Fallen
Achtung: Suizidversuch! Ihr könnt das Kapitel allerdings trotzdem lesen. Wenn ihr solche Inhalte nicht verkraftet, dann überspringt bitte einfach das Kursivgeschriebe. Wem es zu krass wird auch... ;) Ansonsten viel Spaß!!!
Rey saß im Konferenzsaal des Widerstands. Sie hörte kaum zu, ihre Gedanken waren alle bei der letzten Nacht und Ben. Die Jedi lächelte, jetzt würde alles gut werden. Ben würde bald hier sein, bei ihr.
„Hey, Macht an Rey." Finn rüttelte sie aus ihren Grübeleien. „Was sagst du dazu?" fragte er freudestrahlend.
Ziemlich verwirrt sah Rey ihn an. „Sorry, ich war gerade nicht ganz da. Was habt ihr besprochen?"
„Das haben wir bemerkt." Leia lachte herzlich. „Poe hat einen Plan zur Vernichtung der Ersten Ordnung entwickelt."
Jetzt übernahm Poe das Wort.
„Wir müssen der Schlange zuerst den Kopf abschneiden. Ohne Führungsstab wird dort keiner auch nur einen Finger rühren. Und du wirst uns Kylo Ren vom Hals schaffen. Keine Sorge Rey, du musst nicht gegen ihn kämpfen. Wir haben zwei andere Methoden entwickelt, wie wir ihn leicht töten können, ohne, dass dabei eine große Gefahr für uns entsteht."
Jetzt war Rey schon etwas gespannt, da sie genau wusste, dass man Ben nicht leicht töten konnte. Er war ein hartes Eisen, übervorsichtig und sehr intelligent.
„Du musst auf den Zerstörer, auf dem er lebt. Dort wirst du die Technik für sein Zimmer manipulieren. Aus Berichten und Erfahrung wissen wir, dass Ren nahezu jede Gefahr voraussieht, also müssen wir ihn dort erwischen, wo er sich am sichersten fühlt."
Rey bekam schon jetzt Angst. Egal was sie planten, sie würden Ben eiskalt erwischen und es würde nicht schön für ihn werden.
„Wer fühlt sich unter einer schönen warmen Dusche nicht wohl, wenn man sich das Blut Unschuldiger abwäscht?" Poe grinste teuflisch in die johlende Runde von Widerstandskämpfern. Rey hingegen gefror das Blut in den Adern. Sie ahnte schreckliches.
„Du kannst dir aussuchen was dir lieber ist" meinte Poe. „Entweder du speist nur ein betäubendes Gas ein, welches ihn bewusstlos werden lässt und tötest ihn dann eigenhändig oder wir gehen auf Nummer sicher und es kommt plötzlich eine hochätzende Säure aus seinem Duschkopf geschossen. Ich persönlich bin für Variante zwei. Da können wir ausschließen, dass er die Luft anhält, sobald er merkt, dass Gas aus seiner Leitung austritt. Außerdem soll dieses Monster leiden!"
Rey merkte erst, dass das Aufschluchzten im Raum von ihr kam, als wirklich alle sie anstarrten. Sie würde nichts dergleichen übers Herz bringen. Sie hätte ihn niemals töten können und nach der letzten Nacht schon gar nicht. Sein Anblick hatte sich für immer in ihr Gedächtnis gebrannt.
„Nein" sagte Rey. „Ich werde das nicht tun. Niemand wird es tun. Wie könnt ihr nur? Leia, du auch?! Dein eigener Sohn und du lässt solche barbarischen Methoden zu? Ich dachte der Widerstand steht für Frieden und Hoffnung. Ihr seid nicht besser als die Erste Ordnung, wenn ihr das tut! Ihr habt keine Ahnung von Kylo... von Ben. Ihr wisst nichts! Ihr wisst nicht, was er durchleiden musste. Ihr kennte ihn nicht, du auch nicht Leia. Ihr..."
„Aber du kennst ihn wohl besser als wir denken, Verräterin!" Finn brüllte diese Worte unvermittelt in den Raum. Rey schüttelte unter Tränen den Kopf.
„Ich bin keine Verräterin. Aber Ben steht in dieser Sekunde bei Snoke und entsagt seiner Lehre, entsagt der Ersten Ordnung und lässt alles hinter sich was er noch hatte."
Sie konnte es spüren. Bens Entschlossenheit, seinen Mut, seinen Hass und auch seine Angst vor dem, was Snoke ihm antun würde.
„Woher weißt du das?" Leia erhob sich und sah Rey erschrocken an, aber auch ängstlich. Sie hatte tatsächlich Angst um ihren Sohn.
„Weil die Macht mich mit ihm verbindet. Seit ich auf Ach-To war, passierte es immer wieder. Wir redeten miteinander und vergaßen den Krieg. Ich lernte ihn kennen und er mich. Wir können uns sehen und fühlen über Lichtjahre hinweg. Ben kann mir nichts verheimlichen und er kann mich nicht anlügen. Er tut es nie, aber wenn, dann würde ich es merken." Rey schluckte. Sollte sie wirklich von ihren Gefühlen zu Ben reden? Sie musste, sonst würden sie Ben nie vertrauen.
„Irgendwann begannen wir, Gefühle füreinander zu entwickeln." Ein atemloses Keuchen und Raunen ging durch den Raum, dann war es wieder totenstill.
„Wir leugneten es, ich länger als er. Ich wollte es nicht wahrhaben. Ihr seid meine Familie und doch begehre ich ausgerechnet ihn. Ich werde mich dafür nicht entschuldigen, dass wir von der Macht für einander bestimmt worden."
Leia zog Rey in eine feste Umarmung. „Danke, dass du ihn zurückgebracht hast" flüsterte sie leise in ihr Ohr. Doch Rey antwortete laut darauf und löste sich aus ihren Armen.
„Dafür wäre es fast zu spät gewesen. Ihr werdet mir bzw. ihm nicht vertrauen, bis ihr das gesehen habt. Ich kann es euch nicht erzählen, aber ich kann euch zeigen, was gestern Abend geschehen ist."
