Der Ort, dem das Herz gehört
Ein Ruck ging durch die Galaxie und ließ ein helles Licht erlöschen, sie konnte die Erschütterung deutlich spüren. Es war wie ein Blitz. Unwillkürlich fuhr Reys Hand zu ihrer Brust, dort wo ihr Herz schlug. Eine winzige Sekunde setzte es aus. Tränen begannen sich in ihren Augen zu sammeln. Sie spürte es, es war Leias Licht, dass gerade erloschen war. Ihre Beine gaben unter ihrem Gewicht nach und sie sank wie betäubt zu Boden. Ihr Blick ging ins Leere. Ihr Körper erzitterte unter den seelischen Qualen, welche ihr ihre Machtsinne eröffneten. Ein tiefes Loch wurde auf der Seite der Hellen Macht gerissen.
,,Rey? Was ist los?", drang Finns Stimme undeutlich durch den Nebel des Schmerzes, der ihr Herz eisern gefangen hielt.
Sie öffnete den Mund, doch kein Laut drang daraus hervor. Rey brauchte einen Moment, bis sie sich wieder des Sprechens mächtig fühlte.
,,Leia... Leia sie ist...", sie brachte es nicht fertig die Worte auszusprechen. Es würde sich so endgültig anfühlen, wenn sie es aussprach. Doch bei Finn brauchte Rey keine Worte, denn er verstand auch ohne Worte. Hilflos sank er neben ihr auf die Knie, um sie in eine behutsame Umarmung zu ziehen. Es sollte ein tröstliches Gefühl sein, doch Rey wünschte sich diese Umarmung von einem anderen.
Ben, schoss es ihr durch den Kopf.
Unsanft, mit aller Kraft, die ihr noch innewohnte, schob sie Finn von sich. Sofort trat ein unendlich trauriger Ausdruck auf seine Gesichtszüge. Unverständnis. Den Bruchteil einer Sekunde verharrte er noch vor ihr, bevor er sich erhob, um sich abzuwenden. Seine Schulterblätter hoben und senken sich unter schweren Atemzügen. Einen Augenblick herrschte Stille, bis Finn leise sagte:
,,Tu, was du für nötig hältst."
Kaum hatte Finn den Satz beendet sprang Rey auf, um eine ruhige Ecke im Inneren des Falken zu finden. Schwer atmend ließ sie sich zu Boden sinken, schloss die Lider und begann sich zu konzentrieren. Sie stellte sich Ben vor, wie er lächelte, wie seine braunen Augen Wärme ausstrahlten. Seine seidigen schwarzen Locken, die sein markantes Gesicht umspielten. All ihre Macht legte sie in diesen Versuch Ben zu erreichen. Eine Weile geschah gar nichts, was Rey an den Rand der Verzweiflung trieb, bis sie plötzlich einen Herzschlag vernahm. Es war eindeutig nicht ihrer. Ein wildes unaufhörliches Pochen. Langsam und mit Hoffnung im Herzen öffnete sie die Augen, um ihn vor sich auf dem Boden sitzen zu sehen. Sein Gesicht hatte er in den Händen verborgen, sodass es Rey schwerfiel seine momentane Stimmung einzuschätzen.
Ihr Blick wanderte über den Rest seines Körpers, welcher mit Dreck und getrocknetem Blut bedeckt war. Kratzer und offene Wunden zierten seine Arme. Staub und Löcher waren auf seiner Kleidung zu erkennen. Dieser Anblick ließ ihr Herz schwer werden. Er hatte gekämpft und nun kämpfte er mit seinen Dämonen. Langsam setzte sie sich in Bewegung, um auf ihn zuzugehen. Endlich fiel die Angst von ihr ab, um von Sehnsucht ersetzt zu werden. Als sie ein Schniefen von ihm vernahm, hielt sie inne. Dieses Geräusch erschütterte sie so sehr, dass sie das Bedürfnis empfand ihn zu trösten. Eigentlich hatte sie vorgehabt behutsam vorzugehen, um langsam zu ihm vorzudringen, doch nun streckte sie ihre Hand aus, um seine Hand zu berühren. Der Drang danach war einfach überwältigend. Ihre Haut traf auf seine.
Überrascht zuckte er zurück, während er den Kopf hob. Als er auf ihre vertrauten Augen traf, die ihn voller Wärme und Mitgefühl anstrahlten, konnte er es nicht glauben.
Sie war hier, bei ihm. Sein Licht. Zwar nicht in Fleisch und Blut, aber dennoch hatte sie ihn gefunden. Die halbe Galaxie mit ihren Gedanken überwunden, nur für ihn. Ihre Handfläche berührte seine Wange, verweilte dort eine Weile. Dieses einzigartige, warme Gefühl, dass nur Rey auslösen konnte, durchflutete augenblicklich seinen gesamten Körper. Gequält schloss er die Lider. Er verdiente das nicht.
