Ein Plan oder kein Plan?
Informationen erreichten den Stützpunkt des Widerstands auf D'Qar kodiert und verschlüsselt. Gewöhnliche Sendungen wurden einfach direkt an ihre Empfänger weitergeleitet. Jene, die zur allgemeinen Verteilung bestimmt waren, wurden nicht einmal verschlüsselt. Aber wenn etwas von spezieller Bedeutung eintraf, das für ein sehr begrenztes Publikum bestimmt war, wurde es nur an einer einzigen Stelle aufgezeichnet. Manchmal erwies sich etwas so Simples wie eine äußere Trennung als die beste Sicherheitsmaßnahme.
Leutnant Kaydel Ko Connix sah, wie die Kontrollleuchte ihrer Konsole zum Leben erwachte. Es brauchte kaum eine Sekunde, um von Rot auf Gelb zu wechseln und dann zu Grün, als die Sendung empfangen wurde, entschlüsselt und in einen lesbaren Ausdruck verwandelt. Sie nahm ihn an sich und überflog die Nachricht. Ihre Augen weiteten sich. Mit schnellen Schritten suchte sie den General auf.
Mit einem besorgten Ausdruck auf dem Gesicht über gab Connix ihr den Ausdruck. Sie wusste, wenn der General wünschte, die Information geheim zu halten, hätte sie das gesagt, sobald sie ihr den Ausdruck gereicht hatte.
Nachdem Connix ihr einen Moment Zeit gegeben hatte, den Inhalt zu überfliegen, sagte sie: ,,General, wie Sie den Details dieser jüngsten Nachricht entnehmen können, wurde auf Rey..." Einen Moment zögerte sie. ,,Und Kylo Ren ein immenses Kopfgeld ausgesetzt. So wie es aussieht sind sie gemeinsam vor der Ersten Ordnung geflohen."
Leia reagierte nicht, sondern fuhr stattdessen fort, den Ausdruck zu studieren. Sie runzelte die Stirn. Der Gedanke an ihren Sohn kam zurück. Ben. Er war nicht länger bei der Ersten Ordnung unter der Kontrolle dieses Teufels Snoke, sondern er war bei Rey. Eine lange vermisste Wärme durchflutete Leia. Aus diesem Gefühl schöpfte sie Hoffnung. Für den Widerstand und für ihren verlorenen Sohn. Rey bedeutete Hoffnung. Diese Tatsache hatte Leia Organa bereits bei ihrem ersten Treffen mit dem Mädchen bemerkt.
Rasch wandte sie sich an Connix: ,,Schaffen sie mir Finn und Poe her. Sofort es eilt."
Sofort tat Connix pflichtbewusst, das was Leia von ihr verlangte. Einen Augenblick sah sie ihr noch nach, bevor sie den Kopf schüttelte, überwältigt von den vielen Wendungen auf ihrem Weg, auf Bens Weg. Selbst im Nachhinein konnte sie nicht sicher sein, dass die gegenwärtige Situation das beste Ergebnis darstellte. Und in ihrem Herzen blieb ein blinder Fleck.
Bespin war kein allzu sicherer Hafen. Kylo Ren hatte sich während seiner Zeit bei der Ersten Ordnung viele Feinde gemacht - mächtige Feinde, denen gewaltige Mittel zur Verfügung standen und ihn vielleicht genug hassten, um einige dieser Mittel zu seinem Schaden einzusetzen. Als die Kapsel unsanft zur Landung in der Wolkenstadt von Bespin ansetzte, spannte Kylo seinen Körper an, um sich bereit zu halten, und jeden Angreifer zu attackieren, wenn sich das als notwendig erweisen sollte.
Die Kuppel der Rettungskapsel öffnete sich zischend. Sofort wollte sich Rey aus der Enge der Kapsel befreien, doch Ren hielt sie zurück. Unwirsch wollte Rey seine Hand fortschlagen, doch etwas in seinem Blick ließ sie innehalten.
,,Du bleibst dicht hinter mir."
Natürlich öffnete Rey den Mund, um zu protestieren, doch Kylos warnender Blick ließ das Mädchen stumm bleiben. Rens Hand lag auf dem versteckten Lichtschwert, welches unter seinem Umhang an seinem Gürtel befestigt war, als er sich wachsam aus der Kapsel begab. Sein Blick huschte hin und her, suchte aufmerksam die Umgebung ab. Es war verdächtig ruhig. In Kylos Augen zu ruhig.
Rey kletterte hinter Kylo ins Freie, wobei sie dicht hinter ihm blieb, wie er es wollte. Bei der Wolkenstadt handelte es sich um ein imposantes Konstrukt über den Wolken von Bespin, stellte sie fasziniert fest, als sie einen genaueren Blick riskierte.