Skeptisch aber doch interessiert stimmte der Widerstand zu. Es war seltsam in den Geist aller einzudringen und ihnen bewusst eine Erinnerung von sich selbst preiszugeben.
Rey fühlte Angst. Todesangst. Schmerz, Scham, Traurigkeit und tiefe, endlose Leere. Ihr Machtband vibrierte. Ben dachte an sie, fiel ihr lächelnd auf. Doch dann merkte sie, dass diese anderen Gefühle auch von Ben stammen mussten. Rey stellte die Verbindung bewusst her und stand bereits wenige Sekunden später in seinem Zimmer. Es war dunkel, nur die Sterne des weiten Alls warfen ein kaltes Licht auf das große Bett. Sein Anblick brannte sich wie ein sengendes Eisen in ihren Verstand. Dort saß Ben auf seinem Bett totenbleich, zitternd vor Angst und Schmerz, Tränen strömten über seine dünnen Wangen. Er sah aus, als hätte er seit Tagen nichts mehr gegessen.
Doch das schlimmste war das Blut. Überall war Blut. Dann fiel ihr Blick auf seine zitternden Hände. In der linken hielt er einen Dolch. Die scharfe Klinge glänzte im Sternenlicht, Blut tropfte davon auf den Boden. Ihre Augen weiteten sich, als sie sein rechtes Handgelenk erblickte. Es wurde von einem tiefen Schnitt gezeichnet. Blut quoll rot und dick pulsartig aus der Wunde. Ben sah sie erschrocken an, sein Blick getrübt durch Tränen und die beginnende Bewusstlosigkeit durch den Blutverlust.
Der Dolch wechselte die Hand. Ben konnte ihn kaum halten, so schwach war er bereits. Der Griff rutschte in seiner blutverschmierten Hand.
„Es tut mir so leid, alles" flüsterte er, als er die Klinge auch an seinem linken Handgelenk ansetzte, bereit, auch dort die Pulsadern zu durchtrennen.
Rey löste sich aus ihrer Schockstarre und schlug ihm den Dolch aus der Hand. Dann drückte sie mit aller Kraft seine Wunde zu. Ben brüllte vor Schmerz auf. Dann schloss sie ihre Augen und konzentrierte sich. Fühlte sich in seinen Körper und fügte mit der Macht seine durchtrennten Adern wieder zusammen.
Keuchend schlug Rey die Augen auf. Mehr schaffte sie nicht. Doch noch immer lief erschreckend viel Blut aus der Wunde. Ben war kaum noch ansprechbar.
„Wo ist dein Erste-Hilfe-Kasten?" Ben reagierte nicht. „Ben!" Rey schrie ihn hysterisch an. Er sackte in ihren Armen bewusstlos in sich zusammen. Sie ließ ihn auf seinem Bett liegen und suchte mit Hilfe der Macht den Raum ab. Zum Glück wurde sie schnell in einer Kommode fündig.
Rey hatte keine Ahnung von Erste Hilfe, aber sie wusste, dass sie die Blutung stoppen musste. Der Kasten war erstaunlich gut ausgestattet, anscheinend flickte sich Ben regelmäßig selbst zusammen. So fand sie auch Nadel und Faden. Rey ließ wieder ihre Macht in Ben fließen, damit er nicht in einen komatösen Zustand abdriftete. Dann setzte sie die Nadel an seinem rechten Handgelenk an. Auf Jakku wurde man nie gefragt, ob man genäht werden wollte oder ob man Betäubungsmittel brauchte. Entweder man ertrug den Schmerz oder man starb.
Nachdem sie ihre Arbeit vollendet hatte, träufelte Rey starke Bactaflüssigkeit in die Wunde und versiegelte die Naht mit einem fetten Bactapflaster.
Rey hievte Ben in die Mitte des Bettes, sodass er nicht in seinem eigenen Blut liegen musste. Sanft schob sie eine seiner seidig weichen Locken hinter sein Ohr. Ja, das hatte sie sich schon ewig gewünscht, nur nicht in einem solchen Zustand. Ben blinzelte sie schwach an, doch seine Miene blieb wie erstarrt.
„Wieso tust du das?" Seine Stimme war rau und kratzig und klang verletzt. „Warum rettest du mich, wenn du mich eh nicht haben willst? Ich habe sogar die Drecksarbeit für dich getan, weil ich wusste, dass du mich niemals töten könntest."
Bevor er auch noch ein weiteres Wort sagen konnte, legte Rey ihren Finger über seine vollen Lippen.
„Hör auf so etwas zu sagen. Ich..." Als Antwort und Beweis legte sie ihren Mund auf seinen und presste ihre Lippen aneinander. „Wie könnte ich dich nicht wollen?"
Den nächsten Kuss erwiderte Ben etwas mobiler. Das Bacta begann seine Wirkung zu zeigen.
Die nächsten fünf Minuten übersprang Rey in ihrer Erinnerung bewusst. Der Widerstand musste nicht unbedingt dabei zusehen, wie sie mit Ben knutschte und ihn auszog.
Ben lehnte oberkörperfrei an der Wand. Es ging ihm noch immer miserabel, aber Reys Anwesenheit linderte seinen Schmerz.
Rey starrte nur auf seine Haut. Narben über Narben, kleine und große. Manche waren dick und wulstig, andere kaum zu erkennen. Nur ein silberner Streifen auf seiner marmorweißen Haut. Erschreckend viele Wunden sahen noch so frisch aus. Ehrfürchtig berührte sie die Stelle an seiner Seite, schräg unter seinem Herz. Ben zuckte zusammen als Rey diese Brandwunde berührte.
„Was hat Snoke mit dir gemacht?" Reys Stimme war schon fast tonlos.
„Er wollte testen wie schnell und wie lange ich meine Machtheilung auf mich selbst anwenden kann."
Ein betretenes Schweigen entstand. So viel Schmerz, so viel Leid, dass er ertragen musste und so viele Dinge, von denen sie bisher nicht einmal wusste, dass man sie können konnte.
„Mach dir keine Vorwürfe. Ich kann Schmerz sehr gut aushalten, dafür hat er bestens gesorgt" meinte Ben bitter.
