt. Seine Mundwinkel hoben sich zu einem Lächeln.
,,Wie konntest du, dass nur tun? Du bist ein Lügner!"
All ihre Wut legte sie in diese Worte.
,,Hasst du mich noch immer?"
Rey hielt es nicht mehr an Ort und Stelle. Ihre Füße flogen über das Gras, um in seine ausgebreiteten Arme zu sinken. Fest presste sie sich an ihn, während ihr Körper von Schluchzern durchgerüttelt wurde. Ihr Gesicht verbarg sie an seiner Brust. Sein vertrauter Geruch vernebelte ihr die Sinne.
,,Ja Solo ich hasse dich", nuschelte sie.
Zärtlich strich er über ihren Haaransatz.
,,Das tut mir leid zu hören."
Eine Pause entstand, bevor er hinzufügte: ,,Ich bin nicht wirklich fort."
Langsam hob sie den Blick. Sein Gesicht war ihrem so nah, dass Rey der Versuchung nicht wiederstehen konnte seine Lippen zu berühren. Seine Lippen waren weich und warm. Rey versuchte den Moment so lang wie möglich auszudehnen.
War das womöglich der Himmel?
,,Du bist nicht tot", sagte Ben leichthin.
Plötzlich stiegen diese Bilder in ihr hoch. Er lag auf der schmutzigen Erde Dathomirs und überall war Blut. Zu viel Blut. Die Erkenntnis traf sie hart.
,,Aber du bist es", erwiderte Rey mit tonnenschwerem Herzen.
Ihr Blick wanderte wieder umher.
,,Wo sind wir?"
Hier kam ihr nichts bekannt vor. Er hob eine Schulter, als wüsste er nicht genau, was er darauf antworten sollte. Wieder der Ansatz eines Lächelns. In seine Augen trat ein amüsiertes Funkeln. Rey ignorierte es, um sich auf ihre Wut zu konzentrieren.
,,Wie lange?", fragte sie schroff.
,,Ich weiß es nicht", murmelte er ausweichend.
Wut flammte in ihr auf, so heiß wie Lava. Doch Ben lächelte besänftigend, und merkwürdigerweise flaute ihre Wut augenblicklich etwas ab.
,,Es macht mir nichts aus."
Es machte ihm nichts aus, wiederholte sie in Gedanken.
Allmählich sah Rey zu ihm auf, dabei legte sie ihre Hände flach auf seine Brust. Dann stellte sie sich auf die Zehenspitzen und küsste ihn. Sie ließ ihre Hand an seinem Nacken hinaufwandern, bis sie sie in seinem Haar vergraben und ihn fester an sich ziehen konnte. Seine Hände glitten zu ihren Hüften und endlich, endlich erwiderte er den Kuss. Dann löste sie sich von ihm und lehnte sich ein kleines Stück zurück. Durch halb gesenkte Lider sah er sie an. Seine Augen waren ganz dunkel. Und plötzlich zog er Rey wieder an sich und presste die Lippen fest auf ihre. Diesmal war es Ben, der sich zurückzog. Er lehnte seine Stirn gegen ihre. Nur verschwommen nahm Rey wahr, dass es vollkommen still um sie herum war. Noch einmal kam er mit seinem Gesicht ganz nah an ihres. Ein Lächeln lag auf seinen Lippen.
,,Ich bin immer bei dir. Vergiss das nicht."
Seine Handfläche berührte ihre Brust, dort wo ihr Herz schlug.
,,Das ist nicht, dass, was ich wollte."
,,Ich weiß."
Der Geräuschpegel stieg wieder und verschluckte beinah seine Worte. Ein plötzlicher Schmerz überkam sie. Ihr Schädel dröhnte und sie bekam keine Luft mehr. Es war zu viel. Zittrig holte sie Luft. Allmählich flatterten ihre Lider. Als sie ihre Augen öffnete starrte sie an eine weiße Decke. Ben war fort. Rey schloss die Augen wieder, doch er kam nicht zurück. Ihre Hände zitterten, aber die tiefen Atemzüge halfen ihr dabei, sich zu beruhigen.