,,Rey", kam schwach über seine Lippen. ,,Ich konnte sie nicht retten. Ich konnte es nicht... Verzeih mir."
Mit jedem Wort zitterte seine Stimme ein wenig mehr. Tränen benetzten seine Wange. Eine Welle der Schuld und Scham überrollte ihn förmlich, während Rey ruhig seine Hand drückte. Er kam sich so unglaublich schwach vor, doch so sehr er sich auch seine Stärke zurück wünschte, er fand sie einfach nicht. Nicht in diesem Moment.
Langsam beugte sie sich zu seinem Gesicht. ,,Ich weiß, ich habe es gespürt. Ben, ich gebe dir dafür nicht die Schuld", flüsterte sie nun dicht an seinem Ohr. ,,Das würde ich nie."
Ihre gütigen Worte, die er aus seiner Sicht gar nicht verdiente, ließen ihn überrascht Aufsehen. Ihre Blicke verschmolzen, während die Galaxie in diesem flüchtigen Moment stillstand. So viele Emotionen huschte zwischen ihnen hin und her, während sie sich einfach nur ansahen. Eine Kraft lag in diesem Augenblick, eine Emotionalität, welche die Spannung zwischen ihnen merklich ansteigen ließ. So ergriffen von dieser unerträglichen Spannung, sagte Ben Dinge, die er ansonsten nie ausgesprochen hätte, denn sie machten ihn verwundbar. Diese Tatsache hasste er.
,,Ich habe Angst, dass ich dich nicht beschützen kann", flüsterte er so leise, dass Rey sich anstrengen musste ihn zu verstehen. Es traf sie wie ein Blitz. Ben legte gerade seine Seele vor ihr offen, was Rey die Initiative ergreifen ließ. Anstatt ihm zu antworten legte sie sanft ihre Lippen auf seine. Anfänglich wirkte er überrascht, bevor auch er sich mutig genug fühlte ihre Geste zu erwidern. Diese Berührung war wie eine elektrische Spannung, die sich endlich entlud. Ihre Augen hatten beide geschlossen, um dem Moment noch mehr Tiefe zu verleihen. Als Rey sich löste hoben sich ihre Mundwinkel zu einem flüchtigen Lächeln, während sie ihre Stirn gegen seine legte.
,,Die Welt kann dunkel sein, Ben, und unsicher und grausam. Das einzige, was zählt, ist, dass wir uns gemeinsam damit auseinandersetzen. Ich sehe ganz klar eine Zukunft für uns. Wir wären glücklich. Ich würde alles geben, um mein Leben an deiner Seite zu verbringen, egal wie lange es dauert."
,,Sag so etwas nicht. Ich kann es nicht mehr ertragen, an eine Zukunft zu denken, nicht ohne dich."
,,Dann lass mich teilhaben. Denk an unser glückliches Leben, welches wir haben könnten, denn ich hätte lieber Hoffnung mit dir als Gewissheit mit jemand anderem."
Ihre Worte lösten etwas in ihm aus. Eine Erkenntnis traf ihn mit einer Wucht, die seine Galaxie ins Wanken brachte. Es war etwas, das er sich schon viel länger hätte eingestehen sollen.
,,Du wirst mein Tod sein. Und ich der deine, doch egal was von nun an passiert, du bist mein Licht."
,,Sag mir wo du bist und ich werde zu dir kommen."
Einen Moment dachte Ben nach, als ihm ein Ort einfiel, der wie geschaffen für dieses Treffen war. Weitab vom Einflussbereich der Ersten Ordnung befand sich die Welt am äußeren Rand der Galaxie. Ein Grenzgebiet in dem Freiheit und Versklavung dicht beieinander lagen. Dort herrschten wohlhabende Handelsfürsten neben gewissenlosen Gangstern.
,,Tatooine."
Beinah erstaunt zog Rey ihre zarten Brauen zusammen. ,,Bist du sicher? Auf Tatooine ist nicht jeder, was er zu sein scheint."
Kurz berührten seine Lippen ihre Stirn. ,,Fast schon wie auf Jakku."
Bei diesen Worten färbten sich ihre Wangen zart rosa, was eindeutig seine Absicht gewesen war.
,,Mos Espa", erinnerte er sie, bevor seine Gestalt verblasste.