„Du musst das nicht mehr aushalten. Ben, komm zu mir. Bitte. Ich bin für dich da." Rey strich über das Pflaster an seinem Handgelenk. „Warum hast du das getan?"
Ben sah Rey traurig an.
„Weil ich nicht mehr konnte. Ich wollte nicht mehr leben, wenn ich dich nicht haben kann. Du bist der einzige Grund, warum ich überhaupt so lange gewartet habe. Ich kann diesen Schmerz nicht mehr ertragen. Er foltert mich fast jeden Tag, es ist egal was ich mache. Mein ganzes Leben lang wurde ich nur benutzt und zwischen den Seiten hin und her geschoben. Meine Eltern konnten nichts mit mir anfangen, als meine Macht zu stark für ein Kind wurde. Also wurde ich zu Luke geschickt. Luke ignorierte meine Probleme, verbot mir alles, was mir vielleicht geholfen hätte. Snoke manipulierte mich. Ich versuchte mit Luke darüber zu reden, aber winkte ab. Er hielt es für Albträume dämlichen Quatsch. Niemand glaubte mir. Dann hinterging er mich. Snoke war meine einzige Hoffnung. Ich war verzweifelt Rey, einfach nur verzweifelt und allein. Jetzt weiß ich, dass auch Snoke nicht der richtige Weg für mich ist." Ben schüttelte ungläubig den Kopf.
„Aber sag mir, wo soll ich hin? Wofür bin ich gut, außer eine Waffe zu sein, die von allen gefürchtet, gehasst und wie ein schwarzer Peter herumgeschoben wird? Ich weiß nur, dass ich zu dir gehöre. Zu dir, Rey, nicht zum Widerstand." Tränen der Verzweiflung rannen seine Wangen hinab. Ben sah so verloren aus, verletzlich wie ein Kind.
„Ben." Rey strich ihm liebevoll die letzte Träne weg. „Du bist so viel mehr als eine Waffe. Du hast mehr verdient als das. Aber ja, du kannst eine Waffe sein, wenn du willst. Wichtig ist, dass du deine eigene Waffe bist, dass du darüber beherrschst. Deine nächste Entscheidung liegt ganz bei dir."
Rey wusste, dass sie ihm helfen würde, egal, was er wählte.
„Ich werde Snoke vernichten. Und wenn es bedeutet, dass ich mich opfere, dann nehme ich diesen dreckigen Wurm mit. Er kann mir nichts mehr nehmen, er kann meine Gedanken nicht mehr kontrollieren. Snoke sieht nur noch das, was er sehen soll oder sehen möchte. Wenn das getan ist, komme ich zu dir und dann bleiben wir zusammen."
„So soll es sein, Ben." Mit diesen Worten entflammte das alte Feuer in Bens. Doch jetzt leuchtete es heller als je zuvor.
„Ich liebe dich, Rey." Dann brach ihre Verbindung ab und es blieb nichts als Erinnerung und das anhaltende Gefühl seiner Lippen auf ihren.
Mehrere Dutzend Augenpaare starrten Rey an. Doch es spiegelten sich unterschiedliche Emotionen darin. Manche betrachteten sie mit Verachtung und Ekel, andere lächelten sanft, erfüllt von der Liebe, die sie gesehen hatten. Die meisten von ihnen waren gezeichnet von Schock und Entsetzten. Leia sank wie ein Sack Zement in ihren Stuhl und bedeckte schluchzend ihr Gesicht mit ihren Händen.
Niemand wagte es, auch nur ein Wort zu sprechen. Finn sah Rey mit einer Mischung aus Entsetzten und Unverständnis, während Poe aussah, als würde er die Welt nicht mehr verstehen. Sie sah aber auch Hoffnung in seinen Augen.
Kaydel wandte sich einfühlsam an die Generalin, welche immer blasser wurde, realisierend, was Rey vor wenigen Stunden verhindert hatte.
„General, ist alles in Ordnung?" Eine plumpe Frage, auf die Leia in ihrem jetzigen Zustand nie reagieren hätte können. Die Prinzessin erhob sich zitternd von ihrem Stuhl.
„Wie blind sind wir gewesen, dass es so weit kommen konnte?"
„Jetzt hättest du nichts tun können. Vor zwanzig Jahren, Mutter, da warst du blind." Bens Stimme hallte im Raum. Keiner traute sich, etwas zu erwidern. Alle starrten ihn nur an. Ben stand direkt neben Rey, dort war er aus dem Nichts aufgetaucht.
Neue Tränen füllten die Augen der älteren Frau, als sie zu ihrem Sohn lief.
„Ben, mein Junge, mein Sohn. Es tut mir so unendlich leid. Wenn ich gewusst hätte..."
„Bitte spar dir das jetzt einfach. Ich könnte minutenlang erzählen, dass du die Möglichkeit hattest zu handeln und Vater auch, dass ich euch angefleht habe. Aber das tut jetzt nichts zur Sache. Snoke ist auf dem Weg, ich habe nicht viel Zeit. Was auch immer er vorhat, noch hat er mir nichts Schlimmeres angetan. Er hält mich auf seinem Transporter gefangen, wir starten im Moment."
Erst jetzt bemerkte auch Rey, dass Bens Hände hinter dem Rücken gefesselt waren. Seine Unterlippe war aufgeplatzt, seine linke Wange dick geschwollen war und das Jochbein ein ungesundes Blau annahm.
„Rey, seid bereit. Versucht nicht zu fliehen, ihr würdet nur Zeit verschwenden." Die Jedi nickte entschlossen.
Plötzlich flog Bens Kopf zur Seite, als hätte ihm jemand brutal ins Gesicht geschlagen.
„Sie versuchen mich aus der Meditation zu reißen. Beeilt euch!" Der nächste Hieb traf seinen Bauch und Ben krümmte sich.
Rey beugte sich blitzschnell vor und küsste Ben. „Halte durch" flüsterte sie als er verschwand.
In Reih und Glied versammelt, stand der Widerstand auf der freien Lichtung vor der Basis und blickte in den Himmel. Gerade noch rechtzeitig hatten sie es geschafft, sich zu formatieren. Keine Sekunde zu spät, denn schon erschienen die ersten Transporter.