,,Hier, iss das", sagte eine Stimme, die die Stille durchbrach.
Rey öffnete wieder die Augen. Finn hielt ihr einen Schokoriegel vor die Nase. Zögerlich nahm sie ihn entgegen, wickelte das Papier herunter und biss ein kleines Stück ab. Im ersten Moment rebelierte ihr Magen, aber dann merkte sie, dass die Schokolade ihr guttat. Und obwohl sie eigentlich nicht viel für Süßigkeiten übrig hatte, aß sie sie bis zum letzten Krümmel auf. Danach starrte sie für eine Weile ins Nichts.
,,Danke", sagte sie schwach.
,,Wir haben uns Sorgen, um dich gemacht. Du bist einfach so umgekippt."
Betreten sah sie zur Decke. Sie wusste genau, dass Finn darüber reden wollte. Aber Rey konnte es nicht. Nicht jetzt.
,,Rey", sagte er sanft.
,,Ich möchte ihn sehen. Wo ist er?"
Unvermittelt erhob sich Finn aus dem Stuhl, um einen Schritt auf das Bett zuzugehen.
,,Willst du, dass wirklich tun?"
Sie hob den Blick, um ihm in die Augen zu schauen. Es lag eine Entschlossenheit in ihrem Blick, der Finn nichts entgegenzusetzen hatte.
,,Gut. Komm."
Während sie Finn durch die verwaisten Gänge folgte, fühlte sich Rey leer. Rein gar nichts ihrer Umgebung nahm sie wahr. Alles flog nur so an ihr vorbei. Würde das zu ihrem Dauerzustand werden?
Finn blieb vor einer Tür stehen. Er begann Rey kritisch zu mustern und verschränkt die Arme vor der Brust.
,,Bist du sicher?", wiederholte er seine Frage von vorhin.
Rasch zwang Rey sich ein Lächeln auf das Gesicht. Sie wusste, dass es Wirkung zeigen würde. Das tat es immer.
,,In Ordnung", seufzte er.
Für einen Moment war sie überrascht, dass er so einfach nachgab. Dann erinnerte sie sich daran, dass es Finn war, der vor ihr stand. Egal, wie wenig sie über sich oder ihr Leben sprach - bei jemandem wie Finn war es unmöglich nichts von sich selbst preiszugeben. Er kannte sie einfach manchmal ein bisschen besser, als es ihr lieb war. Aber das beruhte auf Gegenseitigkeit. Denn der Blick, mit dem Finn sie in diesem Moment bedachte, war ihr alles andere als neu.
Allmählich öffnete er die Tür, was Reys Puls schlagartig in die Höhe schnellen ließ. Sie begann sich zu fragen, was der Anblick in ihr auslösen würde. Ihre Füße bewegten sich auf die Tür zu, doch Finn hielt sie zurück. Er suchte ihren Blick.
,,Ich werde hier auf dich warten. Wenn es zu viel für dich ist hör auf."
Ein schwaches Nicken kam von Rey, bevor sie durch die Tür ging. Sie lehnte sich dagegen, um sie zu verschließen. Zittrig holte sie Luft, bevor sie den Blick hob.
Dort lag er. Seine Augen geschlossen, seine Haut blass. Es sah aus, als würde er schlafen. Doch sein Brustkorb hob und senkte sich nicht. Rey brauchte einen Moment um sich zu fassen, bevor sie auf das Bett zuging. Der Anblick war mehr als schmerzhaft. Sie setzte sich auf die Bettkante und griff nach seiner Hand. Diesmal erschreckte sie die Kälte nicht. Eine Weile saß sie stumm so da. Seine Hand in ihrer. Die Tränen blieben aus, denn sie hatte keine Kraft mehr um zu weinen. In Gedanken versunken strich sie durch sein Haar. Sie vermisste ihn und wollte ihn zurück. Es zu akzeptieren kam nicht in Frage. Es musste irgendeine Möglichkeit geben. Fieberhaft begann sie darüber nachzudenken.