Rey sah nun wieder die vertraute Umgebung des Falken vor sich. Unwillkürlich berührten ihre Fingerspitzen ihre Lippen, welche noch immer prickelten. Ihr Herz schlug immer noch viel zu schnell gegen ihren Brustkorb, ob durch den Kuss oder seinen Worten, wusste sie nicht. In der Luft lag noch ein Hauch seines Dufts. Eine erwartungsvolle Vorfreude breitete sich in ihr aus, während sie daran dachte, dass sie Ben bald wiedersehen würde.
Plötzlich stand Finn vor ihr. Seine Augen suchten in ihrem Gesicht, aber sie war nicht sicher, wonach. Er räusperte sich: ,,Poe hat beschlossen eine neue Widerstandsbasis irgendwo aufzubauen, sobald wir dort angekommen sind, überlässt er dir den Falken."
Seine Worte klangen eindeutig nach Abschied, was in ihr ein seltsames Gefühl auslöste. Es dämpft ihre Freude schlagartig und ließ sie sich schuldig fühlen. Rey wusste nicht, was sie tun sollte, hatte keine Ahnung, was sie sagen sollte. Kurz schloss Finn die Augen, als würde er das Unausweichliche akzeptieren. Sein Mund öffnete sich, aber er sagte nichts.
Nun verspürte sie Trauer über die Tatsache, dass sich ihre Wege hier nun trennten. Für wie lange vermochte sie nicht zu sagen, also flüsterte sie leise: ,,Wir werden uns wiedersehen. Daran glaube ich."
Ben stand im Sand etwas außerhalb von Mos Espa. Die Steinbauten wirkten so schroff und unwirtlich wie der Planet selbst. Er wartete, und während er wartete beschäftigte er sich mit seinen Gedanken. Sein Blick schweife ab, in die Ferne. Einen Moment taumelte er, als ein Gefühl unbeschreiblichen Verlustes seine Seele zerfraß. Er blinzelte nicht nur gegen den Schmerz an, sondern auch gegen seine Gefühle. Der letzte Gedanke seiner Mutter hatte ihm gegolten. Sie hatte ihm förmlich zugerufen ins Licht zu kommen.
,,Rey, ich vermisse dich."
Er würde alles dafür geben, damit sie jetzt schon hier wäre, damit er seine Trauer mit ihr teilen konnte. Es war nicht so, als müsste er ihr irgendetwas sagen. Er wollte einfach nur... Bei ihr sein. Seit dem Moment ihrer Begegnung, hatten er und Rey praktisch nichts anderes getan, als einander zu retten. Außer seiner Mutter hatte keiner diese Verbindung verstanden, nicht einmal er selbst.
Und da war noch etwas anderes. Rey war wichtig. Er konnte es ganz klar spüren. Es war ein unerschütterliches Gefühl. Sollte ihr etwas zustoßen, gäbe es keine Hoffnung mehr für die Galaxie... Und ihn.
Die Sonne versank mit korallenfarbenem Schein hinter dem Horizont. Ben saß vor dem Feuer, er hatte sich setzen müssen, der Kampf gegen Jacen hatte ihn sämtliche Kraft gekostet. Der Schein der Flammen warf dunkle Schatten auf sein Gesicht. Das Feuer knackte.
Konnte es wirklich sein, dass Rey etwas Gutes in ihm sah?
Er blickte auf seine Hände hinab, und er kam sich vor wie ein Narr, als er sich eingestand: ,,Alles was ich wollte, war, Rey zu zeigen, dass ich genauso stark bin wie sie. Aber das bin ich nicht." Tränen drohten einmal mehr ihn zu überwältigen, und er schüttelte den Kopf.
Du bist genauso stark wie Rey, ertönte eine vertraute Stimme in seinem Kopf.
Die Wahrheit dieser Worte brach wie Sonnenstrahlen durch die Wolken in seinem Inneren. Liebe war stärker als Macht.
,,Aber ich habe Angst", gestand er.
Sich der Angst zu stellen ist dein Schicksal. Die Macht hat Rey und dich aus einem bestimmten Grund zusammengeführt. Gemeinsam werdet ihr eure Reise zu einem Ende bringen.
Etwas prickelte am Rande seiner Wahrnehmung... Eine vertraute Präsenz... Rey! Sein Blick wanderte zum dunklen Himmel von Tatooine und tatsächlich dort erschien gerade der Falke. Er nahm eine Woge der Erleichterung wahr, der Freude, die sich sofort auf ihn übertrug. Erwartungsvoll sprang er auf, während der Falke auf dem Sand landete, und dabei einigen Staub aufwirbelte. Ein Zischen war zu hören, während die Rampe viel zu langsam herunterfuhr.
Nichts würde ihn davon abhalten, zu Rey zu gehen. Schnell setzte er sich in Bewegung. Sein Herz begann zu rasen...
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