Rey und Leia konnten durch die Macht Bens Schmerz und seine Angst spüren. Es würde alles gut werden. Zumindest redete Rey sich das ein, um nicht komplett verrückt zu werden.
Auf der anderen Seite der Lichtung, ca. 60m entfernt, landete die Erste Ordnung. Die Sturmtruppen nahmen ihre Posten ein. Dann öffnete sich die Luke von Snokes Transporter. Nachdem die Prätorianergarde, General Hux und General Pryde ausgestiegen waren, folgte auch Snoke... mit Ben.
Bens Hände waren wie zuvor bei der Machtverbindung hinter seinem Rücken gefesselt. Doch sein Gesicht war wie versteinert, geprägt vom Schmerz.
Rey wusste sofort, dass sie Ben geschlagen und gequält hatten, sonst würde er nicht so unterwürfig laufen. Leia starrte ihren Sohn über die Entfernung entsetzt an. Sie schien zu realisieren, was er in den letzten Jahren durchlebt hatte und welchen Preis er nun zahlte, um dem zu entkommen.
„So sieht man sich wieder", höhnte Snoke. „Eigentlich hatte ich mir erhofft, dass der Junge nicht genauso verlogen ist wie dieser Abschaum von seinem Vater, aber nun ja... Selbst meine Erziehung konnte diesen störrischen Bock hier nicht zähmen. Ich bin sicher, dass ihr mehr als erfreut seid, ihn zurückzubekommen, wo ihr in doch schon als Kind nicht zähmen konntet."
Ben zuckte bei jedem Wort zusammen. Er stellte ihn bloß, seine ganze Familie.
„Lass meinen Sohn aus dem Spiel, Bastard!" Leia brüllte Snoke diese Worte mit einer unbändigen Wut entgegen. „Du hast ihn lange genug gefoltert!"
„Das glaube ich nicht" zischte Snoke so leise, dass nur Ben ihn verstehen konnte. Aber anhand seines verängstigten Gesichtsausdruckes konnte jeder eins und eins zusammenzählen.
Noch bevor Ben irgendetwas hätte tun können, trat Hux ihm von hinten so heftig in die Kniekehlen, dass er nach vorne sackte. Ben wollte sich seitlich abfangen, da seine Hände nach wie vor hinter seinem Rücken gefesselt waren, doch Snoke schubste im richtigen Moment seinen Kopf nach vorne. Mit dem Gesicht voran schlug Ben auf den Erdboden auf. Er versuchte sich leicht zu drehen, damit er überhaupt Luft holen konnte. Etwas Warmes lief von seiner Nase über seine Lippen. Blut, sein Blut.
Reglos stand der Widerstand da und beobachtete das Schauspiel, welches sich ihnen bot. Niemand griff ein, Leia und Rey zu geschockt, um zu reagieren, der Rest zu gebannt von der Situation. Aber genau das war Teil von Bens Plan gewesen. Wenn der Widerstand sah, wie die Erste Ordnung ihn behandelte, nämlich wie einen Widerständler, dann würden sie ihm vielleicht ihr Vertrauen schenken.
Ben versuchte umständlich sich aufzurappeln, doch Snoke ließ seine Machtblitze ungehindert auf ihn los. Der junge Solo stürzte zurück auf den Boden und wand sich unter den Stromschlägen. Jeder vernahm seine Schreie, doch niemand konnte etwas dagegen unternehmen.
Rey hatte das Gefühl in Flammen zu stehen. Ben sperrte sie aus ihrer Verbindung aus, damit sie nichts von den Schmerzen spüren konnte, doch allein seine Qualen zu sehen und zu hören, reichte aus. Es schmerzte Rey tief in ihrer Seele, Ben leiden zu sehen. Stille Tränen rannen über ihre Wangen.
Als Ben nur noch gekrümmt auf dem Boden lag und ein leises Wimmern von sich gab, löste sich Leia aus ihrer Starre.
„Aufhören!" Snoke hielt tatsächlich inne. „Aufhören", schluchzte die Prinzessin und Mutter. „Lass ihn gehen, nehmt mich im Gegenzug, aber lasst meinen Sohn in Frieden."
Niemand erwartete, dass Snoke auf sie hören würde. Aber es sollten noch Wunder geschehen. Snoke stellte seine Blitze ein und befahl seinen Sturmtruppen etwas. Zwei von ihnen traten vor und zerrten Ben brutal auf die Beine. Einer schlug ihm kräftig in Gesicht, damit er nicht bewusstlos wurde. Dann nahmen sie ihm die Fesseln ab. Snoke zog Ben eng an sich und beugte sich an sein Ohr.
„Geh zu deiner Mami, Feigling. Hoffen wir für sie, dass du auch dort ankommst. Ein letzter Tipp deines Meisters, es ist dir erlaubt zu rennen."
Snoke stieß den völlig verwirrten Ben von sich auf die freie Lichtung.
Der Schmerz saß in jeder Faser seiner Muskeln und quälte ihn, aber Ben wusste, dass er nur überleben würde, wenn er sich bewegte. Man würde das Feuer auf ihn eröffnen und ihn jagen wie ein Tier. Bens Glieder protestierten gegen Schritt. Eine unbekannte Schwäche und Taubheit füllte sein Bewusstsein.
Als die ersten Schüsse fielen, rannte Ben um sein Leben. Er schlug Haken, um nicht allzu leicht getroffen zu werden. Seine Muskeln brannten höllisch. Es fühlte sich an, als würde man sie langsam auseinanderreißen und gleichzeitig in Flammen setzten.
Ben stürzte mit einem Aufschrei zu Boden, als einer der Blasterschüsse seine Wade streifte. Doch zum Wundenlecken blieb keine Zeit. Mit einem keuchenden Stöhnen rappelte er sich auf und rannte unter Beschuss weiter. Nur seine Macht schützte ihn vor seinem sicheren Tod. Bens Atem ging rasselnd, er wusste nicht, wie das überhaupt noch möglich war. Während er einen Schuss erfolgreich blockte, traf ihn ein anderer direkt in die Schulter.