,,Geschafft", sagte sie leise zu Kylo, als sie nun auf ihn zukam. ,,Du hast dich wohl geirrt. Es bestand keinerlei Gefahr."
,,Es besteht immer Gefahr", erwiderte Ren starrsinnig. ,,Manchmal haben wir nur genug Glück, ihr aus dem Weg gehen zu können."
Langsam drehte er sich zu ihr um. Ihre Mischung aus Intelligenz und Schönheit, Unschuld und Verlockung, Mut und Integrität, die noch von einem gewissen Maß kindlicher Schalkhaftigkeit ergänzt wurde, berührte Kylo jedes Mal aufs Neue, wenn er sie ansah.
Und plötzlich lag Kylo auf dem Bauch, niedergestreckt von einer gewaltigen Erschütterung und einen Augenblick lang geblendet von einem grellen Blitz, als hinter ihm etwas explodierte. Einen schrecklichen Augenblick schien sich alles nur noch in Zeitlupe zu bewegen. Er hörte sich selbst »Nein!« schreien, als er auf die Knie kam und sich umdrehte.
Fetzen brennenden Metalls zuckten wie Feuerwerk durch den Himmel von Bespin und breiteten sich aus. Was von der Kapsel übrig war, brannte lodernd. Von der Explosion war ihm noch so schwindlig, dass er beim Versuch aufzustehen ins Taumeln geriet. Seine Kehle war wie zugeschnürt, denn er wusste, was geschehen war. Der dichte Rauch erschwerte ihm die Sicht und das Atmen. Beinah verzweifelt schrie er Reys Namen. Seine Lungen brannten und der Rauch ließ ihn heftig Husten. Nach einigen quälenden Sekunden, in denen er fast gestorben wäre vor Sorge, um sie, entdeckte er das Mädchen am Boden liegend. Rey regte sich nicht. Sein Puls begann sich zu beschleunigen. Seine Beine schmerzten bei jedem Schritt, den er auf sie zu machte, doch er ignorierte den Schmerz so gut es ging. Es kam Kylo wie eine Ewigkeit vor, bis er Rey endlich erreichte. Schwer atmend ließ er sich auf die Knie fallen. Sanft nahm er sie in die Arme.
Ihre Lider flatterten und Rey öffnete die Augen, große braune Augen. Erleichterung durchströmte Kylo bei dem Gedanken, dass sie lebte.
,,Es tut mir Leid, du hattest recht", keuchte sie. Für jedes Wort musste sie nach Atem ringen. ,,Ich bin... ich bin nicht sicher, ob ich..."
Sie hielt inne und starrte Kylo an.
Im Moment war es ihm herzlich egal, ob er recht gehabt hatte. Es wäre ihm deutlich lieber gewesen, er hätte nicht recht behalten.
,,Nein!", widersprach Kylo entschlossen, begehrte nicht nur gegen die Worte Reys auf, sondern gegen all diesen Wahnsinn, denn er erst ins Rollen gebracht hatte. ,,Nein, nein, nein!"
Kylo hob den Kopf und holte tief Luft. Er versuchte sich zu fassen. Mit zitternden Beinen kam er auf die Füße. Es kostete ihm all seine verbliebene Kraft, um Rey in seine Arme zu heben. Den Schmerz, den er verspürte, als er sich in Bewegung setzte, ignorierte er. Der Griff um Rey wurde fester.
Aus glasigen Augen sah Rey zu ihm auf. ,,Warum rettest du mich? Du hättest mich zum Sterben zurücklassen können, schließlich sind wir keineFreunde", sprach sie leise. Die Anstrengung, die ihr das Sprechen kostete, war ihr deutlich anzusehen.
,,Das reicht jetzt! Spar dir deine Kräfte", unterbrach er sie schroff. Jetzt war weder die Zeit noch der Ort für Erklärungen. Und Kylo wusste auch gar nicht, ob er es ihr erklären wollte, warum er tat, was er tat. Sein Blick fokussierte sich auf etwas. Stolpernd hielt er auf das zu, was er für einen Hangar hielt, wo er ein flugbereites Schiff vermutete. Zumindest hoffte er, dass er dort fündig werden würde. Viel Zeit zum Suchen konnte er nicht investieren. Schnellstmögliche sollten sie diesen verfluchten Planeten verlassen, der ihnen bis jetzt kein Glück gebracht hatte.