Die Macht war so vielschichtig. Ihre Heilkräfte würden ihr aber hier nichts mehr nutzen. Es gab keinen Funken Leben mehr in Ben. Und diesen Funken benötigte sie, damit sie etwas bewerkstelligen konnte. Sie ging tiefer in sich. Da keimte ein Gedanke in ihr. Unwillkürlich dachte sie an die Hexe. Was war wohl mit ihr geschehen?
Abrupt ließ Rey Bens Hand sinken. Übereilt stand sie auf, um förmlich auf die Tür zuzuhasten. Erschrocken fuhr Finn zu ihr herum, als sie aus dem Raum kam.
,,Wo ist die Hexe?"
Verständnislos starrte Finn sie an.
,,Ähm, in einer Zelle. Sie hat sich bei ihrer Gefangennahme nicht einmal gewährt."
Warum sollte sie auch, schließlich hatte man auch ihr ihren Lebensinhalt geraubt.
,,Bring mich zu ihr."
Nun stand sie mit wild klopfenden Herzen vor der Zelle. Es war dunkel, sodass sie nichts erkennen konnte. Allya verbarg sich in den Schatten.
,,Rey", hörte sie ihre Stimme.
Rey trat dichter an die Stäbe heran, während sie versuchte etwas zu erkennen.
,,Weißt du, warum ich hier bin?", fragte sie.
Ein Lachen. ,,Ich kann es mir denken."
Stille. Eine Frustration ergriff von Rey Besitz. Eine schiere Ungeduld.
,,Kannst du mir helfen?"
Nun trat Allya aus den Schatten, um dicht an die Gitterstäbe heranzutreten. Das schwache Licht, das nun auf ihre Züge fiel ließ Rey zurückschrecken. Ihre Augen waren feuerrot umrandet. Ihre Finger umklammerten fest die Stäbe.
,,Warum sollte ausgerechnet ich dir helfen?"
,,Vielleicht können wir in die Vergangenheit eingreifen, um die Zukunft zu retten."
Es war ein gefährliches Angebot, dass wusste Rey. Interesse blitzte in Allyas Augen auf.
,,Wissen deine Freunde hiervon?"
Rey schüttelte den Kopf. Allya schien tatsächlich über das Angebot nachzudenken.
,,Den Vorschlag, den ich dir zu machen habe ist nicht ein Weg den ein Jedi gehen würde."
Mit diesem Gedanken hatte sich Rey bereits beschäftigt.
,,Das ist mir egal", entgegnete sie mit fester Stimme.
Allya hob eine Augenbraue. ,,Tatsächlich. Vielleicht bist du doch nicht so nobel, wie ich dachte."
,,Vielleicht."
,,Gut. Ich verrate dir etwas. Die Welt zwischen den Welten ist ein geheimnisvoller Ort der Macht, welcher losgelöst von Raum und Zeit ist. Ein Zugang befand sich hinter einem antiken Relief der Mortis-Götter beim Jedi Tempel des Planeten Lothal."
,,Befand?", fragte Rey, während sie näher an die Stäbe trat.
,,Die Welt zwischen den Welten ist ein endloser Raum bestehend aus zahlreichen Portalen zu verschiedenen Zeitpunkten der galaktischen Geschichte. Dabei sieht jedes Portal anders aus und ist mit Symbolen und Zeichen gespickt, die einen Hinweis auf den Zeitpunkt geben sollen. Ich weiß aber nicht, ob der Zugang noch existiert."
In einem Moment gab sie ihr Hoffnung, um sie im nächsten Moment wieder zu zerstören. Sie wandte sich bereits ab, um zu gehen, als Allyas Stimme sie noch einmal innehalten ließ.
,,Wie weit bist du bereit zu gehen?"
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