Rey spürte Bens Angst. Er wollte nicht sterben, nicht so. Doch jeder konnte sehen, dass seine Kräfte ihn bald endgültig verlassen würden. Am liebsten hätte sie bereits dem ganzen Spuk ein Ende bereitet, doch das würde unweigerlich Bens Tod sein. So hatte er zumindest eine geringe Chance, es zu schaffen. Nur noch wenige Meter trennten sie.
Doch dann traf ihn ein Schuss direkt in die Seite nahezu ohne Schutz. Ben taumelte noch ein paar Meter nach vorne, das Gesicht schmerzverzerrt, dann ließ er sich fallen, um einem weiteren Schuss auszuweichen und blieb reglos liegen. Leia entfuhr ein unterdrückter Schrei.
Der Widerstand eröffnete nun seinerseits das Feuer auf die Erste Ordnung, Ben war bei ihnen.
Rey rannte sofort zu Ben, dicht gefolgt von Leia und kniete sich neben ihn. Von Nahem sah er noch schlechter aus, doch er atmete. Leia wischte ihrem Sohn den Dreck aus dem Gesicht, vergrub ihre Finger in seinen Haaren und zog ihn fest an sich.
„Mutter?" Bens Stimme war so leise, dass man ihn durch das Kampfgebrüll im Hintergrund kaum hörte. Rey fiel ein weiterer Stein vom Herzen. Ben lebte und er würde nicht sterben.
Als Ben erwachte, brauchte er einen Moment, um sich zu orientieren. Jemand hielt seine Hand, sein Körper fühlte sich wie in Watte gehüllt und seine Augen blickten in einen fremden Raum, der eher einem heruntergekommenen Bunker glich. Jetzt wurde ihm alles klar. Stöhnend schloss er die Augen wieder. Die Person, die seine Hand hielt, musste seine Mutter. Zu viele Falten für Rey, sonst würde niemand an seinem Bett sitzen bleiben.
„Ben?" Es war Ewigkeiten her, dass er sie hatte reden hören. Zuletzt war ein Jugendlicher gewesen, rebellisch, frech und doch einsam, introvertiert und zurückgezogen.
„Wo ist Rey?" Gerade wollte Ben nur sie in seiner Nähe wissen.
„Sie ist draußen und kämpft."
Ruckartig setzte sich Ben auf. Ein stechender Schmerz zuckte durch seinen Kopf und Schwindel erfasste ihn, aber er blieb sitzen.
„Ich muss zu ihr", rief er. Leia versuchte ihren Sohn zurück in die Laken zu drücken, doch das gelang ihr nicht.
„Warum?! Du wirst da draußen sterben in deinem jetzigen Zustand!" Ben ließ sich von den Worten seiner Mutter nicht beirren. Die Verbände saßen fest, das Schmerzmittel in Mischung mit dem aufsteigenden Adrenalin in seinen Adern tat den Rest.
„Ich habe schon in weitaus schlimmeren Zuständen gekämpft", zischte er zurück. Ben war vieles, aber als ein Schwächling wollte er nicht dastehen. Alle anderen kämpften, hier zu bleiben und seine Wunden zu lecken... Dann wäre Ben Solo ein Feigling.
„Snoke wird diesen verdammten Planeten nicht verlassen, höchstens seine widerlichen Überreste. Falls es überhaupt noch welche gibt, wenn ich mit ihm fertig bin!"
Leia nickte verständnisvoll. Sie hatte es kommen sehen.
„Ben, mein Sohn." Leia fasste ihren Sohn an der Hand und legte ein Paket hinein. „Trage das und bleibe am Leben."
„Ich werde Vater rächen", erwiderte Ben. Damit war alles gesagt. Er würde sterben, um die Erste Ordnung zu vernichten. Aber Leia wusste, dass Ben versuchen würde zu leben, um endlich bei Rey sein zu können.
Leia deutete kurz auf das Päckchen in seinen Händen. „Ich wollte sie dir zu deiner Abschlussprüfung im Tempel schenken, aber..." Sie brach den Satz zittrig ab. „Dazu ist es nie gekommen."
Unbeholfen nahm Ben seine Mutter in den Arm und spendete mit seiner Anwesenheit Trost.
Während Ben sich umzog, staunte er über das Geschenk seiner Mutter. Sie hatte es ihm damals geben wollen. Er lächelte etwas. Sie hatte die Rüstung etwas größer schneiden lassen, als er damals war. Wahrscheinlich ahnte sie, dass er noch ein bisschen wachsen würde. Jetzt passte alles perfekt.
Leia hatte sogar seine Farben berücksichtigt. Seine Jedi-Rüstung war in Schwarz, Weiß und etwas Grau gehalten und die Polster schmiegten sich eng, aber gut beweglich an seinen Körper. Ben ließ all seine Verbände an, sonst würde er da draußen keine zwei Meter weit kommen. Dann schlüpfte er in seine alten Schuhe und ging zurück ins Hauptzimmer zu seiner Mutter.
Leia wartete dort mit einem plötzlich sehr traurigen Gesichtsausdruck.
„Sie haben den vorderen Teil des Bunkers zerstört, Ben. Wir sind eingeschlossen." Ben sah seiner Mutter an, wie sehr es sie schmerzte, nicht mit ihren Leuten kämpfen zu können.
„Ich sehe da kein Problem", erwiderte er schief grinsend. „Wir haben die Macht. Und Steine anheben... Das konnte ich bereits als kleines Kind."
Die Erde erzitterte als der riesige Trümmerhaufen über dem Bunker plötzlich in die Luft gerissen wurde. Leia blickte ihrem Sohn mit Stolz in die Augen. Dann griff sie an ihre Hüfte und nahm ein Lichtschwert von ihrem Gürtel.
"Einst fertigte ich es während meiner Ausbildung. Einen Tag vor meinem Abschluss hatte ich eine Vision. Ich sah deinen Tod und beendete meine Ausbildung aus Angst, dass sie dir schaden würde. Jetzt weiß ich, dass ich dir nur hätte helfen können. Nimm mein Lichtschwert, trete Snoke in seinen verdammten Hintern und richte ihm Grüße von der Prinzessin aus." Sie legte ihre Hand auf seine Brust. "Ich bin froh, dass du mein Sohn bist, Ben."