Angespannt spähte Kylo um die Ecke, um sogleich zu erstarren. Eine Menge an Sturmtrupplern marschierte im Hangar auf und ab. Ihre Blaster fest in Händen. Ein Fluch lag ihm auf den Lippen, doch ihn laut auszusprechen verkniffen er sich, um Rey nicht zu ängstigen. Mit Rey in seinen Armen würde er nicht fähig sein mit seinem Lichtschwert zu kämpfen. Doch sie hier schutzlos zurückzulassen war für ihn keine Option. Sein Blick glitt umher, auf der Suche nach einem Ausweg.
Was sollte er nur tun?
Schwach begann Rey gegen Kylos Brust zu trommeln, um seine Aufmerksamkeit einzufordern. Das allein schon hatte einen beruhigenden Einfluss auf die angespannte Atmosphäre.
,,Lass mich dir helfen", murmelte sie schwach.
Rens Blick huschte zu dem Mädchen in seinen Armen. Ihr Körper übersät mit blutenden Schnitten, das Gesicht blass und mit Schmutz bedeckt. Auf keinen Fall konnte Rey das ernst meinen. Wie sollte sie ihm in ihrem Zustand helfen?
Natürlich bemerkte sie sein Zögern. ,,Die Tatsache ist unbestreitbar, dass wir in großer Gefahr sind. Alleine kommst du gegen diese Überzahl nicht an, nicht in deinem Zustand", erinnerte Rey ihn an die momentanen Begebenheiten.
Kylo seufzte tief. ,,Hältst du das für eine kluge Verwendung unserer ohnehin eingeschränkten Möglichkeiten?", warf er rasch ein, wobei er nochmal einen Blick um die Ecke riskierte. Wie viele Sturmtruppler es wirklich waren, konnte Kylo aus der Entfernung nicht abschätzen.
,,Ben, bitte!", flehte sie. ,,Lass mich helfen."
Dieser Name ließ ihn innehalten. Es war schon eine Weile her, dass Rey ihn mit seinem Geburtsnamen angesprochen hatte. Jedes Mal, wenn sie diesen Namen aussprach, machte es etwas mit Kylo. Es war ein Gefühl, welches er nicht benennen konnte. Eine Wärme, die seine Brust durchzuckte. Ein Licht, das er nicht spüren wollte. Aber in Reys Nähe wurde er es einfach nicht los, wie sehr er sich auch dagegen sträubte, er konnte es nicht abschütteln. Übermäßig besorgt schaute Kylo sie nun an. Bei jedem anderen hätte Rey diesen Blick für herablassend gehalten. Allmählich begann er die Optionen abzuwägen, von denen es tatsächlich nicht viele gab. Schließlich lächelte er, als wäre ihm gerade ein logischer und akzeptabler Kompromiss eingefallen.
,,Gut, doch wir werden nur kämpfen, wenn wir es müssen. Unser oberstes Ziel ist es ein Schiff zu stehlen."
Dass er so einfach nachgab sah ihm gar nicht ähnlich, also wartete Rey auf das Aber. Die Sekunden verstrichen und es kam rein gar nichts.
Eine Pause entstand, bevor Kylo auf Rey in seinen Armen hinab sah. ,,Und Rey, du wirst dicht hinter mir bleiben." Der Widerwille war dem Mädchen deutlich anzusehen. ,,Tu es um meinetwillen! Wir haben heute Schlimmes ausgestanden. Der Gedanke, dich zu verlieren, ist unerträglich."
Der letzte Satz aus seinem Mund ließ sie erstarren. Am liebsten hätte sie ihn gefragt, warum ihn der Gedanke so ängstigte, doch wie Kylo schon zuvor sagte, es war nicht die Zeit und nicht der Ort dafür. Mit seiner Bitte hinter ihm zu bleiben war Rey dennoch nicht einverstanden. Es lag einfach nicht in ihrem Naturell, sich von jemanden beschützen zulassen. Mehrmals versuchte Rey zu einer Antwort anzusetzen, aber welche Einwände hätte sie schon gegen die Fürsorge Kylos äußern können? Schließlich seufzte sie resigniert.
Ein zufriedener Ausdruck trat auf Kylos Gesichtszüge, als er bemerkte, dass Rey aufgab zu protestieren. Sachte setzte er sie auf ihre Füße ab. Einen Moment wankte sie noch, bevor sie wieder fest auf ihren eigenen Beinen stand. Kylo war dicht hinter ihr geblieben, sodass wenn sie gefallen wäre, er sie aufgefangen hätte. Nun griff er nach dem Lichtschwert an seinem Gürtel. Rey tat es ihm gleich. Jeder Muskel in ihrem Körper spannte sich an.
,,Bereit?", fragte Kylo.
Sie nickte, dabei umfasste sie das Lichtschwert in ihrer Hand noch ein wenig fester.
Was würde nun passieren?
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