Nickend nahm Ben das Lichtschwert an und setzte sich in Bewegung. Doch Leia hielt ihn noch kurz fest. Sie umfasste sein rechtes Handgelenk und strich über den Verband.
"Versprich mir, dass du das nie wieder tust!"
Rey kämpfte erbittert an der Seite ihrer Freunde. Doch schmerzte es sie, dass sie nicht bei Ben sein konnte. Sie hoffte, dass er so schnell wie möglich kampfbereit war, denn sonst würde diese Schlacht übel für sie enden. Als dann einer der Tie-Jäger den oberen Teil des Bunkers zerstörte, betete sie, dass Leia und Ben noch lebten.
Gerade wurde sie von extrem hartnäckigen Sturmtruppen belagert und eingekreist. Doch dann geschah das nahezu Unmögliche. Rey hörte ein Lichtschwert zünden.
Ben Solo pflügte sich durch die Reihen, als hätte Snoke nicht einen Handschlag gegen ihn unternommen. Das Einzige, was dagegen sprach, war die Tatsache, dass sein Gesicht übersäht war mit Blutergüssen, Schrammen und Pflastern.
Schnell hatten sie gemeinsam die Sturmtruppen um sie herum erledigt. Rey musste aufpassen, dass sie sich auch auf die Schlacht konzentrierte und nicht nur auf Ben. Doch leider musste sie feststellen, dass er in dieser Jedi-Rüstung, die sich perfekt an seinen druchtrainierten Körper anschmiegte, verdammt heiß aussah. Die Art wie seine weichen, schwarzen Locken durch die Luft peitschten, ließ sie noch weiter schwärmen.
Dann teilte sich plötzlich die Masse an Sturmtruppen und bildete einen Durchgang. Snoke erschien am anderen Ende ganz anders gekleidet als Ben es sonst gewöhnt. Den komischen goldenen Bademantel hatte er gegen eine schwarze Tunika getauscht und an seiner Hüfte baumelte ein Lichtschwert.
"Eins muss man dir schon lassen, Solo. Es ist schwer dich loszuwerden."
"Ich fühle mich geehrt", erwiderte Ben seelenruhig.
"Dein scheußlicher Sinn für Humor wird dein sinnloses Leben nicht retten."
"Das stimmt, aber er erlaubt mir ein paar lustige letzte Minuten."
Leia schüttelte einige Meter hinter ihm den Kopf. Er war wirklich ein Solo, wenn er in solch brenzligen Momenten noch Witze reißen konnte.
Snoke zündete seine Klinge. Sie war blutrot und bog sich leicht. Ben schob Rey von sich weg und ließ sein Lichtschwert locker kreisen. Ein ernstes aber doch verschmitztes Grinsen schlich sich auf das Gesicht des jungen Solo. Ben wusste, dass dieser Kampf über sein Leben entscheiden würde, dass die folgenden Minuten die schwersten seines Lebens werden würden. Aber er wusste auch, dass Snoke ihn unterschätzte und dass würde dieser gleich bitter bereuen.
Beide Schwerter krachten aufeinander. Ben zitterte unter Snokes unglaublicher Kraft. In diesem Kampf war er von der Körpergröße her tatsächlich unterlegen, aber er war deutlich jünger und wendiger als sein alter Meister. Blitzschnell drehte sich Ben weg und griff an. Es schien, als würde Snoke jeden seiner Schritte vorhersehen.
Bein nächsten Angriff von Snokes Seite drehte sich Ben mit der schmalen Seite zur Klinge, sodass Snoke ins Nichts stach. Dabei wechselte er selbst das Lichtschwert seiner Mutter von der rechten in die linke Hand und versuchte ihn zumindest zu verletzen.
Doch Snoke packte im letzten Moment Bens Handgelenk, zum Glück das gesunde sonst wäre Ben vor Schmerz wahrscheinlich in Ohmacht gefallen. Der alte Mann fühlte sich so sicher, dass er Ben jetzt von hinten zerteilen konnte, dass er nicht einmal mit einem Gegnangriff rechnete.
Kurz bevor das Lichtschwert Ben berühren konnte, flammte eine blaue Klinge dazwischen.
Rey hatte gar nicht wirklich bemerkt, dass er ihr das Lichtschwert mit der Macht aus der Hand gerissen hatte, so schnell verlief der Kampf.
Dann riss Ben aus seiner misslichen Situation und der fehlenden Kraft heraus sein linkes Bein seitlich nach oben und trat Snoke zwischen die Beine. Dieser jaulte erschrocken auf und ließ Ben auf der Stelle los.
Doch dieser Triumph hielt leider nicht lange an. Snoke schien jetzt erst richtig wütend zu werden und drosch unermüdlich auf Ben ein. Zu seiner Verteidigung musste man sagen, dass er sich mit einer so schweren Kampfart erstaunlich gut hielt. Die beiden blauen Skywalkerklingen sausten durch die Luft. Es wirkte nicht so, als ob Ben Probleme hätte, sich so zu verteidigen.
Snoke stieß Ben mit der Macht mehrer Meter zurück und er stürtze.
"Du wirst es niemals verdienen, diese Klingen zu führen. Du bist kein Jedi!" höhnte der dunkle Machtnutzer.
Ben rappelte sich auf.
"Es ist mein Geburtsrecht, diese Klingen bei mir zu tragen. Ich bin der letzte Skywalker und der letzte Jedi!"
Rey nickte. Endlich hatte er verstanden wer er wirklich war. Ben war eine Waffe. Ja, aber jetzt war er endlich seine eigene! Sie selbst war noch lange kein Jedi, da hatte er mehr als Recht.
"Wie schade. Wenn ich dich jetzt töten werde, dann töte ich den letzten Jedi und den letzten Skywalker. Du hättest niemals im Schatten leben können", frohlockte Snoke.
"Erstaunlich", grinste Ben. "Jedes Wort in diesem Satz war falsch. Ich werde nicht der letzte Jedi sein und ein wahrer Skywalker beweist sich über seinen Charakter, nicht durch sein Blut." Ben schüttelte den Kopf.
"Ich hätte dich für schlauer als Ren gehalten. Vor vielen Jahren sagte er den selben Satz zu mir. Das Ergebnis war sein Tod."
"Was willst du, Junge?" Das erste Mal schien Snoke wirklich verwirrt zu sein.
"Ich werde nie im Schatten leben..." Ben zündete beide Schwerter, sprintete auf Snoke zu und sprang ab.
"Ich bin der Schatten!"
Nur mit Mühe und Not hielt Snoke den Schlag ab, aber erzitterte deutlich.
Leia sah Rey an und ergriff ihre Hand. Sie beide hatten höllische Angst um Ben. Es war nur eine Frage der Zeit, die darüber entscheiden würde, wer siegte. Snoke war alt, aber auch nicht wirklich ntürlich erschaffen. Ben war schwer verletzt. Wie er überhaupt noch so kämpfen konnte war ihnen ein Rätsel. Natürlich waren sie unheimlich stolz auf ihn.
Auch war es so kurios, dass die restliche Schlacht komplett eingestellt worden war. Sturmtruppen und Widerstandskämpfer standen Seite an Seite und beobachteten Kampf. Viele von ihnen hatten sogar die Waffen niedergelegt.
Doch wenn man die Machtnutzer genau beobachtete, dann musste man feststellen, dass Ben zu sehr geschwächt war.
Snoke schleuderte ihn abermals zu Boden, diese Mal so hart, dass Ben keuchend liegen blieb. Seine Lichtschwerter mehrere Meter von ihm entfernt. Das würde sein Ende sein.
Der oberste Anführer lachte. Er versuchte Ben damit zu demütigen. Doch dieser konzentrierte sich auf etwas ganz Anderes.
Er hatte das Lichtschwert von Kylo Ren von seiner Hüfte genommen und öffnete mit der Macht den Kyberkristallschacht und nahm den roten, gebrochenen Stein heraus.
Dann stand er zu Snokes großer Überraschung auf und spuckte das angesammelte Blut aus seinem Mund auf den Boden.
"Du dummer Junge. Kein großer Mann dieser Galaxis wird mich jemals töten können! Und ein unbewaffneter schon gleich gar nicht."
Ben nickte zustimmend.
"Damit liegst du vollkommen richtig. Ein starker Mann würde sich dir niemals stellen, weil seine Angst viel zu groß wäre. Aber du vergisst wieder den wichtigsten Punkt. Ich bin kein starker Mann. Ich bin gefallen, gebrochen! Dafür hast du selbst gesorgt. Ich habe nichts mehr zu verlieren und du alles."
Snoke überspielte seinen Schock über diese Aussage mit schallendem Gelächter, dem der Führungsstab der Ersten Ordnung zustimmte. Doch Ben fasste dieses Lachen als einen Sieg auf, er hatte ihn verunsichern können.
"Und dennoch wirst du auf die schmerzvollste Art und Weise sterben", höhnte der alte Mann.
"Das werden wir ja sehen", zischte Ben leise zu sich selbst.
Snoke ließ die volle Stärke seiner Machtblitze auf Ben los. Leia und Rey schrien erschrocken auf, als er durch die Wucht der Blitze in die Luft gerissen wurde. Doch Ben machte das nichts aus, er ließ sich von der Macht leiten.
Der Kyberkristall in seiner Hand glühte, aber er tat genau das, was sich Ben erhofft hatte. Er bündelte seine rohe Kraft wie die Klinge eines Lichtschwertes. So konnte er endlich seine wahre Macht entfesseln, über die er sonst nie bestimmen konnte, da er keinerlei Kontrolle hatte.
Snoke schien davon allerdings nicht viel zu merken, nur Rey und seine Mutter verstanden, als sie das Lächeln auf seinem Gesicht erblickten. Ben spürte, dass seine Wunden zu heilen begannen. Jetzt konnte er Snoke fertigmachen!
Ben begann über den Kyberkristall, Snoke seine Machtenergie zu entziehen. Gleichzeitig spürte er, wie sein Kristall heilte. Doch er wurde nach und nach immer schwächer.
Dann hörte eine leise Stimme in seinem Kopf, die er das letzte Mal vor unzähligen Jahren hörte, als dieser Kristall ihn zu sich rief.
Ben Solo, meine Zeit ist gesegnet. Wenn meine Kraft vollständig erlischt, bist du bereit den letzten Schlag gegen Snoke zu setzten. Ich gebe meine Macht für dich. Du wirst einen neuen Kristall für dein Lichtschwert brauchen, ich werde nur noch ein gewöhnlicher Kristall sein. Es ist soweit. Ich habe die eiegntliche Kraft der Blitze für dich abgefangen, sie hätten dich getötet. Es war meine Entscheidung, den letzten Schritt musst du alleine gehen...
Die Stimme in seinem Kopf erstarb, doch Ben fühlte sich stärker als je zuvor. Er spürte Reys Zustimmung über ihr Band. Sie stand hinter ihm. Der Kyberkristall fiel zu Boden, farblos, ohne jegliche Macht.
Ben funkelte Snoke gefährlich an. Dieser atmete schwer, am Ende seiner Kraft.
"Du bist erledigt", brüllte Ben. Blutrote Blitze zuckten in seinen Handflächen auf.
Nur ein einziges Mal hatte er diese in seinem Leben hervorrufen können, der Tag, an dem er seinen Kristall brach.
Ohne Schutz trafen Bens Machtblitze Snoke. Doch er gab ihm nur eine kurze Kostprobe dessen, was er selbst Jahre lang durchleiden lassen musste. Er war kein Monster.
Ein letztes Mal raffte sich Snoke vom Boden auf, um Ben anzugreifen. Doch dieser war stärker, schneller.
Die blauen Klingen der Skywalker surrten durch die Luft.
Snoke hatte keine Chance! Er hatte den größten Fehler begangen, indem er Ben unterschätzt hatte.
Lilafarbene Funken sprühten jedes Mal, wenn die Lichtschwerter aufeinanderprallten. Immer wieder zuckten rote Blitze über Bens Unterarme und Hände. Er schien vor lauter Kraft zu glühen, auch wenn er nicht wirklich leuchtete.
Mit einer geschickten Drehung rammte Ben seinem Widersacher das Lichtschwert von Anakin Skywalker in den Bauch. Snoke keuchte entsetzt auf. Sein letzter Atemzug, da Ben ihm mit dem Lichtschwert seiner Mutter den Kopf abtrennte.
Snoke war tot!
Als Ben dem Generalsstab der Ersten Ordnung den Kopf ihrers Anführers zuwarf, legten fast alle Sturmtruppen die Waffen nieder. Sie sahen FN-2187 am Rande der Widerständler stehen, glücklich und ohne Helm. Hux und Pryde starrten entsetzt auf das Schlachtfeld vor sich und erkannten schnell, dass dies auch ihr Ende sein würde.
Ohne auch nur ein Wort zu sagen, drehten sich die ehemaligen Sturmtruppen um, nahmen ihre Waffen auf und eröffneten das Feuer auf die Generäle.
Ben stand am Rand und sah sich um. All das war so unwirklich. Er stand auf Seiten des Widerstandes und tötete Snoke aus nahezu eigener Kraft. Sein Adrenalinspiegel fiel langsam ab und Erschöpfung kroch in seine Glieder. Aber das reichte noch lange nicht, um ihn davon abzuhalten, zu Rey zu gehen. Doch bevor er dieses Vorhaben in Tat umsetzte, kniete er sich auf den Boden und hob seinen alten Kyberkristall auf. Er war endgültig in zwei Teile zerbrochen, sah aber rein und freidlich aus. Ben wusste, dass er aus den Bruchstücken Kettenanhänger fertigen wird. Einen davon würde er tragen, den anderen würde er Rey mitsamt seinem Herz und seiner Seele übergeben.
Als er auftstand, sah er bereits Rey auf sich zurennen. Glücklich schloss er sie in seine Arme und wirbelte seine Geliebte im Kreis.
Dann küsste er sie vor allen.
Rey erwiderte seinen stürmischen Kuss überrascht. Dennoch legte sie alle Gefühle für ihn und den Moment hinein. Sie war war überglücklich, dass Ben lebte. Er war jetzt bei ihr und sie würden für immer zusammenbleiben. Ben war ein Held für sie. Rey wusste, dass sie Ben über alles liebte und deshalb war es ihr total egal, dass jeder ihnen beim Küssen zusah.
Ben drückte Rey noch fester an sich, überrascht über die Wildheit, mit der sie seinen fragenden Kuss erwiderte. Doch das sollte ihm nur recht sein. Es war dem jungen Solo egal, dass seine Mutter ihm beim Knutschen zusah. Für ihn zählte nur seine Rey. Diese krallte sich derweil in seine verschwitzten langen Locken und zog in daran noch näher an sich. Dies vertiefte ihren Kuss nochmals.
Dieser Moment der Glückseligkeit gehörten ihnen, die Meinung der Anderen interessierte nicht. Als Ben seine Zunge leicht über ihre Unterlippe strich und um Einlass bat, wusste Rey, dass ihr die besten Jahre ihres Lebens bevorstanden. Allein schon für seine Künste beim Küssen würde sich ein Leben mit ihm lohnen. Da dachte sie noch gar nicht an seinen Charakter, die vielen Dinge in der Macht, die sie noch gemeinsam entdecken würden. Vielleicht würde sie eines Tages auch Kinder mit Ben bekommen...
Bei diesem Gedanken lächelte sie glücklich in ihren Kuss hinein.
Ja, ein paar Miniatur-Bens würden garantiert niedlich sein...
Finn und Poe standen etwas abseits vom Geschehen. Sie beobachteten - überfordert von der Situation - die Lichtung, die noch vor wenigen Minuten ein brutales Schlachtfeld gewesen war. Leia stand vor Freude weinend in der Nähe von Rey und Ben, die sich leidenschaftlich küssten. Das war tatsächlich ein Ablick, an den sie sich nicht so richtig gewöhnen wollten.
Poe stupste Finn in die Seite. "Wenn ich gewusste hätte, dass sie auf lange auf lange Haare steht...", murmelte Poe leicht enttäuscht.
Finn lachte schallend.
"Ich glaube nicht, dass das geholfen hätte. Da hättest du schon noch ordentlich wachsen müssen. An ihn werden wir niemals rankommen. Er ist jetzt der große Held, auch wenn ich das nie erwartet hätte." Finn grinste seinen besten Freund schief an.
Sie beide würden sich erst mit der Situation arrangieren müssen, aber Rey zuliebe würden sie fast alles tun.
Gemeinsam machten sie sich auf den Weg zu den Anderen.
Ben und Rey hatten endlich aufgehört rumzuknutschen. Jetzt standen sie lächelnd beieinander und Ben umarmte seine Mutter. Diese nahm ihm dann den Verband von seinem Handgelenk ab. Dort prangte nach der plötzlichen Machtheilung durch seinen alten Kyberkristall eine dicke Narbe. Doch diese war eine Erinnerung auf ewig. Sie zeigte das Leid des Krieges, aber auch den Beginn des Sieges der Hoffnung. Die Narbe stand für die Auferstehung und den Neuanfang von Ben Solo, einem gefallenem Jungen, der sein Schicksal dennoch mit Mut und Stärke erfüllt hatte.
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Ich hoffe sehr, dass euch dieser Oneshot gefallen hat. Es sind ca. 6400 Wörter, an denen ich seit Mitte Dezember geschrieben habe. Es war mal eine ganz andere Idee.
Zusätzlich möchte ich noch ein paar Kleinigkeiten erklären: Die Sache mit dem Kyberkristall ist eine Art Theorie von mir, die mir nach dem Lesen vom "Reich der Sieben Höfe" gekommen ist. Dort gibt es grob ähnliche Sachen. Und Bens Spruch "Ich bin der Schatten!" habe ich aus den Comics von The Rise of Kylo Ren. Sie haben mich sehr inspiriert...
Möge die Macht mit euch sein
Feuerherz05
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